Auf meinem Weg

      Auf meinem Weg

      Da saß ich nun neben dir im Auto, genauso gekleidet wie du es gewünscht hattest – knapper, roter Feincordrock, enge schwarze Bluse, die an und für sich als 'anständig' hätte durchgehen können wäre sie nicht bis weit unter den Brustansatz aufgeknöpft gewesen, dazu schwarze Halterlose sowie meine 'Nuttenstiefel', bei denen der Absatz so hoch war dass ich gerade noch ein paar Meter darin laufen konnte.

      Du schautest mich lächelnd an, es war dieses schmutzige, anzügliche Lächeln welches mich vor Erregung schaudern ließ.

      'Deine Hände!', befahlst du mir, immer noch lächelnd. Kaum hatte ich dir meine Hände entgegengestreckt klickten auch schon die Handschellen. Es waren Polizeihandschellen, die du von Berufs wegen bei dir trugst, und ich genoss das Gefühl des kalten Stahls auf meiner Haut. Wieder durchfuhr mich dieser wohlige Schauder, jedes einzelne Härchen an meinen Armen schien sich aufzustellen.

      Du fuhrst los, durch die durch Straßenlaternen erhellte Ortschaft. Deine rechte Hand ruhte auf meinem Oberschenkel als du die Strecke in Richtung Autobahn nahmst. Dann und
      wann kniffst du mir heftig in die Schenkel oder die Brustwarze, aber ich wagte es nicht, auch nur ein Geräusch zu machen. Ohne ein Wort fuhren wir durch die Nacht und ich meinte, vor Erregung kurz vor dem Platzen zu stehen.

      Es war unser zweites Date, und ich hatte nur ansatzweise eine Ahnung, auf wen oder was ich mich da eingelassen hatte. Auch wenn ich deutlich älter war als du so strahltest du doch eine Autorität aus, die ganz natürlich schien und die kaum Jemand in Frage stellen würde. Du hattest mich in Uniform abgeholt, natürlich in deinem Privatwagen. Dein Beruf ließ mich schon ein wenig Sicherheit verspüren, trotzdem war ich völlig ahnungslos was du mit mir anstellen würdest, und das Herz schlug mir bis zum Hals.

      Wir redeten kaum, und das war auch gut so denn in meinem Kopf herrschte ein regelrechtes Chaos, und meine Hormone schienen verrückt zu spielen. Wir verließen die Autobahn an einer Raststätte. Neben dem hell erleuchteten Ladenraum einer Tankstelle stelltest du den Wagen ab und drehtest dich zu mir.

      'Geh mir Zigaretten holen!' Du schobst mir einen Geldschein in die gefesselten Hände. Ich schaute verständnislos auf meine Hände... die Handschellen...!

      'Oh nein Kleines, die Dinger bleiben dran!' Wieder lächeltest du dieses dreckige Lächeln, ich konnte so viel Genugtuung, aber auch Geilheit darin lesen.

      Ich wusste dass an dieser Stelle Wiederworte zwecklos gewesen wären. Du halfst mir beim Abgurten und öffnetest mir die Tür.

      'Geh!'

      Ich stieg umständlich aus dem Wagen und stolperte Richtung Verkaufsraum. Mir war sehr bewusst wie ich auf Unbeteiligte wirken würde in meinem aufreizenden Outfit, und die
      Handschellen versetzten mich zutiefst in Unsicherheit. Um diese Uhrzeit waren glücklicherweise nicht mehr viele Leute in der Tankstelle. Ich schaute stur geradeaus und ging geradewegs zum Verkaufstresen, hinter dem ein unscheinbar aussehender Mann von vielleicht Mitte Fünfzig auf Kundschaft wartete. Mein Herz pumpte Blut in einer unglaublichen Geschwindigkeit, und mein Gesicht fühlte sich glühend heiß an.

      Irgendwie schaffte ich es, nicht zu stolpern. Ich stammelte einen Gruß und bat um die Zigaretten, während ich den Geldschein vor mich auf den Tresen legte. Der Mann ließ sich nichts anmerken, er schien die Handschellen gar nicht zu bemerken. Er gab mir die Schachtel Marlboro, holte das Wechselgeld aus der Kasse und drückte es in meine gefesselten Hände. Natürlich musste er die Handschellen dabei gesehen haben! Ich bedankte mich und stakste zurück Richtung Ausgang, dabei versuchte ich die Tatsache zu verdrängen dass ein paar Kunden im Laden mir offenbar fassungslos hinterherschauten.

      Draußen hielt ich kurz inne um tief einzuatmen. Ich schaute zu deinem Auto rüber, sah dein süffisantes Lächeln, die Zufriedenheit und ein wenig Selbstgefälligkeit darin.

      'Bravo, mein Kleines! Das hast du gut gemacht!'

      Das Gedankenkarussell drehte sich schneller und schneller, während ich wieder in deinen Wagen stieg. Wenn dies erst der Anfang war, wo würde es mich noch hinführen?
      Es war schon immer eine Eigenart des Menschengeschlechts, zwei Garnituren Moral auf Lager zu halten –
      die verborgene, wahre und die öffentlich vertretene, künstliche.
      (Mark Twain)