(K)ein Tag wie jeder andere...

      (K)ein Tag wie jeder andere...

      6:30h: „einen wunderschönen guten Morgen...“ Noch bevor der Radiomann den Satz beenden kann, ist Yvi wach. Sofort stellt sie den Wecker aus, denn schon jetzt weiss sie, dass heute kein Tag wie jeder andere ist. Denn wie immer an einem Montag würde sie von ihrem Kollegen genervt, wie toll doch sein Wochenende war. Natürlich fragte er nie, ob das jemand hören will.

      Noch müde und trotzdem gewissenhaft steht sie auf, und wie immer ist ihr erster Gedanke in der Küche, um einen Kaffee zu machen.

      „Hey Lila, mein Dickerchen, hast du schon hunger“, begrüßt sie ihren Kater, der ihr irgendwann mal zugelaufen ist, als er gerade mal eine handvoll Fell war. Den Namen Lila hat sie ihm gegeben, weil sie sich irgendwann vorgenommen hat, wenn ich mir ein Tier mit Fell zulege, wird es Lila heißen. Denn die Farbe gefiel ihr und auch der Film hatte sein Übriges dazu getan.

      Wie jeden Morgen wird Lila auch an diesem durchgeknuddelt, und wie jeden Morgen schafft er es nicht, vorher die Flucht zu ergreifen.

      Obwohl der Kater zwischen ihren Beinen läuft und schnurrt, behält Yvi ihren Rhythmus und macht erst die Kaffeemaschine fertig. „Na großes Kino, das reicht gerade mal für eine Tasse mit etwas Farbe, zum Glück gibt’s auf dem Weg ins Büro genug Kiosks, für nen Kaffee zum Mitnehmen“, schießt es ihr durch den Kopf.

      Am Napf ein zufriedener Lila, und Zeit für Yvi ins Bad zu gehen. Sie genießt es, morgens in aller Ruhe duschen zu können, ohne dass ihr jemand sagt: 'beeil dich, ich muss auch ins Bad'. Zugegeben, ganz so stimmt das nicht, denn so lange ist die Trennung von Saskia noch nicht her. Und immer wieder wird sie daran erinnert, mal in dem sie zwischen Dosen und Gläsern eine Packung Zigaretten findet – Saskia hat sich mindestens 5x die Woche vorgenommen, mit der Raucherei aufzuhören, aber immer vorsichtshalber noch irgendwo eine Packung versteckt -, ein anderes Mal, weil Lila ihr irgend ein Spielzeug vor die Füße wirft, was er von ihr bekommen hat.

      Frisch geduscht, stellt sie sich wie meistens die Frage, was sie heute anzieht. Sie entscheidet sich schnell für ihr schwarzes Top, weil sie da ihr weißes Hemd gut zu anziehen kann. Und eben weil Montag ist, muss die Jeans mit den Rissen her halten. Yvi weiss, dass sie damit ihrem Kollegen wieder Anlass gibt, den Kopf zu schütteln, aber wen
      interessiert´s?

      „Lila, es geht doch noch nichts über einen Kaffee, der nach nichts schmeckt. Bäh...“ Lila, der es sich auf dem Sofa bequem gemacht hat, schaut sie nur kurz an und schließt wieder die Augen. Als ob ihn das interessieren würde...

      Yvi schnappt sich ihren Rucksack, nimmt noch schnell einen Apfel in die Hand und bevor sie die Wohnung verlässt, wird Lila noch kurz gestreichelt. „Bis heute Abend, Dickerchen.“

      Während sie die Treppen aus dem dritten Stock geht, kaut sie an ihrem Apfel, der genauso wenig Geschmack hat, wie ihr Kaffee. Na das kann ja ein toller Tag werden, denkt sie.

      Das Büro in dem Yvi als Werbegrafikerin arbeitet, kann sie gut zu Fuß erreichen, und praktischer Weise hat ihr Lieblingsbistro schon geöffnet. „Moin, einen Kaffee, ohne was zum Mitnehmen, bitte.“ Mit dem Kaffee bewaffnet betritt sie das Bürogebäude, und flüchtet geradezu in ihr Büro, denn schon von weitem sieht sie ihren Kollegen, der wie
      immer einen Anzug trägt, der stylisch zu Schuhen, Frisur und Hemd passt.

      Yvi stellt ihren Kaffee ab und wie mechanisch fährt sie den Computer hoch.

      Ihre Tür geht auf: „Guten Morgen, meine liebste Kollegin. Naaa, wie war dein Wochenende? Also ich war ja weg, und natürlich...“ - „Halt die Klappe, wer außer dir will wissen, wie dein WE war?“

      „Was sind wir wieder gereizt...versuch wenigstens ab 11 Uhr ein wenig nett zu sein, denn dann stellt sich jemand vor.“ faucht es ihr entgegen. Sein Glück, dass er dabei schon die Klinke der Tür in der Hand hat.

      Die Bewerberin hatte sie total vergessen! Irgendwo auf dem Schreibtisch müssen die Unterlagen liegen, aber wo? Yvi kramt, bis sie eine Mappe entdeckt, die optisch durch Farbkleckse auffällt. Angespannt, aber auch ehrlich interessiert fängt sie an, die Mappe anzuschauen.

      „Aha, sie würde so gerne für uns arbeiten... Warte ab, wenn du so eine Zicke bist, wie die letzte Bewerberin, dann wirst du das nie wieder schreiben...bei der Konkurrenz gearbeitet?! Boah, was is das denn für eine?...Wie die schon aussieht!... Die passt ja bestens zum Schmieri (so nennt Yvi ihren Kollegen), Kostüm, Haare hochgesteckt...“ Yvi beendet ihre Gedanken, weil sie sich sicher ist, das Gespräch wird höchstens 10 Minuten dauern und mit dem Satz ihrerseits ändern: „Vielen Dank, wir melden uns.“

      Während sie anfängt, ihre Mails zu lesen, sie zu sortieren, telefoniert sie mit einem neuen Kunden, den sie trotz seiner arroganten Art sehr schätzt. Im Gespräch vertieft, überhört sie, dass Jemand an ihre Türe klopft. „Sorry, ich dachte, ich komm einfach rein, ich habe einen Termin um 11h...“

      Yvi schaut kurz hoch: „Ja, ähm, setzen Sie sich, ich bin gleich fertig.“ Ganz so unhöflich will sie dann doch nicht sein und beendet das Telefonat mit den Worten: „Ich schicke Ihnen morgen die ersten Entwürfe.“

      „So, zu Ihnen. Kaffee oder Wasser?“ Während sie die Frage stellt, ist sie ein wenig verwirrt. 'Das ist niemals die Frau, die sich hier vorstellen will!'... die sieht völlig anders aus! Um sich aber keine Blöße zu geben, wartet sie die Antwort nach dem Getränk erst gar nicht an und blättert in der Bewerbungsmappe. Nicht, weil es sie interessieren würde, was da steht, sie sucht das Bild, um sicher zu gehen, dass sie tatsächlich mit der Bewerberin spricht.

      „Auf dem Foto sehen Sie ganz anders aus“, platzt es aus Yvi raus. „Ja, ich habe mal gelernt, dass man sich auf Bildern solide geben soll. Stört es Sie, dass ich die Haare lieber offen trage? Oder sind es meine Klamotten? Wissen Sie, ich bin eher sportlich und das zeige ich auch in dem, was ich trage. Und ich finde, mit Shirt, Jeans und meinen Chucks kommt das auch gut raus.“

      „Nein, nein, ist schon in Ordnung. Aber wir sollten uns darauf einigen, dass ich die Fragen stelle.“

      Die Beiden kommen ins Gespräch und Franziska, entpuppt sich als witzig, frech und zugleich charmant. Yvi erklärt ihr den Ablauf im Büro, die täglichen Arbeiten und beide bemerken nicht, dass sie nun schon fast 2 Stunden reden.

      „Ja, das was ich bisher von Ihnen gehört habe, klingt spannend. Wenn Sie möchten, zeige ich Ihnen gerne die anderen Räume. Aber erst gehen wir kurz raus in die Kantine, denn ich habe hunger. Man kann hier übrigens auch auf der Dachterrasse sitzen.“, erklärt Yvi. „Wenn Sie weiter so gute Ideen haben, bereue ich meine Bewerbung nicht“, strahlt Franziska sie an.

      Die Beiden fahren mit dem Aufzug hoch in die Kantine, beide sind sehr still. „Wow, was für eine Ausstrahlung, schießt es Yvi durch den Kopf! Die hat Augen, in die ich nicht lange gucken kann, ohne dass mir andere Sachen einfallen, die ich gern mit ihr machen würde. Und der Hintern, dem würde ich gern vor Schmieri nen Klaps geben.“ Erschrocken über ihre eigenen Gedanken ist Yvi froh, dass sie endlich aus dem Aufzug steigen können, denn ihr ist ganz schön warm geworden.

      Beide nehmen sich einen Salat und gehen dann gemeinsam auf die Terrasse. „Sie wirken sehr konzentriert, ist irgend etwas?, wird Yvi erneut aus ihren Gedanken gerissen. Sie blickt kurz hoch und schüttelt den Kopf, während sie denkt...“klar ist was...wenn du wüsstest...aber garantiert bist du eine von denen, die es genießen, dass Schmieri sie angräbt und ihnen die langweiligsten Geschichten aus seinem Leben erzählt...“

      Nach dem Beide die Pause fast still schweigend miteinander verbracht haben, fahren sie wieder runter in Yvis Büro.

      Sofort geht Yvi in die kleine Kaffeeküche, die sich in ihrem Büro befindet, und wo sie für sich und Kunden Getränke bereit hält.

      „Ich brauche jetzt erst einmal einen Kaffe, bevor ich Ihnen alles zeige. Auch einen?“ Franziska betritt die kleine, aber voll ausgestattete Ecke. Ganz dicht steht sie jetzt vor Yvi, die sich genau in dem Moment umgedreht hat. Beide schauen sich an, zum ersten Mal hat Yvi den Kopf nicht wieder sofort gesenkt sondern sie guckt Franziska direkt ins Gesicht.
      „Ähm, Kaffee oder was Kaltes“, stammelt Yvi gerade noch raus. „Ja, vielleicht später...jetzt nicht“, antwortet Franziska ein wenig bestimmend.

      Noch bevor Yvi sich wieder umdrehen kann, fühlt sie zwei Hände, die sich um ihre Taille gelegt haben und Augen, die zwischen ihren eigenen und ihren Lippen hin und her kreisen. Yvi will sich aus der Umarmung befreien, doch bevor sie dazu kommt, spürt sie die weichen, leicht geöffneten Lippen von Franziska auf ihren eigenen, und auch Yvi kann und will sich nicht länger zurück halten. Sie erwidert den Kuss, sehr vorsichtig, und doch so intensiv. Sie fühlt, wie Franziskas Zunge in ihren Mund eindringt und wie sich ihre eigene Zunge auf das Spiel einlässt.

      Als Franziska anfängt, Yvis Hemd aufzuknöpfen, hört sie ganz weit weg die Stimme von Yvi ...“warte, ich schließe das Büro ab................................“