Machtgefälle = generelle Demütigung?

      Pauschalisieren würde ich das nicht. Weil das ausnutzen des Machtgefälles ja nicht immer eine Demütigung bedeuted. Aber interssantes Thema
      Norden, Süden, Krieg und Frieden, Chaos, Ordnung, Liebe, Hass
      Unwahrheiten, Ehrlichkeiten bringe ich in jede Stadt
      Trauer, Freude, Tod und Leben, will ich nehmen, will ich lassen
      wenn der Narr dann weiterzieht, wird man ihn lieben oder hassen
      ( R.I.P. Schelmish 15.12.2012 )
      Für mich ist das Machtgefälle allein keine Demütigung, sondern die Grundlage einer DS-(Spiel)-Beziehung. Ohne das Machtgefälle ist für mich kein authentisches DS-Spiel möglich.

      Demütigend wird das Machtgefälle für mich erst, wenn der Dom das Machtgefälle "ausnutzt", um die Sub zu demütigen. Für mich ist in solchen Fällen das Ausnutzen des Machtgefälles die Demütigung. Das hängt dann aber von der Art der Handlung, ihren Ort und ihrer Zeit und natürlich dem Feeling der Sub ab.
      Hallo Angua,

      vielen Dank für dieses interessante Thema :)

      Wie wir festgestellt haben, empfindet das jeder unterschiedlich :) Deshalb möchte ich mal meine Empfindung dazu versuchen zu formulieren:

      Ich finde nicht, dass das Ausspielen von Macht grundsätzlich oder generell eine Demütigung darstellt. Warum auch? Wenn ich mit einem Dom etwas eingehe, dann tue ich das bewußt und gewollt. Somit könnte mich die Tatsache, dass er Macht ausübt an sich nicht demütigen.
      Trotzdem gibt es beispielsweise Dinge, die er von mir verlangt und demütigen können. Wir hart und intensiv ich die Demütigung empfinde ist unterschiedlich.

      Liebe Grüße
      May
      Grundsätzlich nicht. Ein Machtgefälle gibt es ja nicht nur bei BDSM sondern überall im Alltag und ein guter Vorgesetzter, Trainer, Elternteil wird dies ja nicht zur Demütigung nutzen. Bei BDSM ist da lediglich der Unterschied, dass Demütigung von vielen als gewollter Zustand angesehen wird, sei es als Belohnung oder auch Strafe. Daher kommt es einfach häufiger vor als in anderen sozialen Beziehungen in denen ein Machtgefälle herrscht. Ich selber spiele gern mit dem Mittel der Demütigung aber nicht um meine Partnerin fertig zu machen sondern weil es für uns beide Spaß bedeutet :) Ich bin kein Freund von demütigenden Strafen, hier setze ich lieber den Schmerz ein.
      "Es ist gleich willkürlich, ob man den Leuten sagt: ihr sollt nicht frei, oder: ihr sollt und müsst gerade auf diese und keine andere Weise frei sein." Joseph von Eichendorff
      Also irgendwie jein.

      Wie Sir Jovis schrieb, demütigend wird es wenn Dom das Machtgefälle ausnutzt. Nur wie spürt man ein Machtgefälle welches nicht (aus) genutzt wird? Dort wo ich das Machtgefälle zu spüren bekomme, fühle ich mich immer ein bisschen kleiner, ein bisschen gedemütigt (nicht im böswilligen Sinne gedemütigt natürlich).

      Herbstblume schrieb:

      Nein. Für mich definitiv nicht. Ich geniesse z.B. ein Machtgefälle sehr aber an Demütigung kann ich so garnix toll finden.


      Das sehe ich ganz genauso. Demütigung habe ich in meiner Kindheit oft genug erlebt. Davon brauche ich keine Wiederholung. Ohne Machtgefälle kann ich es mir aber nicht vorstellen, das brauche ich.
      Ich finde auch, dass ein Machtgefälle alleine für mich keine Demütigung ist.

      Ich sehe es auch so wie Herbstblume, das reine Machtgefälle genieße ich sehr. Aber auch nur in einem Machtgefälle kann mich ein anderer Mensch auch wirklich demütigen, jeder andere kann mich vielleicht beleidigen oder auch mal verletzen aber mehr auch nicht, soviel Macht über mich räume ich nur ganz wenigen auserwählten Menschen in meinem Leben ein.

      Zitat redcat: Nur wie spürt man ein Machtgefälle welches nicht (aus) genutzt wird?

      Ich finde hier ist es eben ein großer Unterschied, ob das Machtgefälle genutzt oder ausgnutzt wird.
      Ausgenutzt käme ich mir vor, wenn ich aus der Verbindung keinerlei Befriedigung ziehen würde.

      Beispiel:
      Ich verwöhne und umsorge Ihn unheimlich gerne, deswegen ist es für mich nicht demütigend, wenn er seine "Macht" nutzt um sich das Leben etwas bequemer zu machen. Meine Befriedigung ziehe ich in dem Fall aus seinem Wohlbefinden und seiner Freude oder seinem Lob.
      Demütigend würde es für mich werden, wenn er trotz aller Bemühungen mit nichts zufrieden wäre. Meine Motivation wäre ziemlich schnell gleich 0 und auf Dauer könnte ich so eine Beziehung nicht aushalten.

      Wirkliche Demütigung empfinde ich als Strafe, sie trifft mich härter und tiefer, als es jeder Schlag könnte.
      Sehr schönes beispiel und das meinte ich Oben ... man muss jede Situation individuell sehen. Aber Demütigung ist für jeden auch anders Skaliert worüber die eine Sub lächelt ist für die andere schon zuviel.
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      ( R.I.P. Schelmish 15.12.2012 )
      Ich werd mal ganz kurz ein bisschen off topic, um zu erklären wie ich es meine. Ich hab vor kurzem einen interessanten Thread gelesen wo begrifflisch auseinander klamüsert wurde, was Devotion und was Submission bedeutet. Demnach ist Devotion eine aktive, freiwillige Unterwerfung, praktisch ein selbstständiges aktives andienen. Während Submission dort anfängt wo die Devotion aufhört. Meint wenn sub nicht mehr aus sich selbst heraus unterwürfig sein kann, sondern Dom es einfordern und durchsetzen muss. Mal unabhängig von den Begrifflichkeiten gibt es bei mir beides. Ich bin von meiner Wesensart her selbstständig aktiv devot, aber hin und wieder komme ich dabei an meine Grenzen. Wird dort dann erfolgreich meine Submission eingefordert, fühle ich mich gedemütigt, das ist nun mal einfach so.
      Allerdings und das möchte ich nochmals betonen, weil du so ein negatives Bsp gebracht hast Black_Swan, ich fühle mich nicht negativ (oder nicht zwangsläufig) gedemütigt. Um bei deinem Bsp. zu bleiben, ich umsorge meinen Dom freiwillig aus mir selbst heraus in höchstem Maße gern. Dabei muss er nicht auf das Machtgefälle pochen, weil ich das eben einfach so mache. Dabei fühle ich mich nicht gedemütigt.
      sehr interessantes thema.
      im ersten anlauf hätte ich mit NEIN geantwortet aber nach ein wenig in mich hineinhorchen ist die antwort interessanterweise JA.
      alltagssituation, egal ob im beruf oder privat, in denen ich mich unterordnen muss, mag ich nicht wirklich, gibt es glücklicherweise auch kaum. ich bin grundsätzlich lieber selbst der, der sagt, wo's lang geht. was ja ziemlich im widerspruch zu meiner neigung steht. und daraus erklärt sich wohl auch, warum ich ein machtgefälle als demütigung empfinde. aber eben so wie redcat das schon beschrieb, nicht im negativen sinn. dieses gefühl ist mir angenehm, ich empfinde nichts schlechtes dabei. wenn ich mich unterordne fühle ich mich klein und das ist in gewisser weise demütigend für mich.

      deine differenzierung @radcat in bezug auf devotion und submission finde ich sehr interessant. demnach bin ich grundsätzlich eher submissiv und gelange darüber in die wirklich devote rolle. als submissive ist es für mich nichts alltägliches, mich unterzuordnen und deshalb erlebe ich diesen zustand wohl meist als demütigend. aber nochmal: ich verbinde damit nichts schlechtes. ich muss auch dazu sagen, dass ich in meinem leben (also außerhalb von bdsm) bisher kaum erfahrung mit echter demütigung gemacht habe. daher kommen bei mir in diesem zusammenhang keine negativen gefühl auf, denke ich.

      wie bei vielen anderen themen, verbindet jeder was anderes mit dem wort demütigung. bei mir ist es das gefühl von klein sein. und da ich mich klein fühle, wenn er mich seine "macht" spüren lässt, kommt dies einer demütigung gleich.

      ach ja, das hat bei mir nichts mit "macht ausnützen" zu tun. mein partner nutzt seine macht nicht aus. wenn er sich nimmt, wonach ihm ist, empfinde ich das nicht als ausnützen.
      nur tote fische schwimmen immer mit dem strom :engel:
      Ich finde redcat hat es sehr schön beschrieben.

      Ich denke ein Machtgefälle ist nicht generell demütigend und die Macht muss auch nicht immer ausgespielt werden um zu spüren, dass sie da ist.
      Ich fühle mich auch nicht zwangsläufig gedemütigt wenn mein Mann es denn auch mal nutzt.
      Ausnutzen schreibe ich bewusst nicht, denn das hat bei mir wieder etwas mit Willkür zu tun und die gibt es in unserer Beziehung nicht.

      Angua schrieb:

      Ist das Ausspielen von Macht für den Gegenüber (generell) eine Demütigung?

      So ganz spontan und subjektiv: Nö.

      Zwischen längerem Hebel und Kleinmachen & Unterdrücken seh ich schon einen deutlichen Abstand. Aber ich spiele ja eh nicht D/S, sondern sehe das Machtgefälle in der konkreten Situation eher pragmatisch, vor allem wenn die Begünstigte in den Seilen hängt und so viel zappelt, wie sie noch kann. :D