Und führe mich nicht in Versuchung... (unvollendet)

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      Und führe mich nicht in Versuchung... (unvollendet)

      Und führe mich nicht in Versuchung....

      Seit mehreren Stunden nun schon verließ kein Wort mehr meine Lippen.
      Was sich anfangs als so wunderbar reiz-und lustvoll in meinem Kopfangefühlt hat, war gerade einfach nur befremdlich.
      „Was eine bescheuerte Idee“, ging mir durch den Kopf.

      Es ist schon irgendwie komisch, wie selbstverständlich wir uns permanent der Lautsprache bedienen und wie hilflos man sich fühlen kann, wenn man ein Verbot bekommen hat, diese zu benutzen.

      Der Sinn von diesem Spiel war mir bisher nicht deutlich, aber ich fand die Vorstellung reizvoll und habe gleich eingewilligt, ohne mir tiefgründige Gedanken darüber zu machen.

      Heute war es dann soweit. Den Tag würde wir heute von 10 Uhr bis 22 Uhr miteinander verbingen. Das Sprechverbot galt von 11 Uhr bis 20 Uhr.
      Jegliche verbale Äußerung war mir untersagt. Ich hatte mir vorgestellt, wir würden den Tag zusammen im Haus verbringen und eine Session haben, aber so hatte er es nicht geplant.

      Zuerst stand ein Besuch in einer Boutique an, in der ich ein neues Kleid bekommen sollte. Danach ein Mittagessen bei unserem Lieblingsitaliener. Im Anschluss sollte ein kleiner Spaziergang folgen und zum Abschluss stand ein Besuch im Museum an, inklusive einer Führung.

      Als ich das beim Eintreffen erfahren habe, wurde mir schon ein wenig mulmig und ich konnte mir nicht wirklich vorstellen, wie es ablaufen sollte.

      Aber nun gut....das war ja nicht meine Aufgabe mir darüber Gedanken zumachen. Ich musste einfach nur die Klappe halten und das sollte ich ja wohl hinbekommen....hoffte ich zumindest.

      Falls ich etwas sagen würde, wäre das Spiel zu Ende. Eine Wiederaufnahme kam danach nicht mehr in Frage.

      Um 11 Uhr küsste er meine Stirn und legte mir seine Hand auf den Mund. Ab jetzt hieß es schweigen.

      Auf einmal wurde mir bewußt, dass ich ja noch nicht mal sagen konnte wenn ich auf die Toilette musste. Leichte Panik stieg in mir auf. Ich beruhigte mich selbst, in dem ich mir sagte, ich könne ja jederzeit abbrechen.

      Jedoch wollte ich es aber unter keinen Umständen abbrechen, denn schließlich war ja mein Ziel, ihn zufrieden zu stellen.

      Ich erhielt die Anweisung mich anzuziehen und vorher noch mal auf die Toilette zu gehen, bevor wir das Haus verlassen. Beruhigt vernahm ich diese Anweisung, die mich wissen lies, dass er meine Bedürfnisse nicht vergessen würde.


      In der Boutique übergab er mich einer Verkäuferin, die von ihm den Auftrag hatte, mir verschiedene Kleider vorzuschlagen. Na super.....wie soll ich dieser Dame nur erklären, dass die Kleider, die sie da hoch motiviert anschleppte, eher etwas für meine Oma waren. Ich schüttelte jedesmal den Kopf, wenn sie mich fragte, wie ich das Kleid finden würde. Ich kam mir sehr unfreundlich und hochnäsig vor. Was denkt sie bloß über mich? Nach dem dritten Kleid fragte sie mich nach meinen Vorstellungen. Ich zuckte spontan mit den
      Achseln. Sie forderte mich auf, ihr doch ein wenig behilflich zu sein, was ich wieder mit einem Kopfschütteln beantwortete. Mir trieb es die Schamesröte ins Gesicht und ich suchte den Blickkontakt zu ihm. Er saß gemütlich im Sessel und grinste amüsiert. Ich fand es nicht mehr so lustig. Die Verkäuferin fragte ihn, ob ich nicht sprechen könnte.

      Er antwortete nur, dass ich nicht sprechen dürfte.

      Entsetzt schaute sie uns an. Irgendwie empfand ich seine Aussage als anregend. Völlig selbstverständlich sagte er so einen doch recht eigenartigen Satz.

      Die Verkäuferin sammelte sich und entschied sich, mir einfach weitere Kleider zu zeigen. Ich winkte so lange ab, bis sie endlich eins anschleppte, welches mir gefiel. Irgndwie fing es mir langsam an zu gefallen. Eine einfache Handbewegung ersetze viele Worte und Erklärungen. Es hatte etwas Entspannendes und Erhabenes an sich. Die Verkäuferin ließ jedoch nicht unbemerkt, dass sie uns für total durchgeknallte Vögel hielt, jedoch ließ ihr Geschäftssinn es nicht zu, uns einfach rauszuwerfen.
      Er bemerkt meine gute Laune, kam zu mir und nahm mich in den Arm und flüsterte mir in mein Ohr, dass es ihm gefallen würde, zu sehen, wie schnell ich diese Überlegenheit genießen würde. Dieser Satz erfüllt mich erneut mit Freude, denn ich liebte es, wenn er mir zu verstehen gab, dass er sich an mir erfreuen konnte, auch wenn ich in meiner Stärke präsent war.
      Im Restaurant angekommen bestellte er für mich und ich kam so nicht in Verlegenheit dem Kellner klar zu machen, was ich gerne bestellen würde.

      Er redete während des Essens mit mir, schenkte mir ständig Wasser nach, sorge dafür, dass immer wieder frisches Brot an den Tisch kam,
      so dass ich erst gar nicht in die Verlegenheit kam, mich verständlich machen zu müssen.
      Diese Situation erzeugte in mir ein Gefühl von Geborgenheit und Sicherheit. Er sah meine Bedürfnisse und kümmerte sich selbstverständlich um mich.

      Da ich eher zu den Menschen gehöre, die den ganze Tag sich um andere kümmern, genoss ich den Zustand sehr. Ich hätte ihm gerne das in
      dem Moment gesagt und in meinem Kopf hörte ich die Worte nur aus mir raussprudeln. Ich zeigte mein Wohlbefinden und meine Freude über
      sein Verhalten, indem ich seine Hand liebevoll küsste. Es war mir in dem Moment egal, was die anderen Menschen darüber denken könnten,
      denn ich war ganz bei mir und bei ihm.

      Aus diesem Gefühlszustand wurde ich jedoch abprubt rausgeholt, da er mir seine Geldbörse gab und meinte, ich solle bitte bezahlen.

      Ich sah ihn sehr entsetzte an und er flüsterte mir zu, dass er es nicht wiederholen würde.

      Ich wusste, dass er es ernst meinte und überlegte mir, wie ich den Kellner so freudlich wie möglich dazu bringen könnte, mir die Rechnung zu bringen.

      Ich entschied mich für ein freundliches Winken und zum Glück reagierte er sofort. Da stand er nun, der Kellner, und schaute mich an. Mir fiel nicht besseres ein, als mit dem Daumen und dem Zeigefinger die Geste für Bezahlen zu machen. Ich muss dabei unglaublich dämlich ausgesehen haben, denn er fragte mich, ob es mir gut gehen würde. Ich nickte und musste grinsen. Ein strenger Blick traf mich von der Seite.

      Unbehagen kam in mir auf, denn der Kellner wartete auf eine Reaktion meinerseits. Ich schaute den Kellner nun an und wiederholte die Geste. Er ging kurz weg und kam einige Minuten später mit der Rechnung wieder. Er legte sie mir vor, doch zu meinem Entsetzen stand da ein recht ungerader Betrag und ich wollte natürlich auch noch Trinkgeld geben. Ich schaute in die Geldbörse und fand da nur zwei Hunderter vor. In dem Moment hätte ich am Liebsten angefangen zu Sprechen um dieses Debakel zu beendet. Ich war nun eindeutig überfordert. Grinsend wurde ich von der anderen Tischseite beobachtet.

      Als ich das sah dachte ich mir, dir wird das Grinsen schon noch vergehen und gab dem Kelnner 100€ und nickte ab. So kam der Gute zu knapp
      55€ Trinkgeld. Der Kellner fragte nochmal nach, ob ich mir sicher sein würde und ich nickte selbstbewußt. Nun schaute ich grinsend zu der anderen Tischseite.

      Sein Blick hatte sich ein wenig verändert und es kam nur ein „gut gelöst“.

      Mist, wieso ärgert er sich nicht darüber?, ging mir durch den Kopf. Kurz bevor wir gehen wollten, meinte er, dass ich noch mal zur Toilette
      gehen sollte, da es in den nächsten Stunden keine Möglichkeit dazu geben werde.
      Wir verließen das Restaurant und er erzählte mir während eines Spaziergangs von einer bevorstehenden Party, die er gerne mit mir besuchen wollte.
      Den Impuls, ihm dazu viele Fragen zu stellen, musste ich unterdrücken und hörte ihm einfach nur zu.
      Mein Kopfkino lief auf Hochtouren.

      Nun hatte ich bereits seit 5 Stunden nicht mehr gesprochen und irgendwie gefiel es mir zunehmend besser.

      Um 17 Uhr kamen wir am Museum an und ich war gespannt, wie die Führung werden würde. Schießlich muss man da nur zuhören, was ich eh schon die ganze Zeit tat.

      Vor dem Museum blieb er stehen und meinte, dass sein Geld nun leider nicht für beide Eintritte reichen würde, da ich ich ja so großzügig Trinkgeld gegeben hätte. So ein Quatsch! Ich wusste ja, dass er noch genug Geld dabei hatte und schaute ihn böse an.
      Amüsiert schaute er mich an und meinte, ich müsse leider vor dem Museum warten und es wäre sehr schön, wenn ich bis zu seinem Wiederkommen das Trinkgeld durch kleine Spenden wieder eingeholt hätte. Ich zeigte ihm einen Vogel und setze mich motzig auf die Museumstreppe. Er nahm hockend vor mir Platz, hob mein Kinn mit seiner Hand an und zwang mich, ihn anzuschauen. Ich schloss die Augen und weigerte mich, ihn anzuschauen. Er ließ mein Kinn nicht los und wartete in der Position. Mir wurde es unangenehm, da ich so eine Szene nicht in der Öffentlichkeit haben wollte. Also öffnete ich die Augen und sah ihn an. Er gab mir die Anweisung, dass ich nun eine Stunde Zeit hätte, mir das Geld vor dem Museum zu erbetteln und zwar ohne ein Wort zu sagen. Er würde ein Auge drauf haben, ob ich mich dran halten würde.
      Dann stand er auf und ging ins Museum.

      Ich hätte am Liebsten geschrien und ihm gegen das Schienbein getreten.

      Da es für mich nicht in Frage kam, jemanden anzubetteln, entschied ich mich dafür, einfach sitzen zu bleiben.
      Die Stunde ging schnell rum und er kam pünktlich wieder aus dem Museum.

      „Das hast du ja ganz wunderbar gemacht“, kam mir entgegen.
      Ich überhörte seinen ironischen Unterton nicht, aber es war mir in dem Moment völlig egal. Ich war immer noch motzig.
      „So, dann sollten wir jetzt nach Hause fahren, denn es sind noch 55 offen, plus einem Zuschlag von 50 extra, wegen nicht erfüllter Aufgabe“,
      warf er mir entgegen.

      Ich sprang wütend auf und wollte ihn gerade anschreien, da zügelte ich mich schnell selbst. Ich schluckte meinen Ärger runter und besann mich auf die gemeinsame Vereinbarung, die ich ja bisher gut eingehalten habe.

      Mir standen nun 105 Strafschläge bevor, auf die ich mich nicht wirklich freute.

      Zu Hause angekommen machte er sich erstmal einen Espresso und setzte sich auf das Sofa. Ich stand ein wenig planlos im Wohnzimmer rum und wartete.

      Kein Wort ist seit der Abfahrt gefallen und ich hätte zu gerne das Schweigen beendet. Jetzt lag nur noch eine Stunde des Schweigens vor mir und ich hoffte, sie würde durch die Strafe schnell vergehen. Ich wippte nervös von einem Bein auf das Andere und schaute ihn erwartungsvoll an. Er nahm sich jedoch die Tageszeitung und legte die Beine hoch. Ich wartete weitere 10 Minuten und schaute ihn weiter erwartungsvoll an, doch er irgnorierte mich. Ich beschloss, in die Strafposition zu gehen. Da lag ich nun und nichts passierte. Als ich nach weiteren 10 Minuten aufschaute sah ich, wie er sich den Wecker stellte und sich auf die Coach legte. Er schloss die Augen. Er hat doch wohl nicht vor jetzt zu schlafen?, schoss mir durch den Kopf. In 40 Minuten ist das Spiel zu Ende und er schläft jetzt? Ich stand wieder auf und ging zu ihm. Vorsichtig tippte ich ihn an und zeigte auf die Uhr. Er schaute mich an und meinte, er habe noch genügend Zeit, ein kleines Nickerchen zu machen. Verwirrt setzte ich mich auf einen Sessel. Wann bitte wollte er die Strafe umsetzen? Doch nicht in den letzten 10 Minuten? Ein innere Kampf begann, denn ich wollte ihn ansprechen, um seinen Plan zu erfahren. In mir kamen die unterschiedlichsten Gefühle hoch.
      Unsicherheit, Hilflosigkeit, Wut und Unterlegenheit.

      Ich wusste nicht wohin damit, denn normalerweise entlaste ich mich durch eine verbale Äußerung. Mein Herz fing an zu pochen und ich merkte, wie sich meine Hände zu Fäusten ballten. Die Zeit verging langsam und als die vereinbarte Zeit vorbei war, ging ich zu ihm. Wieder tippte ich ihn an und zeigte auf die Uhr. Er nahm meine Hand und zog mich zu sich. Er sagte kein Wort, sondern nahm mich einfach in seine Arme und schlief weiter.

      Da lag ich nun, völlig verwirrt und wusste nicht mehr, was ich sagen sollte.

      In dem Moment fiel der ganze Stress von mir ab und ich nahm die Situation jetzt einfach so an. Ich schmiegte mich enger an ihn und genoss seine Nähe. Sein Griff wurde fester und ich fühle mich gehalten. Mein Bedürfnis zu Sprechen und ihn zu fragen, was denn nun mit der Strafe sei, verschwand völllig. Ich tauchte in ein warmes Gefühl von Geborgenheit ab, fern von jeglichem Gefühl der Klärung. Ich war im Hier und Jetzt und da war es völlig unbedeutend, was kommen würde.
      Der Wecker klingelte und ich versuchte ihn zu irgnorien. Ich wollte nicht aus dem Zustand raus. Noch nicht.

      Er stellte den Wecker aus und erhob sich langsam. „Es ist 21.45 Uhr“, hörte ich ihn sagen, „die Zeit ist um. 105 Minuten länger, wie anfangs geplant. Du kannst ab sofort wieder reden.“

      Ich vernahm seine Aussage, wollte jedoch nicht sprechen. Zu schön war es gerade gewesen und ich hatte nichts mehr zu sagen. Ich wollte einfach weiter so liegen bleiben. „Setzt dich bitte hin und schau mich an“, hörte ich ihn sagen.

      Ich schüttelte nur den Kopf. Da nahm er mich an den Armen und zog mich hoch. „Schau mich an“, sagte er. Ich öffnete die Augen und sah ihm direkt in die Augen.

      „Du wirst jetzt wieder selbst die Verantwortung für dich übernehmen. Hast du mich verstanden?“, sagte er.

      Ich versuchte zu antworten, aber irgendetwas hielt mich davon ab. Ich schaute ihn nur an. Plötzlich spürte ich einen Schlag auf meiner Wange und ich brüllte ihn an: „Bist du bescheuert?“

      „Geht doch“, kam als Reaktion.

      Er küsste meine Wange und fragte, wie es mir gehen würde.

      „Sehr gut“, gab ich als Antwort. Ich konnte es noch nicht präziser in Worte fassen. Er machte uns erstmal einen grünen Tee und während wir ihn dann tranken, unterhielten wir uns über den Tag.

      Ich versuchte meine Gefühle, die an diesem Tag alle in mir getobt hatten, zu beschreiben. Es war zeitweise wirklich ein innerer Kampf, nicht den Impulsen, die man verspürt, nachzugehen. Es war anstrengend mich so zu kontrollieren, aber dann auch wieder sehr entlastend und entspannend, nicht reden zu müssen. Ich war irgendwie auf mich selbst zurückgeworfen und trotzdem ihm näher, wie je zuvor. Und das völlig ohne Worte. Spannend fand ich jedoch, wie schwer es mir fiel, wieder reden zu müssen. In dem Moment, indem ich mich entschieden hatte es einfach anzunehmen, war auch das Bedürfnis weg. Es war aber ein Ausnahmezustand, der sehr verführerisch war. Es hatte etwas von Urlaub von sich selbst und wer hat das nicht gerne mal.

      Aber wie das so mit Urlaub ist....er endet irgendwann und dann ist man wieder im Alltag und das ist auch gut so.

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