Über die Grenzen gehen - Was bedeutet das überhaupt?

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      Liebe Gast 125,

      eine schöne Frage.

      Wenn zurück auf meine Anfangszeit blicke, wollte ich auch über meine "Grenzen" geführt werden.
      Ich glaube das liegt vor allem daran, dass ich nicht wusste, wo meine Grenzen wirklich liegen, was echte Grenzen sind.
      Woher sollte ich es auch wissen, was ich aushalte? Ich kannte nur: "Das kann ich mir nicht vorstellen oder das kann ich bestimmt nicht aushalten."
      Das ging nur über learning by doing. Um so schöner waren die Erfahrungen, die zeigten "oh das geht ja doch."
      Je länger ich dabei bin, desto klarer definieren sich meine Grenzen. Einige verschieben sich nach oben, andere verfestigen sich.

      Gast 125 schrieb:

      Möchte man wirklich die Erfahrung machen, was der Körper/Psyche aushält, bis er zusammenbricht?


      Ja, an dieser Grenze musste ich einmal rütteln. Da kam der Kampfgeist in mir hoch und ich habe mich absolut widerspenstig gezeigt und gleichzeitig habe ich mir gewünscht, zum Einknicken gebracht zu werden, an den Punkt gebracht zu werden, an dem ich nicht mehr kann und nachgeben muss. Dieser Kampf war sehr kräftezehrend, aber die Erschöpfung brachte mir Ruhe und Sicherheit.
      :ups: Ich versuche es mal, ohne zu sehr ins Detail zu gehen @Gast 125

      Ich wollte wissen ob ich "besiegbar" bin, wissen was passieren muss, bis ich nachgebe und ich war neugierig, wie weit er wirklich gehen würde um mich zu besiegen.

      Was habe ich gefühlt? "Nein mich kriegst du nicht klein" und gleichzeitig "los krieg mich klein". Das hat sich dann ganz schön hochgeschaukelt und ich wurde immer sturer und er hielt weiter dagegen. So in gefangen in meiner Sturheit wollte ich einfach nur noch das Gefühl haben, fertig zu sein. Einen Marathon zu laufen und dann die ersehnte Ruhe und Erschöpfung spüren.

      Und ich muss zugeben, hätte ich gewonnen, wäre das eine große Enttäuschung gewesen. Es gab nur zwei Wege: Abbruch oder Nachgeben.
      Ich bin von Natur aus jemand der gern an seine Grenzen geht.
      Eine gewisse Brise Ehrgeiz kann auf einer Art sehr positiv sein, auf der anderen Seite auch echt gefährlich.
      Ich weiß nicht ob man immer drüber hinaus muss, aber bereits an die Grenze heranzustasten kann eine enorme Kraftanstrengung sein. Besonders wenn man sich bewusst ist, was das gerade mit einem macht.
      Ich spreche hier vorallem mentale, psychische Grenzen an.
      Mir geht es vorallem darum, mir zu beweisen...es geht und es geht mehr.
      Warum? Weil ich das Gefühl toll finde, wenn die Erkenntnis kommt, es stimmt. Es ging wirklich mehr. Das löst dann diese ungemeine Ruhe und Gelassenheit aus, das Gefühl stark zu sein und auch ein Glücksgefühl.
      Was allerdings passiert, wenn die Erkenntnis nicht kommt, ist nicht schön. Da muss ich mich vorher absichern, dass ich das aushalten kann, wenn ich (sagen wir es mal) "falle". Ich glaub ich spiele zu gern mit dem Feuer, um das mal sein zu lassen.
      Hoffe konnte meine Gedanken gut ordnen.
      Hab ne ganze Weile überlegt, ob ich was schreibe oder nicht :ups:
      Sachen zu machen die man vorher nicht gemacht hat, sich nicht getraut hat. Es muss nicht eine neue Sache ansich sein, es kann auch die Intensität sein. Ich denke das beurteilt jeder für sich individuell-subjektiv. Es geht darum das man etwas gemacht hat was man sich vorher nicht vorstellen konnte und so seine Grenzen erweitert hat. Dabei muss der Dom sicherlich wissen wie er den Sub fordert aber nicht überfordert. Wobei auch mal überfordert zu werden lässt sich nicht vermeinden wenn man die Grenzen abtasten will.

      Ich hatte mal eine Session wo mich mein Dom nackt an ein Kreuz gefesselt ausgepeitscht hat. Es fing erst langsam an und wurde immer fester. irgendwann tat es höllig weh, ich zuckte bei jedem Schlag schreiend mit dem ganzen Körper zusammen. Ich hätte nur das Codewort sagen müssen um es zu stoppen. Aber ich wollte an meine Grenzen gehen, mich wie eine richtige Sklavin fühlen die zu Zeiten Roms oder so ausgepeitscht wurde. Ist nicht zu empfehlen. Ich habe es in dieser Intensität auch nur einmal gemacht.

      Gast 125 schrieb:

      Was verbindet ihr mit der Aussage "über Grenzen kommen"?
      Möchte man wirklich die Erfahrung machen, was der Körper/Psyche aushält, bis er zusammenbricht?


      Eine Grenze bedeutet für mich „bis hierher und nicht weiter“. Als ich anfing, die Bondage-Welt zu erkunden, gab es recht knapp gesteckte Grenzen. Dinge, die auf mich von Außen betrachtet sehr respekteinflößend, wenn nicht sogar beängstigend gewirkt haben. Letztendlich war aber meine Neugier viel zu groß und da auch das nötige Vertrauen in meinen Rigger da war, habe ich mich langsam an neue Dinge herangetastet. Wir sind langsam und mit Ruhe vorgegangen, so dass genug Zeit da war, um in mich hineinzuhören, mich an die neue Situation zu gewöhnen und ich dabei festgestellt habe, dass die Innenansicht eine ganz andere ist. Eine, die mir gefällt, in der ich mich wohlfühle und mich fallen lassen kann. Da war nichts beängstigendes mehr. Es ist also eine Grenzverschiebung. Denn es gib nach wie vor eine Grenze bei mir. Wir tasten uns langsam an sie heran und verschieben sie dabei noch ein bisschen.

      Ich bin nicht darauf aus, meine Psyche bis über die Grenze zu treiben. Das tut mir nicht gut. Und egal, ob Körper und/oder Psyche, das tut niemandem gut. Das kann in meinen Augen sogar sehr schlimme Folgen haben.

      Ich finde den Vergleich mit dem Sporttraining sehr passend. Der Körper wird Stück für Stück trainiert und dabei wird die körperliche Belastungsgrenze nach oben verschoben. Aber es wird immer eine Obergrenze geben. Und diese zu überschreiten wäre vermutlich das Aus für jeden Sportler. Ähnlich ist es bei mir. Ich trainiere sozusagen meine Psyche (und auch meinen Körper), indem ich zum Beispiel ein bisschen länger aushalte oder ein bisschen mehr zulasse. Aber auch hier wird es immer eine körperliche und psychische Belastungsgrenze geben. Und ich werde es tunlichst vermeiden, diese zu überschreiten.

      MissBehaving schrieb:

      Gast 125 schrieb:

      Was verbindet ihr mit der Aussage "über Grenzen kommen"?
      Möchte man wirklich die Erfahrung machen, was der Körper/Psyche aushält, bis er zusammenbricht?


      Aber es wird immer eine Obergrenze geben. Und diese zu überschreiten wäre vermutlich das Aus für jeden Sportler. Ähnlich ist es bei mir. Ich trainiere sozusagen meine Psyche (und auch meinen Körper), indem ich zum Beispiel ein bisschen länger aushalte oder ein bisschen mehr zulasse. Aber auch hier wird es immer eine körperliche und psychische Belastungsgrenze geben. Und ich werde es tunlichst vermeiden, diese zu überschreiten.


      Ich glaube keine Obergrenze zu haben, wäre auch eine Frage der Gedankenlosigkeit. Der Vergleich mit dem Sport erscheint mir auch gut - wenn auch spielerisch (das ist nicht negativ gemeint). Das gleiche gilt für Reisen. Wer unbekannte Gebiete erforscht, vielleicht sogar gefährliche wird immer eine Karte zu Rate ziehen. Wenn er diese nicht finden kann wird er sich eine zeichnen oder merken, aber nur immer ein Stück entfernt von dem Bereich den er sicher kennt, zu diesem kann er zurückkehren.

      So eine Basis ist für jede Reise notwendig, eine Basis des sicheren Terrains macht Entdeckungen möglich. Wild in den Sumpf zu maschieren hingegen ohne sich umzusehen wo man steht endet eventuell im Nichts oder irgendwo wo man nicht hinwill und eventuell nie hinwollte.
      bei mir existiert diese "grenze" mehrheitlich im kopf; lange bevor ich an meine eigentlichen, körperlichen und/oder psychischen grenzen stosse sagt mein verstand "halt". und DAran zu kitzeln macht mir spass, reizt mich, kickt mich. hier zu gucken, wie weit ich gehen kann, was ich aushalte, was noch geht... nur für mich selber.. mich ganz neu kennen zu lernen.

      wenn ich eine "grenze überschreite" heisst das für mich also nicht, dass ich über meine körperliche / psychische grenzen gekommen bin, sondern erst mal meine innere barriere überwunden habe. sei das durch überwinden von ängsten / vorurteilen / hemmungen / mangelndes vertrauen in mich selber, oder auch einfach ein ablegen von antrainiertem oder anerzogenem verhalten, von moralvorstellungen und bisherigen mustern. und das nenne ich das überschreiten von meinen eigenen (bisherigen) grenzen.

      im letzten halben jahr habe ich einige dieser grenzen überschritten. das gefühl hinterher war stolz und zufriedenheit, und auch dankbarkeit meinem dom ggü, dass er mich dahin begleitet, oder auch mal in diese richtung anstupst oder mit fragen oder gewissen ansagen dazu animiert.

      das überschreiten körperlicher oder psychischer grenzen tut mir nicht gut und ist niemals gewollt. ich habe es zuvor einige male erlebt - ungewollt. weder vorbereitet, noch entsprechend begleitet anschliessend. diese art von "über grenzen gehen" hat für mich mehr de- als konstruktives.

      lg camille
      Mir geht es ähnlich wie @Gast 125 . Ich tue mir im Kontext bdsm schwer mit der Aussage über eine Grenze gehen zu wollen.

      Ich verstehe das mit den Grenzen ehrlich gesagt nicht ganz, wüsste nach 3 Jahren bdsm auch nicht wo sie liegen. Ich kenne meine Tabus, da sich diese mit denen meines Partners decken, wird sich da auch kaum was verändern. Tja und Grenzen, also was verschiebbares, kann ich mir eigentlich nur im SchmerzBereich vorstellen und da sehe ich für mich keinen Sinn drinnen.
      Ich liebe den Schmerz aber es gibt mir nichts, wenn ich heute mal mehr aushalte. Das ist eben TagesVerfassung.
      Grenzen in Bezug auf SpielArten habe ich noch keine entdeckt.

      Im Zusammenhang mit Sport verstehe ich Grenzen sehr gut, da habe ich viele grenzGänge erlebt und auch sehr genossen.

      Vom Handy gesendet
      nur tote fische schwimmen immer mit dem strom :engel:
      Solange ich die Grenze dessen, was ich zu ertragen glaube nicht erreiche, fühle ich mich geschützt durch den Kokon meiner eigenen Lust am Schmerz/an der Demütigung.

      Erst wenn ich meine Grenze erreiche und diese „Comfort Zone“ verlasse, habe ich das Empfinden, mich wirklich hinzugeben.

      Anstrengend, intensiv und nichts für alle Tage, aber für mich persönlich dann und wann wichtig.

      Mala schrieb:

      Erst wenn ich meine Grenze erreiche und diese „Comfort Zone“ verlasse, habe ich das Empfinden, mich wirklich hinzugeben.


      Sehr interessanter Punkt. Hingabe mit dem Nahen der Grenzen in Zusammenhang zu bringen, weil es kein Geben wäre wenn es nicht in grenzartig ist....wirklich interessant. Es hat etwas von Opfergabe und eine Opfergabe ist natürlich nur ein Opfer wenn es etwas ist was man sonst nicht geben würde. Der Gegenstand eines Opfers wird dadurch wertvoller je schwerer es fällt dies zu geben. Das mit BDSM in Verbindung zu bringen wäre mir so direkt nicht in den Sinn gekommen, ist aber äusserst nachvollziehbar. Danke hierfür.

      Unter der Sichtlage erklärt sich auch deutlich intensiver warum es bei den "nur" BDSM´lern deutlich mehr Switcher gibt als bei den D/s´lern. Die Grenzen sind zwar erweitert aber sie sind immer noch innerhalb der Norm der Gruppe. Während es beim D/s ja unter anderem genau darum geht etwas zu tun, was "s" nicht täte wäre es durch die Macht des "D" nicht dazu veranlasst.

      Die Grenze wäre damit subjektiv und bei jedem anders. Sie wäre dies was man nur angeht weil man dorthin geführt wird und gibt etwas was letztendlich auf die eine oder andere Weise Abwehrmechanismen (Wie Schmerz, Ekel, Angst, Unwohlsein etc.) hervorruft....über diese Grenzen hinauszugehen führt dann zu einem größeren Opfer und natürlich auch zu größerem Glück durch das Opfern. Anders wäre es in dem Falle nur wenn der Körper, die Seele, das Wesen Schaden in einem Bereich nimmt und sich somit verliert.

      Gast 125 schrieb:

      Ich wundere mich darüber, dass es für einige ein Wunsch ist, über ihre Grenzen zu kommen.
      Eine Verschiebung oder Erhöhung ist mir jedoch gut verständlich.
      Von daher meine Frage:
      Was verbindet ihr mit der Aussage "über Grenzen kommen"?


      Persönliche Grenzen stellen gemeinhin ja wirklich die eigene Abgrenzung dar, sei es die der Erfahrung oder Identität oder der Zumutbarkeit ... . Abgesehen von jeweiligen Tabus denke ich, daß (wie bereits mehrfach zum Ausdruck gebracht) dabei interessant wird, inwieweit eventuelle Grenzen mit einem Partner zusammen oder von diesem (bei einem) beschritten werden.

      Für mich heißen Grenzen in einer BD/SM-Beziehung, auch diese zu ergründen. Sie müssen sich verändern, so wie die Beziehung sich verändert (wächst). Es ist die Antwort auf die Neugierde. Ich meine dabei nicht jenes Schneller-Höher-Weiter, sondern vielmehr wie sich das Vertrauen und die Einfühlung dadurch stetig entwickelt.

      Jedes "Unbekannte" stellt für sich ja erst mal eine natürliche Grenze dar. Mein Horizont dabei ist erst einmal immer ein Anderer, als beim Gegenüber. Wenn ich mich zum Beschreiten so einer Grenze entschließe, öffne ich mich einerseits und fordere gleichzeitig die Offenbarung des Gegenübers auf, was die "Beziehung" zueinander intensiviert.
      :rot: Ups, wir sind ja ein Koch- und Backforum: "No Pain for Cakes" [thanks John Lurie]

      Gentledom schrieb:

      Für mich gab es bei mir nur zwei Grenzübertritte, der eine ist mir zu privat fürs Forum, der andere war meine erste Ohrfeige. Meine damalige Partner stand da sehr drauf und für mich war es bis dahin nicht vorstellbar so etwas zu machen. Es war eine Überwindung und ohne sie wäre ich diesen Schritt wohl auch nicht gegangen. In dem Fall tat ich es ihr zuliebe.


      Das wäre für mich ein Absolutes Tabu wo es auch keines falls ein Ansprechen gibt.
      Ich kann mich noch gut erinnern wie mich meine Partnerin ansah & mit dem Gedanken spielte gut das sie meinen Finsteren Blick ernstgenommen hat. Den schreck hätte sie nicht vergessen.

      Sehr gerne hätte ich ihr den Wunsch erfüllt so wie du es konntest.
      Doch leider komm ich bei dem Gedanken einen Adrenalin rausch der nicht in's Schlafzimmer Passt.

      Ansonsten immer munter drauf los gefragt auch gern gehauen! Haha
      Für mich persönlich ist es so das sich meine Grenzen einfach verschoben haben durch übertreten dieser. Sachen wo ich früher gesagt hätte "nee, auf keinen Fall" habe ich ausprobiert und eben diese Grenze übertreten und weiter nach oben verschoben :) das ist für mich auch der Reiz dessen. Ja ich habe Grenzen, es gibt Sachen da weiß ich das würde ich niemals wollen, das will ich auch nicht ausprobieren ( Kaviar zb) aber es gibt auch Sachen da denke ich mir das ist wohl nichts für mich aber so richtig beurteilen kann ich es erst wenn ich es ausprobiert habe.

      Kleiner Zusatz: das was beloved geschrieben hatte kenne ich auch, nicht aufegeben wollen, dagegen halten und so "gewinnen" fühlt sich für mich sehr gut an, dieses mach was du willst du kriegst mich nicht klein. Das is leider auch manchmal ne Sache bei mir im normalen Leben und dazu dann noch provokant... hat schon böse geendet mit einem Exfreund der mich dann gewürgt und geschlagen hat ohne sexuellen Bezug, trotzdem hab ich keine Träne vergossen und war danach irgendwie stolz auf mich... glaub hab ne kleine Macke :D
      <3 happiness is a state of mind <3
      IMHO würde ich das Ganze nicht einmal unbedingt als das Überschreiten von Grenzen betrachten.

      Wenn ich etwas Bestimmtes mit meiner Partnerin ausprobiere, von dem ich weiß das sie es sich vllt. erhofft/es braucht, aber vllt. sich nicht traut mir das direkt anzuvertrauen, ist das durchaus noch innerhalb ihrer Grenzen - aber wie kann sie dies wissen, wenn sie es noch nie erlebt hat? Unbewusst vllt (der Kopf sagt "nein", der Körper sagt "ja"), aber darüber hinaus?

      Echte Grenzen werden vor dem Spiel abgesprochen und von mir auch beachtet. Aber was ich innerhalb dieser Grenzen mit meiner Partnerin mache, bestimme ich.
      Ich sehe mich da auch in der Pflicht - denn genau das erwartet sie schliesslich von mir.

      Die Kunst ist doch, das Spiel eben nicht zu intensiv werden zu lassen (und damit wirklich eine Grenze zu überschreiten) und den Partner im richtigen Moment wieder aufzufangen - und ihr dabei das Gefühl zu geben etwas wundervolles erlebt zu haben.

      Gast 125 schrieb:

      Was verbindet ihr mit der Aussage "über Grenzen kommen"?

      Diese Frage hat mich oft beschäftigt in letzter Zeit und deshalb habe ich diesen alten Thread mal wiederbelebt um ein paar Gedanken zu ordnen.

      Ich beziehe mich auf Grenzen ich in diesem Zusammenhang als rein physische Schranken, so ähnlich wie Gast 125 in seinem Eröffnungspost die körperlichen Grenzen beim Leistungssport beschreibt. Also nicht auf psychische Grenzen und auch nicht auf Tabus oder Blockaden im Kopf.

      Warum ich über Grenzen gehen möchte? Vor allem aus Neugier. Was ist dort auf der anderen Seite der Grenze? Und was passiert auf dem Weg dorthin?
      Abhängig von der Situation und der Körperstelle kenne ich meine Grenzen recht gut. Aber manchmal eben auch nicht. An der richtigen Körperstelle und mit der richtigen Grundstimmung habe ich manchmal das Gefühl, dass ein Schmerz, der sich langsam steigert, mir gar nicht stark genug werden kann.

      Ich habe mir einmal so böse die Hand in der Tür geklemmt (unabsichtlich), dass mir die Tränen gekommen sind. Das ist mir bis dahin noch nie passiert und ich fand es im Nachhinein sehr faszinierend. Die Tränen sind gelaufen als rein körperliche Reaktion, also nicht bedingt durch den Schreck oder ähnliches sondern alleine durch den enormen physischen Schmerz. Seitdem ist das für mich die Manifestation einer Grenze. Die in diesem Fall auch nicht langsam angenähert wurde sondern direkt und unerwartet weit überschritten wurde.

      Seit diesem Erlebnis geistert mir im Kopf eine gewisse Neugier herum, ob es im lusterfüllten Zustand auch möglich ist, einen Schmerz langsam so zu steigern, dass er irgendwann Tränen auslöst. Also wie stark der Schmerz sich steigern kann und ob ich ihn dann überhaupt noch als Schmerz wahrnehmen würde.

      Ich war im Zusammenhang mit (Lust-)Schmerz schon manchmal den Tränen nahe, aber nicht als körperliche Reaktion. Da spielten eher starke Gefühle und auch Dankbarkeit/Überwältigung eine Rolle. Körperlich nehme ich den Schmerz dann auch nicht als negativ wahr. Er löst direkt ein Lustgefühl aus und lässt sich nicht ins negative steigern. Es ist aber schonmal passiert, dass sich der Schmerz so sehr gesteigert hat, dass zwischen der Lust auch kurz echter Schmerz in meinem Gefühlszentrum ankam. Ein kurzes Aufflackern, das danach direkt wieder auf reine Lust umgesprungen ist. Das hat mich sehr neugierig gemacht, dieses Hin- und Herspringen hat mich eine Grenze in der Ferne erblicken lassen. Was würde passieren, wenn ich diese Grenze erreiche oder überschreite? Können sich auf dem Weg dorthin Schmerz und Lust immer mehr abwechseln bis irgendwann tatsächlich der Schmerz die Oberhand gewinnt und nach Überschreitung der Grenze tatsächlich Tränen laufen? Oder passiert auf dem Weg dorthin und über diese Grenze hinaus noch etwas ganz anderes? (Ein Trancezustand oder ähnliches, der den Schmerz völlig ausschaltet? Mehr als einen leichten Rausch habe ich noch nie erlebt, vom Trance bin ich weit entfernt). Mir fehlt für den Weg dorthin auch das "Werkzeug", da ich irgendwann immer an den Punkt komme, an dem ich nicht weiß wie der Schmerz rein technisch gesehen noch gesteigert werden kann.

      Aber theoretisch gesehen wäre das so eine Grenze, die ich gerne mal erreichen und überschreiten würde. Einen Schmerz zu erleben, der sich so weit steigert, dass er als körperliche Reaktion Tränen auslöst.

      Gast 125 schrieb:

      Möchte man wirklich die Erfahrung machen, was der Körper/Psyche aushält, bis er zusammenbricht?

      Hmm, ist vielleicht etwas drastisch ausgedrückt und meine Antwort soll auch nicht provokativ klingen, aber: Ja, ich glaube ich möchte meine Schmerzgrenze einmal kennenlernen und überschreiten, damit ich sie als Grenze akzeptieren kann. Und danach vielleicht auch ohne diese ständige Sehnsucht nach mehr in der "Comfort Zone" bleiben kann.
      "There must be something else, there must be something good, far away" (Chris Cornell)