BDSM in der SZ (Nein, in der anderen ...)

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      Was mich an solchen Berichten aber sehr stört ist, dass man als Außenstehender immer noch absolut nicht nachvollziehen kann, was es den Beteiligten überhaupt gibt. Ich kann mich noch zu gut daran erinnern, wie ich solche Artikel gelesen habe und mich gefragt habe: Warum um alles in der Welt will man sich demütigen und sich den Hintern versohlen lassen? Wie seltsam muß man da drauf sein? Und was für kranke Sadisten müssen da am anderen Ende des Rohstocks stehen? Die mit großem Vergnügen Menschen schlagen, die vor ihnen knien? Das Bild, das da vom BDSM vermittelt wird, ist gerade für Außenstehende äußerst verzerrend. Und wenn man bedenkt, dass selbst jemand wie ich, der sich nun als wirklich sehr, sehr devot herausgestellt hat, sich von solchen Berichten stets hat in die Irre führen lassen...

      Mir fehlt an solchen Berichten die Gefühlsebene, denn die ist schließlich das zentrale Ding am BDSM, und wenn Außenstehende eine kleine Ahnung davon bekommen würden, wie erfüllt und glücklich man sich als Sub fühlt, wenn man vor Dom kniet, und was das für ein wunderbares Gefühl für Dom ist, die Verantwortung für einen Menschen in seiner Hand zu haben, und wie sehr eine BDSM-Beziehung von gegenseitiger Bindung und Intensität getragen ist - dann wäre das Bild von den "komischen Sadomaso-Typen" in der Öffentlichkeit vermutlich ein anderes, besseres. Stattdessen ist in den Köpfen oft einfach nur das verzerrende Bild drin, wie eine professionelle Domme ohne etwas dabei zu empfinden auf einen "perversen Geschäftsmann mit nacktem Hintern" eindrischt. Schade drum.

      Nur meine Meinung - weil ich es eben aufgrund der üblichen Berichterstattung jahrzehntelang selbst so gesehen habe. Dass ich jetzt selbst eine hingebungsvolle Sub bin, ist deshalb eine echte Ironie des Schicksals...

      Lernende schrieb:

      Was mich an solchen Berichten aber sehr stört ist, dass man als Außenstehender immer noch absolut nicht nachvollziehen kann, was es den Beteiligten überhaupt gibt.

      Grundsätzlich ja. In diesem Fall ist das aber nicht das Thema, das ist der subjektive Blick einer Schriftstellerin auf einen bestimmten Bereich, nahe an einer Reportage, die es als Textgattung nun mal nicht auf Allgemeingültigkeit und Vollständigkeit anlegt.

      Ich habe nicht ohne Grund oben die Frage gestellt, was da bei dem Artikel bald für Kommentare drunterstehen, weil das schon etwas Ethnographisches hat: Sitten und Gebräuche fremder Völker, selbst für die geneigten 50SOG-Leser - aber in diesem Fall ohne die Erklärung, rein deskriptiv.
      Ein Artikel wo mir schwer fällt mich zu entscheiden:

      Einerseits ganz interessant wie sowas in der SZ landet. Andererseits muss man sich mal den Subklang des Artikels zu Gemüte führen: "Meister leg mich nicht mit mir an." und "Gleich tut es weh - Na hoffentlich" fällt beides wieder in diese typische Verallgemeinerung des maso-dev der ja leider nicht anders kann und die Bezahldomina läßt sich dazu herab in kontrollierter Umgebung zugänglich zu sein.

      Ihre Absicht dabei jemanden im Endeffekt auszunutzen verbirgt sie nicht mal. Man nimmt also min. 250,- € pro Session um keine Taschengelddomina zu sein? Marketingtechnisch und auch zum Selbstschutz sicher gesund, aber mit einer Empfindung hat dies nichts zu tun. Wenn ich mir das durchlese wird mir emotional eher kalt.

      Nebenbei sind alle Klischee´s erfüllt die BDSM gesellschaftsfähig machen. Die Sub´s sind natürlich männlichen, die Damen Auszubildenden sind natürlich gestandende Lady´s die Ausbildung ist mit einem mysteriumsumwitterten Namen zu versehen und man lernt was der Atlas hergibt. Ich möchte keinen falschen Eindruck vermitteln: Nichts gegen Bezahldominas, nichts gegen Geldsklaverei, nichts gegen jegliche Form des masochismus und des Jaulens wenn jemand auf Peinigungen dieser Art steht.

      Aber einen Kurs in der jetzigen Zeit des SoG-Hype für das Geld anzubieten hat m.E. vor allem einen Zweck der in meinem Arbeitsbereich gern von sogenannten Coachingsystemen ausgefüllt wird. Es wurde mal evaluiert womit die allermeisten hauptberuflichen Coaches und Mediatoren ihr Geld verdienen. Lustigerweise meist mit der Ausbildung von Coaches und Mediatoren (beinah 90 % ) die paar die sonst übrig bleiben haben Jobs wo das als Weiterbildung hilft (Richter, Manager etc.) oder aber sind Berater die ihre Dienstleistung so oder so vertickt kriegen weil sie einfach gut sind.

      Ein gutes Dominastudio wird seine Dienstleistung verkauft kriegen, wie gut eine solche aus Geldnot angelernte Domme wirklich werden kann und ob sich die Investion lohnt bezweifel ich. Denn nur weil SoG softBDSM salonfähig gemacht hat, heisst das nicht das die Anzahl der finanz- und zahlungskräftigen Hardcoremasochisten angestiegen ist. Einen Hodeneinlauf bestellt man sich eher nicht für 500 € weil BDSM derzeit so en vogue ist. Wie erwähnt: hochspannend auch das bei der DOM/SUB-Seite auf politisch korrekte Geschlechterverteilung geachtet wurde.

      Sonst bin ich echt recht abgebrüht, wie in anderen Postings bereits angeklungen, aber bei dem Kommerzbauernfang im Rahmen einer Weiterbildung die v.a. die Trainierin finanziell unterstützen dürfte wird mir leicht anders.

      P.S. Da ich Esmeralda nametlich nicht kenne, entschuldige ich mich im Vorhinein - immerhin ist der Artikel nicht von ihr sondern von der Teilnehmerin, wie die Dinge da wirklich ablaufen kann ich nicht beurteilen.
      Ich fand den Artikel sehr unterhaltsam geschrieben.

      Solange man ihn als humoristischen Erlebnisbericht sieht und nicht als Aufklärungstext zum Thema BDSM (was der Artikel ja auch an keiner Stelle behauptet, zu sein), sehe ich darin auch keine Gefahr... zweifle höchstens am 100%igen Wahrheitsgehalt. ;)
      Here comes a candle to light you to bed,
      Here comes a chopper to chop off your head.