kleines-sub-Biest schrieb:
Aber man könnte sagen, dass es ein Stück weit "Heimat" ist. Seid dem Ausbruch der MS ist mir SM sehr viel wichtiger geworden. Die Schmerzen , die ich teilweise durch meine Krankheit erleben MUSS, werden unwichtig. Ich weiß nicht wie ich es anders beschreiben soll. Bei SM die Schmerzen sind gewollt und willkommen, auch wenn ich sie in dem Moment verfluche. Sie erlebe ich durch meinen Willen, durch meine eigene Entscheidung und sie werden mir nicht "aufgezwungen". Einfach loslassen und alles vergessen.
Genau sowas ist gemeint mit der Betrachtung des Settings, der Aussenwirkungsfaktoren auf deine Psyche. Ein neuer Faktor der drohend ist (MS) kommt zu deiner Lebenswelt hinzu, auf der einen Seite eine nicht beeinflussbare Größe wird kompensiert gegen etwas was du sehr wohl beeinflussen kannst. Es ist nur scheinbar paradox aus der Opferrolle der Krankheit auszubrechen in dem man sich sozusagen opfert (dem gewählten Schmerz). Hinzu kommt die Tatsache das Koventionen unwichtiger werden dürfen, da du mittlerweile ganz andere "Sorgen" hast. Sowas meinte ich mit nur scheinbarem Paradox.
Was Maslow angeht, so kann ich der Ausführung bedingt zustimmen. Maslow wird immer da ziemlich problematisch wenn es um die Wertschätzung von Gruppen geht. Er denkt ziemlich eindimensional im Wechsel zwischen der eigenen Psyche und der Aussenwelt. So einfach ist es leider (oder zum Glück) nicht. Jede Person hat hunderte von Interaktionen nach aussen. Diese werden im Endeffekt einer Hierarchie unterworfen.
Beispiel:
Eine junge Mutter mit einem 6 Monate alten Baby befindet sich zuhause in Elternzeit, sie hat Schuhe bestellt die eigentlich mal kommen müssten. Es klingelt ein Postbote um 8 am Morgen an der Tür, der Hund bellt sich daher die Seele aus dem Leib weil er den Postboten hasst und das Baby fängt an zu schreien.
Effekt 1: Sie ist genervt von dem Postboten, denn die DHL hatte geschrieben er käme erst ab 9. Konflikt Nummer 1, etwas was sie eigentlich freut wird zur Belastung und zum Ärgernis, nicht aus ihr selbst heraus - lediglich durch eine kleine Veränderung im Setting. (Wechsel der Zeit von 8 auf 9).
Effekt 2: Der Hund bellt, einerseits solidarisiert sie sich mit ihm, denn sie könnte auch vor Wut bellen über die Zeitverschiebung, andererseits soll er endlich das Bellen lassen, denn wenn er nicht bellen würde hätte das Baby vielleicht weiter geschlafen. Konflikt Nummer zwei, Solidarisierung mit jemandem mit dem man sonst eher in Konflikt steht.
Effekt 3: Das Baby schreit, einerseits zerreist es ihr das Herz das es schreit andererseits...kann das Gör nicht einmal am Morgen einmal nur.....die Klappe halten.
Wir haben also eine Situation im Jetzt (das jetzt was wahrgenommen wird dauert ca. 3 Sekunde, alles was länger her ist als 3 Sekunden ist Vergangenheit, alles was danach kommt Zukunft in der Wahrnehmung) und dennoch jetzt schon drei Konflikte. Die Reihenfolge die jene Mutter aufbaut ist wahrscheinlich Baby>Hund>Postbote, es könnte aber auch sein das sie die Schuhe so wichtig findet das Postbote>Baby>Hund zum Tragen kommt oder das der Hund schon für hunderte von Euro beim Hundetrainer war und daher Hund>Postbote>Baby gilt.
All dies kann man auf den ersten Blick nicht wissen. In Maslows Pyramide wäre dies nur sehr wenig bis gar nicht darstellbar, spielt aber für die Unterscheidung der Motivatoren (Was tue ich um etwas zuerreichen?) eine Riesenrolle. Wenn ich BDSM einfach darstellen würde, empfehle ich eher die x- und y-Theorie von McGregor. Dort wird mit Motivatoren und Hygienefaktoren wesentlich stärker gearbeitet und der Fragestellung in der Grundlage ist der Mensch schlecht (Also faul, langsam, muss getreten werden um sich zu bewegen.) oder ohnehin strebsam (Der Mensch braucht nur die Möglichkeit sich zu entwickeln, wenn er sie hat dann tut er es eh.) Das lässt sich sehr gut in den BDSM-Kontext transferieren.
Alle anderen Theorien zu dem Thema werden wirklich komplex und v.a. würde ich die gesellschaftlichen Einflüsse mit großer Vorsicht geniessen. Vielleicht sollte man dazu einen eigenen Thread überlegen denn hier geht es um Psychologie bezogen auf das Spiel und die Einzelperson. Wertschätzungsüberlegungen in Bezug auf Subgruppen (Ich meine hier Untergruppen, nicht Gruppen von Subs. ) müssten wir anders angehen, aber ich glaube ich ende hier erstmal.
Sollte irgendwas davon nicht verständnlich sein bitte ich um Nachsicht, ich führ es im Zweifel gern ausführlicher aus, meine Absicht war aber erstmal kurz zu antworten.