BDSM und Psychologie vor/während/nach dem Spiel

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    BDSM und Psychologie vor/während/nach dem Spiel

    Hallo liebe Foris,

    mir geht seit etwas längerem ein Thema durch den Kopf, wozu mich Erfahrungen und Meinungen interessieren. Gleich zur Warnung, der Eingangstext ist sehr lange. :vertrag:
    Dies ist hier meine Erste Themeneröffnung, also nicht gleich :lol: oder :whip:

    Zum Hintergrund, bin ich zum einen sehr neugierig, schon seit Jahren hinterfrage ich viel, versuche zu verstehen und will dadurch weiter lernen und mit entwickeln, zum Anderen startet nächste Woche mein nächstes Studium, welches einen erheblichen psychologischen Anteil hat.
    Um einen kurzen Themeneinblick zu erhalten, eine kleine Übersicht der Psychologie Themen, die dort behandelt werden:
    Allgemeine Psychologie & Biopsychologie, Differentielle Psychologie, Sozialpsychologie, Psychologische Diagnostik, Verhaltensökonomik. Daher ist es nicht von so weit her diese Themen interessant zu finden.
    Zudem hat mich eine kurze Unterhaltung hier im Forum per PN noch neugieriger für dieses Thema gemacht.

    Als letzten Hinweis, dieser Thread soll auf keinen Fall Wunden bei jemanden aufreißen oder eine Art Trigger sein, auch sollen nicht Themen wie lange zurückliegende Vergangenheit damit angesprochen werden, vielmehr das hier und jetzt, um und während des Spiels herum. Wer sich also nicht sicher ist, durch Gedankengänge die hier niedergeschrieben werden ggf. einen Flash zu erleben, sollte hier abbrechen und nicht weiterlesen bzw. schreiben.

    Psychologie ist, um Wikipedia zu zitieren: "Sie beschreibt und erklärt das Erleben und Verhalten des Menschen, seine Entwicklung im Laufe des Lebens und alle dafür maßgeblichen inneren und äußeren Ursachen und Bedingungen"

    Da uns somit Psychologie stetig begleitet, würde ich mich auf die Aspekte im Bereicht in und um BDSM beschränken, jedoch auch, auf dessen mögliche Auswirkungen.
    Sollte jemand nicht öffentlich schreiben wollen, aber hat dennoch dazu etwas zu sagen, freu ich mich auch auf PN´s zu dem Thema, welche selbstverständlich vertraulich behandelt werden und falls Zeilen hier zitiert werden dürften, diese auch anonym zu verwenden.

    Angesprochen werden eigentlich Subs, Doms wie auch Switcher, gerade letztere finde ich sehr interessant, wie hier einige Standpunkte sind.

    Wie fühlt sich Dom/Sub wenn es Richtung spiel geht? (geplant, aus dem Alltag heraus, ungeplant)
    Wie sind die Gefühle, was passiert im Kopf, in der Vorstellung?
    Was spielt sich in der Gefühlswelt ab, wenn man über den Punkt des Spielbeginns kommt?
    Während des Spiels, Empfindungen, Gefühle, Gedanken?
    In der Nachsorge, das Ankommen, zurück in die Wirklichkeit, was spielt sich hier ab?
    Und zu guter letzt, was passiert, wenn man im hier angekommen ist?
    Welche Gefühlswelt, welche Empfindungen treten hier ein und wie lange können diese nachwirken?

    Auch gibt es, wie ich finde, das ein oder andere Paradoxon, was sich eigentlich logisch ausschließen müsste, es dennoch aber nicht tut.
    - Fangen wir mit den Switchern an, beide Rollenverteilungen in ein und demselben Geiste? Sehr interessant, wie ich finde, wie lässt sich dies vereinbaren? Gibt es ein Ungleichgewicht in die eine oder andere Richtung? Oder hält es sich die Waage? Wird auch während des Spielt geswitcht? Wie funktioniert dies, wenn es doch eigentlich ein Instinkt ist und Instinkte normalerweise nicht bewusst gesteuert werden?

    - Beruflich Führungskraft/Manager/Antreiber, doch in der Neigung devot? (eine Seite kann natürlich sein, dem Druck des Alltags einfach erliegen zu wollen, selbst geführt zu werden, sich gedankenfrei zu bewegen, jedoch ist man in dieser beruflichen Position eigentlich gerade aufgrund des Verlangens diese Eigenschaften erfüllen zu können, zu führen, zu fordern und nicht zu folgen)

    - Beruflich geführt, "Befehlsempfänger", keine Verantwortung, jedoch in der Neigung dominant (auch hier hat man diesen beruflichen Werdegang häufig eben auch aus bestimmten Gründen, dennoch will man Verantwortung und Führung übernehmen)

    Wie beeinflusst euch BDSM in der "normalen" Welt des Alltags? Hat es überhaupt einen Einfluss? Wenn ja, ist dieser eher positiv oder negativ? Oder muss der Einfluss gar zurück gehalten werden?
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    Natürlich wäre es nicht fair, wenn ich nicht meinen Standpunkt, meine Sichtweise mitteilen würde und ein Thread ist auch immer einfacher, wenn jemand den Anfang gemacht hat

    ei mir knistert es im Hintergrund ständig, wie wir in einem Thread das Thema haben "Du merkst, das du BDSMler bist wenn", so geht es mir stetig, ich seh irgendwo ein Seil liegen, an Geländern Ösen, oder höre etwas, sehe jemanden, stetige Präsenz, was auf der einen Seite sehr anstrengend ist, auf der anderen auch prickeln, nur dies zurück zu halten, das ist manchmal ein kleiner Kampf.

    Somit befinde ich mich eigentlich immer im Status Startblock und warten auf den Startschuss.Dieses knistern verstärkt sich vor allem, wenn ich mich mit meiner Sub treffe und wir völlig ungeplant sehen was passiert, was, wie ich finde, die schönsten Anfangsmomente sind.Gibt es Moment, die im Alltag kurz durchbrechen, die sozusagen wie ein kleiner Gedankenquickie sind, dann fühlt es sich an wie Gehirndoping, wie ein Schub der durch den Körper geht.

    Der Übergang ins Spiel verläuft bei mir sehr fließend, die Sinne sind dann unheimlich gespannt und scharf, ich habe das Gefühl alles viel intensiver wahrzunehmen auf der einen Seite, wie Geruch, Gehör, Geschmack und Gefühl wie Berührungen, auch fallen mir dann unbewusst mehrere Kleinigkeiten auf, wie das Pochen der Halsschlagader meiner Sub, wodurch ich ihren Zustand auch erkennen kann, manchmal zumindest. Auf der anderen Seite jedoch auch unempfindlicher, meine Hand würde unter normalen Umständen niemals so viele harte Schläge ertragen mit der Handfläche, wie es in diesem Zustand problemlos kann. Auch spüre ich danach, außer einem stetigen kribbeln auf das nächste mal, keine Nachwehen in der Handfläche. Durch das frühere Kampfsporttraining habe ich manchmal noch Tage danach meine Hände gespürt.
    Irgendwann komme ich an einen Punkt innerer Ruhe und Gelassenheit. Es sollte sich mit dem Absprung eines Skydivers vergleichen lassen, auch wenn ich selbst noch nie gesprungen bin, würde wohl auch die Dimension des Fallschirms übersteigen Alles was dann passiert, die Gefühlsregung der Sub, ihr Verhalten, ihr Verlangen, ihre Erlösung, ist wie ein Feuerwerk an Dopamin, was immer weiter gezündet wird und schier unerschöpflich in der Wirkung scheint.

    Zum Ende, wenn zur Landung angesetzt wird, kommen die Sinne wieder in die Normalität zurück, nehme dann die Gerüche, Töne, Geschmack und Berührungen nicht mehr so intensiv wahr, wobei diese immer noch prickelnd sind.
    Sind wir gelandet und beide in der Realität/Normalität zurück, wirkt das Dopamin und Adrenalin noch sehr nach, was mich oft an einen Strudel erinnert, in dem das Gehirn Karussell fährt und immer eine Runde mehr verlangt.
    Auch wenn alles normal wieder zu sein scheint, so bleiben die innere Ruhe und Gelassenheit, dazu gesellt sich dann noch viel Zufriedenheit.
    Verbringt man noch die restliche Nacht zusammen, spürt die nähe des anderen verstärkt sich das Glück doch sehr, insbesondere wenn man in die zufriedenen Augen seiner Sub am nächsten Tag sieht, wenn dies die Augen öffnet.

    Im Job, da sind doch einige Einflüsse zu spüren. Habe zwar (noch) keine Führungsverantwortung, doch eine völlige Ergebnisverantwortung und auch den Weg dort hin. Die Disziplin ist hier schon sehr hilfreich, da man selten dumme Entscheidungen trifft, da man sich auch hier der Verantwortung sehr bewusst sein muss. Auch führe ich Vertragsgespräche mit Kunden bis auf Geschäftsführer-Ebene, wodurch die Außenwirkung, die sich aufgrund meines ich´s ergibt, doch sehr hilfreich ist.
    Auch Privat bin ich sehr konsequent und stringent, was viele Freunde sehr schätzen. Gerade weil ich selbst deutliche und klare Aussagen treffe und "wischiwaschi" Aussagen überhaupt nicht leiden kann.

    Für ich sind die Einflüsse, die sich in die normale Welt durchschlagen zum Großteil positiv.
    Die Seite wechseln, zwar habe ich schon darüber nachgedacht, wie es wäre, aber bin zu dem Entschluss gekommen, das es nicht meinem Naturell entspricht und ich nur auf eine Seite gehöre.
    Vielleicht liegt es auch daran, dass in meiner Vergangenheit, bis heute, wenn ich etwas aus der Hand gab, meistens etwas schief ging. Nehme ich die Dinge selbst in die Hand, komme ich meist direkter und klarer zum Ziel/Ergebnis, welches ich erreichen möchte.

    Ich bin schon gespannt, was nun auf mich einprasselt und freue mich auf rege Beteiligung
    Beste Grüße
    PA
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    Es passiert auch mir teilweise, dass mich Sachen/Gegenstände an BDSM erinnern. Allerdings eher an vergangene Sessions, als daran, was man damit machen könnte. Dann setzt bei mir das Kopfkino ein und hohlt Empfindungen aus den vergangenen Sessionen wieder hoch. Was teilweise zu sehr unpassenden Zeiten passiert. Es schaltet dann das jetzt und hier ab und ich bin ganz im Kopfkino versunken. Es kostet mich viel Kraft es zu verdrängen und ins jetzt und hier wieder zurückzukehren.

    Geplante Sessions machen mich nervös/aufgeregt/zappelig. Das Kopfkino lässt mich im Alltag manche Sachen vergessen und ich muss mich stark Konzentrieren, um mich daran zu erinnern, was ich machen wollte. (z.B. stehe mit der Schmutzwäsche vor der Waschmaschine und weiß nicht mehr was ich machen soll, oder mit dem Durchschlag in der Küche und weiß nicht mehr, das ich die Nudeln abgießen will). Meine Vorbereitungen für die Session erledige, wie befohlene Kleidung anziehen usw.

    Spontane Sessions sind mir am liebsten. Wenn mein Mann/Dom Abends plötzlich vor mir steht und sagt, "Wir gehen ins Bett!" Von jetzt auf gleich ist meine Wahrnehmung geschärft, fühle mich auf angenehme weise bedrängt und klein/unterlegen. Wenn wir dann die Schlafzimmertür hinter uns geschlossen haben nehme ich nur noch ihn wahr, seine Befehle, sein Handeln und Meine Sinne sind geschärft.

    Während der Session erlebe ich ein Wechselbad der Gefühle. Unterlegenheit, Unterordnung, Angst, Schmerz, loslassen der Selbstbestimmung, seine Macht über mich zu spüren und schließlich das Gefühl von Befreiung/Erleichterung. Alles loslassen, Alltag, Sorgen, Entscheidungen, mich ganz seinem Willen zu unterwerfen und dabei die Erfüllung in der kompletten Unterwerfung.

    Die endgültige Landung spüre ich, wenn ich in seinen Armen aufwache. Ein Gefühl von Zufriedenheit und Glück, begleitet mich noch viele Stunden danach. (Nachwirkung ist oft ein dümmliches Grinsen).

    Ich glaube schon das BDSM Auswirkungen auf meinen damaligen Beruf hatte. Am Anfang habe ich in Firmen gearbeitet, aber ich merkte schnell, das ich damit nicht klar kam. Der ständige Druck, stätig wurden Zeiten gekürzt, für Arbeiten oder es musste in der gleichen Zeit noch mehr gemacht werden. Dort fehlte mir der Lob. Dann habe ich in Privathaushalten gearbeitet. Als Hauswirtschafterin hatte ich die Verantwortung und Aufgabe, alles für die Familie zu erledigen. Es gefiel mir ihre Wünsche zu erfüllen und neben dem Lohn auch die Bestätigung zu bekommen.
    Leider kann ich seit Jahren nicht mehr Arbeiten und quäle mich durch meinen Haushalt. Oft brauche ich Hilfe von meinem Mann, weil mir die Energie schnell ausgeht, ich mich nicht bücken kann ohne das mir schwindelig wird oder etwas zu hoch steht und ich mich nicht mehr so strecken kann. Da bin ich oft froh, wenn ich etwas allein geschafft habe.

    Im Alltag habe ich ständig den drang anderen zu helfen, egal ob eine Bitte geäußert wird oder ich nur sehe, das jemand Hilfe braucht. Ich reagiere Automatisch und helfe einfach. Leider übersteigt es manchmal meine Kraft und ich übernehme mich. Mein Mann schimpft dann immer. Dass ist für mich die einzige Art, um noch Bestätigung zu finden.
    Ich sitze hier jetzt tatsächlich mit dem Handy in der einen Hand und dem Schreibblock in der anderen um Frage für Frage zu überdenken. :D

    Psychologie ist auch teil meines Studiums und so simpel sie klingt, so kompliziert ist sie.

    Ich entschuldige mich im Vorhinein schon dafür das der Post jetzt so lang wird. Ist ein ziemlicher Seelen-Striptease.

    Wie fühlt sich Sub (in meinem Fall) wenn es Richtung Spiel geht?

    Einerseits habe ich ein wenig bammel vor dem was kommt. Bammel aus verschiedenen Gründen. der eine Grund ist, ich habe angst davor nicht folgen zu können. Es gibt Tage da fällt mir das loslassen und abschalten total schwer, vor allem wenn es geplant ist und ich morgens schon weiss das wir Abends spielen. (Ich verwende den Begriff spiel, weil er für mich persönlich etwas beruhigendes hat, dass mir hilft in meine Sub-Rolle zu kommen)
    Ich habe bammel davor, dass es nicht so wird, wie ich es mir in meinem Kopf vorstelle. Damit meine ich nicht, dass mein Herr nicht das nicht genau das Programm durchspielt, welches ich gerne hätte, sondern dass das Machtgefälle nicht in der Intensität, welche ich genau an diesem Tag benötige, aufkommt. Was je nach Tagesform, mal mehr, mal weniger ist.
    Ich habe bammel davor, dass ich Aufgaben gestellt bekomme, die ich an diesem Tag nicht leisten kann, aus welchem Grund auch immer.

    Aber es ist auch Vorfreude dabei. Vorfreude auf das was kommt. Vorfreude auf eventuelle neue Ideen, Spielarten usw. von meinen Herren an und mit mir. (wir sind ja noch in der Entdeckungsphase, wo noch viel neues kommt, was man ausprobieren mag)
    Vorfreude darauf, dass ich loslassen darf und die Verantwortung zumindest teilweise abgeben kann. (eine Restverantwortung bleibt in meinen Augen immer auch bei Sub)
    Besonders groß ist die Vorfreude, wenn ich über Tag schon einmal kleinere Aufgaben bekomme, welche mich auf den Abend vorbereiten. Die andeuten, was mich an diesem Abend erwartet, was mein Herr mit mir vor hat.

    Was spielt sich in der Gefühlswelt ab, wenn man über den Punkt des Spielbeginns kommt?

    Das kommt sehr auf den Spielbeginn an. Da ich jüngst einige Vergleichserfahrungen hatte, kann ich das hoffentlich gescheit in Worte packen. Weil ich mir unsicher war, ob D/S wirklich ein Teil von mir ist, hatte mein Herr einfach mal eine Session ohne D/S mit mir gemacht, ohne vorige Absprache mit mir. Das war irgendwie leer, kalt und brachte bei mir so gar keine Stimmung auf. Insofern je besser der Start ist, also je mehr Dominanz ich von Anfang an spüre, umso mehr kann ich abschalten und folgen. Deshalb geht je nach Start das Gefühlspaket von "muss das sein?" bis "lass es bitte nie enden".
    Allerdings gibt es, Tage da kann der Start noch so gut gewesen sein. Ich schaffe es einfach nicht in meine Rolle. An diesen Tagen bin ich meist bockig und wehre mich innerlich gegen alles was passiert.

    In der Nachsorge, das Ankommen, zurück in die Wirklichkeit, was spielt sich hier ab?

    Wenn alles gut gelaufen ist und ich komplett loslassen konnte, dann bin ich vom Spiel richtig aufgeputscht. Ich fühle dann die nähe zu meinem Herren richtig intensiv. Zeitgleich benötige ich dann Abstand und ruhe. Ich bin dann ganz untypisch Frau und möchte nicht kuscheln. Ich könnte allerdings in dem Moment auch Bäume ausreißen, so voller Glücksgefühle bin ich dann. Spuren durch das Seil oder die Schläge (rote Haut, die brennt und ganz warm ist) bringen schöne Flashbacks, die ich einfach in ruhe nachspüren möchte, ohne in diesem Augenblick darüber zu sprechen. Erst 1-2 Tage später kann und möchte ich darüber reden.
    Ist es nicht gut gelaufen, dann besteht direkter Rede-bedarf. Aber auch hier erstmal ohne anfassen, da ich mich dann Abgrenzen muss und meine Schutzzone brauche. Wie das dann abläuft und was genau dann in mir vor sich geht ist zu Unterschiedlich um das in eine Antwort zu packen.

    Das ich nicht angefasst werden möchte, liegt daran das sämtliche Berührungen zu Intensiv sind in diesem Augenblick. Sie sind dann einfach nur noch schmerzhaft für mich. Außerdem benötige ich in diesem Moment einfach meine Intimzone, um wieder bei mir selbst anzukommen. (Ich bin eine sogenannte HSP "Hyper-Sensible Persönlichkeit". Dass bezieht sich nicht auf "sensibelchen" sondern die art der Wahrnehmung, der Umwelt)
    Ist der erste Flash vorüber, bin ich meistens Emotional erstmal "leergefegt". Nicht selten kommt dann ein Emotionsloch bei mir, welches Unterschiedlich lange dauert.

    Berufliches Paradoxon

    Ich bin zwar keine Führungskraft, aber da mein Herr eine form von Autismus hat, muss ich im Alltag die gesamte Familie, neben meinem Studium, managen. Im Alltag muss ich sämtliche Anweisungen geben, welche die Bedürfnisse der Familie betreffen. Erklären wie der Tag abzulaufen hat, was die Kinder benötigen, was angemessene Reaktionen auf Taten und Äußerungen der Kinder sind usw. Es ist für Außenstehende schwer zu erklären. Es läuft halt einiges anders bei uns.
    Da ich wenn es um die Bedürfnisse der Familie geht, ständig "stark" sein muss und immer ein Auge darauf haben muss, ist das umswitchen zur Sub manchmal echt schwer. Zeitgleich tut es unglaublich gut, mal die Kontrolle abzugeben und bringt unserer Beziehung wieder das nötige Gleichgewicht um wirklich ebenbürtige und gleichberechtigte Partner zu sein. Ich glaube fast paradoxer geht es kaum mehr. :D

    Einfluss auf den Alltag

    Durch die neue Eben, die wir durch BDSM erreicht haben, bin ich im Alltag entspannter. Vor allem weil ich seit dem keine Schlafprobleme mehr habe und endlich mal ausgeschlafen bin. Einige erinnern sich vielleicht noch an meine Anfangskämpfe in denen ich arg empfindlich reagierte auch auf Äußerungen von anderen hier im Forum. Nachdem diese Überstanden waren, kam meine alte Ruhe und mein Harmoniebedürfnis wieder.
    Unsere Partnerschaft läuft nun wesentlich ausgeglichener, dadurch ist auch das Familienleben um einiges entspannter. das ist auch schon unseren Kindern aufgefallen. Das Mama und Papa weniger diskutieren und mehr kuscheln.
    Jeder neue Tag ist eine neue Chance, sich zu finden, in sich fündig zu werden, aus sich heraus zu gehen.

    Silbermond schrieb:

    da mein Herr eine form von Autismus hat


    Das finde ich höchst interessant, an solch eine Form von "Paradoxon" hatte ich gar nicht gedacht.
    Jemand mit einer Form von Autismus ist in der Lage einen Dominanten Part innerhalb einer zwischenmenschlichen Interaktion einzunehmen?
    Nun, mir ist bewusst, das Autisten eine ganz besondere Sicht auf auf die Welt und ihr Umfeld haben, noch besonderer ist ihre Art der Kommunikation.
    Ich erinnere mich hier an eine Dokumentation über Drillinge, die allesamt Autisten sind, zusammen ein enges Band verbindet, jeder hat seinen Platz, hat einer von ihnen auch nur eine Anstecknadel an, die keiner der anderen trägt, gibt es Unruhe im Team. Durch Zufall ist etwas interessantes dort passiert, bei dieser Doku wurde versucht die kognitiven Fähigkeiten jedes einzelnen zu untersuchen mit verschiedenen Test, unabhängig von seinen Brüdern.
    Sie waren somit kurzzeitig getrennt, als man versuchte die anderen beiden Brüder zu beschäftigen und abzulenken.
    Als einer der Brüder in dem Nebenraum sich den Kopf leicht gestoßen hatte, flippen die anderen beiden regelrecht aus, sie spürten, dass mit ihrem Bruder etwas war, ohne ihn visuell wahrzunehmen oder zu hören, sie fühlten es, durch ihre Art der Kommunikation.

    vielen dank für diese Sicht und eine weitere spannende Frage, die sich für mich daraus ergibt.
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    @kleines-sub-Biest, wie ich deinem Post entnehme sind gesundheitliche Einschränkungen vorhanden, wie z.B. schwindel und das frühe Kräfteschwinden.
    Sind diese Sessions für dich dann eine Art "Heimat" "Ankerplatz"?
    Sorgt der Hormoncocktail, der sich ja dabei aufbaut, dann sogar dafür (klingt jetzt doof, doch finde ich keine andere Beschreibung dafür) ein Stück Normalität? Nichts von den Einschränkungen zu spüren?
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    Ich muss mehr erklären als andere, was, welche Aktion bei mir auslöst und das Auffangen von mir ist nicht immer leicht für ihn. Aber Grundsätzlich klappt das schon mit der Dominanz. er gleicht fehlende Empathie durch lernen der psychologischen Hintergründe aus. Stellt viele Fragen um verstehen zu lernen usw.
    Jeder neue Tag ist eine neue Chance, sich zu finden, in sich fündig zu werden, aus sich heraus zu gehen.
    Wow @Silbermond, das finde ich ja total spannend! Ich hätte gedacht, dass Autismus und Dominanz sich von vornherein ausschließen, eben wegen der mangelnden Empathiefähigkeit. Was für eine Herausforderung für Euch! Aber ja klar, warum sollte man eigentlich die mangelnde Empathie nicht durch Wissen und detaillierte Rückmeldungen Deinerseits ausgleichen können. Wenn ich ein Handy nun mal nicht intuitiv bedienen kann, dann muß ich mich eben doch hinsetzen und die Bedienungsanleitung umso gründlicher studieren. Am Ende beherrsche ich es dann aber vielleicht sogar besser, als derjenige, der sich überwiegend (oder vielleicht sogar ausschließlich) intuitiv damit auseinandergesetzt hat. Ganz, ganz blöder Vergleich, ich weiß, aber ich hoffe Du verstehst wie ich es meine... ;)

    Auf jeden Fall, was für eine Leistung! Wirklich Hut ab vor Euch beiden...

    Aber ist es nicht schwierig für Deinen Mann, wenn Du die ersten Tage erst mal gar kein Feedback geben kannst? Oder verläßt er sich darauf, dass eben genau das bei Dir ein gutes Zeichen ist? Du hattest ja geschrieben, wenn etwas nicht stimmt dann würdest Du sofort drüber sprechen.
    @Lernende Es belastet ihn schon, wenn ich noch nicht in der Lage bin, meine Gefühle in Worte zu packen. Wir versuchen es dann über den schriftlichen Weg. Mein Tagebuch gibt ihm Rückmeldung, die er auch später nochmal lesen kann. Es finden sich eigentlich immer Wege drüber zu sprechen. Oft wäre es sogar besser gewesen ich hätte noch gewartet, weil er selbst noch emotional mit drin hängt und sich nicht abgrenzen kann. Autisten haben ja auch wenn es anders scheint, eine sehr intensive Gefühlswelt. Die sie allerdings schwer nach außen zum anderen transportieren können.

    Ein Beispiel wo es total schief lief, hatte ich im Sub-Bereich mal geschrieben. Da waren wir beide durcheinander, weil ich zuvor zu schwammige Wünsche geäußert hatte, nach mehr durchgreifen und mehr Dominanz seiner seits.
    Jeder neue Tag ist eine neue Chance, sich zu finden, in sich fündig zu werden, aus sich heraus zu gehen.
    Dann misch ich mich mal dazu - ich bin erwähnter Asperger Autist - nach den Tests einer der extremeren Aspgerer Sorte ;)

    Kann ein Aspi Dom sein - ja das geht. Wie überall im Leben haben Aspis Vor und Nachteile gegenüber neurotypischen Menschen und so ist das auch bei der Dominanz. Ich hole jetzt ein wenig aus um das verständlicher zu machen - Aspis nehmen die Welt anders wahr - offensichtlich nehmen wir viel mehr Details wahr, als NTs (neurotypische) und fixieren uns mehr auf Dinge, die NTs eher unwichtig sind wohingegen wir Dingen die NTs wichtig sind eher wenig Informationen entnehmen können. Das "nicht in die Augen gucken" das uns gern angekreidet wird kommt daher, dass Augen für uns (ursprünglich) nicht mehr Aussagekraft haben als ein Pullover, ein Tisch oder die Wand. Das gilt so ziemlich für die ganze Körpersprache und viele tun sich schwer zu unterscheiden, ob ein Mensch dessen Gesichtszüge kontrahieren und dessen Augen Flüssigkeit absondern jetzt traurig, sehr fröhlich oder wütend ist - denn alle 3 Zustände zeigen sehr ähnliche Symptome.

    Gerade darum allerdings, sind wir oft enorm neugierig diese seltsame Sprache zu lernen. Schon als Kind von 10 Jahren habe ich mich in Psychologie eingelesen an der Schule alle Kurse besucht und mich in Körpersprache eingelesen. Das Ergebnis ist, dass ich mittlerweile fast genauso gut darin bin emotionale Zustände zu erkennen wie jeder andere Mensch nur bin ich schwerer zu täuschen - Sowas in der Art "Lie to me" obwohl ich es noch nicht gemeistert habe ^^
    Auch in der Sprache stelle ich mir Fragen die sich ein NT kaum stellen würde und komme da zu interessanten Ergebnissen obwohl es selten gut ankommt Leute aufzuklären, dass sie Worte benutzen die eigentlich was ganz Anderes aussagen als sie aussagen möchten. Das geht auch in Englisch - aber das wird zu Off Topic.

    In Bezug auf das Dom sein habe ich also den Nachteil, schlechter zu "fühlen" was in Sub vorgeht - allerdings glaube ich wesentlich aufmerksamer für Zeichen zu sein, also viel schneller zu bemerken wenn sich körperlich was an Sub verändert. Dazu kommt, dass ich deutlich schneller lerne als NTs und mir in wenigen Wochen sehr viel Wissen aneignen und behalten kann - nehmen wir Bondage, so sehe ich mir ein Video über eine Knotentechnik an und kann sie schon problemlos anwenden. Die Detailliebe führt auch dazu, dass ich gewisse "Regeln" genauer im Kopf habe und beachte - also gewisse Zeichen sehr genau im Auge habe und schnell reagiere.
    Und der meiner Meinung nach Autismustypische Ehrgeiz des "Ganz oder gar nicht" - und da mir BDSM gefällt und ihr auch, hab ich in den letzten Wochen ca. 60 Stunden Videomaterial gesichtet und einige hundert A4 Seiten Text gelesen. Man will ja ein möglichst guter Dom sein und der Ehrgeiz ist denke ich durchaus sehr hilfreich.

    Problematiken gibt es auch - wie meine geliebte Sklavin (und zerlegt das jetzt nicht, das hat für uns eine Andere Bedeutung wie im üblichen BDSM Kontext oder im antiken Rom...) schon sagte - das Auffangen ist ein Problempunkt. Wobei ich denke, dass hier vor allen die Kombi HSP und Aspi das eigentliche Problem ist - bei früheren Partnerinnen klappte das Auffangen eigentlich meist recht gut aber es sind halt auf beiden Seiten eigenheiten da die das schwer machen - bei ihr klappt der "erlernte Standard" halt nicht mit in den Arm nehmen und gut zureden etc.

    Zumal sie die Fähigkeit hat "dahinter" zu blicken - und das ist ein Problem. Als Aspi kann ich halt viele Dinge nur vorspielen. Ich habe fast immer eine neutrale Gefühlsstimmung - Regungen sind da selten und so muss ich in Momenten wo emotionales "Mitfühlen" wichtig ist halt so tun als ob - was meistens ganz gut klappt aber bei ihr halt nicht. Und das ist auch das Problem mit dem authentisch sein - sie sagt, manchmal bin ich zwar ihr Dom aber eher selten spürt sie, dass ich ihr Herr bin - also das Gefühl der Dominanz bringe ich nicht immer rüber auch wenn ich im Grunde nicht großartig was Anderes mache und sie kann mir nicht erklären was genau es ist - das eine mal war es die Art wie ich die Gerte in die Hand nahm aber rekonstruieren war nicht möglich ^^
    Also an dem "rüberbringen" arbeite ich noch. Rein aus meiner Lebensgeschichte bin ich schon ein sehr dominanter Mensch - ich bin in sozialen Gruppen in die ich mich begebe meist in kürzester Zeit Chef oder zumindest sehr hochstehend und stehe meist im Mittelpunkt. Auch beruflich hab ich bei jedem Arbeitgeber so meine Eindrücke hinterlassen und nicht selten wurde ich gegangen weil ich dem Chef zu sehr sagte wie er seinen betrieb verbessern könnte. Auch physisch bin ich Kampfsportler und hab meine 110 Kg also da ist die Dominanz nicht schwer zu demonstrieren aber halt physisch und nicht psychisch wo es drauf ankommt. Ich bin zwar psychisch sehr stabil und stecke sehr viel ohne Probleme weg und arbeite daran nicht "kalt" rüberzukommen aber...es ist halt in Arbeit ^^
    (musste 2 Teilen wegen der Zeichenbeschränkung)

    So damit es nicht ganz OT wird meine Antworten zu den Fragen:
    Wie fühlt sich Dom / Sub wenn es Richtung spiel geht?

    Ich bin immer in Richtung Spiel ^^ Das mag am Autismus liegen aber es ist mir ein großes Bedürfnis meiner Sklavin das grösste Glück zu bereiten - das sehe ich als meinen Job als Herr. Ein guter Herr - das ist wohl mein Idealismus - ist jemand, der das Leben derer die ihm folgen besser macht. Jemand der nicht durch Gewalt oder Angst sondern liebevolle Strenge führt, der in bessere Zeiten führt und der als Gegenleistung für die Hingabe der Folgenden, die Verantwortung übernimmt - und ihr gerecht wird. Der die Seinen beschützt und ihren Gehorsam mit Liebe und ihre Hingabe mit Glück belohnt.
    Daher VERSUCHE (niemand ist perfekt auch wenn ichs gern wäre) ich meiner Sklavin stets Glück zu bereiten. Ich sag es mal so wie es ist - meine einzige Motivation mich in Kindererziehung einzuarbeiten und mir die ganzen Bücher dazu durchzulesen ist ihr Glück - ich würde die Kinder so erziehen wie ich erzogen wurde aber das war offensichtlich ziemlich falsch ^^
    Ich bring ihr regelmässig kleine Geschenke mit wie rote Rosen oder Süssigkeiten, und arbeite mich in alles ein, was zu ihrem Glück beiträgt. Vorrangig alles mit BDSM, aber halt auch Kindererziehung, Hundeerziehung (haben n Welpen) Haushalt und dergleichen. Dementsprechend bin ich immer gewisserweise im Spiel - seit wir BDSM angefangen haben, habe ich nicht einen Tropfen Alkohol zu mir genommen weil ich irgendwo gelesen habe, dass ein Dom unbedingt nüchtern sein muss, damit seine Sinne nicht eingeschränkt sind.
    Für mich gehören die "Pausen" die ich ihr gebe auch zum Spiel - ich will sie ja erziehen und da gehört dazu es in einem Tempo und auf eine Art zu machen, die ihr angenehm und möglich sind und Pausen sind sozusagen auch Erziehungsmittel.

    Wie sind die Gefühle, was passiert im Kopf, in der Vorstellung?

    Ähhh....ich werd hier der statistische Ausreisser. Also ich bin medizinisch überpotent. Einer sagte mal "Mann²" und das trifft in vielerlei Hinsicht zu. Also ich denke sehr viel an Sex und hole mir ca. 4 - 5 mal am Tag einen runter. Was sich geändert hat seit BDSM ist, dass ich seit BDSM wirklich nur noch an meine Sklavin denke und andere Frauen auch aus meinem Kopf verbannt sind. Inzwischen gucke ich Pornos auch nur noch zu Bildungszwecken - also meist Amateur BDSM Sachen oder von kink weil ich da Ideen sammle zum ausprobieren. Anmachen tut mich das so nicht (mehr)Gefühle...im Alltag eben neutral wie eigentlich immer. Im Spiel dagegen sehr intensiv - also in der Session entwickeln sich sehr starke Gefühle für sie und das hallt auch noch ne ganze weile nach. Also so richtiges verliebt sein und Liebe und Zusammengehörigkeit und so weiter - da wird quasi jedes mal die Flamme wieder angezündet. Es ist so eine fürsorgliche Liebe die da entsteht - und ich haue sie nicht gerne aber ich mache es "gerne" weil - naja es gehört dazu, gibt ihr was und hilft beim Dominanzaufbau und das Gefühl der Dominante zu sein gefällt mir schon immer ^^ Es ist also auch sehr befriedigigend.Was im Kopf vorgeht - VOR der Session (also immer wenn wir keine haben^^) schwirren tausend Sachen durch den Kopf - Ideen, Sachen die Berücksichtigt werden müssen, Dinge wo ich mich noch einlesen muss, die Suche nach neuen Infomaterial (Gott sei dank gibt es im englischsprachigen Raum sehr viel dazu) und es ist ein stetes Vorbereiten - ideen Sammeln, aufschreiben im Kopf durchprobieren, Techniken ausfeilen - ich ahbe 8 Word Dateien auf dem PC voll mit Sachen die unser BDSM betreffen vom Strafbuch über Todo Liste über Daten zu meiner Sklavin, das Tagebuch und so weiter.IM Spiel ist es irgendwie entspannter. Da geht es dann ans Umsetzen des Vorbereiteten. Ok es ist gewisserweise immer noch anstrengend weil ich dann tausend Sachen im Blick habe - Körpertemperatur, Farbe, Gesichtsausdrücke, Augen (ja inzwischen entnehme ich diesen Informationen) Halsschlagadern und so weiter um ihr Wohlbefinden im Kopf zu haben. Nicht selten auch der Fingerkontakt mit der Vagina da diese auch gute Auskunft über den Zustand gibt.Also ich denke täglich durchaus oft an BDSM
    Was spielt sich in der Gefühlswelt ab, wenn man über den Punkt des Spielbeginns kommt?
    Während des Spiels, Empfindungen, Gefühle, Gedanken?

    Naja das steckt schon im vorigen Punkt mit drin ^^

    In der Nachsorge, das Ankommen, zurück in die Wirklichkeit, was spielt sich hier ab?

    Ich lerne noch wie ich richtig für sie da sein kann. Generell und in der Nachsorge. Für mich ist das nicht nötig, ich bin gewisserweise immer "im Spiel" auch wenn ich natürlich im Alltag anders handle wie in der Session.

    Und zu guter letzt, was passiert, wenn man im hier angekommen ist? Welche Gefühlswelt, welche Empfindungen treten hier ein und wie lange können diese nachwirken?

    Tja....die Gefühle aus der Session wirken meist bis zum nächsten Tag ca. Mittag nach bevor es wieder langsam in eine Gefühlsneutrale Haltung abdriftet. Aber nicht mehr so wie früher richtig neutral, also ein "Rest" ist bei mir immer da

    Wie beeinflusst euch BDSM in der "normalen" Welt des Alltags? Hat es überhaupt einen Einfluss? Wenn ja, ist dieser eher positiv oder negativ? Oder muss der Einfluss gar zurück gehalten werden?

    Bei mir hat sich da nichts geändert. ich war schon immer ich und bin aus manchem Arbeitsverhältnis geflogen weil ich eben mein Ding gemacht habe. Es hat zwar den Betrieb oft verbessert aber viele Chefs nehmen es einem Neuen der erst n paar Monate da ist scheinbar sehr übel wenn man sich in ihre Betriebsführung einmischt. Lustig war das in einem Hotel wo mein direkter Chef mich richtig gehasst hat (Abteilungsleiter) und mich unbedingt los werden wollte aber sowohl Personalchef als auch Hotelbesitzer von mir schwer begeistert waren. Ähnlich als ich bei MC Donalds war - auch da, der direkte Vorgesetzte schwer beleidigt, dessen Chef begeistert. Tja ^^ Also das Unterordnen liegt mir generell nicht und rumkommandieren tu ich auch schon immer, also wenn ich es für sinnvoll erachte...daher hat sich das BDSM auch da nicht ausgewirkt
    Hallo ihr Lieben.
    Wow!
    @Arphen.
    Ich kenne durch die zwei Kinder die bei uns im Haushalt leben auch ein paar Autisten,da die beiden eine Schule für leicht Behinderte besuchen.
    Aus meinem Eindruck heraus sind Autisten alle ganz unterschiedlich in ihrem Wesen.Der Freund(inzwischen Ex)von unserer Ältesten ist ein echter Charmebolzen dem die Mädels Scharenweise nachlaufen!
    Die beste Freundin von unserer Jüngsten ist hingegen eher kühl und reserviert.Sie hat grade mal sprechen gelernt und hat doch einen IQ von 120!!
    Sehr faszinierend!
    Ich werde später weiter schreiben,muss nun leider weg...
    Don´t worry,be happy
    Okey,wieder da...
    :thumbsup:
    Um wieder zum Tread-Thema zurückzufinden schreibe ich jetzt mal,wie es mir rund um eine session so emotional geht.
    Wenn ich weiß das ich eine session starten will beginne ich mit der Planung meistens zwei Tage im Vorraus.
    Aufgrund meiner Depris muss ich dazu mehr Punkte mit einbeziehen als früher...
    Erst mal frage ich mich ganz allg.was will ich?Wozu habe ich Lust?Was wird das bei meinem Sub für Gefühle erzeugen/auslösen?Speziell im Moment:womit währe ich überfordert?Was geht grade nicht usw.

    Wenn das Grundthema erst mal steht überlege ich mir was ich dafür anweisen muss,vorbereiten und zurechtlegen muss.An dieser Stelle beginnt schon die Anspannung,aber auch die Vorfreude.Ich kann von da an nicht mehr richtig schlafen und bewege mich schon in meinen Phantasien auf das Ereignis zu.

    Ziemlich heiß wird dann der Punkt,an dem ich meinen Sub in meine Planung mit einbeziehe und ihm anweisungen zur Vorbereitung gebe.Auch in ihm steigt dann die Anspannung!Noch interessanter ist dann nur noch eine ´spontane´session.Zumindest spontan für ihn,denn ich habe mich ja vorbereitet.

    Währenddessen mache ich mehere Phasen aus...
    Ich kann nicht von jetzt auf gleich den Dom´raushängen ´lassen.Das erlauben meine Deprimacken garnicht.Also beginne ich sanft,zährtlich und bewege meine Sinne langsam auf das von mir geplante Spiel zu.Bin ich dann richtig in der Materie,beginne ich zu genießen was passiert,besonders wenn ich fühle und erkenne das mein Sub sich fallen lässt und mir die Kontrolle überlässt.Ist dieser Punkt erreicht,finde ich auch richtig in meine Dom-Rolle und beginne die `Erfahrungsintensität´zu steigern.Das kann dann auch schon mal härter werden,solange ich meinen eigenen Grenzen nicht übertrete...

    Danach fühlen wir uns einfach nur saumäßig super kuscheln und haben für längere Zeit richtig gute Laune.

    Leider gelingt es mir grade nicht alle meine Gefühle dabei so auszudücken wie ich es gerne hätte,weshalb meine Ausführungen etwas holzig anmuten.So intime Sachen in Worte zu fassen gelingt mir nicht immer.

    LG
    Anne.
    Don´t worry,be happy
    Wow, viel Informationen, die, wie ich finde, sehr interessant sind.
    @Arphen, ich denke kürzer hätte man es auch nicht schreiben können, war für mich sehr aufschlussreich. Hab gar nicht gesehen, dass es einen Autismus & BDSM Thread gibt, muss irgendwie an mir durchgehuscht sein, als ich das Forum nach einem Thema wie diesem durchsuchte. Werde da wohl auch ein ganzes Stück nachlesen.

    @M.Anne, sehe ich es richtig, dass sich während des Spielens, für dich eine Welt öffnet, in der deine Depri dich an nichts wirklich hindert, solange du innerhalb deiner natürlich gesetzten Grenzen bewegst?

    Ich muss schon sagen, es haben sich viele neue Fragen gestellt, die sich durch den ein oder anderen Beitrag auch schon beantworteten.
    Bitte macht weiter so, der Thread ist für mich jetzt schon interessanter, als ich erhofft hatte.

    Grüße
    PA
    - Folge nicht einem Pfad, hinterlasse selbst einen -
    Ein spannendes Thema,

    @ Arphen, danke für die Einblicke die ich lediglich als solche wahrnehme, es ist ein spannendes Feld im Sinne von interessat. Inhaltlich äussern kann ich mich dazu nicht, da ich mir nicht anmaße die Situation ansatzweise verstehen zu können aber es bereichert um eine Perspektive berichtet zu bekommen.

    @ PA und somit Thread: Wie mittlerweile einigen bekannt ist, ist meine Einstellung zum psychologischen Bereich - oder dem was sich so nennt - ambivalent. Da du die Beruflichkeit eingeführt hast sei kurz erwähnt das ich in dem Segment teilweise forsche, näher möchte ich darauf nicht eingehen und es hat absolut keinen Bezug zu BDSM ausser dem den wohl jedes menschliche Feld zum BDSM als vom Menschen gelebt haben muss.

    Zum Thema, nach den einführenden Worten: Die Frage die als erstes im Raume steht ehe man sich der weiteren Betrachtung widmen kann ist m.E. die Frage was BDSM eben für den einzelnen (Subjekt) ist.

    Ist es ein Spiel weil er schwarze Kleidung toll findet?
    Ist es eine Lebenseinstellung weil man es für die einzig glückbringende Lebensart hält?
    Ist es eine Form von Borderline weil man sich sonst nicht spürt?

    In jedem Falle ist die Antwort auf die Frage was BDSM im Zusammenhang mit Psychologie ist eine andere, ich möchte also zuallerst darauf abstellen, das sämtliche psychologischen Betrachtungen in diesem Bereich hoch subjektiv - d.h. an den Einzelnen gebunden sind. Selbstverständlich gibt es dennoch antworten die immer wieder auftauchen, da Menschen dennoch bestimmten gleichbleibenden Mustern (Ich nennen sie hier einmal "Artefakte") folgen.

    Diese Artefakte sind in ihrer Beschaffenheit Bestandteil der Einzelperson, kommunizieren aber mit der Umwelt. EIn Beispiel: Ein homosxeueller Mann im Iran lebt sehr gefährlich, es ist unwahrscheinlich das er sich outet, nicht weil er seiner Neigung nicht sicher ist, sondern weil er an seinem Leben hängt. Ein homosexueller Mann auf dem CSD in Berlin Charlottenburg lebt gar nicht gefährlich und will vielleicht nur ausprobieren ob ihm die Lebenart gefällt? In beiden Fällen könnte das Outing dieselbe Tat sein aber grundverschieden in dem was darunter liegt. Psychologie interessiert sich jedoch zumeist für eben dies was darunter liegt, sonst kann sie die Seele (der Begriff ist nunmal Bestandteil dieser Wissenschaft) einfach nicht greifen.

    Vom Exkurs zurück zum Thema, ist BDSM also ein Bestandteil dessen was eine Seele ausmacht oder lediglich äusserlich? Wer die Antwort für sich in Händen hält ist einen weiten Weg gegangen.

    Auf die unterschiedlichen Gruppen und scheinbare Paradoxien eingegangen:

    Der Manager, der mächtig ist und sich nachts peitschen lässt: Kompensiert meist die Erwartung der Gesellschaft an ihn selbst wieder. Enormer Druck ruht auf ihm und er muss diesen Abbauen. Schmerz und Demütigung helfen zur Seele zurückzufinden, wenn vorherige Erwartungshaltung eigentlich nur noch eine Maske sichtbar machen. Das diese Personen insbesondere geeignet sind dem Druck stand zu halten ist meist nur ein Bestandteil erlernter Muster nicht dessen was dahinterliegt. Führungskräfteanalyse ist allerdings eine sehr komplexe Kunst.

    Der Untergebene, der im anderen Leben dominant ist kompensiert unter Umständen eben jene gesellschaftliche Ohnmacht durch erhöhte Macht - man nennt das enforcement - im sexuellen Kontext transferiert.

    Man darf dabei nicht vergessen das Sexualität ähnlich wie Hunger und Sichehreitsempfinden sogenannte Grundbedürfnisse sind (Für interessierte ist Maslow nur ein sehr einfaches Modell was aber erstmal hilfreich ist, es gibt deutlich differenziertere Modelle die aber ein sehr hohes Maß an Vorbildung erfordern - fürs erste reicht Maslow bei aller Kritik an ihm.) und im Gegensatz zu erlernten Schemata nicht aufgegeben werden.

    Die Frage ist also ist BDSM Bestandteil der Sexualität des einzelnen oder ein erlernter Kontext. Bisher habe ich ausgespart wie es um Switcher steht, dies hat einen Grund.

    Während wir bisher feststellen konnten das die Neigung entweder Bestandteil der DNA der Seele ist, oder ein Bestandteil des Umfelds (ich nenne es Setting) ist dies beim Switcher noch etwas komplexer. Entweder die Person
    • ist schlichtweg unsicher wie ihr so gern vorgeworfen wird
    • traut sich nicht die eine oder andere Rolle auszuleben wegen der sozialen Restriktion
    • ist schlichtweg wechselhaft im Sinne von vielseitig, da dies ihre Persönlichkeit bestimmt und eben nicht die genaue Orientierung an einen Pol
    Der letzte Fall würde bedeuten eine Person erlebt sich im Kontext des BDSM aber agiert flexibel, weil ihr lediglich der Kontext zusagt und nicht unbedingt eine genau Zuordnung. Alle Formen sind durchaus nicht paradox, sondern eigentlich ziemlich stereotyp - paradox erscheinen sie nur unter der Betrachtung dessen was man zu erwarten glaubt. Diese Erwartungen die der Entscheidung auf die Beine helfen soll nennt sich Heuristik und vereinfacht das Denken. Zum Beispiel hilft sie uns sehr schnell etwas wiederzuerkennen, leider taugen Heuristiken nicht für tiefere Betrachtungen und beinhalten ein ziemlich großes kommunikatives Gefahrenpotenzial des Missverständnisses denn was sich der Eine denkt muss der Andere nicht meinen und ein Dritter nicht verstehen.

    Der Schlüssel hierzu bleibt die Kommunikation um anscheinende Paradoxien aufzulösen. Aber vielleicht will man manchmal auch gerade nicht kommunizieren in aller Offenheit weil einige Dinge lieber im Verborgenen bleiben sollen (aus vielerlei Gründen) - so erscheinen die Rätsel sie uns unlogisch erscheinen und es oftmals gar nicht sind.

    P.S. Sicher gibt es auch echte Paradoxien, allerdings sind dies ein andere Thema was gesondert analysiert werden müsste wenn man den Menschen an sich erst einmal kennt. Daher unterscheidet man auch zwischen logisch und psychologisch, nicht alles was rational sinnvoll ist muss psychologisch folgerichtig sein und andersherum.
    @PA
    @M.Anne, sehe ich es richtig, dass sich während des Spielens, für dich eine Welt öffnet, in der deine Depri dich an nichts wirklich hindert, solange du innerhalb deiner natürlich gesetzten Grenzen bewegst?

    Nicht ganz.
    Das sind ´unnatürliche´Grenzen die früher nicht da waren.Die sind krankheitsbedingt gewachsen,und ich bin grade dabei sie wieder abzubauen.
    Wenn ich versuchen würde auf Zwang über diese Grenze zu gehen droht der emotionale Zusammenbruch.
    Ich mache das lieber Schritt für Schritt...

    LG
    Anne
    Don´t worry,be happy
    @Styx, ich habe sehr gehofft, dass du dich zu dem Thema äußern würdest, da ich die Tiefe deines Wissens an anderer Stelle schon erfahren konnte und mir sicher war, das du mir/uns hierzu einen sehr interessanten Beitrag und Sichtweisen geben kannst. Doch langsam habe ich Sorge, dass ich das auf dem hohen Niveau bald nicht mehr mitkomme :crazy: und mein Intellekt, sofern vorhanden, an seine Grenzen stößt.
    Doch wer weiß, wenn der erste Raum des Wissens voll ist, tut sich eine Tür auf für den zweiten Raum, der wieder gefüllt werden kann.

    Insbesondere die Beschreibung zu Switchern finde ich hierzu höchst interessant.

    Styx schrieb:

    (Für interessierte ist Maslow nur ein sehr einfaches Modell was aber erstmal hilfreich ist, es gibt deutlich differenziertere Modelle die aber ein sehr hohes Maß an Vorbildung erfordern - fürs erste reicht Maslow bei aller Kritik an ihm.)


    In der Theorie von Abraham Maslow wird davon ausgegangen die 5 Ebenen der Pyramide schrittweise nach oben erreichen zu müssen, bricht mir die vierte und damit die Ebene der Wertschätzung weg, sei ich nicht mehr in der Lage in die Selbstverwirklichung zu gelangen, bis ich diese vierte Ebene wieder korrigiert habe.
    Gerade im Kontext zu BDSM würde ich hier eine unüberbrückbare Hürde ergeben, die, soweit ich das einschätze, jedoch nicht vorhanden ist, da ich diese Verwirklichung,in diesem Kontext durchaus herstellen könnte.
    Es sei denn, ich differenziere dies auf einzelne Bereiche, so kann ich die Wertschätzung in der Allgemeinheit nicht erlangen, jedoch im Kontext zum BDSM, also innerhalb dieser Gemeinschaft, und schließe diese Lücke damit wieder um die Selbstverwirklichung dort zu erlangen.
    Oder mach ich es mir hier zu einfach?


    Styx schrieb:

    also ein Bestandteil dessen was eine Seele ausmacht oder lediglich äusserlich?


    Dies wäre wohl der Punkt nach den Motivatoren zu suchen, oder nicht?
    So dürfte sich der extrinsische BDSMler, der dem externen Selbstverständnis folgt, eben von Faktoren außerhalb beeinflusst werden, wie eben die Shadys, oder Umfeld, wie Bekanntenkreis, Freunde, Film, Literatur und was in der Welt der Medien sonst noch auf uns einprasselt. Adaptiert die für ihn interessanten Motivatoren und handelt danach, unabhängig seiner selbst Willen, sondern nach dem Verlangen des "Außen" nach.

    Der intrinsische, nach dem internen Selbstverständnis, weniger den Prozessmotivierten, handelt nach eigenem Ermessen, eigenen Regeln und Leitlinien, die nicht von außen unmittelbar und mittelbar beeinflusst werden. Somit dürfte dies wohl dann eine genetische Grundlage haben. Wobei sicher auch hier ein gewisser, unvermeidlicher medialer Einfluss als Auslöser verantwortlich sein können, doch ohne die eigene innere Motivation dazu würde dies keinen Nährboden finden.

    Ich hoffe, ich schreibe um fast 3:00 nicht völligen Unfug, war ein langer Tag, doch fesselt mich dieser und ein anderer Thread gerade sehr an den Monitor.

    Gute Nacht
    PA
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    M.Anne schrieb:

    Das sind ´unnatürliche´Grenzen die früher nicht da waren.Die sind krankheitsbedingt gewachsen,und ich bin grade dabei sie wieder abzubauen.
    Wenn ich versuchen würde auf Zwang über diese Grenze zu gehen droht der emotionale Zusammenbruch.


    @M.Anne, die "natürlich gesetzte Grenze" war schon die, die sich aus deinem aktuellen Zustand gebildet haben, dadurch für den aktuellen Moment eben "natürlich".
    Innerhalb dieser Grenzen, die sich sicher in die eine, besser in die andere Richtung (damit den Ursprünglichen Zustand) verschieben können (nicht heute natürlich, aber in Zukunft sicherlich möglich), kannst du dich frei bewegen, ohne Sorgen und Gedankenstrudel?
    Und damit dann ein Raum der Mitte, des Ankerns, der Sicherheit, von dem aus der Weg beginnt den Raum wieder zu erweitern. Natürlich langsam, Schritt für Schritt.

    Hab hier einen Thread von dir im Hinterkopf mit der Ohrfeige und was diese heute, im Moment, bei dir auslöst, daher etwas, was im Moment ja hinter der Grenze dessen liegt, in dessen Raum du dich bewegen kannst.
    Hoffe das war halbwegs verständlich, klingt für mich gerade etwas wirr, kann aber an der Uhrzeit liegen. :crazy:

    Gute Nacht
    PA
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    @PA1976
    Meine Handicaps sind unterschiedlicher Natur und verändern sich immer wieder mal. Da ich Multiple Sklerose habe und sie immer mal einen Bereich mehr oder weniger betrift, ist es immer wieder anders.
    SM hilft mir dabei eine Zeit lang meine Krankheit zu vergessen. Es ist schwer zu erklären...
    Aber man könnte sagen, dass es ein Stück weit "Heimat" ist. Seid dem Ausbruch der MS ist mir SM sehr viel wichtiger geworden. Die Schmerzen , die ich teilweise durch meine Krankheit erleben MUSS, werden unwichtig. Ich weiß nicht wie ich es anders beschreiben soll. Bei SM die Schmerzen sind gewollt und willkommen, auch wenn ich sie in dem Moment verfluche. Sie erlebe ich durch meinen Willen, durch meine eigene Entscheidung und sie werden mir nicht "aufgezwungen". Einfach loslassen und alles vergessen.