BDSM und Psychologie vor/während/nach dem Spiel

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    kleines-sub-Biest schrieb:

    Aber man könnte sagen, dass es ein Stück weit "Heimat" ist. Seid dem Ausbruch der MS ist mir SM sehr viel wichtiger geworden. Die Schmerzen , die ich teilweise durch meine Krankheit erleben MUSS, werden unwichtig. Ich weiß nicht wie ich es anders beschreiben soll. Bei SM die Schmerzen sind gewollt und willkommen, auch wenn ich sie in dem Moment verfluche. Sie erlebe ich durch meinen Willen, durch meine eigene Entscheidung und sie werden mir nicht "aufgezwungen". Einfach loslassen und alles vergessen.


    Genau sowas ist gemeint mit der Betrachtung des Settings, der Aussenwirkungsfaktoren auf deine Psyche. Ein neuer Faktor der drohend ist (MS) kommt zu deiner Lebenswelt hinzu, auf der einen Seite eine nicht beeinflussbare Größe wird kompensiert gegen etwas was du sehr wohl beeinflussen kannst. Es ist nur scheinbar paradox aus der Opferrolle der Krankheit auszubrechen in dem man sich sozusagen opfert (dem gewählten Schmerz). Hinzu kommt die Tatsache das Koventionen unwichtiger werden dürfen, da du mittlerweile ganz andere "Sorgen" hast. Sowas meinte ich mit nur scheinbarem Paradox.

    Was Maslow angeht, so kann ich der Ausführung bedingt zustimmen. Maslow wird immer da ziemlich problematisch wenn es um die Wertschätzung von Gruppen geht. Er denkt ziemlich eindimensional im Wechsel zwischen der eigenen Psyche und der Aussenwelt. So einfach ist es leider (oder zum Glück) nicht. Jede Person hat hunderte von Interaktionen nach aussen. Diese werden im Endeffekt einer Hierarchie unterworfen.

    Beispiel:
    Eine junge Mutter mit einem 6 Monate alten Baby befindet sich zuhause in Elternzeit, sie hat Schuhe bestellt die eigentlich mal kommen müssten. Es klingelt ein Postbote um 8 am Morgen an der Tür, der Hund bellt sich daher die Seele aus dem Leib weil er den Postboten hasst und das Baby fängt an zu schreien.

    Effekt 1: Sie ist genervt von dem Postboten, denn die DHL hatte geschrieben er käme erst ab 9. Konflikt Nummer 1, etwas was sie eigentlich freut wird zur Belastung und zum Ärgernis, nicht aus ihr selbst heraus - lediglich durch eine kleine Veränderung im Setting. (Wechsel der Zeit von 8 auf 9).

    Effekt 2: Der Hund bellt, einerseits solidarisiert sie sich mit ihm, denn sie könnte auch vor Wut bellen über die Zeitverschiebung, andererseits soll er endlich das Bellen lassen, denn wenn er nicht bellen würde hätte das Baby vielleicht weiter geschlafen. Konflikt Nummer zwei, Solidarisierung mit jemandem mit dem man sonst eher in Konflikt steht.

    Effekt 3: Das Baby schreit, einerseits zerreist es ihr das Herz das es schreit andererseits...kann das Gör nicht einmal am Morgen einmal nur.....die Klappe halten.

    Wir haben also eine Situation im Jetzt (das jetzt was wahrgenommen wird dauert ca. 3 Sekunde, alles was länger her ist als 3 Sekunden ist Vergangenheit, alles was danach kommt Zukunft in der Wahrnehmung) und dennoch jetzt schon drei Konflikte. Die Reihenfolge die jene Mutter aufbaut ist wahrscheinlich Baby>Hund>Postbote, es könnte aber auch sein das sie die Schuhe so wichtig findet das Postbote>Baby>Hund zum Tragen kommt oder das der Hund schon für hunderte von Euro beim Hundetrainer war und daher Hund>Postbote>Baby gilt.

    All dies kann man auf den ersten Blick nicht wissen. In Maslows Pyramide wäre dies nur sehr wenig bis gar nicht darstellbar, spielt aber für die Unterscheidung der Motivatoren (Was tue ich um etwas zuerreichen?) eine Riesenrolle. Wenn ich BDSM einfach darstellen würde, empfehle ich eher die x- und y-Theorie von McGregor. Dort wird mit Motivatoren und Hygienefaktoren wesentlich stärker gearbeitet und der Fragestellung in der Grundlage ist der Mensch schlecht (Also faul, langsam, muss getreten werden um sich zu bewegen.) oder ohnehin strebsam (Der Mensch braucht nur die Möglichkeit sich zu entwickeln, wenn er sie hat dann tut er es eh.) Das lässt sich sehr gut in den BDSM-Kontext transferieren.

    Alle anderen Theorien zu dem Thema werden wirklich komplex und v.a. würde ich die gesellschaftlichen Einflüsse mit großer Vorsicht geniessen. Vielleicht sollte man dazu einen eigenen Thread überlegen denn hier geht es um Psychologie bezogen auf das Spiel und die Einzelperson. Wertschätzungsüberlegungen in Bezug auf Subgruppen (Ich meine hier Untergruppen, nicht Gruppen von Subs. :D ) müssten wir anders angehen, aber ich glaube ich ende hier erstmal.

    Sollte irgendwas davon nicht verständnlich sein bitte ich um Nachsicht, ich führ es im Zweifel gern ausführlicher aus, meine Absicht war aber erstmal kurz zu antworten.
    Phu, es sind doch Semesterferien und dann fangt ihr mit so spannenden Themen an, die einen zum denken zwingen. ;)

    Wirklich Interessante Aspekte die ihr da anbringt. Leider kann ich nicht viel dazu beitragen.

    Allerdings ist BDSM für den einzelnen wirklich so individuell, das Gruppierungen schwierig sind. Selbst Untergruppen wie Sub oder Dom können schwer auf bestimmte Eigenschaften festgelegt werden, da jedes Individuum darin sich vom anderen wieder komplett unterscheidet in Vorlieben, Durchführung und Gefühlswelt.
    Jeder neue Tag ist eine neue Chance, sich zu finden, in sich fündig zu werden, aus sich heraus zu gehen.

    kleines-sub-Biest schrieb:

    SM hilft mir dabei eine Zeit lang meine Krankheit zu vergessen. Es ist schwer zu erklären...
    Aber man könnte sagen, dass es ein Stück weit "Heimat" ist. Seid dem Ausbruch der MS ist mir SM sehr viel wichtiger geworden. Die Schmerzen , die ich teilweise durch meine Krankheit erleben MUSS, werden unwichtig


    Hier kommt sicher unser Wunderwerk Körper auch mal zugute, da wahrscheinilch die Hormonelle Seite Adrenalien, Dopamin und Endorphine zum Einsatz kommen, in der richtigen Reihenfolge und Mischung, ein wunderbarer Cocktail, der sich auch nicht so schnell abbaut.
    Gehe ich der richtigen Annahme, das sich deine Psyche, dein Geist, sich in dem Moment in einer Art Trance befindet?


    @Styx, vielen Dank, wobei ich schon finde, dass die Ausführungen den Thread treffen wertvoll dafür sind, die beschriebenen Effekte werden ja durch die Wahrnehmung und damit durch die Psyche ausgelöst.

    @Silbermond, genau diese Individualität macht es ja so interessant, wie langweilig wäre der Mensch, wenn alle und alles gleich wäre. Die unbegrenzte Anzahl von Facetten macht uns doch überhaupt erst aus. Alleine die Ausführungen von Arphen zeigen, wie wenig wir eigentlich über die Psyche überhaupt wissen, was/wie/warum/wozu funktioniert. (gerade mal grob 10 Psychologen in Deutschland, die in der Lage sind Asperger im Erwachsenenalter zu diagnostizieren. Gemessen an der Anzahl der zugelassenen Psychologen ist das eigentlich eine Schande und dabei reden wir hier, nur über ein einziges Erscheinungsbild des "anders" sein.)
    Und wenn man nun betrachtet, welcher geniale Geist in diesen Menschen häufig sitzt, ist das schon fast ein Verbrechen an der Gesellschaft.
    @Arphen, bitte korrigiere mich,wenn ich hier falsch denke, doch auch Autisten, insbesondere Aspis (wenn ich das Kürzel verwenden darf), da wir hier über diese Ausprägung so intensiv schon gelesen und geschrieben haben, haben nur eine begrenzt dicke Schutzmauer, wird darauf zu lange, zu hart eingeprügelt eben wegen "nicht verstehen" so wird auch irgendwann diese Mauer brechen und kann Gefühlsregungen auslösen, die sicher sehr intensiv ausfallen können, wie auch gefährlich für die Psyche sind.
    Und was die Semesterferien angeht, so ist es doch gut, wenn der Motor immer schön warm bleibt, oder nicht? :tanzen1:
    - Folge nicht einem Pfad, hinterlasse selbst einen -
    Hier kommt sicher unser Wunderwerk Körper auch mal zugute

    Denke ich auch. Hormone können extrem viel bewirken - sie wirken auf unser Hirn und damit unser erleben. Hormone kann man künstlich zugeben um bestimmte Gefühle auszulösen (etwa Mix aus Testosteron und Adrenalin für Soldaten zur Steigerung der Aggressivität und Sinneswahrnehmung) und sie hervorrufen - viele Meditationstechniken bewirken wirklich Dinge die man als "magisch" erkennen müsste wüsste man nicht, dass sie nur gezielt gewisse Hormonausschüttungen bewirken die in entsprechende Zustände versetzen. Manche Meditationen wirken sogar direkt auf die Hirnaktivität ein und erlauben "unglaubliche" Leistungen aber das geht zu weit.
    Jedenfalls kann ich mir sehr gut vorstellen, dass im Kontext BDSM sehr viele Hormone ausgeschüttet werden, welche gesundheitlich sehr förderlich sind - da haben wir sicher Adrenalin (ein bisschen Bammel hat man, aber auch Schläge führen zu Adrenalinschüben und Adrenalin wirkt unter Anderem auch Schmerzlindernd - man nimmt an die Berserker waren in einem Adrenalinrausch der sie gegenüber Schmerzen immun gemacht hat...auch n thema für sich) und Endorphine sorgen dafür, dass Sorgen mal draussen bleiben und man den Moment geniesst...also aus hormoneller Sicht ist normaler Sex schon sehr gesund und man kann aggressiven Männern und zickigen Frauen wirklich Sex als Kur empfehlen ^^ Aber auch bei gewissen körperlichen Problemen wirkt das - und BDSM wirkt halt noch mehr. Ist quasi die höhere Dosis Sex.

    wie wenig wir eigentlich über die Psyche überhaupt wissen

    Naja zum einen ist die Psychologie als Wissenschaft gerade mal 100 Jahre jung, zum Anderen ist es sehr schwer wirklich allgemeingültige Thesen zu verfassen weil Menschen, anders als diverse naturwissenschaftliche Phänomene, sehr chaotisch sind - was bei Einem stimmt ist bei 99 Anderen falsch. Da ist es schwer mit wissenschaftlichen Methoden zu forschen. In der Tat sind uns da einige spirituelle Systeme weit vorraus - nehmen wir erwähnte Meditation, so können die, ohne zu Wissen WARUM es wirkt - bereits erstaunliche Anwendungen der Psyche nutzen.
    Es ist im übertragenen Sinne so, als würden die bereits fliegende Autos steuern ohne die Gesetze von Aerodynamik oder Motoren zu kennen.

    Und wenn man nun betrachtet, welcher geniale Geist in diesen Menschen häufig sitzt, ist das schon fast ein Verbrechen an der Gesellschaft.

    gewisserweise gebe ich dir recht, und die Menschheit könnte deutlich weiter sein, wenn solche Leute besser gefördert würden - nicht jeder Mozart wird von einem stinkreichen Förderer entdeckt und nicht jeder Einstein kommt ins Gymnasium. Allerdings finde ich es viel schlimmer, wieviel potential der Menschheit man, auch in ganz normalen Menschen, verkümmern lässt weil sie etwa in Afrika verhungern oder wegen mangelnder Finanzen an einfachen Krankheiten sterben nur weil einzelne Milliardäre zu geizig sind...denn rein von den Finanzen und produzierten Lebensmitteln weltweit, könnten wir locker noch 4 mal mehr Menschen ernähren und medizinisch versorgen als derzeit auf der Welt existieren. Und das finde ich das wirkliche Verbrechen.

    Aspis (wenn ich das Kürzel verwenden darf)

    Sicher - das wird gern verwendet. Ist halt bequemer und viele Asperger Autisten mögen die Bezeichnung. Die klingt weniger nach Behinderung oder Krankheit. Ein Junge sagte mal "Ich bin kein gestörter Hund ich bin eine Katze!"

    haben nur eine begrenzt dicke Schutzmauer, wird darauf zu lange, zu hart eingeprügelt eben wegen "nicht verstehen" so wird auch irgendwann diese Mauer brechen und kann Gefühlsregungen auslösen, die sicher sehr intensiv ausfallen können, wie auch gefährlich für die Psyche sind.

    Ja. Es braucht viel um einen Aspi auf die Palme zu bringen aber wenn du es schaffst solltest du rennen. Ein Asperger wird halt nicht "wütend" sondern tickt aus. In den USA kenne ich einen Aspi der von Schulkameraden so lange gehänselt wurde bis er ausgetickt ist und in eine Art Blutrausch verfiel - er hat den Anführer der Jungs so derb verprügelt, dass jener fast gestorben wäre - er schlug, kurz bevor ihn 4 erwachsene Lehrer wegziehen konnten, den Kopf des Jungen wiederholt gegen eine Bordsteinkannte.
    Ich selbst bin auch schwer in Wut zu versetzen aber wenn....nun bisher war ich (fast) immer klar genug, dass es sich nur gegen Gegenstände richtete aber da sind auch schon Tische aus Massivholz, Türen und auch Mauerwerk kaputt gegangen. Das Einzige mal wo es sich gegen Menschen richtete war...mit 12 ca. als meine Mutter mich verprügelte weil ich nicht richtig aufgeräumt hatte und das hat mir dann gereicht und dann hab ich sie verprügelt bis sie aus dem Haus getürmt ist. Mir fällt es auch schwer meine Kraft einzuschätzen und ich habe schon oft versehentlich Sachen kaputt gemacht. ich habe etwa einen "Grifftrainer" so ein Handtrainingsgerät das den Griff verbessern soll - ich hab einfach mal mit der Hand zugedrückt und - das Markengerät wohlgemerkt - ist zerbochen. Das war ne Stahl-Plastik Konstruktion und war einfach hin. und für sowas gibt man 30 Euro aus ts.

    Was andere Zustände angeht - ebenso. Ich werde selten traurig aber wenn heul ich wie ein Schloßhund und mitunter für Stunden. Und wie gesagt, wenn ich verliebt bin dann mit meinem ganzen Wesen.

    generell lösen aber mitunter Dinge meine Emotionen aus, die für NTs nicht nachvollziehbar sind. Wie gesagt hat mich der Tod der fiktiven Figur Boromir in HDR weitaus mehr mitgenommen als der Tod meines Großvaters der meine Bezugsperson als Kind war. Bei Boromir hab ich geheult bei meinem Großvater mit den Schultern gezuckt. Ich finde mitunter auch Dinge lustig die Andere so gar nicht als lustig empfinden. Sehr schwarzer Humor quasi. oder Wortspiele.

    PA1976 schrieb:

    Und was die Semesterferien angeht, so ist es doch gut, wenn der Motor immer schön warm bleibt, oder nicht?



    Stimmt :D

    Ich finde es Interessant die unterschiedlichen Erlebnisse und Sichweisen zu lesen. Auch wenn ich zu jedem Thema und Erfahrungsbericht was schreibe, oder ihn like, so lese ich doch sehr viel mit und bin faziniert. Hier in dem Thema ist das ganze dann nochmal etwas gebündelter.
    Jeder neue Tag ist eine neue Chance, sich zu finden, in sich fündig zu werden, aus sich heraus zu gehen.

    PA1976 schrieb:

    Hier kommt sicher unser Wunderwerk Körper auch mal zugute, da wahrscheinilch die Hormonelle Seite Adrenalien, Dopamin und Endorphine zum Einsatz kommen, in der richtigen Reihenfolge und Mischung, ein wunderbarer Cocktail, der sich auch nicht so schnell abbaut.
    Gehe ich der richtigen Annahme, das sich deine Psyche, dein Geist, sich in dem Moment in einer Art Trance befindet?


    Hormone können viel bewirken.
    Man könnte es wirklich als Art Trance bezeichnen. Weil ich dann alles andere abschalte, nur noch meinen Mann wahrnehme und was er macht. Zeit und Raum vergessen. Nur die "Traumreise" beim Autogenentraining kommt dem sehr nahe, bzw. könnte man mit dem Zustand vergleichen.

    kleines-sub-Biest schrieb:

    Hormone können viel bewirken.
    Man könnte es wirklich als Art Trance bezeichnen. Weil ich dann alles andere abschalte, nur noch meinen Mann wahrnehme und was er macht. Zeit und Raum vergessen. Nur die "Traumreise" beim Autogenentraining kommt dem sehr nahe, bzw. könnte man mit dem Zustand vergleichen.


    Die Frage ist nur ob die Hormone hier der Psyche folgen oder die Psyche den Hormonen. Mit Sicherheit gibt es eine Wechselwirkung, was hier aber was auslöst bleibt oftmals offen. Selbstverständnlich sind einige Überlegungen sehr sinnvoll anzustellen, auch vor einfacheren Modellen, nur je modellhafter etwas wird, desto schwieriger wird die Übertragung auf den real existierenden Fall. Wozu allerdings diese luftleere Reflektion führen, wir können es recht einfach festmachen.

    Worauf ich Wert legen würde ist allerdings die Unterscheidung zwischen der Wahrnehmung und der Psyche. Die Wahrnehmung kann, muss aber durchaus nicht von der Psyche abhängig sein. Sie kann auch auf andere Weisen geändert oder gestört werden, auch im von mir genannten Fall. Nehmen wir eine Session, eine Sub steht an einem Abend total auf die Grenzerfahrung des Erstickens, betrachtet dies aber wie anderswo geschrieben als Grenzerfahrung, nachdem die Grenze einmal erreicht sind verliert sie sowohl Interesse als auch Spass daran. Die nächste Grenzerfahrung ist meinetwegen dann heisses Wachs und die Schmerzgrenze.

    Ihre Wahrnehmung ändert sich in beiden Fällen nicht wirklich, die Sinne und die Hormone sind zum Großteil dieselben, lediglich intern läuft etwas ganz anderes ab - was sich ändert ist allerdings auch nicht ihre psychische Beschaffenheit, es ist nur die Ausrichtung mithin die Motivation.

    Wenn die Motivation was das Ersticken angeht an die Grenze zu gehen nicht mehr da ist, so wird das Brechen dieser Grenze zu einem Problem einem Hygienefaktor der nicht mehr erfüllt ist, daher wird es im Zweifel sogar zum Falling kommen. Dies lässt sich nicht feststellen von aussen, es bedarf der stetigen Kommunikation.

    Der Schlüssel liegt somit wenn es um das gemeinsame Setting geht in jedem Falle in der - wie auch immer gearteten Kommunikation - dazu reicht das Aussenden einer Nachricht aus der eigenen Lebenswelt in eine andere, wenn sie denn dort verstanden wird und entsprechend adaptiert. Hier können die Brüche vorliegen, hier liegt die Gefahr. Vor allem auch im weit verbreiteten Irrtum das jede Äusserung eine Kommunikation wäre (man verschone mich bitte mit Watzlawick und "man kann nicht nicht kommunizieren"....)...eine Kommunikation wird erst dann dazu wenn sie angenommen wird.

    Guter Sex ist immer auch Kommunikation und eine Session muss Kommunikation sein, sonst endet sie im kommunikativen und irgendwie dann doch wieder psychischen Desaster.
    Ein sehr interessantes Thema mit ebenso interessanten Antworten, auch wenn ich nicht jedem Beitrag ganz folgen kann.

    Ich werde nun einfach mal zu den Fragen aus dem Eingangspost etwas schreiben, ganz individuell aus meinen Erfahrungen heraus, ohne Anspruch auf allgemeine Gültigkeit.

    "Wie fühlt sich Dom / Sub wenn es Richtung spiel geht? (geplant, aus dem Alltag heraus, ungeplant)"
    Ich hatte erst einmal eine geplante Session. Diese war als Strafe gedacht, mein Spielpartner hatte bei einem Treffen etwas gemacht was mir nicht gefiel, was sich so nicht gehört. Eigentlich war es nur eine Kleinigkeit. Im (virtuellen) Gespräch darüber fragte er ob ich ihn dafür bestrafen würde. Das hat bei mir erstmal ungute Gefühle ausgelöst, ich hatte noch keine Idee was ich mit ihm anstellen könnte und es war ein bisschen als würde er mir eine Pistole auf die Brust setzen. Ich hab viel überlegt was ich tun könnte, aber wie das so oft ist wenn man krampfhaft überlegt, mir ist nichts eingefallen was ich passend fand.
    Nach ein paar Tagen auf dem Weg zur Arbeit hatte ich dann plötzlich doch eine Idee die mir gefiel und "thematisch" passend schien. Es war als wäre ein Schalter in meinem Kopf umgelegt worden, auf einmal hatte ich ne Menge Spaß daran das Ganze zu planen und gedanklich durchzuspielen. An dem Tag fiel es mir schwer mich auf meine Arbeit zu konzentrieren und ich war den ganzen Tag sehr erregt. Und ihm dann sagen zu können ja du wirst bestraft, deinen Vorschlag zur Wiedergutmachung nehme ich nicht an, meine Idee gefällt mir einfach viel besser und nein ich werde dir nicht verraten was dich erwartet. :thumbsup:
    Als es dann los ging war ich doch wieder ein bisschen unsicher ob meine Strafe angemessen ist oder vielleicht doch zu lasch. Ich fand später heraus dass er sie wirklich recht harmlos fand, liegt vielleicht daran dass er viel mehr Erfahrung hatte als ich, aber sowas lässt sich ja steigern. :evildevil:
    Beim spontanen Spielen ist das alles anders, da mache ich mir lange nicht so viele Gedanken und nehme daher wohl auch meine Gefühle nicht so bewusst wahr.

    Wenn ich Sub bin ist für mich vorallem die Zeit nach dem Spiel ganz entscheidend. Dann brauch ich viel Nähe, die ich auch zwischendurch immer wieder brauche um zu wissen das alles ok ist. Und ich habe wenn ich als Sub gespielt hab fast immer 2-3 Tage später nochmal das Bedürfnis über alles zu reden. Ich brauche da etwas Zeit um meine Gedanken wieder zu ordnen und wieder bei mir anzukommen aber auf dem Weg zurück treten meist auch irgendwelche Konflikte auf, irgendwas was unklar ist und besprochen werden muss. Dann will ich sagen was man besser machen könnte und nochmal betonen was mir richtig gut gefallen hat. Wenn mein Spielpartner dann nicht die Zeit für ein ausführliches Gespräch hat oder keinen Sinn darin sieht ist das ganz schlimm.
    Generell würde ich sagen, dass mir der Weg zurück aus der Sub-Rolle eher schwer fällt und mir da öfters mal Zweifel an mir selbst und/oder meinem Partner kommen. Deswegen ist das Gespräch so wichtig um diese Zweifel zu beseitigen.

    "Fangen wir mit den Switchern an, beide Rollenverteilungen in ein und demselben Geiste? Sehr interessant, wie ich finde, wie lässt sich dies vereinbaren? Gibt es ein Ungleichgewicht in die eine oder andere Richtung? Oder hält es sich die Waage? Wird auch während des Spielt geswitcht? Wie funktioniert dies, wenn es doch eigentlich ein Instinkt ist und Instinkte normalerweise nicht bewusst gesteuert werden?"

    Für mich lässt sich das wunderbar vereinbaren, ich könnte mir nicht vorstellen nur auf einer Seite zu spielen. Manchmal überwiegt eine Seite und mal die andere aber an sich sind beide da und ich kann nicht wirklich sagen dass eine der Seiten überwiegt. Manchmal switche ich auch während dem Spiel. Wie das funktioniert? Du schreibst ja selbst, dass Instinkte sich nicht bewusst steuern lassen und so sagt mir mein Instinkt manchmal, dass es nun an der Zeit ist die Rollen zu tauschen. Das kann natürlich zu Konflikten führen wenn man sich dann mal uneinig über die momentane Rollenverteilung ist. Meistens klappt es aber ganz gut da z.B. ein eher passives Verhalten seinerseits meine dominante Seite weckt und es ein paar Tricks gibt mit denen er wenn er sie kennt gute Chancen hat meine devote Seite raus zu holen.
    Tatsächlich ist es so, dass mir das manchmal Angst macht mit diesen Tricks weil ich befürchte, dass jemand der sie kennt mich kontrollieren kann ohne dass ich es will. Ich glaube dauerhaft würde das nicht funktionieren aber kurzzeitig vielleicht schon. Das ist wohl einer der Gründe warum ich eher zurückhaltend damit bin gewisse Dinge von mir preiszugeben.

    Zu den Überlegungen mit der Führungskraft die privat devot ist und dem Befehlsempfänger der privat dominant ist würde ich sagen, es ist wohl so, dass in jedem von uns beides irgendwie vorhanden ist. Niemand ist 100% devot oder 100% dominant, zumindest glaube ich das.
    Der Beruf wurde vielleicht gewählt weil es eine gewisse Tendenz in diese Richtung gibt, oder weil man kaum eine andere Wahl hatte, kann beides sein. Jedenfalls ist bei solchen Extremen dann vielleicht diese eine Seite der Person durch den Beruf schon voll ausgelastet und so wird privat der Ausgleich angestrebt, man möchte dann auch mal die andere Seite ausleben.
    Aber auch wenn dieses Bild des Managers der in seiner Freizeit zur Domina geht und des "Versagers" der versucht dies durch Dominanz zu kompensieren in den Medien weit verbreitet sein mag ist das ja noch lange nicht der Normalfall. Es kommt sicher vor und solange alle Beteiligten ihren Spaß dran haben spricht da auch nichts dagegen, aber es gibt ja auch ganz viele bei denen es anders ist.

    "Wie beeinflusst euch BDSM in der "normalen" Welt des Alltags? Hat es überhaupt einen Einfluss? Wenn ja, ist dieser eher positiv oder negativ? Oder muss der Einfluss gar zurück gehalten werden?"

    Ich würde sagen es hat einen Einfluss auf mich und ich würde den eher als positiv betrachten. Es ist aber schwer ihn zu beschreiben.
    Ich bin kein Anhänger von 24/7 oder TPE aber ich finde es schön wenn es gewisse Regeln gibt die auch im Alltag Bestand haben. Das kann Halt und Sicherheit geben. Jeder Mensch hat gewisse Erwartungen an die Menschen um ihn herum und insbesondere an den eigenen Partner. Bei jedem sind diese Erwartungen unterschiedlich und das führt oft zu Konflikten. Klare Regeln bieten da einen Rahmen an dem man sich orientieren kann. Auch bei Menschen die keinen Bezug zu BDSM haben gibt es in dem Kontext oft Strafen wie z.B. nicht mit dem anderen reden oder ihn anschreien, keinen Sex für einige Zeit oder was auch immer. Diese Strafen sind oft ein Liebesentzug auf die eine oder andere Art. Das finde ich schrecklich. Da lass ich mir lieber den Hintern verhauen oder was auch immer mein (Spiel-)Partner gerade angemessen und passend findet und danach ist es dann aber auch wieder ok und man kuschelt zusammen.
    Natürlich lassen sich viele Konflikte nicht auf diese Art klären weils z.B. keinen klaren Schuldigen gibt. Manchmal muss man sich auch streiten (glaube ich). Aber zumindest bei kleineren "Vergehen" ist mir eine BDSM motivierte Strafe lieber und erscheint mir auch gesünder. Anstatt sich weiter zu ärgern und verletzt zu sein darf derjenige der in dem Moment den dominanten Part einnimmt etwas tun was ihm Spaß macht was der andere sonst vielleicht nicht mit machen würde, dieser bekommt dadurch die Möglichkeit nicht nur zu sagen sondern auch zu zeigen "es tut mir leid, ich wollte dich nicht verletzen, du bist mir wichtig und ich bin bereit dir entgegenzukommen". Solche Botschaften kommen doch viel besser an wenn sie nicht nur durch Worte sondern auch durch Taten vermittelt werden.
    Selbstverständlich müssen auch im Rahmen von Strafen Grenzen und Tabus berücksichtigt werden. Das sollte klar sein.
    Mir ging es vorallem darum zu beschreiben, welchen befreienden Effekt Regeln und Strafen haben können.

    Ich weiß, dass es unter BDSMlern sehr unterschiedliche Ansichten zu Strafen gibt, das Thema hatten wir ja auch irgendwann schonmal im Forum. Aber mein gesamter Text spiegelt ja nur meine persönliche Sichtweise wider.
    Ich hoffe ich habe das Thema nicht ganz verfehlt auch wenn ich manchmal vielleicht ein wenig abgedriftet bin.

    BlueDiamond schrieb:

    Aber auch wenn dieses Bild des Managers der in seiner Freizeit zur Domina geht und des "Versagers" der versucht dies durch Dominanz zu kompensieren in den Medien weit verbreitet sein mag ist das ja noch lange nicht der Normalfall.


    Dazu muss vielleicht ergänzt werden, das ich schon lange nicht mehr viel darauf gebe, was in den klassischen Medien steht. Ich beziehe dies auf Artikel, die ich in Foren gelesen habe oder aus Gesprächen kenne.
    Den Zusatz hätte ich vielleicht gleich dazu nennen sollen. ;)
    Und gerade die vielen verschiedenen Facetten machen das ganze so interessant für mich, daher ist es sehr schön, eine Ansicht eines Switchers zu erfahren.
    Auch wenn sich dieser Wechselgedanke, für mich noch nicht plausibel erschließt, ggf. auf dem Weg zum Spiel ja noch, doch die Rollen innerhalb des Spiels zu wechseln, das ist mir persönlich noch ein wenig ein Rätsel. Da muss ich wohl noch viel dazu lesen ?( oder hören.
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    @PA1976 Natürlich kann man im Spiel auch nicht beliebig hin und her switchen. Meistens bleibe ich während eines Spiels in einer Rolle. Aber manchmal sagen mir meine Instinkte einfach was anderes und dann switche ich. Ich habe es aber noch nie erlebt dass nach einem Switchen im gleichen Spiel wieder zurück geswitcht wurde, das kann ich mir auch nicht vorstellen, dann wäre es einfach zu wechselhaft. So ein Wechsel mitten im Spiel ist für mich ohnehin eher eine Seltenheit aber es kommt vor.
    Hallo PA,

    auch wenn ich nicht direkt auf deine Fragen eingehen kann, hat mich der Thread auf die Fragen geworfen: "Warum lasse ich mich auf Spiele ein und was macht das mit mir?"

    Einfach so selbstlos meinen Partner zu bedienen und davon gar nichts zu haben, wäre bestimmt gelogen :D
    Natürlich möchte ich ihm gefallen und ihn glücklich machen, keine Frage. Natürlich ist das Sexuelle auch ein große Motivation. Was aber passiert mit mir?

    Mir tut es einfach gut, abzuschalten. Beruflich und auch familiär ist mein Kopf ständig voll mit Planungen und Organisationen. Leider neige ich dazu schon viele Schritte voraus zu planen.
    Im "Spiel" unter der "Kontrolle" kann ich diese Gedanken einfach mal loslassen und ich muss mir nicht den Kopf über irgendwelche Dinge zerbrechen. Es ist ein bisschen so wie im Urlaub. Und es ist befreiend ein Stück weit Verantwortung abgeben zu können. Ich komme einfach zur Ruhe, bin nur noch auf ihn fokussiert, seine Anweisungen und seine Handlungen.
    Alles andere existiert in diesen Momenten nicht mehr.
    Deshalb sehe ich keinen Widerspruch darin im Berufsleben einiges managen zu müssen und in der Beziehung eben das genaue Gegenteil zu sein. Es ist eher wie ein Ausgleich, der mich im Gleichgewicht hält.

    Auf den Alltag hat das keine direkten Auswirkungen. Mir ist wohl aufgefallen, dass sich meine Tendenzen es allen recht machen zu wollen oder jedem und allen gerecht zu werden, etwas verschoben haben. Ich denke heute viel mehr an ihn/uns und an mich selbst.

    beloved schrieb:

    Deshalb sehe ich keinen Widerspruch darin im Berufsleben einiges managen zu müssen und in der Beziehung eben das genaue Gegenteil zu sein. Es ist eher wie ein Ausgleich, der mich im Gleichgewicht hält.


    Von vorn herein würde ich auch nicht annehmen dass dies ein Widerspruch ist. Es wäre nur dann widersprüchlich wenn eine Person durch das Label "dominant" oder "devot" abschliessend erklärt wäre - dies ist aber ganz und gar unmöglich. Beides sind nur Beschreibungen eines Persönlichkeitsmerkmals oder auch eines Verhaltens. Aber ebenso wie eine einzelne Person niemals abschliessend durch "frech, laut, still, schüchtern" klassifiziert wäre ist sie es durch "devot". Leider wird dies immer mal wieder gern gemacht um dem Betrachter das Leben zu erleichtern.

    Im Berufsleben geht es genau in die Richtung, niemand ist nur besonders schnell ohne nicht hastig zu werden, niemand kann exakt planen ohne penadantische Züge anzunehmen. Niemand kann direkt und offen sprechen ohne manchmal leicht aufdringlich zu wirken. Niemand kann immer Steuern (oder fressen) ohne irgendwann Ruhe zu erhalten (oder auszurasten). Die anderen Verhältnismäßigkeiten ordnen sich dem im Endeffekt doch unter?

    Der nächste Punkt gegen den ich mich hier verwehre ist "Normalität". Gleichzeitig Normalität zu erreichen und eine Einzelperson zu beschreiben wäre nicht angenehm, es wäre eine absolute Horrorvorstellung, denn es würde bedeuten jeder wäre bar jeden freien Willens, weil sein Verhalten nur ein Ausreissen der Normalität wär.
    Wie beeinflusst euch BDSM in der "normalen" Welt des Alltags? Hat es überhaupt einen Einfluss? Wenn ja, ist dieser eher positiv oder negativ? Oder muss der Einfluss gar zurück gehalten werden?

    In der normalen Welt des Alltags ist BDSM im Hintergrund, geht Unbeteiligten gar nichts an. Höchstens das ich ab und zu mal, wenn es Palaver gibt, denke, wer ist denn hier der Dom? :stock:
    Allerdings habe ich festgestellt, dass nach einem ausgiebigeren Spiel eine Entspannung über mehrere Tage fest zu stellen ist. Eine gewisse Leichtigkeit. Ich empfinde es besonders nach einem Stammtisch, nach einem Forentreffen oder einer Playparty, dann hält es auch noch länger an. Vielleicht liegt es daran, das ich da immer feststelle, das man da ganz normale Leute trifft. Menschen eben halt, die zwar in Fetischklamotten da sitzen, eventuell halb bis ganz nakisch, Subbie auf der Erde und Dom auf dem Sofa oder so. Und diese Menschen bestehen nicht nur aus bdsm, sondern haben auch ganz normale :D Probleme, Wünsche und Hoffnungen. Aber dennnoch habe ich den Eindruck, das im Kreis von Gleichgesinnten die Menschen entspannter sind.
    Das bedeutet jetzt aber nicht, das Ärger im Alltag, wenigstens bei mir nicht, in eine Session hineinspielt, denke ich wenigstens. :gruebel:

    Gruß
    Maximus
    Also wenn ich spiele ,dann kann ich abgeben und das ist für mich das wichtigste . Nun ist es so ,das ich devot und maso bin und sm liebe .... Wenn ich beim Spiel bin ,kann ich fühlen und muß nicht denken und das klappt gut .
    Danach brauche ich immer ein Gespräch mit meinem Dom ,ein bisschen Kuscheleinheiten ..... und eine aufarbeitung des Erlebten .
    Manchmal ist es schwer wieder in den Alltag zu finden ,gedanklich nach einer Session, deshalb habe ich es am liebesten an einem freien Wochenende ,dann kann ich reflektieren und abschalten und das erlebte geniessen . Danach kann ich wunderbar wieder in mein normales Alltags und Berufsleben zurückkehren .
    Ich bin in diesem Bereich ein zweischneidiges Schwert. Mein Umfeld hat nichts von dem mitzukriegen, was ich für sexuelle Präferenzen habe, das ist einfach so mein "kleines, schmutziges Geheimnis" und reizt mich daher umso mehr. Ich bin so ziemlich der emanzipierteste unterwürfige Mensch, den man sich so vorstellen kann ;) ICH suche mir aus, wem ich mich unterwerfe, ICH entscheide, wann sowas passiert, WO und so weiter. Im Alltag würde niemand den Gedanken hegen; ich wäre ein devoter Mensch, umso besser tut es mir, diese Neigungen dann kontrolliert ausleben zu können. WOBEI. Und jetzt kommt das große ABER. Die zweite Schneide des Schwertes, sozusagen :
    Ich genieße es auch irrsinnig, wenn mein Regelwerk entgleitet, sich mein Partner alles nimmt und mich manchmal auch im Alltag etwas kontrolliert. Letzteres sind dann "Specials", das Fleur de Sel in der Suppe, obwohl es sonst gewöhnliches Tafelsalz auch tut ^^
    Mir hat BDSM irrsinnig geholfen, einen tieferen Einblick in meine Seele zu bekommen, mich und meine Handlungen besser zu durchleuchten und auch mit meiner Vergangenheit besser klar zu kommen. Dennoch ist es für mich (noch? Ich steh ja noch in den Babyheels) kein Lifestyle, aus der Beziehung aber trotzdem nicht mehr wegzudenken. Ich bin ein sehr impulsiver Mensch, mitunter auch manchmal unberechenbar, darum liebe ich das Spiel der Gegensätze...außen das biedere Leben und kaum fällt die Tür ins Schloss: BOOM. Und ja, auch mich macht es viiieeel ausgeglichener und entspannt mich. Aber der größte Kick ist für mich, eine Art "Doppelleben" zu haben.
    Zu den Fragen (Die hab ich erst jetzt gesehen;)

    1.Wie fühlt sich Dom / Sub wenn es Richtung spiel geht? (geplant, aus dem Alltag heraus, ungeplant)
    2.Wie sind die Gefühle, was passiert im Kopf, in der Vorstellung?
    3.Was spielt sich in der Gefühlswelt ab, wenn man über den Punkt des Spielbeginns kommt?
    4.Während des Spiels, Empfindungen, Gefühle, Gedanken?
    5.In der Nachsorge, das Ankommen, zurück in die Wirklichkeit, was spielt sich hier ab?
    6.Und zu guter letzt, was passiert, wenn man im hier angekommen ist?
    Welche Gefühlswelt, welche Empfindungen treten hier ein und wie lange können diese nachwirken?

    Ad 1.) Ich fühle mich meistens ein Kribbeln in meiner Bauchgegend, aber mein wichtigstes Sexualorgan ist mein Kopf...die subtilen Andeutungen, die Bilder und Filme, die in meinem Kopf entstehen , aber auch die Vorstellung des Geruchs, sind für mich wichtige Komponenten. Vor dem Spiel bin ich für jeden noch so subtilen Reiz sehr empfänglich, sauge die Atmosphäre auf und lasse mich treiben. Aber auch eine gewisse Anspannung und Neugier machen sich bemerkbar : Was er heute wohl mit mir vorhat?

    Ad 2.) Ich merke, die Fragen haben fließende Grenzen. Die Frage lässt sich so pauschal nicht beantworten, ist es doch sehr orts-, gefühls- und Zeitabhängig, je nachdem, welche Stimuli vorhanden sind, welche Bilder sich entwickeln. Manchmal liegt die Erregung in einem leichten Ziehen in der Bauchgegend, manchmal fühlt es sich an, als hätte man tausende, kleine explodierende Sonnen im Unterleib, das ist wie der Fingerabdruck, kein Erregtheitszustand gleicht dem anderen.

    Ad 3.) Sobald das Spiel beginnt, merke ich, wie ich mich ganz auf ihn einlasse, ich bestehe nur noch aus meinen Sinnen, lasse mich führen von ihm, in eine andere Welt und auch gerne überraschen. In dieser Phase genieße ich es auch noch, ihn herauszufordern, zu reizen, zu provozieren in der Form von rhetorischen Machtspielchen oder anderes.

    Ad 4.) Meine absolute Lieblingsfrage. I see, we're talking Business now. Je mehr ich in das Spiel komme, desto wilder und unbeherrschter werde ich. Ich werde zu all dem, wozu ER mich macht. Gleichzeitig habe ich dieses Taumelgefühl, den leichten und erregenden Schwindel, eine eigene Form der Trance. Dies ist die Phase, wo ich mich komplett gehen lassen und auch die größte form der Befreiung und Befriedigung wahrnehme. Ich liebe es zu sehen, wie sehr ich ihn erfreuen kann, ich sehe es auch als Form der Anerkennung und es ist wie pure Schokolade für mein Belohnungszentrum. ;) Es ist das harmonischste "Actio-Reactio" Spiel, das ich kenne. Gleichzeitig schwinden meine Schmerzgrenzen und ich halte noch mehr aus, bettele ihn sogar an danach. Also echte Hingabe in der reinsten ihrer Formen.

    Ad 5.) Nach dem Spiel brauche ich wirklich wieder einige Zeit, um das Erlebte zu verarbeiten und zu realisieren und "nachzuspüren" was gerade passiert ist. Das ist wie eine Form der Meditation...mir reichen 15 Minuten, dann bin ich wieder "hellwach" und zurechnungsfähig :P

    Ich erlebe es nicht als Widerspruch zu meinen Alltag, als "Paradoxon" oder dergleichen. Ich kann "Spiel" und "Wirklichkeit" gut trennen; genieße und schweige. Es ist für mich eine weitere Möglichkeit in meinem Leben, eine Spielart, eine Form des Genusses und wohl auch eine Möglichkeit, meine Liebe und Hingabe meinem Partner zu zeigen.