Autismus & BDSM

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      Ich krame dieses alte Thema noch einmal hervor.

      Ich bin Asperger-Autistin (Diagnose mit 26) und praktiziere zusammen mit meinem Partner BDSM. Aufgrund meines Autismus in seiner individuellen Ausprägung gestaltet sich auch mein Sub-Sein und unser D/s.

      Das merkte ich vor allem im vergleichenden Austausch mit anderen BDSMlern und (Spiel)Paarungen.
      Mein Herr sagte mal, dass ihm auffällt, mir viel mehr haarklein erklären zu müssen als anderen Spielpartnerinnen, die er so hatte. Und ich merke, dass mein Klärungsbedarf höher ist als der anderer BDSMler, bevor sie sich in Spielsituation begeben.

      Mein Bedürfnis nach Struktur, Transparenz und demnach Sicherheit ist um Einiges größer; ich glaube sogar, dass meine innere Little zu 100% aus dem Asperger-Autismus resultiert.

      Das heißt nicht, dass mein Herr mir im Detail den Ablauf einer Session zur Kontrolle vorlegen muss. Das würde für mich wiederum total am Spielreiz und auch an unserer Form des D/s vorbei gehen.
      Aber die Handlungen, die er plant und den Weg, den er mit mir geht, muss er transparent und konsequent gehen. Geradlinig. Mit Sprunghaftigkeit, unbegründeten Regeländerungen (weil er es kann), Inkonsequenz und Willkür kommt die Sub in mir nicht zurecht. Sie verliert dann den Respekt und den Wunsch folgen zu wollen.

      Auch was Strafen angeht kommt es vor, dass ich sie nicht sofort einsehe und frage, warum mein Herr eine Strafe für angemessen hält. Mit einem "weil ich es kann" gebe ich mich nicht zufrieden, weil mein Hirn es als Willkür abspeichert. Meistens reagiere ich dann mit innerem Rückzug und Bocken und/oder erhöhtem Redebedarf.
      Mein Herr beschreibt es manchmal anderen gegenüber so, dass ich für alles eine Begründung benötige. Und er hat Recht. Ein "einfach so machen" liegt mir nicht, mein Autismus schaltet sich dann mit bohrenden "Aber warum sollte ich?" dazwischen. Nur weil jemand sagt, dass ich es zu sollen habe? Allein der Hierarchie wegen?

      Für mich müssen Hierarchien zweckdienlich sein und genügen nicht sich selbst, erst dann kann ich sie akzeptieren und folgen und das wirkt sich auch auf unser D/s aus.
      Problematisch wird es dann, wenn mein Herr gerne mehr dieser "blinden" Gefolgschaft hätte, ich aber weiter nach Begründungen verlange. Mit Abstrafen kommt er bei mir nicht weit, dann mache ich emotional dicht. Mittlerweile versucht er es mit positiven Anreizen, das klappt besser.
      Da ich keine Freude an emotionalem Sadismus habe, kommunizieren wir intensiv darüber. Wir wollen Beide Freude in unserem BDSM.

      Innerhalb von Sessions genieße ich allerdings auch ab und an etwas Willkür; innerhalb der gemeinsam besprochenen Grenzen und Tabus.

      ---

      Wie gestaltet sich das bei Euch?

      Gibt es hier noch andere (Asperger)Autist*innen, bei denen sich der Autismus auf die Gestaltung des BDSM Alltags auswirkt?
      “Everything has been figured out, except how to live.” (Jean-Paul Sartre)

      Chat.Noir schrieb:

      Gibt es hier noch andere (Asperger)Autist*innen, bei denen sich der Autismus auf die Gestaltung des BDSM Alltags auswirkt?.

      Ja, mich. :)

      Auch bei mir wirkt sich der Asperger-Autismus auf mein BDSM (und natürlich mein ganzes Leben) aus. In einer Weise, die zu komplex ist, um das in wenigen Sätzen zu erklären. Hatte im Verifizierten-Bereich (da kommst du ja noch nicht rein) mal einiges darüber geschrieben. Die meisten Beiträge, wo ich mich zu Autismus und BDSM äußere, stammen aber noch aus einer Zeit, als ich das gerade erst bewusst für mich zu verarbeiten begann. Heute würde ich vieles nicht mehr so formulieren wie vor drei Jahren, als ich mich hier angemeldet habe.

      Chat.Noir schrieb:

      Für mich müssen Hierarchien zweckdienlich sein und genügen nicht sich selbst, erst dann kann ich sie akzeptieren und folgen und das wirkt sich auch auf unser D/s aus.

      Das geht mir ähnlich. Auch für mich muss alles nachvollziehbar, transparent und möglichst auch logisch begründbar sein. Einfach nur Gehorsam um des Gehorsams Willen oder bestraft werden um das bestraft werden Willens, das ginge bei mir auch nicht. Wobei ich meine BDSM-Neigungen noch nie in einer Beziehung leben konnte, von daher kann ich noch nicht sagen, wie es sich letztendlich auf die Beziehungsgestaltung auswirken würde. Bei meiner Domina ist es aber kein Problem. Sie weiß davon und kann damit umgehen.
      Ich bin mit 17 Diagnostiziert worden, seit dem hat sich bei mir viel geändert da ich mich selber und auch leute die mich früher nicht so verstanden haben es nun besser tun.

      Also für mich ist es sehr schwierig mich überhaupt auf jmd ein zu lassen, auf grund meines Asperger - Autismuses bin ich ein sehr misstrauischer mensch und da ich leider auch schon sehr viele schlechte Erfahrungen gemacht habe und oft ausgenutzt wurde da ich versuche immer das gute in nem menschen zu sehen bin ich leider inzwischen so verschlossen das es teilweiße fast unmöglich für mich ist dem gegenüber vertrauen zu schenken

      Daher habe ich es leider auch seit meiner ersten beziehung nicht mehr geschafft einen Mann auch nur ansatzweiße so nahe kommen zu lassen das es was ernstes werden konnte
      Dieser Thread ist sehr interessant für mich. Danke.
      Ich bin leider nicht offiziell diagnostiziert. Nach Rücksprache mit einer Betriebspsychologin würde mir das auch nichts mehr bringen. Dafür funktioniere ich mittlerweile zu gut.
      Allerdings erklärt Autismus (ich habe auch noch einen genaueren Verdacht) einfach das meiste für mich und meine Probleme in der Vergangenheit ... und auch heute noch .
      Im Bezug auf BDSM merkte ich, dass mir zB Willkür zuwider ist. Eine abgemachte Strafe ist ok; zu sagen „Ich will dich schlagen, weil ich Lust darauf habe“ ist auch ok. Aber eine Strafe an den Haaren herbei zu ziehen ist nicht akzeptabel.
      Klare Kommunikation ist wichtig für mich, sonst verknoten sich meine Gedanken (und ja, genau so fühlt es sich für mich an). Das sind nur die ersten Sachen, die mir in den Kopf kommen.

      Also vielen Dank für die Informationen hier. Ich will versuchen mehr zu lernen und dadurch noch besser mit mir und meiner Umgebung umzugehen.
      Ich denke, also spinne ich.
      *hand heb* noch ein aspie hier!

      Und da bei mir ja noch die asexualität (bzw autochoris) dazu kommt, ist das eigentlich mit meiner Neigung gar nicht vereinbar. Zwar schlummert in einem eckchen meiner gedankenwelt noch die Hoffnung jemanden zu finden, der mich aus meinem Dornröschenschlaf wckt, aber der Logische Verstand weiss eigentlich schon, dass dies niemals realität werden wird
      I'm perfectly incomplete,
      I'm still working on my masterpiece
      Ich traue mich kaum hier zu schreiben, weil ich nicht Autistin bin ^^
      Aber beim Lesen eurer Posts ist mir etwas aufgefallen, ich hoffe ihr nehmt mir das nicht übel :)
      Es lässt sich schließlich nicht so leicht sagen, was "normal" und was "ungewöhnlich" ist, wenn man nicht mit Anderen vergleichen kann.

      Chat.Noir schrieb:

      Mit Sprunghaftigkeit, unbegründeten Regeländerungen (weil er es kann), Inkonsequenz und Willkür kommt die Sub in mir nicht zurecht. Sie verliert dann den Respekt und den Wunsch folgen zu wollen.

      Auch was Strafen angeht kommt es vor, dass ich sie nicht sofort einsehe und frage, warum mein Herr eine Strafe für angemessen hält. Mit einem "weil ich es kann" gebe ich mich nicht zufrieden, weil mein Hirn es als Willkür abspeichert.

      Adrian_2015 schrieb:

      Das geht mir ähnlich. Auch für mich muss alles nachvollziehbar, transparent und möglichst auch logisch begründbar sein. Einfach nur Gehorsam um des Gehorsams Willen oder bestraft werden um das bestraft werden Willens, das ginge bei mir auch nicht.

      Foxxl schrieb:

      Im Bezug auf BDSM merkte ich, dass mir zB Willkür zuwider ist. Eine abgemachte Strafe ist ok; zu sagen „Ich will dich schlagen, weil ich Lust darauf habe“ ist auch ok. Aber eine Strafe an den Haaren herbei zu ziehen ist nicht akzeptabel.
      Ich stimme euch Dreien in den Aussagen absolut zu. Für mich sind die beschriebenen Verhaltensweisen auch absolut nicht mit meinem BDSM kompatibel. Vielleicht ist das gar nicht so ungewöhnlich?
      @Rehlein. Sicherlich geht es nicht nur Autisten so mit solchen Dingen. Es hängt dabei teilweise aber auch mit der Ausprägung der selben zusammen.
      Mich würden diese Dinge zum Teil gänzlich verwirren. Gegebenenfalls auch zu sofortigem Wiederstand anregen.
      Und es sind ja nur einige wenige Beispiele die mit BDSM zu tun haben. Manchmal fällt es einem auch erst im Nachhinein auf, was für Auswirkungen die unterschiedlichen Sichtweisen haben :) .
      Ich denke, also spinne ich.
      Es gibt ein kleines Update bei mir: seit der Erkenntnis über meinen Autismus sind nun 12 Monate vergangen. Es geht mir immer besser damit und meine Interaktionen mit anderen Menschen verbessern sich zusehends. Einige meiner guten Freunde versuchen sich nun auch an direkterer, klarerer Kommunikation.
      Auch einen festen Partner habe ich nun, der sein bestes tut und versucht mich zu verstehen. So entspannt und positiv in einer Partnerschaft war ich noch nie. Mal sehen, wo dieser Weg hinführt.
      Ich denke, also spinne ich.
      Also ich als Asperger Autist mache gerade in einem Berufsbildungswerk meine zweite Ausbildung zum Garten und Landschaftsbauer. Da sind so einige Autisten und Autistinnen mit bei. Habe auch eine Autismus Therapie ( Außerhalb des Hauses ) und seit den Gesprächen mit dem Therapeuten kann ich mit der Autismus Spektrum Störung um einiges besser umgehen. Hab dort auch neue Freunde gefunden. Manche sind ( Asperger ) Autisten, manche nicht.

      Früher hab ich vieles mit meinem Asperger entschuldigt. Mittlerweile mache ich das nicht nicht mehr. Trotzdem fällt es mir manchmal schwer. Besonders neue Menschen kennen lernen ist immer noch ein kleines Problem. Bei einem Stammtisch, würde ich wohl die ganze Zeit nur zuhören, und nicht viel bis gar nicht reden. Auch das Thema Vertrauen und gewisse Verhaltensweisen ist ein weiteres großes Problem.

      Egal ob BDSM oder nicht. Ich verstehe die einfachsten Flirt Signale von Frauen nicht. Wenn mir die Frauen nicht erklären, was Sie da genau meinen, verstehe ich überhaupt nichts. Da ich allgemein nur deutliche Ansagen verstehe und nicht dieses Gespiele. Deshalb ist wohl die letzten Jahre auch nichts mehr gelaufen. Weil ich es einfach nie verstanden habe, wenn die Frau mehr wollte.

      Allgemein müsste eine Frau schon sehr viel Toleranz für meine sehr direkte Art haben. Die manchmal verletztend werden kann, obwohl ich es eigentlich nicht will. Ich glaube, dass deshalb auch ein D/S Spiel bei mir nicht funktionieren würde.

      Subbi86 schrieb:

      . Trotzdem fällt es mir manchmal schwer. Besonders neue Menschen kennen lernen ist immer noch ein kleines Problem. Bei einem Stammtisch, würde ich wohl die ganze Zeit nur zuhören, und nicht viel bis gar nicht reden.
      Das geht mit genauso, zumal bei mir noch eine Sprachbehinderung dazukommt. Ich habe es trotzdem nie bereut, zu den Stammtischen gegangen zu sein. Eine wertvolle Erfahrung war es auf jeden Fall und das eine oder andere Gespräch hat sich bislang immer ergeben, auch wenn ich solche Gespräche nur selten aus eigener Initiative beginnen kann. Notfalls ist man bei den Stammtischen aber auch als zurückhaltender Zuhörer willkommen, das kann ich nichts Negatives berichten.

      Adrian_2015 schrieb:

      Subbi86 schrieb:

      . Trotzdem fällt es mir manchmal schwer. Besonders neue Menschen kennen lernen ist immer noch ein kleines Problem. Bei einem Stammtisch, würde ich wohl die ganze Zeit nur zuhören, und nicht viel bis gar nicht reden.
      Das geht mit genauso, zumal bei mir noch eine Sprachbehinderung dazukommt. Ich habe es trotzdem nie bereut, zu den Stammtischen gegangen zu sein. Eine wertvolle Erfahrung war es auf jeden Fall und das eine oder andere Gespräch hat sich bislang immer ergeben, auch wenn ich solche Gespräche nur selten aus eigener Initiative beginnen kann. Notfalls ist man bei den Stammtischen aber auch als zurückhaltender Zuhörer willkommen, das kann ich nichts Negatives berichten.
      Es lohnt sich für mich nur nicht, Extra dafür Bus und Zug Geld raus zu werfen, um zu so einem Stammtisch zu fahren, wo ich dann auf zig glückliche Pärchen/Spielpartner treffe, und als Single eher alleine bin. Das Frustriert mich dann eher wieder, dort zu sitzen und den anderen Paaren zu lauschen. Falls ich das überhaupt hin bekomme, mit dem zuhören.

      Da viele Menschen wie gesagt ein Problem sind. Bei mehr als 4 Menschen wird es bei mir schon kritisch mit dem Aushalten. Selbst bei Freunden.

      Da ich es unglaublich schlecht filtern kann, wenn viele Menschen verschiedenes reden. Das kommt dann zu Unkonzentriertheit, Kopfschmerzen bis Blackouts. Eine meiner größten Schwächen meines Aspergers. -> Geräusche/Stimmen.

      Da wäre es schon einfacher, wenn ich jemanden aus dem Forum hier mal alleine treffen würde, zum Reden, aber selbst das ist ein Problem mich zu überwinden. Deshalb hab ich ja auch noch keinen Com Haken.

      Subbi86 schrieb:

      Da ich es unglaublich schlecht filtern kann, wenn viele Menschen verschiedenes reden. Das kommt dann zu Unkonzentriertheit, Kopfschmerzen bis Blackouts. Eine meiner größten Schwächen meines Aspergers. -> Geräusche/Stimmen.
      Das kann tatsächlich zum Problem werden, das gebe ich zu. Ich hab schon Stammtische erlebt, da tummelten sich viele Leute auf engem Raum und entsprechend hoch war der Lärmpegel, das war auch für mich nicht einfach.

      Ich hab aber auch schon Stammtische mit überschaubare Gästezahl erlebt, wo es eher ruhig und gemütlich zuging. Das lässt sich vorher allerdings schwer absehen.

      Foxxl schrieb:

      Beim Stammtisch sind auch viele einzelne Personen, nicht nur Paare.
      Ich kann nur für die Hamburger Stammtische sprechen. Dort kommen tatsächlich viele Paare, da ist man als Single eher in der Minderheit, insofern kann ich die Sorge von @Subbi86 nachvollziehen.

      Davon sollte man sich aber nicht abschrecken lassen, auch wenn es zunächst ein ungewohntes Gefühl ist, denn was hat man zu verlieren? Eine Partnerin habe ich auf den Stammtischen auch nicht gefunden (obwohl das ursprünglich mal meine Hoffnung war), aber es waren trotzdem wertvolle Erfahrungen dabei, die ich nicht missen möchte.
      Situation gestern: mein sozialer Speicher war leer (nenne es so) und ich war nicht mehr in der Lage Augenkontakt aufzunehmen. Eine für mich bekannte Situation, die dann auch mit emotionalen Rückzug nach außen einher geht.
      Für mich persönlich nicht weiter schlimm, wenn auch etwas einschränkend. Ich kenne sowas ja bei mir.
      Für meinen Partner neu und ungewohnt. Es hat ihn sehr verunsichert und er hat es zunächst auf sich bezogen (sorge, dass er einen Fehler gemacht hätte).
      Er fragte nach, ich antwortete kurz.
      Er fragte nach, ich antwortete wieder kurz. „Nein, es liegt nicht an dir. Alles gut.“
      Daraufhin wollte er wissen, was es denn nun ist...und ich musste das erste mal aus dieser Situation heraus erklären. Das fällt extrem schwer, zumindest mir.
      Auf die Erklärung mit dem Augenkontakt war seine Reaktion, das Licht aus zu machen (lagen schon im Bett, draußen war es dunkel). Und da ich ihn ja körperlich nicht abgewiesen hatte, nahm er sich dann sein Eigentum in der Art, von der er weiß, dass sie mir extrem gefällt. Sehr kraftbetont, ruhig und unnachgiebig. Abgesehen davon, dass auch er es hin und wieder extrem erregend findet.

      Zum ersten Mal hat mich jemand aktiv aus so einer Phase holen können. Eine sehr seltsame, aber auch schöne Erfahrung. Denn danach konnten wir sehr frei über das gerade erlebte sprechen und ein wenig analysieren.
      Das Gefühl den passenden Partner gefunden zu haben ist so beruhigend...das hätte ich vorher nie gedacht.
      Ich denke, also spinne ich.
      Gibt es hier noch andere Autisten, die ein Problem damit haben, sich nicht auf etwas konzentrieren zu können, wenn man von Nebengeräuschen, selbst wenn diese sehr leise sein sollten, abgelenkt wird? Ich hatte zum Beispiel bei einem Spaziergang draußen das Problem. Ich hab irgendein Gezirpe von Grillen/Käfern in den Gräsern gehört. Genau so wie Summen von Wespen/Bienen/Hummeln und weiter entfernt Geräusche von Autos und das Geräusch einer Kettensäge. Über mir ein Flugzeug. Konnte meinem Gesprächspartner nicht mehr bei dem Gespräch folgen. Bin total nervös geworden. Mein Gesprächspartner verstand das Problem kaum.

      Damals haben wir auf einer Erwachsenschule einen Test gemacht. Wir sollten einmal ohne Musik und einmal mit Musik über Kopfhörer Aufgaben lösen. Der Großteil hatte mit Musik bessere Ergebnisse. Ich war der Einzige mit einem schlechteren Ergebnis. Ich kann nur eines. Entweder Musik hören oder Aufgaben machen. Wenn ich zum Beispiel beim Schreiben eines Beitrags hier manchmal Musik dabei höre, dann geht das schief. Ich habe mich entschlossen, dies zu unterlassen.

      Das andere Problem. Wenn Menschen über Kreuz reden. Es fällt mir schwer, es auszublenden. Das klingt dann wie Gebrabbel in meinen Ohren. Wie Kauderwelsch von allen Seiten. Mit der Person mit der ich reden möchte, auf die mich konzentrieren möchte, funktioniert das dann sehr oft nicht. Das sind dann so viele Einflüsse, besonders wenn noch Radio nebenher läuft, dass ich dann lieber nichts rede. Oder das ich gähne. Manche denken dann, ich sei gelangweilt. Nein. Bin dann völlig überanstrengt.

      Gleichzeitig steht mir dann mein ADHS im Weg. Ich habe das zwar nicht extrem, muss keine Pillen nehmen, aber kann mir bitte mal diese Logik erklären? Auf der einen Seite bevorzuge ich Ruhe. Bin von zu vielen Einflüssen aufeinmal sehr schnell unkonzentriert und überanstrengt. Auf der anderen Seite bevorzuge ich zum Beispiel einen Freizeitpark. Bei dem man von zig Einflüssen erschlagen wird. Oder Effekten bei Attraktionen. Gibts das nicht, bin ich schnell gelangweilt. Wenn keine Action ist. Wenn einfach zu viel Ruhe ist. Diese Mischung aus beidem ist manchmal wirklich eine Zumutung.

      Im BDSM kann ich mich so nicht fallen lassen. Weil immer Action sein muss. Aber gleichzeitig darf es auch nicht zu persönlich werden.
      Ich bin auch Geräusch-überempfindlich.
      Ich erkläre es oft so, dass ich alles gleich laut oder durcheinander höre.
      Musik und Aktivität funktioniert bei mir aber noch recht gut, wenn nicht bei jeder Art von Musik gleich gut.
      Das mit den Gesprächen kann ich so gut nachempfinden, mich haben Partys deswegen z.B. immer gestresst;
      generell Zusammentreffen von mehr als 2 Menschen bei denen Gespräche im Fokus stehen und weniger eine gemeinsame Aktivität. Oft bin ich auf WG Partys in meiner Studentinnenzeit ins Bad geflüchtet, um runterzukommen.
      Was lustigerweise sehr gut geht sind Konzerte, auch mit lauterer Musik (Metal, Rock etc.).
      Gern auch mit ausgiebiger Special Effects Bühnenshow.

      In Sessions ist es oft eine Art Überreizung, die mich fliegen lässt, obwohl es im Alltag für mich nur überfordernd ist.
      Ich kenne diese Widersprüche also durchaus auch.
      “Everything has been figured out, except how to live.” (Jean-Paul Sartre)
      Ich habe lange Zeit im Bereich Arbeit mit behinderten Menschen gearbeitet, ua auch mit Autisten. Unter den päd. Fachkräften kam mal die Diskussion auf, ob nicht jeder Mensch Anteile von Autismus in sich trägt. Halt nur unterschiedlich ausgeprägt. Ich glaube, es gibt auch Studien dazu.

      Bei mir stand es mal im Raum, aber es hat sich ergeben, dass ich HSPler bin, die oftmals ähnliche Züge aufweisen (sehr einfühlsam, Empfindlichkeiten ggü Geräusche, Licht, Umgebung, eigene Welt, Konsistenz oder auch Haptik).

      Ich mag Musik beim Putzen, kochen und kreativ sein. Während einer Session oä ist es erheblich störend. Da möchte ich von nichts abgelenkt werden. Weder grelles Licht, andere Geräusche als die von meinem Mädchen noch anderes reizüberflutendes Gedöns.

      Ich will mich auf mich und meine Kleine konzentrieren können. Die Bettwäsche muss passen. Und am liebsten keine Düfte, ausser der von uns beiden... Ja, wie unter einer Glasglocke ein bisschen.

      Aber so kann ich mit all meinen Sinnen bei mir und meinem Mädchen sein. :love:
      Mein Wunsch sei Dir Befehl...