ist "BDSM" zwangsläufig eine "Religion" bzw. "Fanatismus" oder gibt es auch einen "normalen Alltag"?

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      da ich noch nie wirklich erfahren durfte, wie eine bdsm-Beziehung wirklich funktioniert/funktionieren kann, kann und will ich mich dazu nicht äußern.

      Aber ich möchte danke sagen an @Rosendorn für die Fragestellung und @all für die Antworten, denn sie haben mir auch mehr Klarheit in meinem Empfinden und Denken gebracht.

      LG
      rebell :blumen:
      "A sub needs to feel wanted. A Dom wants to feel needed."
      Nur kurz zur Info und völlig OFF TOPIC
      Der Religionsbegriff auf Wiki ist hart umkämpft und ziemlich unwissenschaftlich.
      Es gibt da diese berühmte Gemeinschaft mit Sc am Anfang, die auf Wiki heftig schriebt, Löschen läßt, dreht und macht und tut.
      Und die sind massiv hinterher, das dieser Begriff ihnen nützlich ist bzw auf ihre Gruppe passt, um das Meinungsbild zu beeinflussen.
      Da geht es um Beobachtung durch den Verfassungsschutz, Anerkennung als Religion, Steuerbefreiung, etc
      Viel Geld, viel Macht.
      Nicht jede neue wie auch immer geartete Gruppe, die Menschen in ihren Bann zieht, sollte sich den Religionsbegriff passend zurechtbiegen und Wiki dazu nutzen.

      Ich würde daher ein BDSM-(Alltags)-Leben niemals mit den Inhalten aus diesem Wiki-Artikel vergleichen.
      Dazu würde ich mir vielleicht erst eine eigene Definition bilden.
      Bei mir würde hier zB. der Glaube an (min.) ein "hoheres Wesen dazu gehören. Oder Wiedergeburt und Karma.

      Und damit hat BDSM nichts zu tun.
      BDSM ist für mich zum einen der Kanal durch den ich meine Sexualität auslebe und hat dementsprechend einen Stellenwert ich meinem Leben (ich mag meine Sexualität und beschäftige mich auch viel damit).
      Zudem ist er so facettenreich und ein Charakter wie ich ihn besitze, der sich gerne allumfassend mit etwas für ihn interessanten beschäftigt, hat er einen weiten Rahmen in dem ich mein Interesse immer weiter durch wissen und Erfahrung stillen und ausbauen kann.

      Dennoch gibt es natürlich auch ein "normales" Leben, ich geh ja nicht mit meiner Gerte zum Zahnarzt und bring den zum spurten.

      Durch einen sehr aktiven und großen Freundeskreis, wie ich an anderer Stelle erwähnte, habe ich dauernd mit dem Thema zu tun und das auch sehr gerne.
      Andererseits mache ich auch genug andere Dinge die nichts damit zu tun haben.

      Ich würde es nicht als Religion betiteln, für mich zumindest nicht.

      Es ist einfach ein Teil meiner Persönlichkeit, zugegeben ein großer, aber eben auch nur ein Teil.
      Vorliebe für Musik auch, Umgang mit Menschen sowieso, Austausch, lernen, es gibt sovieles was mich interessiert und ausmacht und wenn Menschen mich sehen oder erleben ist das letzte was Ihnen einfällt sicherlich, das ich sehr viel mit BDSM zu tun habe, manche können sich auch nicht vorstellen das ich überhaupt etwas damit zu tun habe.

      Bei mir persönlich sind normaler Alltag und BDSM einfach stark miteinander verwoben, da ich meine Freizeit gern mit Menschen verbringe und diese Menschen oftmals Freunde sind, die genauso Kinky sind und das führt dazu das es zwar nicht dauernd Thema oder der alltägliche Alltag ist, aber doch im Alltag, mal bewusst, mal unbewusst oft mitschwingt.

      Aber ich bin da garantiert nicht das "normale" Maß der Dinge. Zumal ich auch kein Maß von irgendwas außer meinem persönlichen Maß sein möchte, aber das Maß maße ich mir nicht an zu messen.

      Best wishes
      Ich denke das ist sehr individuell und Personenbezogen - die Definitionsprobleme gibt es überall. Ab wann ist man ein Alkoholiker und wo noch Geniesser? Ab wann ist man Spielsüchtig und hat nicht einfach irre Spass daran?

      Medizinisch ist es dann ein Problem, wenn es das eigene Leben negativ beeinflusst. Wer sehr oft Alkohol konsumiert, auch regelmässig, aber weder gesundheitliche noch andere Probleme hat und wirklich zum Spass trinkt also auch Wochenlang ohne auskommt ist nicht süchtig mag aber so wirken. Wer seine gesamte Freizeit verzockt aber sein Leben durchaus auf die Reihe kriegt, damit zufrieden ist und keinen wichtigen Kundentermin sausen lässt weil er seine Gilde nicht im Stich lassen kann, der ist auch völlig gesund er spielt halt irrsinnig gern.

      Das gilt auch bei BDSM - wer BDSM so sehr liebt, dass er seinen Alltag zum BDSM macht wird eben beruflich Dom - das ist gar kein Problem obwohl es natürlich ein sehr öhm...dominanter Part des Lebens wird. Auch da gilt - solange es in einem legalen Rahmen bleibt und man sich nicht sein Leben damit versaut weil man zum Beispiel meint an Weihnachten vor der ganzen Familie mit Ballkneben und Lederharnisch aufkreuzen zu müssen ist es in Ordnung.

      Wie Wiki selber sagt ist die Definition schwierig und es gibt keine "richtige" Definition von Religion oder Fanatismus.

      Eine Religion bedingt meines untheologischen Wissens nach eine grundlegende Lehre die sich auf nicht materielle Dinge bezieht - Gottheiten müssen nicht vorkommen aber es gibt einen oder mehrere Gegenstände der Verehrung - ok der Dom ist auch gewisserweise Gegenstand der Anbetung aber niemand hält Dom wirklich für eine Gottheit und es gibt keine Lehre die in allen BDSM kreisen gültig wäre und keine grundlegenden Ge und Verbote, keine internationale oder ähnliche Organisation, keinen Klerus und so weiter.
      Ich sehe also nicht, das man BDSM auch nur im weitesten Sinne als Religion bezeichnen kann.
      Man kann sagen, für einige Paare hat BDSM eine spirituelle Komponente, für Andere gibt es eine grundlegende BDSM bezogene Lebensphilosophie und manch einer mag Dom auch richtiggehend anbeten aber das sind dann doch Ausnahmefälle und lässt nicht auf die Allgemeinheit schliessen das ist doch für jeden was Anderes, bei Religion gibts doch einen grösseren Konsens.

      Fanatismus im Sinne von Besessenheit mag es in Einzelfällen sicher geben aber im Allgemeinen ist das wohl doch selten. Fanatismus im Sinne von sehr viel Spass daran haben....ja ich denke die Meisten die BDSM praktizieren sind davon begeistert sonst würden sie es ja nicht tun. Aber Fanatismus wird im Volksmund doch anders verstanden als Spass daran haben, die Masse der Menschheit besteht ja auch nicht aus Sexfanatikern ;)

      Zur eigentlichen Frage - inwieweit das in deinen Alltag eingreift liegt ganz bei dir selbst. Es gibt Menschen die sind im Alltag sehr unterwürfig und devot aber im Bett sehr dominant und das typische Klischee da ja auch zutrifft, vom überdominaten Supermanager der privat seiner Herrin die Schuhe abschleckt - gibts ja auch.Ich denke die Mehrheit der BDSMler sind im Alltag schlichtweg ganz normal und eben nur im Bett dominant / devot und das greift für die Meisten wohl auch nicht in den Alltag über oder nur in Kleinigkeiten. und dann gibts 24/7 wo der Alltag BDSM ist.

      Psychologisch kann BDSM durchaus sehr positive Effekte auf den Alltag haben - es berichten Einige, dass BDSM ihr Selbstbewusstsein, ihr Selbstwertgefühl und ihr Durchsetzungsvermögen steigert vor allem die Devoten ^^
      Es gibt ganz sicher einen normalen Alltag.
      Mein Beruf hat absolut nichts mit meinem Leben daheim zu tun. Ja, es kommt vor, dass ich den Ärger von daheim mit in den Job nehme und deswegen mal bissel grantig bin. Umgekehrt nehme ich Dinge von der Arbeit mit nach Hause. Aber wirklich beeinflussen tun sie einander nicht.

      Ich vergleiche es gern mit mehreren Rollen, die ich inne habe. Jede Rolle hat ganz eigene Seiten und alle Rollen existieren gleichberechtigt in mir.
      Im Job bin ich eben die Führungskraft und ich bin es gern, da bin ich dann aber eben auch Frau XY.
      Daheim für die Kinder bin ich Mama und als solche lasse ich mir von denen die Zügel auch nicht aus der Hand nehmen.
      Als Partnerin bin ich eben Johanna und wir entscheiden in wichtigen Dingen gemeinsam.
      Schließlich gibt es noch die Rolle als der Sklavin meines Herrn. Und in dieser Rolle bin ich eindeutig devot, aber eben nur da.

      Ich möchte keine meiner Rollen missen. Nur mit allen bin ich komplett.