Masochismus ist heilbar!Hatte ein Streitgespräch...

    M.Anne schrieb:

    Kennt ihr solche Erfahungen?Wie geht ihr damit um?
    Und vor allem:Ist es am Ende wirklich eine heilbare Krankheit?
    Wer ´leidet´darunter?
    Glaubt das einer von euch?


    ich habe solche erfahrungen nie gemacht

    ob es eine krankheit ist? kommt wohl auf die ausprägung an - schließlich hat alles was übertrieben wird, das potential krank zu machen, auch vanilla-sex oder viel essen, wenig essen, sport, internet usw.

    ich leide nicht darunter, im gegenteil - trotzdem habe ich mich kreuz- und quer durch literatur gelesen, die es zu dem thema gibt - ich denke, dass es viele ursachen gibt, die einen menschen in richtung s/m prägen - mir persönlich haben folgende bücher aha effekte beschert:
    wolfgang berner, perversion psychosozial-verlag.de/2067
    franco de masi, die sadomasochistische perversion psychosozial-verlag.de/catalog…fo.php/products_id/100055
    als ehemalige verbündete habe ich fast alles von alice miller gelesen, die ja auch eine theorie zum entstehen des sadomasochismus hat
    alice-miller.com/artikel_de.php?lang=de&nid=31&grp=11
    besonders interessant fand ich auch die informationen auf ziss.ch - unter dem punkt veröffentlichungen:
    den sexcorporel ansatz zur förderung des sexuellen lusterlebens

    nachdem sadomasochismus etwas zutiefst menschliches ist, wenn er auch nicht allen menschen in gleicher ausprägung gemein ist - habe ich für mich niemals ein problem mit meiner neigung gehabt und mich auch nie dafür geniert und daher nie ein gefühl der krankheit gehabt
    Das ist eine grundsätzliche Haltung der Welt gegenüber; frei nach Charles Fourier ist nicht der Mensch pervers, sondern die Gesellschaft, in der er zu leben hat: Somit stigmatisiert der Zeitgeist der Gesellschaft gewisse Neigungen als "krank", "pervers" oder kann sie genauso zur Normalität machen.
    Geht man in die Psychologie, so muss man ganz grundsätzlich differenzieren, ob sadistische/masochistische Neigungen z.B. unverarbeiteten Traumata entspringen, ob sie somit bloße Bewältigungs-/Verdrängungsmechanismen sind, oder ob es sich um tatsächliche Neigungen handelt (hier möchte ich noch anmerken, dass eine klare und eindeutige Unterscheidung an sich schon ins Unmögliche wie Absurde geht; weil dazu muss man erst einmal definieren, ab wann eine Erfahrung als negativ oder traumatisch gilt, wie sich die individuelle Sexualität entwickelt etc. etc. etc.!). In zweiterem Falle kann m.E. nicht von einer Krankheit gesprochen werden, sondern lediglich von einer völlig beliebigen Facette innerhalb des menschlichen Spektrums. Die aktuelle Gesellschaft ist zwar scheinbar relativ offen, tatsächlich jedoch stark verengend und normierend, was die möglichen Ausprägungen angeht.
    Ein in sich ruhender, ausgeglichener Mensch, der seine Neigungen mit Gleichgesinnten auslebt, ohne dass dadurch jemand zu Schaden kommt, kann aus keiner sinnvollen Perspektive heraus logisch als krank bezeichnet werden. Weder stellt er eine Bedrohung für andere, noch für sich dar; höchstens für gängige Moralvorstellungen und selbige haben weder mit Gesundheit, noch mit Krankheit etwas zu tun, sondern mit Zeitgeist/Beliebigkeit. M.E. kann nichts krank sein, was nicht zeitgeistübergreifend als krank bezeichnet werden kann.
    Im Falle jedoch, dass der Mensch diese Neigungen tatsächlich als Reaktion auf eine Negativerfahrung entwickelt hat, um diese irgendwie zu kompensieren, wäre der Krankheitsbegriff tendenziell möglich, zumindest, nach dem üblichen, bei uns vorherrschenden Weltbild. Allerdings wäre dann Sadismus/Masochismus trotzdem nicht die Krankheit, sondern das Symptom und das ist auch in diesem Fall immer noch ein gewaltiger Unterschied.
    Was mir noch ergänzend durch den Kopf schießt: Sadismus/Masochismus kann natürlich immer zu negativen Erfahrungen führen, was nachhaltig den/die davon Betroffenen "krank" macht/machen kann; je nachdem wie prädisponiert. Doch wäre das aus meiner Sicht eine andere Fragestellung; nämlich die, ob S/M etc. krank macht/krank machen kann. Denn auch das, was krank machen kann, ist an sich noch keine Krankheit, höchstens Auslöser bis Katalysator für.

    Maldoror schrieb:

    Was mir noch ergänzend durch den Kopf schießt: Sadismus/Masochismus kann natürlich immer zu negativen Erfahrungen führen, was nachhaltig den/die davon Betroffenen "krank" macht/machen kann


    Als Kind musste ich einmal drei Tage am Stück Leberkäs essen, seit dem hasse ich Leberkäs, macht mich dies krank? Wenn ich eine Pathalogie als Veränderung meines Seins mit fortführerender Linie betrachte die nachhaltig beeinflusst hat - ja dann bin ich krank. Sozusagen bin ich ein Leberkäs-Diskrimierer...ich glaube allerdings das wir hier ganz klar unterscheiden müssen zwischen Erfahrungen und Krankheiten.

    Erfahrungen machen uns zum großen Teil aus. Ich hab mal gelesen Emotionen wären die Sammlung der gesammelten Erfahrungen gewertet durch das Gericht unseres Herzens und abgespeichert in die Ewigkeit. Wenn das stimmt ist meine Neigung eine perfekte Überlebensstrategie und der Weg in eine bessere Zukunft...cheerz - alles bestens demnach.

    Styx schrieb:

    ich glaube allerdings das wir hier ganz klar unterscheiden müssen zwischen Erfahrungen und Krankheiten.




    Das ist klar; deswegen habe ich auch geschrieben, "krank machen kann". Es gibt Erfahrungen, die zu keinen nennenswerten Einschränkungen führen; und es gibt Erfahrungen, aus denen Ängste etc. resultieren, die es dem Menschen unmöglich machen, sich noch in gewissen Situationen zu bewegen. Die Erfahrung ist natürlich nicht die Erkrankung - was auch bereits logisch aus dem, was ich vorher geschrieben habe, hervorgeht -, sondern kann (mit Betonung auf kann) eine Krankheit mit auslösen; dies, insofern auf den dafür passenden Nährboden gefallen.
    Wenn deine Leberkäseaversion zu keinen nennenswerten Einschränkungen führt, dann wird wohl daraus auch keine Krankheit entstanden sein, nicht wahr. Wenn ein Kind zur Strafe in den dunklen Keller gesperrt wurde und als Erwachsener noch Angst hat, vor der Dunkelheit, dann ist das wohl was anderes. So gibt es der Argumentation im Verhältnis angemessene Beispiele und solche, die ohne wirklich etwas auszusagen nur polemisieren.
    Ja, dem mag wohl so sein; ich empfinde es nichtsdestotrotz als Ansatz, das, was ich zuvor geschrieben habe, ins Lächerliche zu ziehen; also gibt's, auch wenn es noch so lustig sein mag, für andere, zumindest eine Person, die es nicht lustig, sondern nur unpassend gefunden hat! Letztlich ist es mir egal; doch denke ich, es ist legtitim, darauf hinzuweisen, wie manches ankommt, zumal ich durch das Zitat ja direkt angesprochen wurde.
    @Herbstlaub, bitte entschuldige meine verspätete Antwort...

    Jedenfalls:
    ich möchte hierzu ein Beispiel aus einer D/s Beziehung anbringen: nehmen wir eine Frau, ohne Selbstbewusstsein, die in der Kindheit oft Schläge und Ignoranz einstecken musste, die nie gelernt hat sich emanzipiert zu verhalten und
    sich deshalb nur Doms mit sado- Neigung anbändelt und ja .... sogar ohne die nicht lebensfähig wäre, weil sie alleine einfach nicht klar kommt .... übertriebenes Beispiel, ich weiß XD

    aber ist diese Frau dann nicht krank und benötigt Hilfe? Wäre sie in einer aufbauenden Therapie nicht besser aufgehoben als sich prügeln und unterdrücken zu lassen?

    auch hier findet sich zwar auf den wehrlosen Topf ein dominanter Deckel, aber wäre das eine gesunde BDSM- Beziehung?

    und auch, wenn sie von Außen psychisch Krank wirken würde, wäre sie es
    dann nur nicht, weil alle Beteiligten mit der Situation glücklich sind?


    Meine Meinung:
    Nein, das ist bestimmt keine gesunde BDSM Beziehung und ich bin sicher, die Dame aus deinem Beispiel wäre in einer Therapie besser aufgehoben.
    Allerdings sehe ich darin keinen Widerspruch zu meiner Definiotion von weiter oben, da in diesem Fall der Masochismus nur ein Bewältigungsversuch tiefer liegender Probleme ist. Also Symptom einer anderen "Krankheit".

    Um verständlicher zu machen was ich meine:
    Eine Person "A" die oft putzt (weil sie die Tätigkeit entspannend findet/ weil sie sich freut, wenn die Wohnung nachher glänzt/...) ist nicht als krank anzusehen. Warum auch?
    Eine Person "B" die oft putzt, weil sie an Zwangsneurose leidet und panische Angst vor Keimen hat, ist durchaus als krank anzusehen.
    A ist nach dem Putztag zufrieden mit der Welt und geniesst den Abend mit einem Glas Rotwein und einem guten Buch.
    B hat zwar den ganzen Tag geschrubbt und poliert um ihre Angst vor Bazillen zu bewältigen, gut geht es ihr dadurch dennoch nicht.
    Ursache ihres Leidens ist jedoch nicht das Putzen, sondern ihre Neurose.

    So würde ich es auch bei deinem Beispiel sehen.
    Ja, die Dame sollte in Therapie. Allerdings nicht weil Masochismus an und für sich eine Krankheit ist, sondern weil sie versucht dadurch ihre eigentlichen Probleme zu kaschieren.
    Ich habe in meinem ersten Post geschrieben "Therapie ist notwendig, wenn zB Leidensdruck besteht". Jemand, der vor lauter Selbstzweifeln nicht allein lebensfähig wäre, ist sicher nicht "glücklich". Auch (oder schon gar nicht) in einer D/S Beziehung.

    Lg Pirio

    Maldoror schrieb:

    Wenn deine Leberkäseaversion zu keinen nennenswerten Einschränkungen führt, dann wird wohl daraus auch keine Krankheit entstanden sein, nicht wahr.


    Das finde ich durchaus nicht so klar wie du dies hier darstellst. Immerhin ist eine olfaktorische und gustatorische Wahrnehmung dermaßen negativ konotiert das mir umgehend übel wird. Dies kommt einem unbewussten negativen Reflex gleich den ich so jetzt nicht als total harmlos abtun würde auch wenn er mich im normalen Leben eher marginal beeinflusst.

    Maldoror schrieb:

    Ja, dem mag wohl so sein; ich empfinde es nichtsdestotrotz als Ansatz, das, was ich zuvor geschrieben habe, ins Lächerliche zu ziehen;


    Das ist in keiner Weise lächerlich gemeint. Es ist eine Einschränkung die real besteht, wenn ich seit dem nur Leberkäs rieche wird mir schlecht. Keine Ahnung was daran jetzt lustig sein soll. Der Unterschied zwischen Stress und Herausforderung ist stets ob jemand Methoden (Routinen) entwickeln kann um damit umzugehen. Diese Routinen sind immer eine gewisse Veränderung, in meinem Falle ist es militante Leberkäsvermeidung (ich hasse das Zeug auch wenn ich in München dazu eingeladen werde und das verstehen wirklich NICHT alle, glaubt mir)...im Falle des oben genannten Beispiels haben sich bestimmte Routinen eingefärbt die sicher bedenklich sind, dennoch ist schwer zu sagen ob die Person ohne diese Routinen besser dran wäre.

    Der Schritt zwischen Erfahrung die vernarbt (wer mal eine schmerzhafte Trennung erlebt hat weiss was gemeint ist) und einer sogenannten "Krankheit" ist nicht so groß wie man vielleicht denkt. Meine Absicht war darauf aufmerksam zu machen wie schwierig so ein Urteil, was krank sei und was "nur" verändert ist. Platt gesagt ist alles was nicht "normal" ist obwohl es dies einst war, bis zu einem gewissen Grade abweichend, wo diese Abweichung dann krank wird.....tja sicher sehr fliessend.

    Das dies nun als Polemik betrachtet wird entzieht mich meines Verständnisses ehrlich gesagt, es war nicht einmal im Ansatz humoristisch gemeint. Im Übrigen bin ich mir nicht so sicher ob die "berühmten" dunklen Keller nicht genauso polemisch sind, nur eben im umgekehrten Erklärungsmuster. Sei´s drum: Masochismus kann ganz sicher ein Therapieansatz sein, so wie jedes wiederkeherende Verhalten ein Therapieansatz sein kann, ich sehe da allerdings eine Randgefahr zu der ich kurz ausholen muss.

    Insbesondere beeinträchtige Personen (welcher Form auch immer) neigen des öfteren dazu sich ihre Beeinträchtigung bestätigen zu lassen, dies kommt im körperlichen Fall manchmal vor, aber insbesondere bei Personen mit geringem Selbstwertgefühl ist die Neigung dazu da bewiesen zu bekommen das man auch wirklich wertlos ist. Dies hat damit zu tun, dass es um ein vielfaches einfacher ist im gewohnten Muster zu ertragen als daraus auszubrechen und eventuell zu scheitern, wenn man eh gescheitert ist dann braucht man keine Energie darauf aufwenden zu versuchen es nicht zu sein.

    Sollte ausgerechnet eine solche Person nun auf extreme Erniedrigung stehen, so dreht sich ein Karusell des Selbsthasses der in der Spirale mit Sicherheit zu keinem guten Ende führt, v.a. nicht da ein liebender Partner (oder auch nicht liebender Partner) niemals Therapeut im eigentlichen Sinne sein kann. Versteht mich hier nicht falsch, eine Beziehung - wie auch immer geartet - kann viel heilen, aber sie darf nicht als Therapieansatz verlaufen, da sich sonst Muster bilden die nur sehr schwer aufzulösen sind.

    Wenn es um eine solche Person geht ist Erniedrigung keine gute Therapie, da sie diese Person in ihrem Selbsthass bestätigt. Aber dieser Fall ist ein Sonderfall der allerdings von Aussenstehenden meist als DER Fall überhaupt gesehen wird und eben als krank.

    Es hat im Übrigen einen Grund warum ich gern in solchen Fällen etwas harmlosere Beispiele heranziehe. Ich nehme Rücksicht auf die Empfindungen meiner Mitlesenden die teils von allzu offenen Worten verletzt sein könnten. Wenn ich mit einem Beispiel also ausversehen auf jemanden emotional herumtrampel tut mir dies leid. Mit der Leberkäs-Problematik sah ich die Möglichkeit nicht so...

    LG
    Styx

    Styx schrieb:

    Insbesondere beeinträchtige Personen (welcher Form auch immer) neigen des öfteren dazu sich ihre Beeinträchtigung bestätigen zu lassen, dies kommt im körperlichen Fall manchmal vor, aber insbesondere bei Personen mit geringem Selbstwertgefühl ist die Neigung dazu da bewiesen zu bekommen das man auch wirklich wertlos ist. Dies hat damit zu tun, dass es um ein vielfaches einfacher ist im gewohnten Muster zu ertragen als daraus auszubrechen und eventuell zu scheitern, wenn man eh gescheitert ist dann braucht man keine Energie darauf aufwenden zu versuchen es nicht zu sein.


    Ich verstehe, worauf du raus willst, aber es kann auch gegensätzlich laufen:

    Ich habe gelernt, dass es durchaus recht erfolgreiche Therapieansätze gibt - zum Beispiel bei geringem Selbstbewusstsein - wo mit dem paradoxen Effekt gearbeitet wird, dass es dem Klienten helfen kann, die Eigenschaft noch extremer "auszuleben".
    Wurde mir so erklärt, dass man den Klienten auffordert (um bei diesem Beispiel zu bleiben) noch weniger selbstbewusst zu sein, über einen definierten Zeitraum. Mit dem Effekt, dass er dadurch an Selbstbewusstsein gewinnt.

    Ich könnte mir vorstellen, dass dieser Effekt, gerade wenn man beginnt in die devote Rolle zu schlüpfen, gar nicht so selten ist. Ist aber einfach nur ein Verdacht von mir.

    Würde mich sehr interessieren... ob jemand da vielleicht seine Erfahrungen diesbezüglich mit uns teilen möchte? :rolleyes:
    Auf jeden Fall stimme ich dir da zu! Die kurz angerissenen Experimente zur Verhaltensveränderung des CIA gingen in ähnlich Richtungen (diese Arbeiten generell zu verteufeln halt ich für falsch, der Kontext spielt hier die zentrale Rolle). Allerdings muss dazu die Umgebung von einer lenkenden Person die eine Heilung des Patienten im Auge hat geschehen.

    Sich selbst in Form einer Beziehung darauf einzulassen halte ich für kritisch. Therapieansätze die darauf beruhen erstmal am Boden anzukommen ehe man aufbauen kann sind durchaus ein diskutables Thema, aber ich behaupte das die Wenigsten in dieser Art therapiert werden und das da die anderswo warm empfohlenen kassenärztlichen Therapeuten mit Sicherheit nicht mitspielen werden (dürfen).

    Styx schrieb:

    Das dies nun als Polemik betrachtet wird entzieht mich meines Verständnisses ehrlich gesagt, es war nicht einmal im Ansatz humoristisch gemeint.




    Nun, dann muss ich mich bei dir entschuldigen; es wirkte, so wie du deinen Kommentar aufgebaut hast; im Kontext zu dem wie du mich zitiert hast, so. Tut mir leid!

    Tatsächlich kann ich sogar ein eigenes Beispiel anführen; meine Eltern hatten früher einen Spargelacker und ich bin zum Spargelessen, obwohl davor schon eine leichte Aversion bestand, gezwungen worden. Nach wie vor wird mir vom Geruch allein schlecht - wobei sich dasallerdings nicht auf meine Laune auswirkt. Darüber hinaus sind die Situationen, in denen ich mit Spargel zu tun habe, natürlich mehr als nur beschränkt; und ich persönlich empfinde dies auch nicht als Einschränkung, hinsichtlich der unendlich vielfältigen Welt, in der wir leben.
    Habe mich in Gedanken an den Charakteristika der Persönlichkeitsstörung orientiert: hier wird dann von Krankheit/Störung gesprochen, wenn die betroffene Person nicht mehr mit der Welt interagieren kann, ohne für andere ständig mehr als auffällig zu werden und sich selbst innerhalb stark sie einschränkender Bewältigungsmuster bewegt, die sie nicht wirklich zu reflektieren in der lage ist. Nahezu jeder Mensch hat allerdings laut psychatrischer Kategorien einen gewissen Persönlichkeitstyp, in dem die Merkmale der Störung - sozusagen als "Light-Version" in einer für ihn selbst bewältigbaren Weise angelegt sind: er mag schrullig wirken, egozentrisch, narzisstisch etc. etc. etc. Doch wird hier im wissenschaftlichen Sinne dergestalt ganz klar zwischen Krankheit und noch als normal akzeptierter Facette des menschlichen Spektrums differenziert. Allein der Punkt, dass man einen eigenen Komplex, eine eigene Negativerfahrung etc. als solche inklusive der damit verbundenen Auswirkungen erkennen kann und sich darüber auszutauschen in der Lage ist, spricht aus dieser Perspektive schon gegen eine Kranhkeit. Dagegen könnte man halten, dass sehr wohl gewisse Krankheiten an sich selbst erkannt werden können; doch, wenn es um die Psyche geht, gibt es da verschiedene Ansätze. Und die meisten kommen doch zu dem Konsens, dass ein potenzieller Patient zwar gewisse Merkmale der Krankheit wahrnehmen kann, ab dem Punkt, ab dem er die Tragweite des Ganzen jedoch sieht, bereits eine starke Veränderung eingetreten ist. Dies bei "Heilbarem". Tendiere selbst deshalb in diese Richtung, da sie im psychologischen Bereich zumindest ansatzweise salutogenetische Züge trägt, d.h. ein Mensch wird erst einmal solange als gesund betrachtet, bis er wirklich auffällig für andere wird, Themen meidet, nicht mehr ansprechbar ist etc. etc. etc. Dementgegen ließe sich sonst nahezu alles als Krankheit definieren.
    Hmm, wär ich dort gewesen, hätt ichs mir erst angehört was die für Nonsens erzählen und dann wohl die Bemerkung fallen lassen das Vacuum im Kopf auch ned heilbar wäre.......und wär dann vermutlich gegangen.

    Mit so besserwisserischen Vollschwachmaten muss man sich gar ned abgeben .....dafür sollte eines jeden halbwegs vernünftig denkender Mensch, gar keine Zeit noch Energie erübrigen können ...

    Heilbar ist ja bekanntlich alles, wenn man dran glaubt, auch das nicht fliegen können, drum springen immer wieder welche von Hochhäusern um das gegenteil zu beweisen ....
    Persönliche Weisheit Nr. 7

    Ich funktioniere wie eine Schütteluhr, ab und an ein herzhafter Klapps, und alles läuft wunderbar, mit gut zureden hingegen bleibt sie gerne mal stehen.
    (30.08.09)

    Rehlein schrieb:

    Wurde mir so erklärt, dass man den Klienten auffordert (um bei diesem Beispiel zu bleiben) noch weniger selbstbewusst zu sein, über einen definierten Zeitraum. Mit dem Effekt, dass er dadurch an Selbstbewusstsein gewinnt.

    Ich könnte mir vorstellen, dass dieser Effekt, gerade wenn man beginnt in die devote Rolle zu schlüpfen, gar nicht so selten ist. Ist aber einfach nur ein Verdacht von mir.

    Würde mich sehr interessieren... ob jemand da vielleicht seine Erfahrungen diesbezüglich mit uns teilen möchte?


    Ich habe dazu mal einen Bericht über diese Art der Therapieform gelesen, dort ging es um Phopien, dort wurde z.B. ein Patient, der Klaustrophobie (Platzangst) hatte in einen engen Aufzug mitgenommen, nur mit seinem Therapeuten und fuhren einige Zeit auf und ab, mal die Treppe, die auch nicht besonders breit war und hat ihn auch noch auf der Innenseite laufen lassen, da er auch noch Akrophopie (Höhenangst) hatte.
    Hintergrund war genau der Stress, den man auslösen wollte um nach der Therapie einen natürlich Umgang damit zu erreichen. Der Bericht ist noch gar nicht so alt, also scheint es wohl auch noch nicht so lange angewandt zu werden, aber die Erfolgsquoten sind sehr hoch, wohingegen die Rückfallquoten sehr niedrig sein sollen. (aktuelle Daten hierzu liegen mir jedoch nicht vor).

    Weiter hat sich vor einiger Zeit eine gute Freundin in eine Therapie begeben wollen, wegen vielen alten Geschichten, dort sagte ihr in der Vorbesprechung die Psychologin "ich muss sie erst brechen, bevor ich sie wieder aufbauen kann"
    Auch hier sollte sie regelrecht resettet werden, um danach die Vorgänge so verarbeitet haben, dass es keine direkten Auswirkungen mehr auf ihre Zukunft haben sollte.


    Aber zu der der Frage des Threads direkt, nein, ich hoffe zumindest nicht 8) , auch wenn es "noch" im Katalog als Persönlichkeitsstörung geführt wird, so passiert es in den allermeisten Fällen einvernehmlich und gewollte und ohne das es die Umwelt als Schaden empfindet.
    Aktuell habe ich im Studium das Modul differentielle Psychologie, auf die Frage :"ob multiple Perönlichkeit nicht schwer zu diagnostizieren ist, da ja in jedem von uns mehrere Persönlichkeiten schlummern, die mal mehr, mal weniger ans Licht treten?!" wurde der Saal sehr ruhig, der Prof. sehr interessiert und gab als Antwort, dass er diese "Persönlichkeiten" die ich meine, eher Facetten seien, die ganz natürlich wären.
    Dadurch ergab sich meine nächste Frage, dich ich erst später stellen kann, wenn wir im Thema weit genug sind.
    Die Frage wäre dann:"Wenn es nur Facetten geht, dann wäre, nach seiner Definition, der Sadist und der Masochist auch nur eine Facette, wie kann jedoch eine Facette dann im ICD10 noch als Krankheitsbild bzw. Persönlichkeitsstörung geführt werden, wenn es der Narzisst z.B. nicht ist, was ja auch "nur" eine Facette wäre?!"

    Sollte mir die Frage hier schon jemand beantworten, wäre ich natürlich dankbar, da ich es hasse auf Antworten warten zu müssen ?(
    Auf die Reaktion des Profs freue ich mich jedoch jetzt schon.....
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    PA1976 schrieb:


    Die Frage wäre dann:"Wenn es nur Facetten geht, dann wäre, nach seiner Definition, der Sadist und der Masochist auch nur eine Facette, wie kann jedoch eine Facette dann im ICD10 noch als Krankheitsbild bzw. Persönlichkeitsstörung geführt werden, wenn es der Narzisst z.B. nicht ist, was ja auch "nur" eine Facette wäre?!"
    .



    Hallo PA1976,

    die narzisstische Persönlichkeitsstörung (nicht: Narzisst) wird geführt, im ICD10, unter Sonstige...:
    "F60.8
    Sonstige spezifische Persönlichkeitsstörungen
    Inkl.:
    Persönlichkeit(sstörung):
    . exzentrisch
    . haltlos
    . narzisstisch
    . passiv-aggressiv
    . psychoneurotisch
    . unreif"

    Da diese meist in Kombination auftritt und selten in Reinform (wie auch aber die meisten anderen Störungen nicht), ist dieser wohl kein eigener Abschnitt gewidmet.
    Es ist, wie ich oben geschrieben habe, immer eine Frage der Ausprägung, der Unterschied zwischen einer Prädisposition (das wäre die Facette des Menschlichen, die nicht als krankhaft bezeichnet wird) und einer Persönlichkeitsstörung, die der Betroffene nicht mehr sinnvoll selbst regulieren etc. kann.

    Liebe Grüße

    Maldoror
    Hallo Rehlein,

    mein Post bezieht sich auf die von mir zitierte Frage von PA1976, den Punkt mit der narzisstischen Störung. So wende ich mich darin auch an PA1976; vielleicht hast du aber eine Benachrichtigung bekommen, da das mit dem Zitieren am Anfang nicht so richtig funktioniert hat und du darin erst auch mit aufgetaucht bist, hatte es korrigiert.

    Liebe Grüße

    Michael