Ist BDSM inzwischen weniger schmutzig geworden?

      Süpperdomm schrieb:


      Der wesentliche Unterschied dürfte die Einvernehmlichkeit und das Bekenntnis zur sexuellen Selbstbestimmung sein, der diese Spielart überhaupt erst praktikabel und für die Gesellschaft tolerabel macht.


      @Süpperdomm Als Grünschnabel was das Diskussionsthema betrifft, denn vor Januar 2013 war mir der Begriff BDSM schlichtweg unbekannt, frage ich mich, wie du die Entwicklung zu dem von dir genannten "Bekenntnis zur sexuellen Selbstbestimmung" in der Zeit seit dem du BDSM auslebst wahrgenommen hast?
      @SwissJazz
      ganz einfach dahin gehend, dass die sexuelle Selbstbestimmung in den letzten Jahren immer größeres Gewicht in der Berichterstattung und damit letztlich auch im internen Verständnis der BDSM-ler gefunden hat. Im Zuge dessen ist die Praktik an sich in den Hintergrund getreten, die Frage aber, ob die Betreffenden die Praktik aus freien Stücken und aus ihrem eigenen Willen betreiben, ist heutzutage ganz vorne platziert...
      Da muss ich mich fragen, ob es dann für die heutige Zeit schmutzig ist und immer dann die Moralkeule ausgepackt wird oder wie auf rohen Eiern gelaufen wird, wenn Vokabular wie Zwang, Unterdrückung etc Gegenstand der Diskussion ist?

      Oder anders formuliert:
      Wenn dem so ist, wieso sind wir nicht so weit und können uns dieser so allgegenwärtigen Selbstbestimmung sicher sein und mit ungewöhnlicheren Praktiken (schmutzigere Praktiken?) souveräner umgehen?

      Kann das Bedürfnis nach Zugehörigkeit einer Gruppe nicht auch gerade der Faktor sein, der die Leute nach aussen hin die schmutzigen Teile des eigenen BDSM verschweigen lässt und man sich statt dessen als "perverse" Gruppe feiert und sich alle gegenseitig zuprosten, wie toll man wieder eine Gemeinsamkeit gefunden hat?

      Muss BDSM erst noch mainstreamiger werden, bevor "schmutzigere" Themen auf den Tisch gebracht werden können?
      Sorry.. ich versteh einfach nicht warum ich für meine Sexualität die Anerkennung der Gesellschaft brauche?
      Ich mache das was ich will, und auf das was ich geil bin.. dazu brauche ich keine Zustimmung oder Anerkennung von Öffentlichkeit.. oder von gewissen Gruppen.

      Das was hinter meinen Türen, in meinem Haus passiert geht nur mich was an. Wenn ich es anderen erzählen will, ok... wenn nicht, auch ok..

      SwissJazz schrieb:

      Wenn dem so ist, wieso sind wir nicht so weit und können uns dieser so allgegenwärtigen Selbstbestimmung sicher sein und mit ungewöhnlicheren Praktiken (schmutzigere Praktiken?) souveräner umgehen?

      Kann das Bedürfnis nach Zugehörigkeit einer Gruppe nicht auch gerade der Faktor sein, der die Leute nach aussen hin die schmutzigen Teile des eigenen BDSM verschweigen lässt und man sich statt dessen als "perverse" Gruppe feiert und sich alle gegenseitig zuprosten, wie toll man wieder eine Gemeinsamkeit gefunden hat?

      Muss BDSM erst noch mainstreamiger werden, bevor "schmutzigere" Themen auf den Tisch gebracht werden können?


      Wie Süpper es schon schrieb, denke ich auch, dass sich BDSM zwar enorm entwickelt hat zu früher (Frage ist hier eher was oder wann ist früher?!), aber es ist nicht wirklich anders. Klingt jetzt vielleicht verwirrend und hoffe das es dennoch verständlich ist.
      Ich versuche ein einfaches Beispiel zu nehmen das, so hoffe ich es etwas verständlicher macht. Fußball hat immer noch 11 Spieler, einen Ball und 90 Minuten, das hat sich nicht grundlegend geändert, dennoch hat sich dieses Spiel in den letzten 20 Jahren doch enorm entwickelt, dennoch bleibt es im Kern genau das, was es vor 20 Jahren auch schon war.

      BDSM ist in den letzten Jahren näher in die Mitte der Gesellschaft gerückt und existiert nicht länger nur um dunklen hinter großen Stahl- und Eisentüren. Da mögen verschiedene literarische Ergüsse dazu beigetragen haben, welche sicher auch einen enormen Zulauf enleiteten, doch diejenigen, die nur mal schnuppern wollten und merken, ist mir doch zu tough, die werden zügig das Feld schon wieder verlassen und übrig bleiben die, die den Weg weiter gehen wollen und auch werden.
      Ähnliche Entwicklung haben auch verschiedene andere Praktiken durchlaufen wie z.B. Analverkehr, so haben vor rund 20/25 Jahren kaum jugendliche die ihre ersten Erfahrungen gemacht haben oder machen wollten Interesse daran gezeigt. Die heutige Jugend ist dem Thema sehr viel interessierter hingegen.

      Ob wir mehr Mitte brauchen? ich für meinen Teil nicht, ich erwarte nur Toleranz von denen, die immer nach Toleranz rufen, denn dies ist etwas, was immer beidseitig existieren sollte und ich werde auch nicht müde, darüber zu diskutieren.
      Wenn es noch mainstreamiger werden würde, dann könnte man doch gar nicht mehr schocken 8) , was sehr schade wäre, doch ich denke auch, dass, wenn es überhaupt passieren sollte, es noch ganz viele Jahre so sein wird, dass wir eine Sub-Kultur (was ein schönes Wort) bleiben werden und das ist gut so.
      Wie @domandizh es auch schrieb, was hinter meinen Türen passiert, geht nur mich und der Spielpartnerin etwas an und sonst niemanden. Sowas wird, wenn überhaupt, nur in entsprechenden Kreisen auf den Tisch gebracht, die sich an den Geschichten und Erlebnissen erfreuen können und nicht jeder Satz drei mal gerechtfertigt werden muss.
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      Hmm.. ich Frage mich warum muss BDSM zum Mainstream werden?
      Ich mag Subkulturen. Die machen doch eine Gesellschaft erst spannend...Kunst, Musik, Mode, Literatur,.. da gehört doch BDSM auch dazu.. und es gibt immer wieder mal Zeiten wo es Hipp ist so eine Subkultur ins Rampenlicht zu zerren... sie zu glätten, bügeln, Gesellschaftskonform zu machen, Geld damit zu verdienen, usw..aber ob das im Sex auch geschehen muss... weiss ich nicht
      Okay, es war nur ein Buch und zudem noch Fantasy .... doch als Jugendliche hab ich mal eins gelesen, in dem BDSM, Kriminalität ubd was auch immer offen ausgelebt und gängige Methode waren. Also, so nach dem Motto: Sodom und Gomorrha.

      Das war dann echt gruselig ..... {{ (>_<) }}

      Von mir aus kann es ruhig gesellschaftlich akzeptiert werden, so dass ich auch meinen Freundinnen mal meine Striemen erklären kann @_@
      aber ich weiß nicht, ob mir der mainstream a la Buch genehm wäre XD
      Jeder soll BDSM leben wie er es denn will.....


      Dieser Satz aus dem Artikel sagt doch alles aus.... Was brauche ich Mainstream? Wer entscheidet was "schmutzig" ist, sauber oder "noch schmutziger"? -> Nur zwei, nämlich ICH und meine Partnerin/Partner!

      Über eine Entwicklung kann ich gar nix schreiben, denn eigentlich sind wir noch "Küken" im Bereich BDSM ;) Aber wenn ich weit zurückdenke wo ein Marquis de Sade für mich die Assoziation war von SM.... Heute sind einfach die Möglichkeiten andere.... Information an jeder Ecke.

      Die Aufgeschlossenheit gegenüber sexueller Themen ist doch im Ganzen gestiegen, nicht nur in Bezug auf BDSM denke ich.

      So bin ich auch der Meinung, BDSM an sich wird sich nicht geändert haben, das Bild davon sehr wohl.

      P.
      Wenn ich auch nicht alles begreife, so hat doch alles einen Sinn....
      Ich würde hier doch erst mal die Frage stellen, was der Normalbürger denn unter BDSM versteht?
      Ich muss mich outen das ich 50 shades nicht gelesen habe und aufgrund des Hypes auch nicht wirklich Lust dazu habe.
      Aber meiner Meinung nach, sind die Grenzen doch eh fließend. Auch beim Vanilla-Sex gibt es Schmerz, Zwang und Dominanz.
      Es sei denn ich habe die letzten 20 Jahre BDSM gelebt und nichts davon gemerkt...;-)
      Was meiner Meinung nach in der Gesellschaft passiert, ist das diese Grenzen verschoben werden, also wo Vanilla aufhört und BDSM anfängt.
      Insofern würde ich einfach mal fragen: wo hört für euch Vanilla auf und fängt BDSM an?
      Für mich ist BDSM eine Sammlung von sexuellen Vorlieben die ich habe.
      Es gibt Leute die Leben davon "nur" Teilbereiche wie B--ondage.
      Dominanz und Unterwerfung denke ich ist ein wichtiges Merkmal.
      Ob jemand auch Sadistisch , also Freude am zufügen von "Lust" Schmerzen hat, oder masochistisch veranlangt ist, ist ja immer Neigungssache.
      Grundlage von BDSM ist immer die freiwillige Abgabe der Selbstbestimmung in ein Machtgefälle.
      Es gibt natürlich xxx Abstufungen und Varianten. Darum ist BDSM auch so Facettenreich, und die Grenzen nicht immer klar zu ziehen.
      Und jeder der Vanilla Sex hat, hat sicher schon unbewusst mit "BDSM" Elementen gespielt.
      Ich denke schon seit einiger Zeit wurde und wird sich stark bemüht BDSM aus der Ecke pervers im Sinne von krank heraus zu holen. Schon lange vor dem berühmten Buch wurden BDSM Praktiken als sexuelle Präferenz anerkannt und Masochismus, Sadismus und Fetischismus aus dem ICD gestrichen bzw klar gestellt das diese nur unter Leidensdruck als Krankheit anzusehen sind. Das heißt die Jungs und Mädels vor meiner Zeit haben gute und wichtige Lobbyarbeit betrieben deren Früchte ich Grünschnabel jetzt genießen darf. Sollte mir in einer session ein blöder Unfall passieren dann gehe ich zum Arzt und habe keine große Scheu dem zu erzählen wie genau das passiert ist. Will ich eine Information haben kann ich unter unzählgen Beratungsbüchern auf Papier oder online wählen, ich kann sogar Ärzte fragen oder auf Stammtische gehen. Das alles kann ich nur, weil BDSM nicht mehr so "schmutzig" ist.
      Die Kehrseite der Medaille ist natürlich das der Hauch des Bösen damit ein bisschen verblasst. Ich gebe zu das ist ein bisschen Schade. Ich gehöre zu denen die etwas auch mal einfach faszinierend finden, weil es so vermeintlich schmutzig ist.
      Außerdem bringt diese Saubermannimagepflege natürlich einige Herausforderungen mit sich. Ich finde das kann man hier im Forum deutlich sehen, wie schwierig es manchmal mit der Kommunikation zwischen den angeblich alten Hasen und den scheuen Newbies so ist. Gentledom ist eine Seite für Einsteiger und entsprechend gehört es zum Selbtverständnis die hier im Forum willkommen zu heißen und erstmal sanft in der BDSM Welt landen zu lassen. Das finde ich gut, sehr gut sogar und trotzdem kann es nerven. Wir reden hier (aber nicht nur hier) sehr viel über Verantwortung, Respekt, Sicherheit und all diese Aspekte. Taucht mal ein Thema auf was subjektiv ein bisschen schmutziger ist wird es recht schnell brenzlig. Der Schreiber setzt vielleicht einfach voraus, dass es doch klar ist das wir hier von einer einvernehmlichen Geschichte eingebettet in eine Beziehung zweier sich respektierenden Erwachsener geht. Dennoch oder eben deswegen wird der halbe Thread sich drum drehen, das man xy schon machen kann aber nur unter xyz Bedingung und nur mit ausgewähltem Partner und nur nach Absprache und gegenseitigem Respekt usw. . Ich gebe zu in solchen Momenten denke ich oft: aber Kinder das ist doch klar schließlich sprechen wir hier nicht über Gewalt sondern über BDSM und dann nervt es mich das über das eigentliche Thema kaum gesprochen wird, um die 100 Absicherungsmaßnahmen drum herum aber schon.
      Wenn ich aber bedenke wie einfach ich es heute aufgrund der Lobbyarbeit die vor meiner Zeit betrieben wurde und die wir hier ja nur fortsetzen habe und welch großer Mist es wäre, wäre es anders dann nehme ich doch solche kleinen Nerverein lieber hin und bin dankbar hinter verschlossenen Türen mein schmutziges BDSM so ausleben zu können wie es mir in den Kram passt.
      Liebe @redcat
      Ich kann verstehen, das Dich die eine oder andere Diskussion über die Grundlagen "unseres" BDSM nerven.

      Man sollte aber bedenken, das wir stetig wachsen und immer wieder neue Mitglieder hinzustoßen, denen die Grundlagen vielleicht doch nicht so klar sind!? Von daher: Lieber einmal zu viel als zu wenig! ;)
      Hi Xtina,

      ich wollte zum Ausdruck bringen, dass ich ich zwar ähnliche "ja zum Donnerwetter das zu sagen muss doch auch mal erlaubt sein" Anwandlungen habe wie der verlinkte Blogger, aber unter Berücksichtigung der oben von mir erwähnten Sachverhalte ich mehr als gerne bereit bin auch zum 100 mal über Einvernehmlichkeit, Respekt usw zu schreiben und zu lesen.

      lg redcat
      Also ich würde nicht sagen weniger schmutziger sondern eher das die Menschheit immer weniger verklemmt und offener gegenüber vieler Dinge geworden ist/oder sich auf gutem Wege dahin befindet.
      Wir Menschen rennen tagtäglich, unserer Gesellschaft ist uns immer im Eiltempo voraus und wir folgen eben so gut wie uns möglich. Wir sind Neugierig, wollen alles wissen und verstehen, wir entwickeln uns eben stätig weiter und das bedeutet am Ende auch sich mit solchen Themen auseinander zu setzen - die eben nicht dem Mainstream entsprechen. Es hängt am Ende immer mit dem kulturellen Wandel zusammen und letztendlich gesehen auch das alles irgendwann irgendwo Mainstream wird.

      Unsere Sichtweisen ändern sich nun täglich immer wieder etwas mehr und dieser kulturelle Wandel, der von den neuen Sozialen Medien befeuert wird, führt zu einem Paradigmenwechsel in unserem Denken.
      Nicht die Momente in denen du atmest sind die schönsten, sonder die, die dir den Atem rauben.
      Ich hab die Erfahrung gemacht,das BDSM immer mehr in den Swingerbereich reinrutscht und das es häufig da kaum noch eine Grenze gibt,
      einen sichtbaren Unterschied.
      Es geht vielen nur noch um Sex,gerade auf Partys sind klare Strukturen des D/S,sprich eine Sklavin weiß wo ihr Platz ist,wie sie sich verhält,so gut wie gar nicht mehr gesehen.
      Da wundert es mich nicht,dass .. da einfach bisschen die Härte fehlt.
      Viele..wollen sich nur im Internet darstellen,Fotos von sich hochladen und von Party zu Party rennen,um sich einen Namen zu machen.
      Das hat nichts mehr mit BDSM zu tun und somit kann BDSM auch nicht mehr so sein wie es mal früher war.
      Das jeder Swingerclub inzwischen einen SM- Keller/ Raum hat und jede G..Piep Party so aufgezogen wird, dass es als Sklavin Benutzen Party durch geht, nervt die Swinger nicht weniger als uns. Die Clubs wollen/ müssen halt Geld verdienen und fächern daher so breit wie möglich.
      Ich denke, es ist eine natürliche Rotation von Themen, die in der Gesellschaft zum Thema werden, wie ein Trend, den es durch alle Welten gibt.
      Zur Zeit ist das Thema Vegan sehr in aller Munde und jeder will auf einmal in die vegane Welt eintreten und danach leben, bis das nächste Thema aktuell wird.
      So war es auch mit Tattoos, mit Piercings, mit Rastas und was weiß ich noch nicht alles.

      Da im Februar der Film "SOG" startet, wird es wohl nächstes Jahr einen kleinen Hype nochmal geben, dann wird die Welle wieder abebben und in 2016 wird sich da kaum noch jemand im Mainstream daran erinnern.
      Was bleibt, ist die Szene an sich, die vorher, während und auch danach so ist, wie sie vorher, währenddessen und danach sein wird und war, außer vielleicht mit ein paar wahren Interessierten mehr, was ja nie schadet, ein Mix aus Erfahrung und Neulingen, damit der Bestand dieser Subkultur auch fortgeführt werden kann.
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