...ich nehme dich einfach an die Leine...

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      ...ich nehme dich einfach an die Leine...

      Wie er diese Party´s hasste, die sie immer wieder für ihn gab.
      Immer, wenn er in der Heimat war trommelte sie Familie und Freunde zusammen und veranstaltete wie sie es nannte ein "gemütliches Beisammensein". Ja, er hatte seine Mutter, seine Schwestern, ja sogar deren leicht bekloppte Männer vermisst. Aber vielmehr hatte er sie vermisst. Er konnte ihr doch aber nicht vor all den Leuten sagen was er empfand. Endlich wollte er Nägel mit Köpfen machen. Er war sich sicher, sie wusste es längst. Die Art wie sie in letzter Zeit auf seine Nachrichten reagierte gab ihm die Sicherheit, dass sie es wissen musste. Das hatte sich verändert. Sie waren immer schon sehr vertraut miteinander gewesen, als wären sie beide Teile eines zweiteiligen Puzzles, das mit ihrem ersten Treffen endlich zusammengefügt worden war. Er konnte in ihren Worten sofort sämtliche Gefühle lese und das mochte er so sehr und doch in der letzten Zeit lag etwas unausgesprochenes zwischen ihnen. Nein, niemand wusste, dass er so starke Gefühle für sie hatte.
      Er stand am Wohnzimmerfenster und schaute in den Regen während ihm als dies durch den Kopf ging. Die Gesellschaft hatte sich aufgelöst, die Familie war gegangen, die Kinder lagen im Bett.

      Er spürte ihre Arme um seine Hüften, drehte sich zu ihr um und küsste liebevoll ihre Stirn.
      Sie setzten sich zusammen auf die Couch, er nahm sie in den Arm und hauchte ihr entgegen "Du fühlst dich nach Zuhause an!", sie erwiderte keck "Ich bin ja auch Zuhause", lachte und küsste ihn innig. Ja, das war sie. Er betrachtete sie, wie sie da in seinem Arm lag. Wie zerbrechlich sie wirkte mit ihren rot gefärbten Haaren, ihrem Porzellanteint, den blauen Flecken, die nur er kannte. Sie trug das Halsband, dass er ihr vor einiger Zeit umgelegt hatte, das Zeichen, dass sie ihm gehörte. Er wollte sie nicht wieder gehen lassen, das wusste er schon früh, sehr früh. War es zu früh? Er griff durch seine Hose nach der Schachtel in der Hosentasche. Morgen hätten sie Jahrestag. Er wollte sie überraschen und doch, sein Plan geriet ins Wanken als er sie da so liegen sagen mit dem Halsband und dem Gedanken, sie endlich offiziell zu der Seinen zu machen.
      Sie schaute ihn mit grossen Augen an "Ist alles okay? Du bist heute so still." "Ach Maus, ich dachte gerade, ich nehme dich einfach an die Leine und sage du musst mitkommen, weil du mein Haustier bist!" Ihr Grinsen verriet ihm, dass sie nur zu gern seinem Wunsch nachkäme ihn zu begleiten.
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      Was war nur heute mit ihm los gewesen? Ja, sie wusste wohl, dass er nicht viel auf diese Zusammentreffen mit Familie und Freunden gab, aber auch dieses Mal hatten sie sie wieder bekniet und schlussendlich hatte sie nachgegeben.
      Sie war froh, als alle gegangen waren. Er hatte die Kinder zu Bett gebracht und sie hatte kurz alles zusammengeräumt und schnell geduscht. Als sie aus der Dusche kam stand er am Fenster und starrte in den Regen. Fühlte er sich nicht wohl bei ihr? Es war beinahe als fiele ihr ein Stein vom Herzen als er sie auf die Stirn küsste.
      Sie spürte wie er sie musterte als sie in seinem Arm lag. Er wusste, dass sie das nicht mochte, weil sie sich dann so ausgeliefert fühlte. Aber sie wusste auch, dass er dieses riesige Handtuch um ihren Körper nicht mochte, es verbarg ihre Kurven. Unsicher schaute sie zu ihm hoch: "Ist alles okay? Du bist heute so still." "Ach Maus, ich dachte gerade, ich nehme dich einfach an die Leine und sage du musst mitkommen, weil du mein Haustier bist!" Verlegen grinste sie ihn an.
      Er hatte ihr vor einiger Zeit dieses Halsband umgelegt, was sie ausgesucht hatte. Sie fühlte sich damit sehr zu ihm gehörig.
      Sie wusste er hatte dieses Mal noch etwas vor, nur was? Er musste morgen schon wieder weg und er hatte wieder einmal verboten, dass sie ihn zum Flughafen bringen würde. Er mochte keine Abschiede. Aber warum fummelte er die ganze Zeit an seiner Hose herum?
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      Schade, dass es nicht so einfach war sie mitzunehmen. Noch ein Jahr, dann hätten sie dieses hin und her geschafft. Würde sie das wirklich noch ein weiteres Jahr so aushalten? Er musste Gewissheit haben. Jetzt.
      Nein, es war nicht der perfekte Moment, sie saßen nicht romantisch zusammen und sein Plan fiel damit auch ins Wasser. Aber er konnte nicht mehr warten. Er fingerte ungeschickt die kleine Schachtel aus seiner Hose, er hatte am Flughafen schon Probleme gehabt überhaupt durch den Zoll zu kommen. Er übergab ihr die Schachtel mit zittrigen Fingern. Sie schaute ihn nur erstaunt an, setzte sich aufrecht neben ihn, öffnete mit flinken Fingern die Schleife und klappte die Schachtel auf.
      Sie schaute ungläubig hinein, auf die in samt gestickten Worte, dann ganz lange ihn an und wieder in die Schachtel, sie nickte kaum merklich und mit Tränen in den Augen.
      Hieß das ja? Sie wollte ihn wirklich heiraten? Diese wunderbare, starke Frau, die sein Leben so bereicherte wollte ihn wirklich? Sie schaute ihm tief in die Augen, nahm den Ring aus der Schachtel, gab ihn ihm und wartete darauf, dass er ihn ihr ansteckte.
      Leise sagte sie zu ihm: "Ja, du hast mich heute wirklich an die Leine genommen und ich hoffe du lässt mich nie wieder los!"