Siezen

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      Hallo an Alle :)

      Gestern im Chat und auch heute per PN habe ich mich kurz mit einigen über das Thema Siezen und die Anrede Herr unterhalten.

      An diejenigen, die diese Form der Anrede verwenden und empfangen (also Subs und Doms sind gefragt):
      Was bedeutet das für euch?
      Was löst das in euch aus?
      Ergibt sich daraus zwangsläufig eine Distanz für zwischen den Partnern?

      Ich bin sehr gespannt auf eure Meinungen und Empfindungen.

      LG
      beloved
      Hi :)

      Anrede Herr ja, kam auch von mir anrede Sie...nein. Er hat es mir damals freigestellt aber ich hatte Angst dass so immer eine Distanz da ist. Ich habe aber gesagt, dass wir das gerne nochmal aufnehmen können...... und ich "befürchte" der Zeitpunkt naht und ich bin sooo unsicher.

      Siezen ist doch eher einen auf Distanz halten, aber gerade ich brauche die Nähe, daher weiß ich noch nicht, was ich machen werde, wenn wir das ansprechen....bzw ER
      Uiiih, eine interessante Frage.

      Ich denke, daß es sehr davon abhängt, wie bei den Beteiligten das "Sie", bzw. "Du" verstanden wird. Gemeinhin benutzen wir das "Du" ja zum Ausdruck von Vertrautheit (ich zu mindestens) und diese auszudrücken ist ja nicht verkehrt. Ich muß die Frage mal ein bisschen "sacken" lassen, denn es kann ja (im Spiel) auch ein ganz bestimmtes Rollenverständnis ausdrücken.

      Eine interssante Beobachtung dazu: Im Portugiesischen existiert die Du- und Sie-Form analog, wie im Deutschen (tu & voce). Im bras. Portugiesisch hingegen ist die Du-Form der Anrede so gut wie nicht vorhanden (wird nicht verwendet). Das hat geschichtliche Gründe (aus der Sklavenzeit) und hat sich im Allgemeinen Umgangston manifestiert.

      Eine Frage des Selbstverständnisses.
      :rot: Ups, wir sind ja ein Koch- und Backforum: "No Pain for Cakes" [thanks John Lurie]
      Das sehe ich ganz genauso wie @Vic. Ich rede meinen Herrn unglaublich gerne mit "mein Herr" an, weil er mein Herr ist... das ist ganz tief so empfunden und fühlt sich deshalb absolut stimmig und einfach wunderbar an.

      Aber Siezen? Damit hätte ich wirklich ein Problem, weil ich sehr viel Nähe brauche, und mein Herr hat ohnehin schon Mühe, mir eben diese große Nähe die ich brauche auch wirklich jederzeit zu vermitteln. Wenn ich ihn Siezen müßte, hätte ich Angst, dass ich diesbezüglich dekompensieren und nach einer Session noch leichter abstürzen würde.

      Nähe und D/s ist ja per se Null Widerspruch, ich empfinde extreme Nähe und Geborgenheit wenn ich zu seinen Füßen liege... aber beim Siezen würde ich glaube ich eine plötzliche Distanz fühlen, die mich sehr belasten würde.
      Schöne Frage! Darüber habe ich mir auch schon Gedanken gemacht. Es gibt ja Dom, die auf dem "Sie" bestehen. Das hat sicherlich mit Distanz, aber auch mit einem offensichtlichen Respekt zu tun!?

      Ich spreche meinen Herrn im Spiel auch mit Herr an, aber ein "Sie" kommt mir selten über die Lippen. Nicht zuletzt, weil ich ihn nicht direkt anspreche. Soweit ich weiß ist es ihm auch nicht wichtig.

      Bei Rollenspielen ist das allerdings anders. Da ist die Distanz gewollt und das "Sie" tatsächlich präsent.
      Ich hoffe, es ist OK, dass ich antworte, obwohl ich mich nicht Siezen lassen möchte.

      Die Bezeichnung "Herr" finde ich ganz gut, weil sie ein direkter Bezug zu den Positionen ist.
      Wohingegen Siezen für mich etwas mit Abstand zu tun hat. Annett Louisan besingt das ganz gut in der Siezgelegenheit, allerdings nur zwischen sich unbekannten.
      Unter Freunden oder gerade von meiner Subbie würde ich mir dabei einfach nur verarscht (sit venia verbo) vorkommen.
      Unser Spielen schafft eine besondere Nähe und Geborgenheit und da würde ich mich durch ein Siezen gestört fühlen.
      @Vetinari natürlich ist es ok, zu antworten, auch wenn du nicht gesiezt werden möchtest.

      Ich bin ja gerade an den Sichtweisen anderer interessiert. Meine Empfindungen werden ich später auch noch aufschreiben.

      Vielen Dank für die bisherigen Sichtweisen und ich bin gespannt, was noch so kommt.
      An Annett Louisan musste ich auch gleich denken. Ich bin im Alltag ja auch eine Freundin des Siezens und werde dafür oft belächelt. Aber darum geht es hier ja nicht.

      Weder spreche ich meinen Mann mit "Herr" an, noch sieze ich ihn. Das Siezen würde eine künstliche Distanz schaffen, dadurch würde es bei uns irgendwie fehl am Platz wirken. Aus früheren Situationen weiß ich aber, das zumindest für mich gerade aus dieser betonten Distanz der Reiz bestehen kann, allerdings nur bei Menschen mit denen ich nicht so vertraut bin - und auch nicht sein möchte. Es fällt mir gerade etwas schwer, das zu beschreiben. Irgendwie wirkt das Machtgefälle so auf mich noch deutlicher, wenn es auch durch die Anrede gezeigt wird.
      Also für mich käme das auch nicht in Frage,das ist erstens eine komisches Gefühl für Beide,würde mir auf jedenfall so vorkommen.

      Und im "normalen"Leben lass ich mich nur siezen von Personen , die ich nicht leiden kann.Ansonsten würde ich mich ALT vorkommen :)
      In einer normalen BDSM Beziehung käme es mir affig vor.

      In einer reinen BDSM Beziehung mit einem extremen Machtgefälle passt es hingegen recht gut.

      Wobei entscheidend ist doch, was mögen die Beteiligten, was für euch passt ist richtig ;)
      "Es ist gleich willkürlich, ob man den Leuten sagt: ihr sollt nicht frei, oder: ihr sollt und müsst gerade auf diese und keine andere Weise frei sein." Joseph von Eichendorff
      Also einfaches Siezen wäre nicht mein Fall; das schafft für mich auf jeden Fall eine Distanz und vermittelt Fremdheit. Zudem finde ich, ist Siezen ja was Alltägliches, was ich bei jeder x-beliebigen Person sagen kann und für mich daher nichts besonderes.

      Also wenn dann schon Pluralis Majestatis. Das zeigt sofort den Platz der Personen und davon abgesehen, spricht man so sonst keinen an. ;)
      Darum ist das für mich auch weniger fremd. Hmm kann man das nachvollziehen?

      Wobei ich zugeben muss so direkte Anreden kommen bei uns seltener vor; ich sage dann eher auch "mein Gebieter"... :rolleyes:
      Das Siezen kann ich nicht leiden. Es ist das, was ich alltäglich während der Arbeit tun muss.
      Obwohl ich darauf natürlich zurückgreife, wenn der Herr es wünscht.

      Bekomme ich allerdings keine klare Anweisung deswegen, spreche ich meinen Herrn mit "mein Herr" an und greife auf das "Euch" zurück. So spreche ich schließlich sonst niemand an. Is also so ein besondres Ding zwischen uns *schwärm*
      An der Öffentlichkeit oder unter Freunden geht das natürlich nicht immer oder muss lapidar dahergesagt werden.

      Die Kombo mit "mein Herr" und "du" kann ich übrigens auch, was mir allerdings ziemlich affig vorkommt Oo .... irgendwie .... fehlt mir da was. Der Respekt vielleicht, den ich gegenüber meinem Herrn verspüre, vielleicht. Und mir gefällt das Machtgefälle zu sehr, welches man ganz einfach durch diese kleinen Worte ausdrücken kann.
      Unter Menschen duze ich dann also nur und verzichte auch auf das "Herr". Das Machtgefälle bleibt zwar erhalten, aber er muss mich dann öfter daran erinnern, dass da eines ist, wenn er es denn nötig findet ^^
      Im beruflichen Alltag versuche ich das "Sie" solange wie möglich aufrecht zu erhalten. Vor allem ein Zeichen des Respekts. "Du Arsch" ist viel schneller raus als "Sie Brunzkachel, Sie angeseichte". Dieses joviale Du lässt mich immer glauben, ich wäre bei Ikea. Wir sind nun mal nicht in England, Amiland oder Schweden, wo die die Anrede in der dritten Person nicht mehr kennen. Aber das ist hier glaube ich nicht gemeint >:-)

      Aber wenn, dann "Ihr" und "Herr", also dritte person Plural, nicht einfach nur "Sie" (das nimmt man für Beamte und Subalterne in der Hackordnung). Sub darf dann natürlich "sie" bzw. "er" genannt werden.
      Uns persönlich liegt diese Masche nicht so sehr. Wir meinen, sowas muss dann aus der Situation heraus kommen.

      In der Fernsehserie (80er Jahre) "Monaco Franze" wird das übrigens mal sehr schon persifliert. Die Haushälterin beschwert sich wortreich, dass er nie da sei und sie deshalb nicht wisse, was sie ihm kochen solle. Daraufhin fährt die Herrin des Hauses, Frau von Söttingen, ihre Haushälterin an: "Sag' sie nicht immer er zu ihm!" bruhhaaaaahahaha. köstlich.

      ihr hier dürft natürlich auch weit Ihr zu Uns sagen. :)
      Was das Siezen angeht, kann ich mich der allgemeinen Meinung hier anschließen, die Distanz wäre mir zu groß und zu künstlich. Zwar ist ein Machtgefälle ja erwünscht, dieses ist m.E. jedoch nicht mit Distanz gleichzusetzen.

      Um eben dieses Machtgefälle zu verstärken, spreche ich meinen Partner ebenfalls mit "Herr" o.ä. an.
      Er bestand jedoch nicht von Anfang an darauf, ich wusste nur, dass er es gut findet. Ich war aber froh darüber, dass er es mir nicht vorgeschrieben hatte und ich den Zeitpunkt selbst wählen konnte, als ich es wirklich sagen wollte. Ich kann mir vorstellen, dass es dann auch für ihn mehr wert ist als wenn er es einfach befehlen würde. Ich nenne ihn innerhalb einer Session jetzt zwar so, wirklich Vorschrift ist es aber nicht (glaube ich zumindest, vielleicht sollte ich das noch einmal ansprechen...?)
      Mir ist aber aufgefallen, dass es mir in Situationen, in welchen ich mich rundum wohl fühle, wesentlich leichter über die Lippen kommt und dass ich es da auch sehr gerne tue. Ist eine Situation aber unbekannt oder bin ich unsicher, habe ich den Drang seinen Vornamen zu nennen...und so nur über die Anrede das Gefälle ein wenig zu verringern. Bisher habe ich das aber nicht getan, ich könnte mir vorstellen, dass es ihn irritieren könnte.
      So, dann versuche ich mal meine Empfindungen zu beschreiben. In der Hoffnung, dass sie nicht allzu sehr belächelt werden ;)

      Vorweg: Ich habe hier gar nicht gefragt, weil ich verunsichert bin, sondern weil ich neugierig bin, ob ich mit meinem Empfindungen alleine da stehe und ich gerne diverse Ansichten lese.

      Vielleicht hätte ich in der Überschrift nicht das Wort Siezen, sondern Pluralis Majestatis verwenden sollen.
      Damit rede ich meinen Partner nämlich häufig an.

      Ergeben hat sich das aus einer Situation in der er mich extrem berührt hat und ich wusste mir nicht mehr anders zu helfen, als ihm meinen tiefsten "ehrfurchtsvollen Respekt" durch die Anrede im Plural Majestatis zu zollen.
      Es hat uns beide in dem Moment sehr gekickt und eigentlich eine tiefe Verbundenheit gegeben, weil es unsere Rollen unterstrichen hat. Insofern wurde keine Distanz erzeugt.
      Seither ist klar, wenn ich ihn so anrede, bin ich mehr als bereit, zu gehorchen und zu empfangen (egal, ob Angenehmes oder Quälendes).

      Im Alltag rede ich ihn in jedem Schriftverkehr in der Hoheitsform an. Auch das schafft keine Distanz zwischen uns, sondern eher eine Verbundenheit. Wir wissen beide, wir sind in unseren Rollen und ich bin seine sub, auch wenn wir uns nicht sehen.

      Natürlich schafft es in einer Session schon eine gewisse Distanz. Aber genau die reizt mich ja so. Wenn er sachlich, nüchtern und distanziert wirkt und ich mich dabei "unwürdig" fühle. Während sich dann im Verlauf der Session die Distanz durch seine Handlungen nach und nach auflöst und ich mich würdiger und würdiger fühle und wir immer intimer werden, ist dieser Kontrast zwischen Distanz und Nähe einfach nur wunderschön.

      Ich hoffe, ich konnte ein bisschen deutlich machen, was ich meine. Emotionen über Worte zu transportieren finde ich ziemlich knifflig. :ups:
      Ich rede meinen Herrn gerne mit "Herr" an. Es ist für mich etwas ganz besonderes. Damit meine ich nicht, daß es generell so ist, denn bevor ich diesen Mann kennenlernte, hätte ich jeden für verrückt erklärt, der das tut.
      Es gibt mir ein wohliges, kribbelndes Gefühl im Magen und es ist eine Empfindung von: "Ich würde alles für Dich tun, denn ich vertraue dir zu 1000 %. Ich weiß, Du würdest mir niemals Schaden zufügen."
      Nur solche Menschen würde ich als Herr bezeichen. Von daher ist es im Grunde auch für ihn eine Auszeichnung. Ich bin sicher, er sieht das genauso.

      Siezen, ja, das haben wir auch mal gemacht und tun es hin und wieder. Das ist allerdings mehr aus Spaß, denn die Ehrerbietung und Respekt brauchen wir nicht über das Sie auszudrücken.
      Im Alltag achte ich in der Regel sehr auf höfliche Umgangsformen. Es ist schon vorgekommen, daß ich vergessen habe, daß mir das "du" von Personen außerhalb meines Freundeskreises angetragen wurde, und ich beharrlich weiter siezte, während umgekehrt (womöglich als Gedächtnisstütze) in gefühlt jedem Satz ein "du" fiel.
      Gerade bei einem deutlichen Altersunterschied finde ich diese Respektsbezeugung zunächst angemessen, auch wenn ich sie selbst nicht einfordern würde.

      Im Spiel, allerdings, kann ich dem nichts abgewinnen. Die Machtverhältnisse sollten, für mein Empfinden, auch ohne besondere Form der Anrede evident sein.
      Demnach ist mir ein vertrauter Umgangston sehr viel lieber - schon weil die Grenzen zwischen Spiel und Alltäglichem so weniger scharf definiert sind. Es kann auch einer augenscheinlich harmlosen Konversation ein Prickeln verleihen, wenn für beide Seiten lediglich der Ton die Musik macht, und man sich öfter Fragen muß, ob man gerade zum Tanzen aufgefordert wurde.
      Das ist richtig, weil die Engländer ja auch noch das "thou" haben. Aber sie benutzen's nicht. Und der Unterschied zwischen "you're a jerk" und "you're a genius" ist dort genauso gering wie hier beim all zu jovialen Du. Vor allem bei den Amis zieht extrem schnell eine Unverschämtheit ein. Die Grenze ist dort inzwischen so aufgeweicht, dass WIR Leute mit "Hello Mr/Mrs" und Nachnamen ansprechen und die stur weiter ohne Anrede "Inseltyp, we have to..." schreiben. Die verstehen nicht einmal, dass WIR nicht mit Vornamen und "Du" angesprochen werden wollen. Unverschämtes Gesindel, dies.

      Nee, nee, was wollen Wir so nicht einreißen lassen. Da ergreifen WIR ganz schnell pädagogische Gegenmaßnahmen. :D