ein theologischer BDSM-Gedanke ;-)

      ein theologischer BDSM-Gedanke ;-)

      Hallo allerseits!
      Im Forum gibt es ja schon ein ähnliches Thema, wo ich aber nicht mehr antworten konnten und möchte gerne noch einen Gedanken dazu hier rein stellen, einfach, weil er mir heute in der Vorlesung so gekommen ist. Also, ich studiere katholische Theologie und bin auch praktizierend in dem Sinne, dass ich mehrmals in der Woche versuche, eine Messe zu besuchen, und sonst auch an Gebetsabenden - wie zum Beispiel Adoray - teilnehme und auch zum Beispiel vorm Essen oder Einschlafen bete. Na ja, meine Religion prägt also mich und meinen Alltag schon relativ stark und es hat mich früher schon noch in einen Gewissenskonflikt geworfen, als ich für mich feststellte, auf harten Sex zu stehen. Eine Freundin fragte mich ein mal, wie meine relativ offene Sexualität (ich bin sehr impulsiv... ^^ ) zu meiner christlichen Lebenseinstellung passt und ich konnte ihr damals nur mit: "Es passt eben nicht." antworten.
      Sicher - einiges passt bestimmt nicht... Aber interessanter Weise bin ich jetzt der Meinung, dass BDSM sehr sehr gut dazu passen kann^^ Immerhin geht es dabei ja auch um eine Beziehungsbestimmung und wenn man das auf das katholische Eheverständnis überträgt, welches besagt, die Ehe sei ein Bild des Verhältnisses von Gott und Mensch, dann ist das ja in einer Partnerschaft mit dominanten Partner ja noch auffälliger ;) was auf keinen Fall jetzt eine nicht-bdsm-geprägte Partnerschaft herabstufen soll!!! und auch nicht für ganz voll genommen werden darf - ich wollte den Gedanken nur eben mal ins Forum stellen und schauen, ob euch dazu was einfällt. Vielleicht hat ja jemand Lust, mit zu diskutieren ^^ (bei mienen Kommilitonen käme das wohl nicht sooooo gut an...^^) Es ist ja auch noch nicht ganz durchdacht... Also, ich freu mich auf antworten^^
      Hm... spannendes Thema!
      Ehrlich gesagt hat BDSM für mich schon etwas sehr Spirituelles, wenn auch mehr im Buddhistischen Sinne - in der Session löst sich mein Ego auf - aber sowas von... das geht gelegentlich sogar in Richtung Satori der Zen-Meditation.

      Katholische Theologie ist dagegen eher nicht mein Thema, aber: ich habe schon oft darüber nachgedacht, wie sehr ich durch mein Subsein plötzlich Dinge wie Demut, Hingabe, Gehorsam plötzlich erstmals verstehe. Und natürlich auch lebe und erlebe... und plötzlich als Wert erkenne. Hätte mir das jemand vor einem Jahr gesagt, hätte ich ihm den Vogel gezeigt...

      Ich bin da noch mitten drin in diesem ganzen Prozess und habe gerade heute (nach einem Gespräch mit meinem Dom) wieder mal das Gefühl, ganz am Anfang zu stehen und noch sooo viel lernen zu müssen - daher ja auch mein Nick... :ups:

      Aber, wie gesagt, jawohl, auch ich sehe eine Verbindung ins - nennen wir es mal neutral ins Metaphysische. Was ich bislang als Sub gelernt habe, hat mich jedenfalls schon "weiter" gebracht als 20 Jahre Meditation zuvor...
      ich finde sehr wohl dass ein religöses Leben und BDSM zu praktizieren zusammen funktionieren kann. ich bin auch sehr glaeubig und für mich ist das - aus der devoten Sicht heraus - kein Widerspruch, im Gegenteil. es gibt eine Überlieferung die besagt dass haette Gott befohlen dass der Mensch sich vor jemanden niederwerfen soll (ausser vor Gott selbst) dann haette er der Frau befohlen sich vor ihrem Mann niederzuwerfen.. das finde ich sehr schön. allerdings muss den Herren auch bewusst sein dass durch das Recht dass sie von Gott über ihre Frauen bekommen haben diese auch dazu verpflichtet sind eine ganze Menge Verantwortung zu tragen - und dass ein Mann die Verehrung durch seine Frau verdient bedeutet auch dass er dieser Verantwortung nachkommt... ich finde es gerade als glaeubiger Mensch sehr wichtig dass man sein Privatleben auch privat haelt also ich würde mich jetzt in der Öffentlichkeit nicht outen oder irgendetwas sexuelles nach aussen repraesentieren. so wie hier im Forum als Austausch finde ich es wiederum okay..
      Wenn du katholische Theologie studierst, fällt dein Glaube wahrscheinlich mit dieser bestimmten Ausprägung des Glaubens weitestgehend zusammen. Du bewegst dich also in einer gegebenen Menge von Glaubenssätzen und ihren Auslegungen, sowie unter Menschen, die ihren Glauben auf bestimmte Weise mehr oder weniger einheitlich ausüben und dadurch Vorbilder sind. Dazu treten Autoritäten in der Kirche, an der Universität, im privaten Umfeld. Je nachdem, was du wo erreichen möchtest, bist du nicht frei, dich eigenmächtig gegen diese Autoritäten zu stellen, beispielsweise indem du eine grundlegend andere Auslegung religiöser Schriften anstrebst, die es dir ermöglichen würden, deine Sexualität mit deinen im Glauben begründeten Werten zu vereinbaren. Ein gewisses Maß akademischer Freiheit ist sicher erwünscht, die Frage bleibt dennoch, ob das von den dahinterstehenden Organisationen gutgeheißen wird, oder ob du dir so nicht viele Türen verschließen würdest.

      Wenn diese Überlegungen nicht zutreffen oder unwichtig sind für dich: Sehe es als dein Lebensprojekt an, sexuelle Lust mit deinem Glauben zu vereinbaren, indem du an deinem Glauben arbeitest - öffentlich und mit anderen. Sicher sehen sich viele Katholiken vor denselben Problemen wie du, d.h. sie sind weder bereit, ihren Glauben noch ihre Sexualität zu opfern. Sicher gibt es auch bereits viele Ansätze dazu, die kritisch geprüft und weiterentwickelt werden wollen.

      Wenn du aber Autoritäten und vorhandene Glaubenssätze so beibehalten möchtest, wie sie sind, kannst du ihren Geltungsbereich einschränken, also einige Bereiche deines Lebens aus deinem Glauben (und den daraus gezogenen Werten) ausklammern und stattdessen dort andere Werte einsetzen. Beispielsweise könnte alles sexuelle Verhalten im engeren Sinne darunter fallen, oder auch nur sexuelle Phantasien, die du dir erlaubst, statt sie dir zu verbieten. Du könntest außerdem nach Lücken in deinen religiösen Texten suchen, aus denen du deinen Glauben ziehst, oder einzelne Aussagen heranziehen, um dies oder das zu rechtfertigen. Aber dafür solltest du besser Anwältin werden. Doch ist die Bibel kein Gesetzestext und sollte nicht so verstanden bzw. missbraucht werden.

      Letztendlich dürften die grundlegenden Fragen sein, welchen Wert du deiner Sexualität zuordnest, welchen Wert deinem Glauben und wie unberührbar und unveränderbar dein jetziger Glaube für dich ist. Je nachdem, zu welchen Antworten du gelangst, kann das im Äußersten durchaus bedeuten, Atheistin zu werden oder auf deine Sexualität weitestgehend zu verzichten. Nicht immer gibt es gangbare Auswege oder akzeptable Kompromisse.
      aber Glauben zu leben heisst doch nicht auf Sexualitaet zu verzichten bzw ein sexuell erfülllendes Leben zu führen bedeutet nicht Gott auszuschliessen... das seh ich anders. ich verstehe es so dass Gott uns unser Leben gegeben hat damit wir es geniessen und das beste daraus machen - und uns seiner erinnern in Dankbarkeit und Demut.. und genau solche Erfahrungen wie Demut zu machen kann uns Gott oder dem Metaphysischen doch naeher bringen und ist somit doch eigentlich ein Schritt auf dem Weg der Suche nach dem Göttlichen...
      Ich denke, im weitesten Sinne folgen Religionen und DS ähnlichen Verhaltensmustern. SM würde ich hier erst einmal ausklammern, da die Freude am Schmerzempfinden aus Sicht der/des Sub mit Religion mir nicht erklärbar scheint. Aus Dom-Sicht finden sich jedoch in der Bibel hinreichend Anregungen, Rechtfertigungen sowohl für DS als auch SM.

      DS hingegen paßt in meinen Augen sehr gut zu Deiner These, zumindest in der MaleDom/Femsub-Konstellation, wie bei mir und Dir(unterstelle ich Dir jetzt einmal aufgrund Deines Profils, das nicht nach FemDom klingt). "Die Frau sei dem Manne untertan..." Epheser 5,22ff
      Machtgewinn und Machterhalt sind treibende Kräfte sowohl in einer Religion als auch in einer Gefällebeziehung. Insofern drängt sich doch eigentlich der Gedanke auf, daß Du Dich sehr konform verhältst.

      ... und da wäre noch die Sache mit dem harten Sex. Auch das kommt in der Bibel doch recht häufig vor, z.B. Richter 19,24.
      Vergewaltungen z.B. sind Teil der Bibel, entweder als Teil der Rechtsprechung (5.Mose 22,24 ... erklärt sich dadurch Dein lautes Sexualverhalten? Sag doch das nächste Mal Deiner Freundin: "Ich möchte noch ne Weile leben." ;) ) oder Teil von Gebietsannexionen (4.Mose 31,15-18).

      In meinen Augen hast Du also nicht unrecht: BDSM und Religion passen tatsächlich in weiten Teilen gut zueinander. Aber ob diese etwas unorthodoxe Lesart von Deinen Kommilitonen gutgeheißen werden würde, wage ich - wie Du - zu bezweifeln.
      Huhu Chaoskönigin!

      Da muss ich ja wohl einfach antworten. ^^

      Ich habe nie Theologie studiert. Von daher möchte ich hier einfach nur meine Gedanken aufschreiben.

      Ich bin auch praktizierende Christin, und hatte, als ich anfing mich für BDSM zu interessieren, ein großes Problem damit, BDSM und meinen Glauben unter einen Hut zu bekommen.
      Dann kam noch dazu, dass ich in der Emanzipationskampfzeit aufgewachsen bin.

      Ich wünschte mir, mich meinem Mann zu unterwerfen. Und dann womöglich auch noch vor ihm zu knien, ihn mit "Herr" anzusprechen?
      Kommt ja gar nicht in Frage, geht gar nicht. Das kriegte ich nicht in meinen Kopf rein.
      Ich kann doch nicht vor einem Menschen knien. Mein Herr ist nur einer, und das ist nicht mein Mann.

      Aus diesem Dilemma kam ich nur raus, indem ich mir klar machte, dass mein Herr und mein neuer Herr zwei verschiedene Personen sind. Die Anrede mag zwar die Gleiche sein, trotzdem ist die Bedeutung eine andere.

      Dann dachte ich noch: Wie passt denn Liebe und Barmherzigkeit damit zu zusammen, dem anderen Schmerzen zuzufügen, bzw. sich Schmerzen zu wünschen. Oder der Gedanke: Mach mit mir was du willst.
      Du kennst sicherlich die Anweisung von Jesus: Liebe deinen Nächsten wie dich selbst.
      Dieser Satz bzw. ein Teil des Satzes wurde mir da plötzlich ganz wichtig. Denn den Nächsten lieben fällt mir zwar nicht immer leicht, fand ich aber immer sehr wichtig und gut. Aber den Teil: wie dich selbst - kannte ich zwar, habe ich aber nicht wirklich ernst genommen.
      Als ich anfing hier in diesem Forum zu lesen, ist mir in vielen Beiträgen aufgefallen, das ist etwas, was ich einfach nicht tue.
      Hier ist mir klar geworden, es ist wichtig, dass ich anfange, mich ernst zu nehmen. Ich muss lernen wahr zu nehmen, was ich brauche, was ich mir wünsche. Ich darf auch sagen, was ich möchte.
      Liebe den Nächsten ist wichtig, aber es ist auch wichtig, sich selber zu lieben.
      Und wenn ich es brauche, mich vor meinen Mann hin zu knien, und mir das gut tut, dann ist es auch gut für mich. :thumbsup:

      In der Bibel steht für mich nicht, dass eine D/s Beziehung, die einzig Wahre ist. Für mich steht dort, dass ich das tun darf, was mir gut tut.
      Dass ich die Freiheit habe, mich so auszuleben, wie ich das mag.
      Paulus mag das damals vielleicht anders gesehen haben, aber der Gute war eben auch ein Kind seiner Zeit.

      Das sind meine Gedanken dazu
      Rosalie
      Ich habe da einmal mit einem katholischen Moraltheologen-Prof darüber geredet. Da gab es in der Uni eine Themenreihe über Sexualität und im Rahmen dessen hab ich ihm die Frage gestellt. Nunja, seine Antwort war simpel, dass das schon in Ordnung sei, wenn es in Liebe geschieht, das sollte das wesentliche Element sein.
      Wo du hingehst, da will ich auch hingehen; wo du bleibst, da bleibe ich auch. (Rut 1,16)
      Nun Félin, dann ist Dein Moral-Theologen-Professor der kürzlich stattgefundenen Vatikan-Synode etwas voraus. Wenn ich es recht verstanden habe, ist immer noch eine Sperrminorität der Synode dafür gewesen, dass man Sexualität, die nicht der Fortpflanzung in Liebe dient, zu ächten oder jedenfalls abschätzig zu betrachten habe. Kein Wunder, dass bei der Umfrage unter den Schäfchen, die vor der Synode gestartet wurde, Ergebnisse herausgekommen sind, die den Hirten die Schamröte ins Gesicht getrieben haben :) ...
      Wie gut, wenn man sich diese Sorgen gar nicht erst machen muss!
      Nunja, immerhin ist es bei der Synode nur knapp gescheitert, das lässt ja hoffen für die Zukunft. (Der Prof war btw. auch schon eher an die 70, aht mich schon beeindruckt, das ganze so locker zu sehen). Und natürlich gibt es immer Theolog*innen, die der offiziellen Lehrmeinung nicht so ganz folgen müssen - einfach weil die Situation in Deutschland schon eine andere ist als in afrikanischen oder südamerikanischen Ländern.
      Wo du hingehst, da will ich auch hingehen; wo du bleibst, da bleibe ich auch. (Rut 1,16)
      Ich seh es so...

      Die Kirche - nicht nur die katholische, lehrt, dass der Mann der dominante Part ist und über die Frau herrscht und gebietet - das wird die ganze Bibel rauf und runter gepredigt, im AT mehr als im NT aber doch. Der Mann soll den Ton angeben die Frau folgen - darum haben etwa die Zeugen Jehovas bis heute ein sehr traditionelles Familienbild - die Frau folgt und stützt was der Mann tut und der Mann tut sein Bestes die Entscheidungen zum Wohle der ganzen Familie zu fällen und nimmt die Bedürfnisse der Anderen wichtiger als Seine.

      Soweit zur Dominanz - die ist kirchlich gar kein Problem. Laut Bibel steht es dem Mann auch frei seine Frau zu züchtigen - also Haue ist auch biblisch vereinbar.

      Zum BDSM....wer hat die Inquisition erfunden? ^^ Also die Kirche ist die letzte Institution die sich aufregen sollte wenn Mann seine Frau fesselt, verhört oder ein bisschen "foltert" (natürlich nur mit beidseitigem Einverständnis sonst isses kein BDSM sondern ne Straftat)

      BDSM sehe ich für Christen als völlig unproblematisch - da beide es wollen verstösst es auch nicht gegen das Gebot der Nächstenliebe sondern nimmt das eher sehr ernst ^^
      Auch Juden und Muslime die prinzipiell die gleiche Basis haben sollten BDSM problemlos mit ihrem Glauben vereinbaren können und ich denke BDSM ist bei den Muslimen noch akzeptierter als bei uns, weil dort der Mann ja auch heute noch den Ton angeben soll da ist der Feminismus dem BDSM noch nicht im Weg.

      Und da wirs von Theoologie haben - problematisch sehe ich das für Buddhisten. Gewaltverzicht, Pazifismus und so...also Buddhisten und BDSM geht deutlich schwieriger zusammen wobei, wenn beide Partner das wirklich wollen verstösst es ja nicht wirklich gegen buddhistische Regeln wäre aber wegen der Gewaltausübug definitiv grenzwertig problematisch zumal man sich dadurch ja wieder ans weltliche kettet.
      Hindus...no problem.

      Bei den Neuheiden...also weder römische noch griechische Götter dürften was gegen BDSM haben, das gabs da schon in der Antike und wenn ich an manche Sagen denke waren Venus / Aphrodite selber Dominas ^^
      Für Asatru seh ich das völlig unproblematisch bei beiderseitigem Einverständnis - die Ahnen waren da sehr tolerant und was die Götter angeht...da sind solche Schwerenöter dabei, da wär eine Beschwerde doch lächerlich - Freya ist alles andere als eine treue Frau, mit ihrem Bruder verheiratet und macht für Schmuck auch Vierer mit 3 Zwergen und Odin schläft mit allem was nicht bei 3 auf den Bäumen ist und hat auch schonmal eine Frau vergewaltigt also der macht nicht nur ein Rapegame.
      Bei anderen Religionen kenn ich mich zu wenig aus aber es wär mir neu, dass sich eine Religion explizit gegen BDSM ausspricht eher wie beim Buddhismus gegen Dinge die in den Rahmen BDSM fallen wie der Gewaltverzicht und die Loslösung vom Weltlichen - damit auch der Lust