..... über die Gefahr sich über BDSM zu definieren

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      Ich finde es erschreckend wenn man sich nur oder überwiegend über eine Facette definiert. Als soziale Wesen gibt es eine Vielzahl von Seiten und Aspekten die mit BDSM gar nichts zu tun haben. Möchte ich diese alle ausblenden? Mit Sicherheit nicht. Ich bin Vater, Freund, Kollege, Kind, Bruder und was weis ich noch. Die Definition und mein Selbstbild in diesen Rollen ist durch alle mögliche geprägt aber nicht durch BDSM. Vielleicht ist es jedoch umgekehrt. Vielleicht haben die Relationen zu den Menschen in meiner Vergangenheit und Gegenwart das Thema BDSM in mir beeinflusst? Wir sind zu einem Teil Veranlagung, zu einem großen Teil aber auch das Produkt unserer Vergangenheit und damit unseres Umfeldes.

      Der Mensch der ich heute bin hat die Facette BDSM, ein wichtiger Teil auf den ich nicht verzichten will aber auch ein Teil der überwiegend nicht zutage tritt und gerade keinen Einfluss hat.
      Geh duschen, ich will dich dreckig machen!

      SwissJazz schrieb:

      @gizmo wie stehst du denn zu deiner eigenen Fragestellung?


      Tja, ist ja nur fair wenn ich auch mal was schreibe.

      Ich bin der festen Überzeugung, dass es etwas komplett anderes ist, je nachdem in welcher Phase seiner "BDSM" Entwicklung man steckt.
      Ich teile das ganze mal in drei Phasen sein...ein bisschen Fremdbeobachtung und ein bisschen Eigenerleben mischt sich hier.
      Und natürlich aus DOM / Top Sicht. :)

      Phase 1: Die Entdeckung
      Alles ist neu .... Dom erlebt das erste mal wie eine SUB in seinen Händen zu Wachs wird, wie sie an ihm hängt wie sie ihn "anbetet" ( ja das ist übertrieben...aber teilweise ist es auch so ). Wie er aus Dingen Lust herausziehen kann die er vorher nicht leben konnte.... Rausch pur.
      Wer in dieser Phase ganz cool da steht und sagt... nu und... der lügt :)
      Das Selbstbewusstsein des Dom´s geht durch die Decke...er glaubt er kann mit bloßem willen Bäume versetzten und unglaubliche Orgasmen auslösen :).
      In dieser Phase, da ist es zweifelsfrei so, dass er einen Großteil seines Denkens und Handelns um BDSM arrangiert. Es ist ein ständiger Gedanke der ihn pusht und sein Handeln lenkt. Einiges der Person die er nun in sich spürt definiert sich über das neue Handeln und definiert und formt sicherlich auch sein Selbstbewusstsein und sein Auftreten.

      Phase 2: Die Ausgestalltung und "Erdung"
      Nun geht es an die Feinheiten. Viele Sessions, viele Erlebnisse, viele Reize, viel wird probiert...viel wird getestet.... Praktiken...Neues...alles ganz super...aber nun kommen auch die ersten Schwierigkeiten. Sessions gehen schief... Zuviele "Werkzeuge" werden gleichzeitig probiert...Dom schießt über das Ziel hinaus...Der erste Absturz... die erste weinende Sub, aber nicht aus Erschöpfung, sonder weil es einfach Scheiße war... Viele Gespräche... viele neue Versuche... manche Super...manche wieder daneben...
      In dieser Phase ist BDSM nach wie vor ein wichtiger Bestandteil des Seins, aber da die Problemchen aufgetaucht sind, ist auch das Selbstbewusstsein und die Eigendefinition über die Thematik auf ein normales Maß zurück geführt worden. Er versteht, dass er noch viel lernen muss und macht sich an die Arbeit. BDSM ist ein nicht mehr weg zu denkender Teil seiner Sexualität, aber es gibt auch wieder andere Themen mit denen er sich aus einander setzt und er versteht auf einmal viel deutlicher welche Verantwortung er in der Beziehung zu seiner Sub wirklich übernommen hat.

      Phase 3: Die Normalisierung
      BDSM ist ein natürlicher Teil seiner Sexualität geworden. Es hat ihn geprägt und sicherlich auch verändert, aber es bestimmt ihn nicht mehr. Es ist quasi zur schönsten Nebensache der Welt geworden. Es geht einfacher von der Hand eine gewisse Leichtigkeit schwingt mit, da viele Dinge selbst verständlich geworden sind. Sessions werden zwar immer noch geplant aber Abweichungen aufgrund von Tagesformen bringen ihn nicht mehr aus dem Konzept, sondern er beherrscht die Situation. Er hat aufgehört nach "höher, schneller, weiter" zu streben sondern genießt die Feinheiten in der jeweiligen Gegebenheit wie sie gerade existiert. Oft geht der Anteil an hartem SM zurück und es wird deutlich DS lastiger, weil hier die Feinheiten und Nuancen besser gespielt werden können.
      Ein bisschen wie jemand der sein Instrument mit geschlossenen Augen spielen kann und den Klängen seiner eigenen Kunst lauscht.

      In welcher Phase wir uns jeweils befinden hat sicherlich eine sehr hohe Auswirkung auf den Stellenwert einer "Persönlichkeits Definition über BDSM"
      Und jeder kann sich mal selbst einordnen....

      Ich denke das ist es was die Antwort auf meine Frage oben am ehrlichsten beschreibt...

      Cheers

      Der Giz
      Hey Giz,

      das war wirklich ausführlich und zumindest selbstreflektiert, kann ich das mit den Phasen sehr gut nachvollziehen. Wobei ich zumindest für mich, die Phase 1 weniger euphorisch beschreiben würde. :dash:
      Selbstverständlich ist es eine tolle Erfahrung, aber gerade hier stößt man doch schon an Grenzen, nicht erst in der Ausgestaltung. Gut das ist eben sicherlich auch einfach eine individuelle Erfahrung
      und meine Meinung dazu, ist auch etwas Offtopic.
      Dennoch definiere ich mich und auch mein Umfeld auch in einer frühen Phase wenig über BDSM. Das merke ich gerade jetzt in dem ich viele Menschen in diesem Umfeld kennen lerne. Sie sind nicht in
      erster Linie potentielle Spielpartnerinnen, oder Subs. Sie sind Menschen, wie meine Kollegen oder Bekannte. Wen ich jemand kennen lerne, achte ich erstmal weniger darauf ob Sie eine tolle Sub ist, sondern
      ich achte auf die menschlichen Nuancen. Deshalb, muss ich für mich sagen, definiere ich mich extrem wenig über BDSM. Es ist und bleibt eine Bereicherung, die ich aber nicht missen möchte.
      Menschen hören nicht auf zu spielen, weil sie alt werden - sie werden alt, weil sie aufhören zu spielen.
      Gab mal ne Zeit da war dies alles der goldene Gral für mich, es nicht zu haben war unvorstellbar, und ich sprang quasi durch mein trist langweiliges Leben von einer Insel zur nächsten, die sich in Feten oder anderen Dingen äusserten.

      Hatte ich es nicht fühlte ich mich wie amputiert, unkomplett und und und ...

      Jetzt nachdem ich für mich so vieles erreicht hab, mit den ganzen OP´s und dem ganzen Schlonz der dran hing, und immer noch dran hängt, und mich jetzt so ausleben könnte wie ich mich immer schon ausleben hab wollen, kann ich nur eines sagen.

      JA es ist ein Teil von mir, und NEIN ich kann nicht drauf verzichten.

      ABER ich definiere mich nicht mehr über den BDSM, schliesse niemanden aus, nur weil diese Person sich dafür nicht begeistern kann, und muss es auch nicht mehr jedem beim ersten Date aufs Auge drücken.

      Andererseits verstecke ich mich nicht, wenn man meinen Namen mal gegoogelt hat wird man fündig und wenn man dann noch mein FB Profil gesehen hat, kann ein jeder halbwegs kluger Mensch 1 und 1 zusammen zählen.

      Lustig daran ist nur eines, HEUTE wo ich nicht mehr rumschreien muss das ich auf BDSM stehe, ziehe ich automatisch Menschen an die sich dafür interessieren, und die dann logischerweise Fragen haben, viele Fragen, Unmengen an Fragen, die ich auch dann auch gerne beantworte.

      Wenn man sein eigenes ICH, so würd ich jetzt forsch mal annehmen, gefunden hat, dann ist man eben was man ist, und muss sich nicht mehr über die eigenen Neigungen definieren, denn wie schon mal ne gute Bekannte zu mir sagte, "man ist was man ist, und man trägt sich selbst permanent herum"

      Also man kann sich natürlich verstellen und so tun als ob alles ganz anders wär, aber vor sich selbst kann man nicht flüchten, vor seinen Neigungen kann man nicht flüchten, und da man auch nicht wer anderes ist, wenn man sich mal wieder fesseln lässt oder Arsch verhauen, ist alles eben EINS, und entweder kommt man mit sich klar, und auch mit dem klar wie die anderen sind oder eben nicht.

      Aber im Vorfeld wen ausschliessen nur weil diese Person andere Neigungen hat als man selbst find ich bescheuert ...

      Andererseits hats halt den einen Vorteil, man muss sich nie mit Dingen beschäftigen die nicht mit dem zu tun haben für das man selber steht, denn man hat sich ja sein "perfektes" Umfeld selbst ausgesucht.....

      Und wenn man jeden Tag Schnitzel haben will, wird man sich sicher keinen veganen Koch nach Hause holen ;-)
      Persönliche Weisheit Nr. 7

      Ich funktioniere wie eine Schütteluhr, ab und an ein herzhafter Klapps, und alles läuft wunderbar, mit gut zureden hingegen bleibt sie gerne mal stehen.
      (30.08.09)
      Es ging mir anfangs ähnlich, erst langsam habe ich es für mich entdeckt. Lange Jahre weggesperrt.
      Als ich anfing mich zu "outen" hätte ich am liebsten alles sofort gehabt. ... dennoch habe ich erst langsam angefangen mich an Menschen zu orientieren die sich auch mit BDSM befassen und es leben.
      Ich führe ein leben als Mutter, Freundin, arbeitskollegin, vorgesetzte und definiere mich da als Mensch und Frau.
      In meiner Sexualität jedoch definiere ich mich ausschließlich ausschließlich als sub und über meine Neigung, denn alles andere macht mich nicht zufrieden.