Ich kann auch grillen

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      Ich kann auch grillen

      Es ist warm und unsere Kinder toben in dem großen Pool der Nachbarn mit deren Kindern. Ich schaue ihnen zu. Die Stimmung ist ausgelassen und entspannt, und ich kann hören wie der nette Nachbar hinter mir, mit meinem Mann über die Sinnhaftigkeit in seinem Leben von unterwürfigen Frauen philosophiert. „Da scheint doch irgendetwas mächtig schief zu laufen, wenn deine Frau darauf steht sich in der Kiste erniedrigen zu lassen“ holt er aus. Ich verstehe nicht woher nun immer diese seltsamen Themen der vergangenen Wochen kommen. Winkt das Schicksal gerade etwa mit dem Zaunpfahl oder haut es mir gerade etwa zwischen die Augen? Ich bin verschnupft darüber, nippe an meinem Eistee und lausche gespannt weiter. Mein Mann sagt nichts, sondern lächelt nur milde.
      Ich geselle mich in der Zwischenzeit dazu. Obwohl ich weiß, dass ich mich bei diesem Thema wohl besser zurückziehen sollte. „Also mir gibt das nix, meine Frau auf die Knie zu zwingen, das sind doch nur perverse Typen die darauf stehen. Bei dem Gedanken rührt sich in meiner Hose rein garnichts.“ lacht er höhnisch. Wie bitte? Ich atme tief durch die Nase ein und durch den Mund aus. Wiederhole die Prozedur. Ich entschließe mich mutig ein sachliches Gegenargument einzuwerfen „Wenn es denn eine einvernehmliche sexuelle Spielart ist, auf die sich zwei Menschen klaren Verstandes einigen und es deutlich kommunizierte Grenzen gibt, kann ich darin nichts krankes erkennen“. Ich sehe noch wie sich die Augenbrauen meines Mannes überrascht, von meiner Äußerung heben, bevor der Herr Nachbar in schallendes Gelächter ausbricht. „Na als ob ausgerechnet du vor deinem Mann in die Knie gehen würdest.“ Ich achte garnicht mehr auf die Mimik meines Mannes. Unser Nachbar bewegt sich zum Grill, der am Ende des Gartens steht, da die Grillkohle durchgezogen ist und unterbricht das Gespräch damit.

      Ich weiß nicht was gerade in mich fährt, als ich gelassen meinen Eistee vom Tisch nehme und ihm zum Grill folge. Ich stelle mich ihm nahe zur Seite und senke meine Stimme, damit niemand sonst hört, was ich ihm zu sagen habe und bitte ihn, sich zu mir runter zu beugen „Lust auf ein Experiment?“ frage ich unschuldig. Er nickt nur zweifelnd und die tiefe Falte zwischen seinen Augen signalisiert mir deutlich, dass er sich innerlich gegen einen verbalen Angriff meinerseits wappnet. Ich säusele im leise ins Ohr „Stell dir folgende Situation vor. Deine Frau kommt jetzt aus dem Haus in den Garten, nackt, den Blick demütig gesenkt. Ihre üppigen Brüste schwingen sanft hin und her. Und Du kannst diesen Anblick den gesamten langen Weg bis zu Dir hier ungehindert genießen. Sie steht nun vor dir, lächelt dich von unten herauf zärtlich an, geht auf die Knie und bittet dich dir die Badehose ausziehen zu dürfen (…)“ Ich beschreibe ihm sehr detailreich aber in aller Kürze, was seine Frau mit seinem Besten Stück und ihrer Zunge und ihrem Mund macht, während sie ihn vor jedem Schritt um Erlaubnis bittet. „Du siehst diesen Blick voller Leidenschaft, den sie Dir von unten herauf zuwirft und weißt, sie gehört Dir, ihre Hingabe gehört dir und nun, dass dich nichts mehr aufhalten kann, dir ihren langen Zopf ums Handgelenk zu binden um ihren Kopf nach hinten zu ziehen, ihr in den Nacken zu greifen und sich ihres Mundes ganz und gar zu ermächtigen, weil sie dir hiermit ihr Einverständnis schenkt, genau das mit ihr zu tun.“

      Ich bin überrascht, dass er mich nicht unterbricht und sich nicht von mir wegbewegt. Ich trete einen Schritt von ihm zurück. Tja, denke ich siegesgewiss, bei dem Gedanken rührt sich in Deiner Hose also rein garnichts? Da sagt mal einer dass, das Lesen von erotischer Literatur zu nichts nütze sei. Ich lächele breit und sein Kopf droht zu explodieren, weil die mächtige Beule in seiner Badehose nicht wegzudiskutieren ist. Das hat er niemals von mir erwartet. Ich bin im Rausch. Ein wortloses kurzes Eingeständnis in Form eines Nickens erhalte ich von ihm. Mehr nicht, bevor sein Blick sich hinter mich richtet und mir wieder bewusst wird, dass wir nicht alleine sind.

      Was habe ich getan? Flippe ich jetzt total aus? Jahrelang halte ich mich aus jedweden Gesprächen die irgendeinen sexuellen Bezug haben raus und nun haue ich hier so was raus? Wie konnte sich meine Wut nur so auf den armen Mann fokussieren? Ich konnte sehen, dass er sofort verstanden hat, was in mir tobt. Ich bin doch sonst so beherrscht. Ich bin ein schlechter Mensch. Da oute ich mich nach Jahren beim Grillen. Im Ernst? Mist!
      Ich drehe mich um und blicke meinem Mann, der noch immer an der Terrasse steht, direkt in die Augen. Seine offensichtliche Enttäuschung trifft mich hart in meinem Inneren. Nun weiß ich in aller Tiefe, was eine Übersprungshandlung tatsächlich ist. Manche Begriffe erschließen sich nur beim selbstmachen scheint mir. Ich spüre fast körperlich, dass ich ihm wohl Einiges zu erklären habe. Das riesen Rohr in der Hose des Nachbarn, das ich auf fast passiv-aggressive Weise provoziert habe, spricht eine seltsame Sprache. Ich weiß. Vielleicht erzähle ich ihm fürs Erste ich führe ein Doppelleben als Porno-Synchronisationssprecherin? Nein ich rudere nicht mehr zurück. Er hat schon so lange die Wahrheit verdient.

      Just in dem Moment kommt die Ehefrau des Nachbarn in mein Sichtfeld. Ihrem giftigen Blick und den zusammengekniffenen Lippen nach zu urteilen, ist sie stinkesauer und hat mehr mitbekommen als mir lieb sein könnte. Was bleibt mir übrig als zu lächeln? Ich straffe meine Schultern und sage „Ich habe dir da mal was vorbereitet, er gehört dir“.