BDSM in Secretary - Wer hilft mir bei der Analyse?

      BDSM in Secretary - Wer hilft mir bei der Analyse?

      Secretary ist seit vielen Jahren einer meiner Lieblingsfilme. Schon lange bevor ich verstanden hab, warum er mir damals empfohlen wurde. Das erste Mal, seitdem ich eben das verstanden habe, hab ich ihn mir am vergangenen Wochenende wieder angesehen und seitdem tummeln sich in meinem Kopf ein paar neue Fragen. :love: + ?(

      Vielleicht hat ja der/die ein oder andere von euch Lust ihn mit mir ein bisschen zu analysieren.
      :auslach: :diskussion: :facepalm: :auslach:
      • SSC: Warum ist das dargestellte Spiel (nicht) SSC? / Falls nein: Was müsste dafür anders sein?
      • Thema: Topping from the Bottom
      • Gezeigte Spielvarianten: Welche könnt ihr differenzieren?
      • Ist sie Maso/Sub/Beides? / Ist er Dom/Top/Beides?
      • Und eine einzige Meinungsfrage: Wie positiv oder negativ wird BDSM eurer Meinung nach dargestellt?

      Empfehlungen und Kritik zum Film gibt’s hier: Film: The Secretary :whip:
      :)
      Na, aber kaputtanalysieren nun bitte nicht!

      • SSC: Ich kann mich an keine Stelle erinnern, wo er weitermacht, obwohl sie widerspricht (-> also C), auch wirkte auf mich alles soweit S & S.
      • Topping from the bottom: Meinst Du den Regenwurm oder die Kakerlake? ;) Nein, er muss ja nicht drauf eingehen - sie zeigt ihm nur, wonach ihr ist...
      • Gezeigte Spielvarianten: Achje... nee, das überlass ich anderen.
      • Sie: Beides, Er: Beides. Wir haben sowohl S/M als auch D/s.
      • Darstellung: Positiv. Vor allem er scheint sich aber erst an den Gedanken gewöhnen zu müssen - und vor allem sie hat danach ein glücklicheres Leben.
      Here comes a candle to light you to bed,
      Here comes a chopper to chop off your head.
      Ist schon ein wenig her, dass ich den Film gesehen habe. Ich erinnere mich aber vor allem an das klassische Hollywood Klischee, dass BDSM und Persoenlichkeitsstoerungen (bei Secretary ist es selbstverletzendes Verhalten) immer Hand in Hand gehen.

      Zu deinen Fragen:
      Safe und Sane haben immer etwas Spielraum und hier kann man sich sicher streiten.
      Konsenz scheint mir vorhanden zu sein, auch wenn es zeitweise etwas verwirrend sein kann,

      Weiss nicht, was man zu Topping from the Bottom sagen soll. Ob man das jetzt erkannt haben will oder nicht wuerde doch nur zur Grundsatzdiskussion fuehren die nicht weiterkommt.

      Also, ich erinnere auf jeden Fall die Spanking Szenen..;) Ansonsten hatte ich das Gefuehl, die beiden sind eher im D/S Bereich als im S&M Unterwegs, Erziehung spielte glaube ich auch noch eine Rolle.

      Sie scheint masochistisch und submissiv veranlagt. Er wirkt leicht dominant und sadistisch.

      Mir haette es besser gefallen, wenn ihr Charakter nicht auch noch diese Persoenlichkeitsstoerung an den Tag gelegt haette. Auch wird hier BDSM als Loesung fuer ein Problem dargestellt und wirkt stellenweise etwas deplatziert.
      erstmal danke euch beiden. :)

      Darstellung von BDSM:
      Von mir aus hätten sie das zwar auch weglassen können, aber selbstverletzendes Verhalten ist noch keine Persönlichkeitsstörung.
      Eigentlich ist ja die ganze Welt in der der Film spielt krank... ;) Ich kann ganz gut drüber hinweg sehen, weil ich glaube, dass wir tatsächlich so gut wie alle unsere Macken haben (ganz bdsm-unabhängig) und weil sie es ja nicht negativ rüber bringen sondern bdsm eher als ihre Lösung präsentieren.
      Und auch das Hörbuch, dass sie sich später anhört ist ja ziemlich positiv. Was halt gar nicht passt, sind die Typen, die sie da über die Anzeigen trifft. Das sind halt nur extrem schräge Vögel...


      Beim SSC gings mir genau um die Spanking-Szene... weil sie reden ja nicht über das, was sie tun, und er wartet zwar auf ihre Reaktion, aber abgesprochen wird das ja nicht.. naja und das Brautkleid am Schluß..?

      TftB:
      Grundsatzdiskussion wollte ich keine, mir kam halt dieses mal zum ersten Mal der Gedanke.. weil sie ja ihre Strafen provoziert, die ja aber keine Strafen für sie sind..


      Ich werd ihn mir eh auch weiterhin gerne anschauen. :) Aber ein Film darf ja oft mehr wie das echte Leben..
      s. auch hier: Film: The Secretary.
      Ich mag ihn sehr gern. :)

      JamieLyn schrieb:

      ...naja und das Brautkleid am Schluß..?

      Du meinst, die 'etwas längere' Szene an seinem Schreibtisch?
      Okay, so ganz 'sane' wirkt das nicht - aber er hatte, wenn ich mich recht entsinne, etwas gesagt wie 'Rühr Dich nicht. / Bleib hier.' - und sie zeigt so recht deutlich, wie ernst ihr die Sache ist...
      Here comes a candle to light you to bed,
      Here comes a chopper to chop off your head.
      Ich habe den Film auch vor ein paar Jahren gesehen. Eigentlich habe ich den Film erst durch Zufall beim Zappen "erwischt". Damals wusste ich noch nicht einmal, dass es das Wort BDSM gibt. Ich war diesbezüglich komplett ahnungslos.
      Uiui, ich bekomme noch immer Gänsehaut, wenn ich an die Schlussszenen denke:
      "Holloway kehrt noch im Brautkleid zu Grey zurück, der ihr befiehlt, regungslos an seinem Schreibtisch zu sitzen, während er sich entscheidet, ob er mit ihr zusammen sein will. Holloway verharrt in dieser Position mehrere Tage bewegungslos; auch ihre Familie kann sie nicht davon abbringen, auf Grey zu warten. Schließlich kehrt Grey zu ihr zurück und trägt die nahezu bewusstlose Holloway aus seinem Büro." (von Wikipedia zitiert). Erst nach dieser Szene habe ich erkannt, dass ich "es" bin...
      Meine erste eigene "entsprechende" Erfahrung habe ich erst viel später machen dürfen...
      "Auch wenn es dich empört: Das unerlaubte Vergnügen macht Spaß." Ovid.
      @Alecto: Ja, die Szene hab ich gemeint. :) Ganz ungefährlich ist so ein Hungerstreitk ja auch nicht.., ich zweifel hier also an beiden "S" ein wenig.
      Und dann eben das Spanking, wobei da das Hauptproblem vielleicht einfach die Vermischung von Beruf und Privatleben ist, also das "C". Das sieht Lee sicher anders, sonst wär der Film ja auch nicht mehr schön. :)


      @PA1976: Es gibt dazu auch schon ein eigenes Thema, wurde hier schon zweimal verlinkt, jetzt. :) Soweit ich weiß gibts dort dann auch keine Spoiler. ;)
      Die Meinungen gehen auseinander: die einen finden ihn toll, die anderen langweilig oder kitschig. Subs haben wohl mehr Freude daran als Doms, was aber auch ein Geschlechtereffekt sein könnte. So würd ich den Thead zusammenfassen. Für mich persönlich ist es, glaub ich, der schönste Liebesfilm, den ich kenne, aber für eine Empfehlung kenn ich einfach deinen Geschmack nicht gut genug. :)
      Der Film ist echt super! Ein (wie ich finde) ähnlicher Film, auch wenn es dabei wirklich nicht um SM geht, ist "Madmoiselle Populaire".

      Ich denke sie ist devot und masochistisch. Ersteres mache ich an ihrem Verhalten fest, so z.B. auch die Szene in der sie ihm mit den befestigten Händen den Kaffee und die Papiere bringt, es wird ihr einmal direkt gesagt, die Szene im Wald ganz am Ende, die Müllcontainerszene, ...
      Masochismus: Sie hört in dem Café einmal eine Kassette, bei der es darum geht, den Schmerz zuzulassen, zuvor war sie ja auch in Therapie weil sie sich selbst verletzt hat (gut, ich weiß, ob das zum Masochismus zählt, darüber streiten sich die Gemüter), er versohlt ihr den Hintern und sie fordert ihn heraus das nochmal zu tun, ...
      Zu ihm: Meiner Meinung nach ist er ganz klar der dominante Part. Er sagt immer, was zu tun ist (nun gut, ist auch seine Aufgabe als Anwalt), und er testet ihre Devotion aus (wie z.B. die Müllcontainerszene), ... ein bisschen einen verstörten Eindruck macht er aber auch^^

      Die beiden passen aber auch gut zusammen. Es ist so schön zu sehen, wie sich Liebesbeziehungen entwickeln können, wenn auch nur im Film.

      Ein bisschen schade finde ich an dem Film, dass die Beziehung ihrer Eltern so gestört ist. Das (und natürlich vieles weiteres) war etwas was mich zu Beginn dazu veranlasst hat zu denken, alle diejenigen, die BDSM mögen, hätten einen leichten psychischen Knacks. Mag auch daran liegen, dass ich ähnliches durchgemacht habe. Aber wo man sich auch umsieht, sowohl in "Eine dunkle Begierde" als auch in "Shades of Grey" und eben auch in "Secretary" (gibt es noch mehr?) haben alle eine doch sozusagen düstere Vergangenheit.

      So, nun hab ich auch mal meinen Senf dazu abgegeben^^
      In der Rubrik forum.gentledom.de/index.php/Board/198-Film-Dokumentationen/ bzw. forum.gentledom.de/index.php/Board/68-Empfehlungen/ sind noch ein paar Filme gelistet, ob da jetzt in jedem die Darsteller eine psychische Störung oder schwere Vergangenheit aufweisen weiß ich allerdings nicht. Hab nicht alle gesehen.
      Irgendwie fehlen mir grad ein paar Empfehlungen, die es da früher mal gab. *wunder*
      So, jetzt habe ich die DVD im zweiten Anlauf wieder gefunden. War nicht im abgeschlossenen Schrank mit den FSK18 Sachen sondern zwischen Harry Potter und Sex in the City gelandet. Wir haben den Film damals (2002) im Kino gesehen und dann die DVD bestellt aber danach nicht wieder reingeschaut. Jetzt habe ich ihn mir gestern Abend in Ruhe noch mal angesehen. Meine 'Analyse':

      Sowohl Lee als auch Mr. Grey werden als psychisch leicht gestört portraitiert (sie ritzt, er hat einen Ordnungstick), allerdings mit spürbarer Sympathie für die Protagonisten. Insofern vermute ich, das soll weniger als Ursache für 'BDSM' dienen, sondern dem Zuschauer eine emphatische Distanz ermöglichen. Gleichzeitig gibt es dadurch ein 'Problem', das dann zur allgemeinen Zufriedenheit 'gelöst' wird. Die anderen Protagonisten snd übrigens nicht weniger gestört: Der Vater Alkoholiker, die Mutter überfürsorglich, Lees Verlobter... keine Ahnung wie man seinen Tick nennt. Alle sind gestört, aber zumindest Lee und Grey finden 'ihre' Lösung.

      Was SSC angeht wird der Umgang der beiden zwar als einvernehmlich dargestellt, aber nicht als Ergebnis expliziter Abmachungen und Regeln, sondern intuitiv. Unsafe ist auf jeden Fall die Szene, in der sie sein Büro mit spermaverklebter Bluse verlässt. Allerdings würde ich argumentieren, dass sich beiden ja (noch?) gar nicht bewusst sind, dass sie 'BDSM' miteinander betreiben. SSC ist ein Konzept innerhalb von BDSM, insofern kann man schlecht verlangen, dass sie das eine ohne das andere kennen.

      Topping from the Bottom heißt für mich, dass sich das Beziehungsgefüge Top/Bottom zeitweise umkehrt, oder empfindlich gestört wird weil der Bottom versucht den Top zu dominieren. Kann übrigens genau so durch Bottomming by the Top passieren. Das signalisieren von Bedürfnissen gehört für mich nicht dazu, und das durch ihr Verhalten etwas umgekehrt oder gestört wird kann ich im Film nicht erkennen.

      Grey versohlt Lee gern den Hintern, sie lässt das gern zu. Er demütigt sie gern wenn sie ihre Aufgaben nicht fehlerfrei erledigt, sie lässt das gern zu, er macht ihr gern Verhaltensvorschriften, sie kommt dem gern nach. Tendenziell also mehr D/s als S/m. Die strikten Abgrenzungen der Begriffe halte ich aber sowieso für wenig zielführend. Sind doch nur Etiketten.

      Als Dom/Top gibt es übrigens zwei Szenen mit denen ich mich schmunzelnd identifizieren konnte. Einmal, als Grey zu Lee sagt, dass er sehr schüchtern sei. Und zum anderen seine Selbstzweifel, ob es nicht eigentlich grundfalsch ist, was er mit Lee anstellt. Außerdem muss ich schon zugeben, dass Lee meine Dom-Saiten deutlich vernehmbar zum vibrieren bringt. Exzellent gespielt von Maggie Gyllenhaal!

      Ansonsten kommen am Rande erstaunlich viele Konflikte im Film vor, die auch hier im Forum Dauerbrenner sind: Sie will spielen er nicht, sie will Beachtung er hält sie auf Distanz, sie gesteht ihm ihre 'Liebe', er ist sich seiner Gefühle ungewiss. So gesehen scheint mir zumindest eine typische Konstellation im BDSM doch recht gut getroffen worden zu sein.

      ~Gertner
      „Da es sehr förderlich für die Gesundheit ist, habe ich beschlossen, glücklich zu sein.“ (Voltaire)
      Einer der Gründe, weshalb ich den Film so gern mag, ist wohl der meistgenannte Kritikpunkt. Ich kann mich sehr mit Lee identifizieren, da ich seit meiner frühen Jugend an svv leide (bitte nennt es nicht Ritzen. was die meisten svvler mit ihrem Körper anstellen geht weit über das einritzen der oberen Hautschicht hinaus).

      ich habe viel längere Phasen, in denen ich clean bleibe, wenn ich meine Neigungen ausleben kann. das mag durchaus klischeehaft anmuten, soll aber nicht bedeuten, dass alle BDSMlern psychische Störungen haben.

      zu der szene, in der Lee im Brautkleid am Schreibtisch ausharrt, lässt sich noch anmerken, dass Mr. Grey zwischendurch heimlich nach ihr schaut.