Der_Giz schrieb:
Wenn Strafe selbst von Vergnügen begleitet wird, ob auf Sub oder auf Dom Seite, dann ist sie keine Strafe mehr und Ihre Motivation wird nicht mehr aus dem "Kontext" Strafe heraus betrieben sondern aus diversen anderen Motivationen.
Ich verstehe deinen Einwand. Doch gehst du mit deiner Bestimmung so weit, dass die von dir umrissene "Ideal-Strafe" so nicht von Menschen ausgeführt werden kann; damit wären wir wieder beim Strafenden als Maschine angelangt.
Wir sind Menschen, also ist jeder Moment unseres Lebens von Lust und Unlust begleitet. Dabei ist Lust im weitestmöglichen Sinne zu verstehen, also auch einschließlich geistiger und körperlicher Lust, einschließlich Vergnügen und Freude. Du wirst insbesondere unter den Handlungen, für die sich Menschen entscheiden, und dazu gehört es zu strafen und sich dieser Strafe zu unterwerfen, nichts finden, das nicht von Lust begleitet wird; das schließt nicht aus, dass im selben Moment auch Unlust erlebt wird.
Du möchtest die Strafe nur als Mittel zu einem größeren Ziel betrachten. Ausschließlich dieses Ziel ist lustvoll, die Strafe nicht. Dabei vergisst du, dass die Strafe ein Teil des Größeren ist. Selbst im Moment der Strafe besteht also das Bewusstsein, welchen Wert die Strafe in Bezug auf das Ziel hat. Weil du dieses Ziel erreichen möchtest, und insofern es dir durch die Strafe gelingt, diesem Ziel näher zu kommen, wirst du Freude auch an der Strafe haben, genauso wie auch das Schneiden der Karotten für das Abendessen von Freude begleitet wird, obwohl es zunächst scheinbar nur ein notwendiges Mittel dahin ist.
Außerdem müssen wir das Ziel der Strafe unterscheiden von dem, was die Strafe begleitet. Die Unterscheidung sollte eigentlich bereits aus meinem vorherigen Beitrag hervorgegangen sein, vielleicht hast du das überlesen. Das Ziel der Strafe ist nicht die Lust / die Freude / das Vergnügen daran, sondern das Ziel der Strafe ist festgelegt durch das größere Ziel der DS-Beziehung. Trotzdem sind wir Menschen und empfinden als solche unweigerlich Lust und Unlust. Das wirst du nicht weg-definieren können und sollte aus folgendem Grund auch nicht aus der Diskussion ausgeklammert werden.
Denn Lust und Unlust sind auch in Bezug auf die Strafe die einzigen Hinweise auf Richtigkeit und Falschheit unseres Handelns. Wenn die Strafe nur Unlust bedeuten würde - wir wären verdammt, sie auf gleiche Weise zu wiederholen. Sowohl Lust als auch Unlust, jeweils in ihren verschiedenen Formen körperlichen Vergnügens bzw. Schmerzes und geistiger Freude bzw. Leidens, treten auf, wenn die Strafe ein sinnvoller Bestandteil einer guten DS-Beziehung ist. Sinnvoll bezüglich des gemeinsamen Ziels und in Bezug auf das Glück und Wachstum der Beteiligten.
Vielleicht stellst du dir unter Lust / Vergnügen / Freude bzw. Schmerzen / Leiden etwas so Gegensätzliches vor, dass sich diese für dich im selben Moment ausschließen. Meiner Ansicht nach schließen sie sich nicht aus, und treten im Gegenteil oft gleichzeitig zusammen auf. Das sollte jede Vorstellung von Strafe berücksichtigen, genauso wie dass die Strafe von Lust begleitet werden kann und sollte, ohne aufgrund dieser Lust gewählt zu werden.
Nachtrag: Das allgemeine Missverständnis liegt in dem, was ich mit Lust / Freude / Vergnügen meine. Ihr bezieht das zu einseitig auf sexuelle Aspekte. Weitet eure Vorstellung davon mal etwas, dann versteht ihr auch alle, was ich sage. Und kommt mir nicht damit, meine Vorstellungen wären mal wieder der allgemeinen Verwendungsweise zu entrückt In dem Fall bin ich mir ziemlich sicher, dass meine Bedeutungen von vielen geteilt werden, wahrscheinlich irgendwo auch von euch, aber möglicherweise nur nicht in Bezug auf BDSM, wo eben der sexuelle Aspekt sehr im Vordergrund steht.