Wie war der Einstieg ohne Internet?

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      Wie war der Einstieg ohne Internet?

      Eine schnelle Suche in Google mit SM und schon wird man überschwemmt mit Partnersuche, Onlineshops und haste nicht gesehen. Die einzigste Hürde besteht im eigenen Zweifel und den Schund vom Rest aus zu sortieren.
      Also ist es heute relativ einfach die benötigten Infos zu bekommen.

      Und hier ist das große Fragezeichen...

      Wie fand man den Einstieg im "dunklem Zeitalter", ohne Internet?

      Wie fand man die Stammtische, wie fand man die passenden Shops?
      puh, gute Frage. Das ist ja jetzt alles schon ein bisschen her. Mit dem Ausleben der Fantasien begannen wir so ca. 1990.
      Wir hatten da mehrere Handicaps. Wir wohnten auf dem platten Land, waren nicht volljährig, das Umfeld katholisch (bei mir) und und und.

      Wir hatten zu Anfang noch nicht mal nen richtigen Namen dafür. Irgendwas mit Sadomasochismus hatten wir mal aufgeschnappt und uns (mehr ich) dann im Brockhaus (Stadtbücherei) schlau gemacht (de Sade, Sacher-Masoch, Krafft-Ebling,...war alles sehr verwirrend).

      Über Kumpels haben wir uns dann Caligula und die Geschichte der O besorgt. Später, da waren wir schon volljährig, noch Tokio Dekadenz und Pornos (es gab da auch schon wenige, nicht so tolle, einschlägige Sachen). Die Sache mit dem Safeword hatten wir irgendwann, irgendwo, irgendwie aufgeschnappt, evtl. in einem der Filme. Im Beathe Uhse-Katalog (bei den Eltern gefunden) konnte man sich auch Anregungen holen. Später dann auch in der Extraschmuddelabteilung von Videotheken und Sexshops. Es gab wohl auch die "Schlagzeilen" schon, aber das haben wir in der Pampa nicht mitbekommen.

      Was wir so brauchten (Seil, Karabiner, Wäscheklammern, Spreizstangen...), haben wir uns echt im Baumarkt zusammengesucht und selbst gebastelt. Aus Lederresten kann man prima Manschetten basteln und einiges tut bis heute gute Dienste.

      ...dann kam das Internet...und meinen ersten Stammtisch besuche ich im März :ups:

      MHD schrieb:

      Wie fand man den Einstieg im "dunklem Zeitalter", ohne Internet?

      Wie fand man die Stammtische, wie fand man die passenden Shops?

      Kurze Antwort: Mühsam. ;)

      Lange Antwort: Bei einschlägigen Interessen hat man ein Auge und ein Ohr für Anspielungen entwickelt, Zeitungsberichte, Bücher, TV-Serien und Filme nach entsprechenden Kriterien unter die Lupe genommen, in Kleinanzeigen entsprechende Versender entdeckt und mit Brief und Rückporto Kataloge angefordert, sich irgendwann getraut und Anzeigen in Stadtmagazinen beantwortet oder sogar selbst geschaltet (natürlich kodiert, um überhaupt eine Chance auf Veröffentlichung zu haben). Level "Nightmare": Das Ganze, wenn man nicht in der Großstadt gelebt hat, sondern auf dem Dorf in der tiefsten Provinz.

      Ach ja, was die Spielsachen angeht: Als Bondager und Rigger hatte ich ja schon damals den Vorteil, im Baumarkt, Sportgeschäft, Zoohandel, Waffengeschäft oder beim Yachtbedarf einkaufen zu können und damit günstiger wegzukommen als bei den Sexshop-üblichen Perversenaufschlägen - und außerdem bessere Qualität zu kriegen. Bei Ballknebeln etc. war Eigenbau angesagt.
      Oh welch ein schönes Thema das ist!
      Ich sitze tatsächlich mit einem (wehmütigem) Lächeln hier , es gibt so viele Erinnerungen an die vor Google Zeit.
      Ich erinnere mich daran wie ich als junger Hüpfer Annoncen versuchte zu entschlüsseln, ohh oder wie genau ich meine Mitmenschen um mich beobachtet habe. Damals hat man nach Schmuckstücken wie dem Ring der O an Fingern ausschau gehalten, oder hat geschaut wo einem eine Triskele entgegen geblitzt ist. Und dann, ja dann hat man vorsichtig Kontakt aufgenommenen. Ein Gespräch von Angesicht zu Angesicht (seufzt). Man hat Stück für Stück seine Kontakte aufgebaut, die bei mir oft sehr Lokal gehalten waren. Aber ich kann sagen das grade diese "alten " Kontakte die bei mir Beständigen sind. Ja mit dem großen Teil der Verrückten treffe ich mich noch heute.
      Ich erinnere mich an eine gute Zeit. Ja sie war mühsam aber es hat sich gelohnt.
      Da ich mit Computern (mein erster ein alter Brotkasten funktioniert noch heute und steht in der Ecke) und dem Internet vor Google (ja Google ist nicht das Netz!) aufgewachsen bin und die AOL CD's sogar noch erlebt habe kann ich für mich heute Rückblickend sagen das beides Vor und Nachteile hat.
      Heute ist alles fast sofort greifbar (über die qualität kann man Streiten) und Speicherbar. Ob das immer gut ist Bezweifle ich persönlich stark!
      Damals musste man mehr suchen oder wie bei mir einen großen Vorrat an Zungenfärberlollys haben. Denn das war damals die Schulhofswährung
      für chats und Foren Adressen im WWW in der VORgooglezeit.


      Ich schwelge noch ne runde in Erinnerungen und wünsche einen netten Rest Abend
      Tja, zunächst einmal: Sex machte und macht mir auch ohne BDSM Spaß :)
      ... aber eigentlich blieb mir in grauer Vorzeit nur übrig, bei der jeweiligen Vanilla-Partnerin die Schwingung zu fühlen, ob sie auch zu BDSM bereit sei und dann auszutesten, ob sie tatsächlich auch auf BDSM steht ... entweder verbal, indem ich das Thema einfach mal angesprochen habe, oder tatkräftig, indem ich während des laufenden Sex etwas "weiter gegangen" bin. Das war nicht ganz risikolos, denn natürlich konnte ich mich irren und hab mich auch geirrt, was in Einzelfällen zu erheblichem Erklärungsbedarf bis hin zum Abbruch der Beziehung geführt hat.
      Also die berühmte "Trial and error"-Methode ...
      Gottseidank ist das heute etwas einfacher ....
      @Lancelot:
      Verrat das bloß nicht der kleinen Prinzessin in meinem Hinterkopf. ;)
      "Muss" natürlich nicht, das ist schon richtig.
      Der Begriff "Vanilla-Partnerin" ließ mich auf Beziehungspartnerin nicht auf Sexpartnerin schließen.

      Trotzdem gibt es ja auch hier im Forum mehr als nur ein paar Leute, die sich erst lieben gelernt haben und dann zum BDSM kamen. Und in der großen weiten Welt des Reallife trifft man ja auch hin und wieder interessante Menschen (egal ob jetzt interessant zum spielen, vögeln oder verlieben)
      Also bleib ich dennoch dabei, dass man auch im Jahr 2014 noch Zeichen interpretiert, nach Symbolen sucht und Grenzen testet.
      Meine damalige Freundin war die absolute Expertin für diese Sache (mein Interesse war schon in frühester Jugend geweckt, doch der eigene Antrieb langte leider nicht aus um jemanden zu finden, mit dem man es hätte teilen können; mit ihr ging es dann endlich ;) ), dabei war sie gerade mal 16 und ich ein Jahr älter. Ich lernte das "Basiswissen" also in rasantem Tempo, es war eine kurze aber wilde Beziehung. Wir fanden heraus, dass unsere Neigungen / Vorlieben zu unterschiedlich sind. Das Internet gab es zwar schon, doch es war viel aufregender immer neue Dinge von ihr gezeigt zu bekommen. Heute haben wir ein freundschaftliches Verhältnis zueinander, ich war sogar auf ihrer Hochzeit...und schnacken gern über das eine Jahr. Hach ja...damals... :)

      Lancelot schrieb:

      Tja, zunächst einmal: Sex machte und macht mir auch ohne BDSM Spaß :)
      .....
      Also die berühmte "Trial and error"-Methode ...
      Gottseidank ist das heute etwas einfacher ....


      Ohne BDSM - Anteile kann ich den Sex mit dem jeweiligen Partner auch genießen, wäre ja fatal, wenn nicht ;)
      Mehr Spass macht es für mich aber mit 8)


      Einer meiner damaligen Partner hat mich mal aus seiner Wohnung rausgeschmissen,weil ich in seinen Augen pervers/krank war!
      Ich oute mich mal - Pervers bin ich immer noch, aber Krank? :D
      Diese kleinen frechen Gedanken, die einem das Schmunzeln ins Gesicht treiben - unbezahlbar!
      Also der Bücherschrank meiner Eltern enthielt tatsächlich ein Buch, das als Einstiegskopfkinofutter mehr als geeignet war :-). Da ich meine früh entdeckte Neigung aber trotzdem lange nicht annehmen konnte und wollte, konnte ich dann, als ich es doch tat, auf die vielfältigen Möglichkeiten des Internets zugreifen. Wie sich das Suchen und Finden vorher gestaltet hat, kann ich daher nicht sagen.

      Amber schrieb:


      Einer meiner damaligen Partner hat mich mal aus seiner Wohnung rausgeschmissen,weil ich in seinen Augen pervers/krank war!
      Ich oute mich mal - Pervers bin ich immer noch, aber Krank? :D


      Die Ansicht darüber was eine Perversion oder krankhaft ist unterliegt vielen Dingen, dem Zeitgeist, der Erziehung und dem Umfeld usw. Das ist ja nichts objektiv beurteilbares. Ich fühle mich jedenfalls nicht krank oder pervers nur weil ich Dinge mag die andere nicht mögen und dein Ex-Partner weiß gar nicht was er verpasst hat :D

      Ohne Internet war die Bekanntschaft mit Gleichgesinnten für jemanden der ansonsten viel Wert auf festere Partnerschaften legt eigentlich unmöglich, wie viele Damen hätte ich denn da daten können bis denn mal eine Richtige dabei gewesen wäre? Wie viel Energie wäre dazu notwendig gewesen? Das ständige Suchen hätte überhaupt nicht zu meinem sonstigen Leben gepasst, was wenn man sich verliebt und dann am Ende die Neigungen doch wieder nicht passen? Trennen und weiter suchen?

      Also Internet hätte ich den Einstieg wohl nur aus Zufall gefunden...
      Oh Mann, wenn ich "Lichtjahre" zurueckblicke, faellt mir auf:

      das Internet ist dann doch eine wahre Bereicherung und nicht nur Fluch!

      Ich habe meinen ersten Ehemann 1983 mit gerade mal 16 Jahren kennen gelernt, er war von Natur aus sehr dominant und sadistisch veranlagt UND 7 Jahre aelter als ich.

      Er legte meine Neigung frei - ich bin der festen Ueberzeugung das jegliche Neigung Gentechnisch bedingt ist.

      Auf jeden Fall stellte sich innerhalb der Beziehung mit Ehemann Nr.1 sehr schnell heraus das ich dominant bin - und das extrem.

      Mit 18 1/2 Jahren kam ich durch ihn mehr oder weniger in diese Szene hinein, die damals noch im total Verborgenen statt fand.

      Bis Anfang des neuen Jahrtausends habe ich mich auch nur so weiterentwickelt, alles im Verborgenen, alles sowas von Privat, das es privater gar nicht mehr geht.

      Hinzu kam damals noch der Stempel PERVERS - ich war also eine Perverse die auf "abnormalen Sex" stand.

      Bis heute hat sich da auch nicht wesentlich viel dran geaendert, ein Grossteil der Mehrheit verbindet BDSM mit planlosem Draufhauen und Abartigkeit.

      Geaendert habe nur ich mich:

      es ist mir voellig schnuppe wer was von mir denkt - fuer mich sind viele der "Anderen" pervers, weil sie sich ihr Leben lang selber in die Tasche luegen, Fantasien nicht ausleben und lieber sexuell vergammeln, als sich auszutoben.

      Mein Fazit:

      die zeit ohne Internet war ganz nett und sehr intim, aber heute mit mehr Lobby und Input lebt es sich leichter.
      Du bist verdorben? ICH bin moralisch flexibel.... :P
      Ich musste jetzt gerade so über das Wort "Rückporto" lächeln. Tatsächlich hab ich mir damals als Teenager Anne Rice's Dornröschen auf diesem Weg bestellt - mit viel Hinzittern ob's auch bloß nicht den Eltern in die Hände fällt - und dann war's so ein Schund und auf allen Ebenen enttäuschend. Hach ja.

      Das Internet ist ein Segen in Punkto Informationsgewinn und Vorselektion was zu einem passt, was nicht, und wo man lieber in die entgegengesetzte Richtung läuft. Nämlich im Vorfeld, und nicht erst dann wenn man bereits dort ist. Andererseits stechen in der Onlinepräsenz auch verstärkt die heftigeren, dubioseren Ansichten heraus, die in einer realen Gruppe von halbwegs vernünftigen Menschen so gar nicht geduldet würden -- was auch ganz schön verstörend sein kann. Ich persönlich bin mir nicht sicher, ob ich mich ohne Internetzugang weiter mit dem Thema befasst hätte. Vermutlich hätte die Risiko/Nutzen Abwägung sehr klar dagegen gesprochen.