Liebes Forum,
ich weiß gar nicht mehr, wie wir auf das Thema gekommen sind, aber auf der Fahrt zum Treffen am Freitag kam es kurz zur Sprache:
Die Hilfe fremder Dritter in Gefahrensituationen
Es ist jetzt über ein Jahr her, da wurde meine Mutter Opfer eines brutalen Raubüberfalles.
Am helllichten Tag, Mitten an einem belebten, großen Hauptbahnhof. Es hat niemand geholfen.
Nach den gehäuften Meldungen über die, die irgendwo helfen wollten und denen dann selbst noch schlimmeres widerfahren ist, kann ich absolut verstehen nicht dazwischen zu gehen wenn zwei Männer bewaffnet mit einem mit einem Messer jemandem angreifen.
Aber es hat auch ansonsten niemand in irgendeiner Weise reagiert. Die Menschen sind einfach nur in ihre Züge ein- bzw. ausgestiegen.
Es ist vielleicht 3 Wochen her, da war ich am Wochenende nachts mit einer Freundin unterwegs.
Wir zogen durch die Innenstadt einer großen Ruhrmetropole und überlegten in welchen Club wir nun gehen.
Genauso, wie es zig andere Leute um uns herum taten.
Keine 10 Meter vom Eingang einer Diskothek entfernt lag eine junge Frau, nicht grade ordentlich bekleidet, bei nicht mal 0 Grad, in ihrem eigenen Erbrochen.
Für den Bruchteil einer Sekunde mussten auch wir überlegen, was wir tun.
Während meine Freundin versuchte die junge Frau anzusprechen, fragte ich einen Taxifahrer auf der gegenüberliegenden Straßenseite ob er vielleicht schon jemanden angefunkt hätte. Als Antwort erhielt ich lediglich, dass das nicht gehen würde, weil er mit dem Gerät nur mit seiner Zentrale kommunizieren könnte. Vielen Dank.
Während wir dann auf den von uns gerufenen Krankenwagen warteten, gesellten sich immer mal wieder Leute mit nett gemeinten Ratschlägen wie „helft der doch einfach aufstehen“, „die ist das doch selbst Schuld, lasst sie einfach liegen“ und „vielleicht ist ja drinnen noch eine Freundin die sie nach Hause bringt“ zu uns.
Vielleicht hätte der Türsteher der die ganze Zeit rüber sah doch irgendwann mal reagiert. Vielleicht wäre die Frau bis dahin aber auch an Ihrer Kotze erstickt. Vielleicht hätte irgendwann der Kreislauf aufgrund von Alkohol und Kälte schlapp gemacht. Vielleicht hätte auch mal doch noch jemand anders geholfen.
Ich weiß es nicht und darüber muss ich mir für mich auch nicht eine Sekunde lang Gedanken machen.
Und nun durfte ich es heute Morgen auch noch mal direkt am eigenen Leib erleben:
Auf dem Weg zur Arbeit erwischte mich ein LKW. Dieser wollte die Spur wechseln und hat dabei dummerweise meinen Wagen nicht gesehen. Es knallte, mein Auto wurde vor den LKW geschleudert und von diesem noch ein paar Meter quer vor sich her geschoben bis wir zum stehen kamen.
Es war Berufsverkehr, es hat niemand angehalten.
Zum „Glück“ habe ich bisher auch unter Schock nicht meine Rationalität verloren. Denn so konnte ich dann doch nachdem der einfach nur wild gestikulierende, weder deutsch- noch englisch sprechende LKW-Fahrer an meine Beifahrerscheibe geklopft hatte selbst die Polizei rufen und um Hilfe bitten.
Als der dann wieder in seinem Führerhaus verschwunden war, schaffte ich es über die Beifahrerseite hinaus zu klettern und konnte bis zur Ankunft von Polizei, Notarzt und Feuerwehr zitternd neben meinem Auto teils einfach nur neugierige, aber auch teils wütende Blicke der sich mühselig über den Bürgersteig vorbei quetschenden Autofahrer ernten.
Vielleicht hätte ich Zeugen gebraucht, vielleicht hatte der Schock Schlimmeres erstmal einfach nur überdeckt. Aber vielleicht mussten auch all diesen Menschen ganz dringend zur Arbeit……
Bis auf ein paar Prellungen und ein ordentliches Schleudertrauma, dass ich laut Ärztin erst morgen richtig zu spüren bekomme, ist mir tatsächlich nichts passiert. Die Polizei sagte was von Strafanzeige gegen den LKW-Fahrer und mein Auto war dann halt nur ein Auto.
Ich möchte hier jetzt keine Diskussion auslösen, wer, wann, wo, wie helfen, sollte, würde, könnte. Wie gesagt, kann ich es zum Teil selbst verstehen und ich würde auch nicht dafür garantieren in brenzligen Situationen immer einwandfrei zu reagieren.
Ich möchte nun auch keine erneute Debatte über das Covern ins rollen bringen, sondern einfach nur eines aufzeigen das mir heute nochmal deutlich wurde:
Verlasst euch nicht darauf, dass irgendjemand helfen wird.
Auch wenn ihr ein Date habt, irgendwo in der Öffentlichkeit, unter vielen Menschen.
Vielleicht hilft euch im Fall der Fälle jemand. Vielleicht aber auch nicht.
Viele Grüße in der Zeit der „Nächstenliebe“
Noreia
ich weiß gar nicht mehr, wie wir auf das Thema gekommen sind, aber auf der Fahrt zum Treffen am Freitag kam es kurz zur Sprache:
Die Hilfe fremder Dritter in Gefahrensituationen
Es ist jetzt über ein Jahr her, da wurde meine Mutter Opfer eines brutalen Raubüberfalles.
Am helllichten Tag, Mitten an einem belebten, großen Hauptbahnhof. Es hat niemand geholfen.
Nach den gehäuften Meldungen über die, die irgendwo helfen wollten und denen dann selbst noch schlimmeres widerfahren ist, kann ich absolut verstehen nicht dazwischen zu gehen wenn zwei Männer bewaffnet mit einem mit einem Messer jemandem angreifen.
Aber es hat auch ansonsten niemand in irgendeiner Weise reagiert. Die Menschen sind einfach nur in ihre Züge ein- bzw. ausgestiegen.
Es ist vielleicht 3 Wochen her, da war ich am Wochenende nachts mit einer Freundin unterwegs.
Wir zogen durch die Innenstadt einer großen Ruhrmetropole und überlegten in welchen Club wir nun gehen.
Genauso, wie es zig andere Leute um uns herum taten.
Keine 10 Meter vom Eingang einer Diskothek entfernt lag eine junge Frau, nicht grade ordentlich bekleidet, bei nicht mal 0 Grad, in ihrem eigenen Erbrochen.
Für den Bruchteil einer Sekunde mussten auch wir überlegen, was wir tun.
Während meine Freundin versuchte die junge Frau anzusprechen, fragte ich einen Taxifahrer auf der gegenüberliegenden Straßenseite ob er vielleicht schon jemanden angefunkt hätte. Als Antwort erhielt ich lediglich, dass das nicht gehen würde, weil er mit dem Gerät nur mit seiner Zentrale kommunizieren könnte. Vielen Dank.
Während wir dann auf den von uns gerufenen Krankenwagen warteten, gesellten sich immer mal wieder Leute mit nett gemeinten Ratschlägen wie „helft der doch einfach aufstehen“, „die ist das doch selbst Schuld, lasst sie einfach liegen“ und „vielleicht ist ja drinnen noch eine Freundin die sie nach Hause bringt“ zu uns.
Vielleicht hätte der Türsteher der die ganze Zeit rüber sah doch irgendwann mal reagiert. Vielleicht wäre die Frau bis dahin aber auch an Ihrer Kotze erstickt. Vielleicht hätte irgendwann der Kreislauf aufgrund von Alkohol und Kälte schlapp gemacht. Vielleicht hätte auch mal doch noch jemand anders geholfen.
Ich weiß es nicht und darüber muss ich mir für mich auch nicht eine Sekunde lang Gedanken machen.
Und nun durfte ich es heute Morgen auch noch mal direkt am eigenen Leib erleben:
Auf dem Weg zur Arbeit erwischte mich ein LKW. Dieser wollte die Spur wechseln und hat dabei dummerweise meinen Wagen nicht gesehen. Es knallte, mein Auto wurde vor den LKW geschleudert und von diesem noch ein paar Meter quer vor sich her geschoben bis wir zum stehen kamen.
Es war Berufsverkehr, es hat niemand angehalten.
Zum „Glück“ habe ich bisher auch unter Schock nicht meine Rationalität verloren. Denn so konnte ich dann doch nachdem der einfach nur wild gestikulierende, weder deutsch- noch englisch sprechende LKW-Fahrer an meine Beifahrerscheibe geklopft hatte selbst die Polizei rufen und um Hilfe bitten.
Als der dann wieder in seinem Führerhaus verschwunden war, schaffte ich es über die Beifahrerseite hinaus zu klettern und konnte bis zur Ankunft von Polizei, Notarzt und Feuerwehr zitternd neben meinem Auto teils einfach nur neugierige, aber auch teils wütende Blicke der sich mühselig über den Bürgersteig vorbei quetschenden Autofahrer ernten.
Vielleicht hätte ich Zeugen gebraucht, vielleicht hatte der Schock Schlimmeres erstmal einfach nur überdeckt. Aber vielleicht mussten auch all diesen Menschen ganz dringend zur Arbeit……
Bis auf ein paar Prellungen und ein ordentliches Schleudertrauma, dass ich laut Ärztin erst morgen richtig zu spüren bekomme, ist mir tatsächlich nichts passiert. Die Polizei sagte was von Strafanzeige gegen den LKW-Fahrer und mein Auto war dann halt nur ein Auto.
Ich möchte hier jetzt keine Diskussion auslösen, wer, wann, wo, wie helfen, sollte, würde, könnte. Wie gesagt, kann ich es zum Teil selbst verstehen und ich würde auch nicht dafür garantieren in brenzligen Situationen immer einwandfrei zu reagieren.
Ich möchte nun auch keine erneute Debatte über das Covern ins rollen bringen, sondern einfach nur eines aufzeigen das mir heute nochmal deutlich wurde:
Verlasst euch nicht darauf, dass irgendjemand helfen wird.
Auch wenn ihr ein Date habt, irgendwo in der Öffentlichkeit, unter vielen Menschen.
Vielleicht hilft euch im Fall der Fälle jemand. Vielleicht aber auch nicht.
Viele Grüße in der Zeit der „Nächstenliebe“
Noreia