Zum Normalen erzogen...??

      Zum Normalen erzogen...??

      https://www.youtube.com/watch?v=QB0bhgftWXw

      Vermutlich ist dieses Vid einigen bekannt.
      Ich möchte jetzt hier explizit keine Diskussion über Sinn oder Unsinn von (Kinder-)Erziehung oder gesellschaftlichem Stellenwert von Erziehung aufwerfen, aber frage mich, ob und in wiefern dieses natürlich sehr theoretische und vermutlich auch sehr minimalistische, aber durchaus anschauliche Modell übertragbar ist auf eine Beziehung im BDSM-Kontext? Was meint ihr?

      lg
      die Normalität definiert natürlich für sich selbst.
      Worum es mir geht ist eher, ob es tatsächlich so ist, dass Sub mit einem gewissen "Potential" auf Dom trifft, dann aber (wie in diesem Modell gezeigt wird) in Doms "Normalität" "(ver-)erzogen" wird - durch was auch immer. Also ganz simpel und minimalistisch formuliert - ob Dom Sub in ihrem Potential (was immer das genau sein soll) ebenso beschneidet, wie es "Erziehung" in diesem Modell tut - zumindest ist dies meine Interpretation dieser Grafik.
      Ich war 4 oder 5 Jahre alt, ab dem ich bdsm Phantasien hatte - meine Eltern wussten davon nichts.

      Ich wurde NORMAL erzogen, die Regel meiner Mutter: was du nicht willst, dass man dir tut... - das hat bdsm mir nicht ausgetrieben.
      (sie kannte Kant nicht)

      Das, um was es hier geht, wie ich es sehe, ist viel grausamer, denn es trifft jedes Kind, egal, ob er einmal Vanilla oder BDSM-ler sein wird.

      Zur NORMALITÄT füge ich noch SCHULE hinzu - die Lehrer unter Euch mögen es mir verzeihen - aber das Schaubild auf die Frage was hat Erziehung /Schule aus Eurem Potenzial gemacht, sollte noch weiter, tief in die rechte untere Ecke gezogen werden.

      Witzig finde ich das gar nicht.
      Eine Erziehung ist doch immer irgendwie zielgerichtet und hat sicherlich einen sehr großen Einfluss auf eine persönliche Entwicklung, denn sie prägt einen ja. Zum Glück ist das nicht das einzige das prägt, denn dann wären einige ganz schön arm dran.

      Ich halte dieses Modell jedoch nicht gänzlich übertragbar (weder in der Erziehung von Kindern noch von Subs), denn es impliziert, dass die Entwicklung und die Entfaltung des Potenzials nur von der Erziehung abhängt, bzw. dass diese nicht vollständig ausgeschöpft wird. Zum einen gibt es sicherlich andere Faktoren, die prägen außer Erziehung und zum anderen denke ich nicht, dass jeder sein vorhandenes Potenzial ausschöpft. In diesem Modell wird der Eindruck geweckt, dass allein die Erziehung die Entwicklung zum "normalen" hin restriktiert und das ist mir definitiv zu einseitig dargestellt.
      Tolles Video, kannte ich auch schon, jedoch so theoretisch finde ich das gar nicht.

      Wir leben "grundsätzlich" in einer Welt von Normen und Werten, die eine Gesellschaft vorgibt, in verschiedenen Kulturen oder/und verschiedenen Kontinenten sind diese auch völlig unterschiedlich ausgeprägt oder auch in der Richtung anders geprägt, doch nahezu überall sind diese Normen vorhanden.
      Und dort soll jeder seinen Platz finden.
      Fr. Birkenbihl war ihrerseits ja Kommunikationstrainerin und hat sich mit dem Thema lernen auseinander gesetzt und lernen wird, insbesondere in der Psychologie, mit dem Thema Entwicklung an sich, allgemeine Fähigkeiten zusammen gebracht. Meist wird der Begriff lernen nur mit etwas lernen für etwas und nicht mit der allgemeinen persönlichen Entwicklung in Kontext gesetzt, wie Sprachen lernen, Gedichte lernen etc.....

      Erziehung kann somit auf der einen Seite das Einschränken eines Horizonts bedeuten, entsprechend angewandt jedoch auch die Erweiterung dessen, jedoch nur im Rahmen der Grundfähigkeiten, die jemand besitzt.
      Persönlich denke ich das wir alle einen deutlich größeren Raum haben, in dem wir uns bewegen könnten, jedoch aufgrund vieler Faktoren an manche Bereiche nicht ran gehen, sei es als Reserve, Desinteresse oder weil wir einfach keinen Nutzen davon haben bestimmte Ressourcen anzuzapfen, die uns gegeben sind.

      Im Kontext mit BDSM, so denke ich, kann Erziehung, den ursprünglich meist eingeschränkten Rahmen durch Normen für eine "Normalität", wieder erweitern und sehr wertvoll werden, sofern man bereit ist sich in diesem Raum vor zu bewegen.
      Nehm ich das Video als Referenz her, dann wäre der nach der Geburt die Erziehung die Zeit der konvergent, also von vielen Fähigkeiten und großem Potential verkleinern auf das Normal-Null, und wenn der BDSM, welcher in der konvergenten Phase genullt wurde wieder zurück kehrt und in einer Art Rückerziehung/Rückerfahrung den Raum vergrößert, würde das dann divergent wirken, also das kleine wieder größer werden lassen.

      Erziehung im Rahmen des BDSM, wie immer diese aussehen mag, ist eine Bereicherung für diejenigen, deren Raum erweitert und potentiale stärker ausgeschöpft werden können.
      Um es mit meinen Worten in einen Satz zu packen, doch der Satz alleine hätte sich schlecht erklärt, daher ein kleiner Ausflug 8)
      - Folge nicht einem Pfad, hinterlasse selbst einen -
      @Blume
      danke für die Erläuterung

      in einer Beziehung werden die Grenzen immer vom jeweiligen Partner diktiert. Wir würden hier nicht so oft über die Erweiterung von Grenzen diskutieren, wenn die Level nicht unterschiedlich wären.
      Im Unterschied zum genetischen Potential,
      das nicht überschritten werden kann, glaube ich aber, das ( im positiven Fall) Sub durchaus wachsen wird an Erfahrung und auch an Wissen über sich selbst was gut oder schlecht ankommt.

      Genauso der Dom, der an einer Sub die "mehr zulassen kann" ( was auch immer das ist ) neue Erfahrungen für sich selbst machen kann.

      Du fragst nur nach dem negativ Bild dieser Darstellung... Also die Beschränkung ..

      Ich für meinen Teil denke, dass das tatsächlich so ist. Man spielt auf dem gemeinsamen Nenner .. Der ist für einen Teil eine Beschränkung .. Die gemeinsame Perspektive ist sich entweder in dieser Beschränkung wohl zu fühlen, sie konsequent zu erweitern oder aber den Partner zu wechseln.

      habe ich dich richtig verstanden ?
      Hi Blume,

      ich kannte das Video noch nicht.

      Wenn ich das Video auf mich/uns übertrage, sehe ich meine Freiheiten eingeschränkt, aber weniger meine Potentiale.
      Wenn ich nun noch die Gesellschaft bzw. deren Normen hinzuziehe, fühle ich mich durch Erziehung (durch meinen Partner) befreit oder gar gefördert in meinem Potential.

      Meine persönliche Erziehung (als Kind) hat mir extreme Leidenschaft, extreme Hingabe, einem Mann/Menschen zu dienen und ein Auflösen in Emotionen untersagt, um mich "normal" werden zu lassen. Dabei ist all meine Leidenschaft und meine Sehnsucht mich hinzugeben, oder einem Menschen zu dienen, unterdrückt worden.
      Gerade meine Erziehung im BDSM Bereich hat meine Potentiale auf der emotionalen und sexuellen Ebene freigesetzt.
      Dadurch bin ich vollständiger zu der Person, die ich eigentlich bin, aufgeblüht.

      Um nun zu wissen, wo Potentiale meinerseits beschnitten werden, um meinem Partner eine "normal" gerechte Sub zu sein, müsste ich noch mal in mich gehen. Wobei ich glaube, dass jede Beziehung ein Entwickeln der eigenen Potentiale beeinflusst, so wie es jede Entscheidung oder Erfahrung tut.

      LG
      beloved
      Frau Birkenbihl war soweit ich mich erinnern kann und da stimme ich mit PA1976 überein, Psychologin und Motivatiosntrainerin, die sich vorrangig mit dem Thema lernen beschäftigt hat.

      Es handelt sich hier nur um einen ganz kleinen Ausschnitt des Seminars
      "Erfolgreich dein Leben meistern.".
      Und man darf auch nicht vergessen, dass sie motivieren , also auch in einigen Aussagen bewusst provoziert um die Teilnehmer dazu zu bringen ihr zuzuhören.

      Deine Frage ist aber
      ob und in wiefern dieses natürlich sehr theoretische und vermutlich auch sehr minimalistische, aber durchaus anschauliche Modell übertragbar ist auf eine Beziehung im BDSM-Kontext? Was meint ihr?
      .
      Wenn ich es richtig verstanden habe, geht es dir darum ob Sub in ihrem Potenzial als Sub, also die Sub die sie werden könnte, durch den Dom den sie hat beschnitten wird?

      Wenn du das so meinst, dann würde ich dir wie folgt antworten.

      Wenn Sub sich ihren Interessen und ihrem Potenzial bewusst ist, dann ist sie durchaus in der Lage sich einen Dom zu suchen, der sie in ihrem Potenzial, das sie als Sub entwickeln kann nicht einschränkt, sondern vielmehr bestärkt.

      Ich könnte auch behaupten, ein Dom beschneidet seine Sub nicht in ihrem Potenzial, sondern er fördert es.

      Oh...und was das Normal angeht, normal ist relativ und wenn es darum geht ob Sub in die Normalität des Doms erzogen wird, da würde ich mich fragen warum Dom das Potenzial nicht ausschöpft. Ich bin davon ausgegangen, dass die Normalität der Konsens zwischen beiden Partnern ist, die Grenzen, die sie gemeinsam abstecken.
      Man spielt auf dem gemeinsamen Nenner ..

      Das bedeutet aber auch, dass Sub ihr Potenzial einschränken würde, wenn sie sich dessen bewusst ist und ihre Grenzen zugunsten ihres Partners verschiebt.

      LG
      Lilly

      Lilly schrieb:

      Es handelt sich hier nur um einen ganz kleinen Ausschnitt des Seminars
      "Erfolgreich dein Leben meistern.".

      Das muß ich jetzt doch glatt unterstreichen, da ich mir aufgrund dieses Threads eine Aufzeichnung des gesamten Seminares angeschaut habe: Den Ausschnitt, der von @Blume gepostet wurde, benutzte Fr. Birkenbihl ja, um etwas Anderes zu verdeutlichen. In dem Vortrag geht es aber größtenteils um Kommunikation, bzw. zu Ratschlägen sich einiger Mechanismen dabei bewusst zu machen: DAS kann auch im BDSM-Kontext nicht verkehrt sein.

      Persönlich würde ich ja die Gegenthese aufstellen, daß es "normal" ist: Sich von der "Normalität" abgrenzen zu wollen. :gruebel:
      :rot: Ups, wir sind ja ein Koch- und Backforum: "No Pain for Cakes" [thanks John Lurie]
      @temper

      Natürlich kann das nicht verkehrt sein, ich wollte nur darauf hinweisen. Ich finde ihre Seminare nicht uninteressant und die Idee Teile in diesen Kontext zu übertragen finde ich sehr gut. Ich freue mich über solche Themen, ich hoffe das kam nicht falsch an.