BDSM und Alter

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      BDSM und Alter

      Da ich vermutlich einer der ältesten hier bin stelle ich mal das Thema Bdsm und Alter in den Raum.

      Ab einem bestimmten Lebensalter beginnen sich altersbedingte Einschränkungen bemerkbar zu machen. Zuerst sind diese Einschränkungen kaum bemerkbar und stellen auch kein Problem dar. Mit der Zeit werden es allerdings mehr und man ist gezwungen sich damit zu befassen Ich meine damit nicht ein akut auftretendes gesundheitliches Problem. Im wesentlichen geht es dabei um die nachlassende Kraft und den zunehmenden Verlust an Beweglichkeit im Bereich der Extremitäten, z.B. das lange Stehen in stark gespreizter Stellung, Das bedeutet, dass Sub bestimmte Spielsituationen nur mehr für kurze Zeit durch hält. Verspannungen nehmen zu und manche Bondageformen sind nicht mehr durchführbar. Da aber Bondage für mich meist nicht als Selbstzweck verstanden wird, sondern die Partnerin in die Ausgangslage fixieren soll die ich für die Durchführung der folgenden Praktiken benötige, ist die Frage wie lange sie das aushält von Bedeutung. Fitness kann den altersbedingten Abbau zwar verlangsamen, aber nicht stoppen, Man muss sich mit diesen Problem beschäftigen. Man beginnt die Positionen in den Bereich des Sitzen und liegender Stellungen zu verlagern. Von manchen lieb gewordenen Dingen wird man Abstand nehmen müssen. Das ist so.

      Es verändern sich auch andere Dinge. Jahrelang war Ganzkörpermassage mit Brennesseln eine in bestimmten Fällen angewandte Bestrafungsmethode. Auf einmal erzeugten die Brennesseln ( noch gar nicht an sensiblen Stellen eingesetzt ) eine Reaktion, die diese Anwendung unmöglich machte. Kein Problem, es gibt genügend andere Möglichkeiten. So kommt eins zum anderen. Man stellt das Spiel um
      und sucht neue Praktiken. Auf dieser Suche bin ich zur Klinik und weissen Erotic gekommen. Das sind einige Bemerkungen aus der Sicht des Top.

      Meine Sub hat über diese körperlichen Probleme hinaus, ein aus meiner Sicht noch viel grösseres Problem. Sie hat das Gefühl zu versagen. Mir nicht mehr das geben zu können, was mir ihrer Meinung nach zusteht. Daher hat sie zu Beginn dieser Entwicklung versucht durchzuhalten. Hätte ich ihre Reaktionen nicht so gut gekannt hätte sie es solange wie möglich vertuscht. Ich habe einmal eine
      Spielsituation abgebrochen und in anderer Form weitergespielt. War für mich kein Problem, aber sie ist kurz darauf abgestürzt. Der einzige Absturz bisher. In langen Gesprächen ist es mir dann gelungen sie davon zu überzeugen, dass es kein Versagen ist und ich noch genügend Möglichkeiten besitze mit ihr lustvolle Sessions abzuhalten. Erst dann konnte sie sich wieder fallen lassen.

      Diese Einschränkungen betreffen nicht nur meine Sub. Auch ich muste zur Kenntnis nehmen, das meine Kraft nicht mehr die eines 50ìg jährigen ist. Dem muss aus Sicherheitsgründen Rechnung getragen werden. Der Stellenwert des DS Bereiches ist jetzt wichtiger geworden.

      Warumschreibe ich das?

      Weil ich euch eines mitgeben möchte. Nützt die Zeit und geniesst sie in vollen Zügen. Der Zeitpunkt von dem ich berichte kommt. Er ist schneller da , als man es für möglich hält. Jenen die sich noch nicht sicher sind ob sie es real ausleben sollen, oder nicht kann, ich nur den Rat geben , probiert es aus und entscheidet anschliessend.

      Grüße
      Max
      Meine Beiträge sind meine persönliche Meinung und stellen keine Verallgemeinerung dar.
      Jede Form des Bdsm ist richtig. Selbstverständlich hat die körperliche und seelische Unversehrtheit der Partnerin absoluten Vorrang. Wird falls nötig weiter ergänzt.

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von Gentledom () aus folgendem Grund: Tag gesetzt

      Ich danke Dir für diesen Bericht. Und aus Sub-Sicht kann ich mich natürlich insbesondere in den Abschnitt einfühlen, in dem Du von Deiner Sub berichtest. Wunderschön zu lesen, wie einfühlsam Du mit ihr umgehst. <3
      Ja, die Zeit fordert wohl ihren Tribut. Aber wie man an Deiner Schilderung spüren kann, kann man der Zeit doch noch vieles abringen, und der Genuß und die Freude wandeln sich zwar, verschwinden aber nicht. Ebensowenig wie die Bindung und der Zusammenhalt zwischen Dir und Deiner Sub, die Du auch nicht einfach gegen eine jüngere auszutauschen gedenkst und ihr auch klar immer wieder vermittelst, dass sie Dir sehr wohl auch im Alter noch "genügt".
      Das ist das, was ich aus Deinem Bericht vor allem mitnehme: das Alter bringt Einschränkungen, aber doch auch neue Möglichkeiten an Tiefe und Verbundenheit. Das ist für mich sowieso das wichtigste und wesentliche am BDSM. Nicht Technik.
      Danke für diese wirklich bewegende Bestätigung.
      Lieber Oblomow,
      ich finde es großartig, dass du dieses Thema aufgegriffen hast. Danke dafür :blumen:
      Ich weiß, ich habe noch ein paar Jahre bis ich in deinem Alter bin, aber dennoch konnte ich mich in der ein oder anderen Schilderung von dir wiederfinden und ich bin dankbar, dass du uns auch an diesen Erfahrungen teilhaben lässt. :knien:
      Ich wünsche euch, dass ihr noch viele Jahre miteinander genießen könnt.
      LG
      Mestizia
      @Oblomov,

      vielen Dank für deine Zeilen. Das Wichtigste wird wohl werden das "sich auf neue Situationen" einstellen.... Manches geht einfach nicht (mehr) dafür aber Anderes....

      Das mit dem "nicht genügen" hatten wir auch...

      Körperliche Einschränkungen gibt es auch bei uns.... Manche Bondage-Sachen sind nicht "wie im Lehrbuch" ausführbar... dafür macht man es eben anders...

      Wir haben auf einem Bondage Seminar einmal ein Pärchen kennen gelernt das mit 70 noch verrückte Hängesachen machte :)

      Liebe Grüße
      Mr.P
      Wenn ich auch nicht alles begreife, so hat doch alles einen Sinn....

      Oblomow schrieb:



      Weil ich euch eines mitgeben möchte. Nützt die Zeit und geniesst sie in vollen Zügen. Der Zeitpunkt von dem ich berichte kommt. Er ist schneller da , als man es für möglich hält.


      @Max

      Ich stimme Dir völlig zu. Nütz die Zeit die da ist und verschiebt so weinig wie möglich auf "später mal."
      Hallo Oblomow,

      vielen Dank für dieses Thema.
      Es ist alles ein schleichender Prozess, den man so gar nicht wahrnimmt oder wahrnehmen möchte. Plötzlich gehen Sachen nicht mehr, die vorher normal waren.
      Und ich finde es schön, dass da jemand ist, der nicht sagt: "Das ging doch immer, das muss auch immer gehen!" sondern "Zwar schade, dass es nicht mehr geht aber dann lassen wir uns was anderes einfallen."

      Auf dass uns nie die Ideen ausgehen. ;)

      LG, Dana.
      Hallo @Oblomow ,
      vielen Dank für deine interessanten und offenen Einblicke.

      Darf ich dich fragen, ob du bemerkt hast, dass sich neben dem rein körperlichen Aspekt im Laufe des Älterwerdens auch anderes verändert hat? Also etwa die Lust auf BDSM, das Erleben, die Gefühle dabei, die Häufigkeit, es auszuüben?
      Gab es evtl. ganz grundlegende Veränderungen (wobei diese ja nicht unbedingt mit dem Älterwerden zusammenhängen müssen, sondern einfach mit der Tatsache, dass man etwas, also in diesem Fall BDSM, über einen sehr langen Zeitraum praktiziert)?

      LG
      Desideria
      Feel free to say no, be brave to say yes.
      Hallo Desideria!

      Darf ich dich fragen, ob du bemerkt hast, dass sich neben dem rein körperlichen Aspekt im Laufe des Älterwerdens auch anderes verändert hat?

      Ja, meine Einstellung generell ist mit zunehmenden Alter konservativer geworden. Ich werde meinem Vater immer ähnlicher, dem ich vorgeworfen habe er wäre ein Patriarch. Stellt sich die Frage bin ich patriarchalischer geworden und entschuldige das mit DS?

      Also etwa die Lust auf BDSM, das Erleben, die Gefühle dabei, die Häufigkeit, es auszuüben?

      Hier hat sich nichts verändert, der Kick ist der gleiche geblieben. Ich bin der festen Überzeugung würde ich meine Sexualität im herkömmlichen Sinn ausleben bei weitem nicht mehr so aktiv wäre.

      Gab es evtl. ganz grundlegende Veränderungen (wobei diese ja nicht unbedingt mit dem Älterwerden zusammenhängen müssen, sondern einfach mit der Tatsache, dass man etwas, also in diesem Fall BDSM, über einen sehr langen Zeitraum praktiziert)?

      Nun ich neige immer mehr bei notwendigen Sanktionieren von Fehlverhalten auf Bestrafungen die nichts mit körperlichem Schmerz zu tun haben.

      LG
      Max
      Meine Beiträge sind meine persönliche Meinung und stellen keine Verallgemeinerung dar.
      Jede Form des Bdsm ist richtig. Selbstverständlich hat die körperliche und seelische Unversehrtheit der Partnerin absoluten Vorrang. Wird falls nötig weiter ergänzt.
      Danke für diesen schönen Beitrag aus einer Sicht, die viele von uns mit der aus eigenen Augen erst in einigen
      Jahren vergleichen können. Ich bin zwar noch nicht in diesem Alter, aber mein Körper weiß das nicht und verhält
      sich auch anders. :)

      Insofern würde ich gerne dieser Passage etwas sagen:
      Meine Sub hat über diese körperlichen Probleme hinaus ... In langen Gesprächen ist es mir dann gelungen sie davon zu überzeugen, dass es kein Versagen ist und ich noch genügend Möglichkeiten besitze mit ihr lustvolle Sessions abzuhalten. Erst dann konnte sie sich wieder fallen lassen.

      Was tief in einem verwurzelt ist und was, mit dem passenden Partner dazu, dem Leben zu Tiefe und Erfüllung verholfen hat kann man nicht einfach so ändern. Es kann ein Gefühl entstehen, dass einem mehr als nur die eine Situation entgleitet. Interessant ist doch - bei anderen sieht man die Optionen mit klaren Augen, man denkt nicht über deren Versagen nach und findet es nicht schlimm, wenn dort zu anderen Praktiken und Möglichkeiten gegriffen wird. Bei sich selber kann dieser Verstand aber aussetzen. Schon blöd. :)

      Was glaube ich schwierig ist, ist diese Übernacht-Erkenntnis. Man erlebt nicht unbedingt einen langsamen Wandel an den man sich gewöhnen kann. Für einen Menschen in dessen Gedankenzentrum das Wohlbefinden einen anderen steht bricht gefühlt eine Welt zusammen.

      Menschen mit Einschränkung, die sich ausgeliefert fühlen, können einen Selbsthilfe-Mechanismus erleben. Darüber, dass man jemand in ähnlicher Konstellation Unterstützung gibt hilft man sich selbst. Man erfährt durch die Dankbarkeit oder neu gefundenen Mut des anderen eine Art Heilung von dem was einen selbst plagt, auch wenn sich die eigene Situation nicht verändert. Man lernt dabei unbewusst sich selber anders zu lesen. Was Selbsthilfegruppen längst als riesiges Kraftpotential für sich nutzen ist übertragbar.

      Ähnlich wie, Du Oblomow, es schreibst habe ich durch viele, lange, intensive Gespräche begriffen, dass eine andere Handlungsweise die mein Herr wählt keine Einbuße für Ihn bedeutet, sondern je nachdem eher Seinen Sachverstand und Seine Fähigkeiten fordert. Er selbst sieht es eher als Herausforderung, nicht aber als Beeinträchtigung. Dieser Blick - nachdem ich ihn mal von mir selbst lösen konnte - hat mir erstmal aufgezeigt wie die jahrzehntelang entstandene "Trickkiste" in Action ist und wie all das Wissen so richtig zu kochen beginnt. Wäre doch auch schade, wenn sie zum verstauben in der Ecke bliebe. :)
      Es ist wohl eher keine Entwicklung hin zu Verzicht und Versagen, sondern hin zu einer neuen Weise sich zu erleben.

      Einen schönen Abend für Dich Max
      d
      <<<Toleranz sollte nur eine vorübergehende Gesinnung sein: Sie muß zur Anerkennung führen. Dulden heißt beleidigen.>>>
      Johann Wolfgang von Goethe