Interview einer Domina im Stern

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      "Zunächst einmal sollte man abklären, ob
      dem Partner oder der Partnerin das überhaupt gefallen könnte. Nicht zu
      schnell zu viel wagen. Gut wäre auch, sich Fachliteratur zu besorgen -
      und zwar, bevor man sich irgendeinen Lackfetzen kauft. Ich sage immer:
      Meine Hände, meine Nägel und meine Zähne reichen, um eine tolle Session
      zu machen. Das Wichtigste überhaupt ist die Fantasie - ein Szenario zu
      schaffen", rät die Contessa.
      Nicht erwartete sehr gut Aussagen in dem Artikel! Deutlich mehr als das Zitat hergibt!
      Sie lässt bei ihren Tipps leider die Möglichkeit außer acht, dass jemand zwar beispielsweise über eine unterwürfige Rolle beim Sex phantasiert und auch tatsächlich daran Erregung finden würde, sich aber aus anderen Gründen dagegen entscheidet. Vielmehr scheint sie einen Automatismus im Kopf zu haben, der von dem Gedanken oder der Phantasie zur Absicht der Verwirklichung führt. Ob beim Festhalten der Hände des Partners dieser erregt wird, ist ganz unabhängig von der Frage, ob er auf diese Weise überhaupt erregt werden will.

      Sie vergisst offensichtlich, dass der Stern ein Publikum außerhalb der SM-Szene hat, innerhalb der Menschen sind, die für sich bereits entschieden haben, das zu tun, was sie tun. Andere, obgleich sie auf dieselbe Weise erregt werden, entscheiden sich vielleicht dagegen, oder würden sich dagegen entscheiden, wenn ihnen bewusst wäre, dass aus Gefallen keine Not zur Handlung folgt. Teil der sexuellen Aufklärung ist nicht nur, Menschen zu ermuntern, das zu finden, was ihnen gefällt, sondern auch, sie zu befähigen zu reflektieren, was davon Phantasie bleiben soll, was ganz aus dem Leben verschwinden soll und was ausgelebt werden soll.
      Ich rede nicht von aber oder vielleicht, sondern von Fragen, die sich jeder Mensch stellen und beantworten sollte. Wir essen ja auch nicht alles, was uns schmeckt, sondern verzichten auf manches, weil es fett macht oder betrunken oder krank. Alles andere wäre geradezu verrückt, und zwar in allen Lebensbereichen. In Bezug auf SM vergessen vielleicht manche SMler, dass sie sich irgendwann (hoffentlich überlegt) dafür entschieden haben und nicht jede Woche erneut darüber nachdenken müssen. Umso wichtiger, vor dieser Entscheidung darauf hinzuweisen, dass eine solche Entscheidung überhaupt im Bereich dessen liegt, das entschieden werden kann. Das Interview vermittelt jedoch den gegenteiligen Eindruck und lässt damit einen entscheidenden Aspekt der sexuellen Aufklärung vermissen. Das ist schade und kein Grund zum Lob.
      @Munro ich finde den Beitrag ziemlich gut. Immerhin sagt sie ja im Interview man soll miteinander reden. Eine Psychologische Analyse oder jetzt zu erklären, welche potenziellen, eventuellen, individuellen oder rein hypothetischen Möglichkeiten der Begründung warum man möchte, aber nicht macht oder kann oder sollte - finde ich hier einfach zu viel des guten. :)

      LG, May

      Ach ja - danke für den Beitrag. Sehr interessant.

      Munro schrieb:

      Wir essen ja auch nicht alles, was uns schmeckt, sondern verzichten auf manches, weil es fett macht oder betrunken oder krank. Alles andere wäre geradezu verrückt, und zwar in allen Lebensbereichen.
      Eine sehr persönliche Sicht der Dinge! Ich frage mich allerdings ob Du überhaupt etwas isst oder trinkst! ;)

      May schrieb:

      Eine Psychologische Analyse oder jetzt zu erklären, welche potenziellen, eventuellen, individuellen oder rein hypothetischen Möglichkeiten der Begründung warum man möchte, aber nicht macht oder kann oder sollte - finde ich hier einfach zu viel des guten. :)


      Tatsächlich hätte das den Rahmen gesprengt und ist auch an solcher Stelle nicht nötig. Nicht die Begründung der eigenen Antwort ist zunächst wichtig, sondern die Frage sich überhaupt zu stellen. Und das gerade vor dem Hintergrund, dass die Zielgruppe des Interviews und der Tipps keine SMler sind. Oder dass sie möglicherweise in Beziehungssituationen sich befinden, in denen eine solche bewusste Entscheidung unbedingt nötig ist.

      Rainer schrieb:

      Eine sehr persönliche Sicht der Dinge! Ich frage mich allerdings ob Du überhaupt etwas isst oder trinkst! ;)


      Vielleicht bin ich ein Geist? ;)

      Als meine persönliche Sicht der Dinge sehe ich meine Kritik daran natürlich nicht, sonst hätte ich sie für mich behalten. Der Stern geht mit solchen Ratschlägen an die Öffentlichkeit, will offensichtlich Aufklärung betreiben, verfehlt sein Ziel aber. Wir haben oft genug das Thema unzureichender sexueller Aufklärung über SM und kritisieren Fehler, sehen diese Kritik nicht als persönlichen Standpunkt. Ich sehe keinen Grund, an dieser Haltung etwas zu ändern, weil sie richtig war und ist.
      Für mich klingt sie wie eine Lady, wie sie im Buche steht. Sie weiß, wovon sie spricht und kommt einem dabei nicht unnahbar oder arrogant vor. Außer ihrem leicht sarkastisch angehauchten Kommentar bzgl. Shades of Grey, liest man aus ihren Zeilen nichts Herablassendes und ich kann mir sehr gut vorstellen, dass Paare/Singles durch ihre Seminare ihre Berührungsängste mit BDSM verlieren. :))
      ~Es ist das Unbekannte was so reizt. Reizt es immer noch, wenn es bekannt ist, dann ist es das Besondere~ Author: Unbekannt