Gibt es überhaupt "richtige" Sadisten?

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      Neugierde schrieb:

      Mir stellt sich dabei nun die Frage, ob es einem Sadisten dann überhaupt Lust bereitet mit einer Masochistin zu spielen.
      Die Masochistin zieht ja ihre Lust aus dem Schmerz. Das heißt sie genießt was ihr angetan wird.
      Woraus zieht dann der Sadist seine Lust, wenn es doch der Masochistin ebenfalls Lust und kein Leid im eigentlichen Sinne bereitet?
      Aus eigener Erfahrung vermag ich zu behaupten: Ja, es kann Realsadisten Lust bereiten, mit einer Masochistin zu spielen.
      Dies ist aber sicherlich abhängig von der jeweiligen Neigungsausprägung; masochistische Pendants scheinen rar gesät zu sein.
      Eine denkbare Konstellation wäre beispielsweise, wenn ein Sadist, der tatsächliches Leid und Schmerz im Gegenüber anstrebt, um hochtourig zu fahren, auf eine Masochistin trifft, die sich nicht nur den körperlichen Schmerz fokussiert (auch Masochisten haben Schmerzgrenzen ;) ) , sondern auch die weitere, darüber hinausgehende Verzweiflung und Qual braucht, um Erfüllung zu finden; beispielsweise realisierbar im Grenzbereich.
      ... wie @kara es beschreibt :) ... bin ich auch der Meinung, dass der Reiz für einen Sadisten nicht zwingend "nur" mit Schmerzufügung zu tun hat.

      Genau die Punkte der "Qual" und "Verzweiflung" sind da mitunter genauso reizvoll und ein starker Trigger ... für beide.
      Und dafür reichen auch ganz einfache Praktiken, die sub eigentlich nicht so mag, dafür zu verwenden bzw. sich ranzutasten ... eben an der Grenze spielen und womöglich, über den Reiz der "Qual" oder "Verzweiflung" für beide, darüber hinaus spielen zu können. :)

      Übrigens kann man auch super mit "Ekel" spielen ;)
      Und sei es bloß, dass Sub blaue Schlumpfgummibärchen essen muss, obwohl sie einfach eine Abneigung gegen dies total unnatürlich-chemische Blaufärbung hat :D
      Wer Schreibfehler findet, darf sie gerne behalten. :D
      Was ich aus allen Beiträgen herauslese ist, dass der Dreh- und Angelpunkt das beidseitige Einverständnis ist und bleibt. Mich als masochistische Sub kickt sowohl der Lustschmerz als auch das für-den-Herren-und-seine-Lust-Aushalten. Ich weiß um meine Neigungen, meine Persönlichkeit, meine Biografie und meine Grenzen und kann sie gegenüber einem sadistischen Herren kommunizieren; auch meinen Wunsch, Grenzen auszutesten und ggf. in beiderseitigem Einvernehmen zu überschreiten. Das Gleiche gilt natürlich auch für den sadistischen Herren. Also alles im Bereich gegenseitigem Einvernehmens. Ein ignoriertes Safeword wäre für mich beispielsweise ein No Go. Mehrstufige Safewords finde ich persönlich sehr funktional.

      Was ich mich bei der Diskussion und generell durch Beobachtungen und eigener Erfahrungen frage ist, welche Faktoren dazu führen können, dass eine (masochistische) Sub nicht einvernehmlich spielen kann oder generell nicht einvernehmlich "BDSM" (in "" weil BDSM für mich immer Einvernehmlichkeit voraussetzt) lebt. Ich denke da beispielsweise an diversen Ausprägungen von Persönlichkeitsstörungen, auch auf Seiten potenziell devoter Partner. Es soll ja auch Sadisten geben, die es genießen eine "gestörte" Sub zu haben oder generell Menschen, die psychische Krankheiten romantisieren und damit dann "BDSM" ausleben. Dieser Aspekt ist hier - soweit ich es gelesen habe - noch gar nicht im Zusammenhang mit Sadismus und all seinen Spielarten aufgetaucht. Damit möchte ich natürlich nicht sagen, dass Menschen mit Persönlichkeitsstörungen generell nicht zurechnungsfähig sind. Oder milder: Wie sieht es mit Sessions unter Drogeneinfluss (Alkohol) aus?

      Meines Erachtens, wenn Einvernehmlichkeit/voll bewusste Zustimmung der Knackpunkt ist, müssten diese Aspekte durchaus bei der Bewertung bzw. Auseinanderdifferenzierung von Sexual- und Realsadismus sowie BDSM/D/S Beziehungs- Spielkonstellationen und Co-abhängigen/missbräuchlichen Beziehungskonstellationen bedacht werden.
      “Everything has been figured out, except how to live.” (Jean-Paul Sartre)
      Servus Neugierde,

      Liegt aber vielleicht auch daran, dass ich einfach in meinem Kopf hatte ... sadistisch und masochistisch gehören zusammen.
      Sie gehören zusammen als jeweils andere Seite einer Medaille, aber nicht unbedingt als best passender Partner um eine Neigung auszuleben.

      Was Sadismus satt macht ist Leiden beim Gegenüber zu schaffen.
      Deine Frage nach richtigen Sadisten - richtig sind sie es alle. Bei manchen Menschen ist jedoch die Hemmschwelle verschoben oder nicht vorhanden Leben und Unversehrtheit zu achten und zu erhalten. Je mehr das der Fall ist, desto verpönter ist es und je weiter distanzieren sich viele BDSMer.

      Ich habe Sadismus kennen gelernt der unabhängig von meiner Veranlagung und Neigung ausgelebt wird und sich nicht daran orientiert ob ich es noch oder überhaupt als lustvoll empfinde. Was jedoch nicht bedeutet, dass kein Augenmerk darauf gelegt würde ob ich etwas noch handeln kann, ertrage oder oder oder , eben weil eine Hemmschwelle vorhanden ist und wir "auch morgen noch kraftvoll zubeissen wollen".
      Das heißt es gibt Zurückhaltung um der Erhaltung körperlicher und seelischer Unversehrheit Willen.

      Gruß
      triangel
      <<<Toleranz sollte nur eine vorübergehende Gesinnung sein: Sie muß zur Anerkennung führen. Dulden heißt beleidigen.>>>
      Johann Wolfgang von Goethe

      Chat.Noir schrieb:

      Was ich mich bei der Diskussion und generell durch Beobachtungen und eigener Erfahrungen frage ist, welche Faktoren dazu führen können, dass eine (masochistische) Sub nicht einvernehmlich spielen kann oder generell nicht einvernehmlich "BDSM" (in "" weil BDSM für mich immer Einvernehmlichkeit voraussetzt) lebt.
      Dies habe ich bereits versucht, im obigen Beitrag zwischen die Zeilen zu packen. Ich kann an dieser Stelle nur für mich sprechen und bemühe mich, um FSK 18 herumzukommen.

      Aber wenn ich von Leid, Schmerz und Verzweiflung schreibe, dann meine ich das auch genauso.
      Damit ist dann kein Jammern, Klagen oder Betteln mehr gemeint, sondern härtere Kaliber.

      Und diese oben beschriebenen Gefühle stehen in der Intensivität konträr zum allgemein einvernehmlich empfundenen Rahmen. Konsensual würde die Tiefe, die Authentizität fehlen, um als wirklich erfüllend erlebt zu werden - und zwar auf beiden Seiten.
      Sprich: Ich bin nur im metakonsensualen Kontext unterwegs. Das bedeutet für mich, dass auf relativ abstrakter Ebene - von sehr weit oben geschaut - erst einmal ein Konsens geschaffen wird. Und zwar nur in Form der Vereinbarung, dass ich eine Interaktion mit dem von mir favorisierten Gegenüber eingehe, um dessen Neigungsausprägung ich weiß. Alles andere bedarf keiner bzw. wenig weiterer Absprachen und wird spätestens im Grenzbereich ohne SW nicht mehr einvernehmlich.
      Dies ist dann die zugegebenermaßen relativ schmale Schnittstelle zwischen den sadistischen Herren, mit denen ich verkehre, und mir.

      Ein Abhängigkeitsverhältnis schließe ich in diesem Kontext aus; eher fühle ich meinen eigenen Kink bedient.
      Vielmehr nehme ich es als adäquate Kombination zweier (extremer) Gegenpole wahr.

      triangel schrieb:

      Was Sadismus satt macht ist Leiden beim Gegenüber zu schaffen.
      Deine Frage nach richtigen Sadisten - richtig sind sie es alle.
      Ich bin nicht wirklich vom Fach, aber die Aussage kann ich so nicht bestätigen.
      Meiner Erfahrung nach sind reale Sadisten nicht zu sättigen.
      Nie.
      Vielmehr besteht die Notwendigkeit, dass sie in der Lage sind, sich selbst zu stoppen.
      Hallo @triangel,

      ja richtig.
      Ihnen wohnt ein Zerstörungstrieb inne, dem sie aus nachvollziehbaren Gründen nicht vollständig nachgeben können/dürfen.
      Sie sind kurzzeitig befriedigt - ähnlich einem Raubtier, das den größten Hunger gestillt hat -, aber nie wirklich bzw. dauerhaft 'satt' und zufrieden.

      VG
      nun, richtige, oder solche, die sich Sadist nennen, gibt es sicher. Ein richtiger Sadist ist es, soweit es die masochistische sub (ich bin eine :rot: ) zulässt. Wenn ich mir(ich oute mich mal)pornos auf einer gewissen Seite anschaue, bin ich vl doch nicht masochistisch genug. :?: obwohl man mir mal bestätigte, ich waere vollmaso. :D der Lustschmerz verlangt nach Steigerung.Also bitte ich den Sadisten mich an Grenzen zu führen, oder ich lehne ab. Sadist waechst m.E. durch seine masochistische sub. :sofa:
      Teufelchen im Blut, Engelchen im Herzen
      und ein bisschen Wahnsinn im Kopf 8)

      Emilia schrieb:

      Sadist waechst m.E. durch seine masochistische sub. :sofa:
      das glaube ich nicht. Natürlich kann man nur soweit gehen, wie sage ich mal abgesprochen ist. Aber, wenn du nur leicht sadistisch bist dann ändert auch ein hart masochistischer Sub nichts, du wirst nur bis zu deiner eigenen Grenze gehen können.
      Ich für mich würde die Unterscheidung dahin gehend machen, dass ein für mich gesunder Sadismus der ist, der sein Gegenüber nicht aus dem Blick verliert. Was der Intensität grundsätzlich keine Grenzen setzt.

      Emilia schrieb:

      aber versuchen wuerde ich es trotzdem
      Was würdest Du genau versuchen Emilia?

      Emilia schrieb:

      genau beobachten wird der (richtige)Sadist ob es seinem gegenüber gut geht und notfalls auch den Wunsch ablehnen..
      Nein, das wird er nicht.
      Ein Realsadist speist seine Lust daraus, dass es Dir gerade NICHT mehr gut geht.
      Deine Wünsche interessieren ihn in der Regel nicht, wenn Du bzw. er sich selbst gestattet, sich fallen zu lassen.
      Liebe @Emilia, ein richtiger Sadist wie @kara ihn wohl meint/ beschreibt ist wie eine Welle.
      Man sieht ihn kommen, ahnt, aber die Gewalt, mit der er dich trifft, ist nicht kalkulierbar.
      Ganz gleich, ob physische oder psychische Gewalt angewandt wird, solche Sadisten werden alles aus dir holen und jeden Ansatz finden, um deine Emotionen zu fassen, deine Angst und dein Leid zu sehen. Es geht nicht mehr um dich, man ist ein Werkzeug und selbst wenn es noch wie ein Spiel wirkt, dann ist er wohl noch nicht fertig.
      Diese Menschen sind ein Grund Angst zu haben, denn sie bewegen sich gern auch unauffällig, schleichend Richtung Metaebene. Ein Spiel mit tiefen Emotionen, das mit seiner archaischen Gewalt süchtig macht... und wenn man Pech hat wird es einen gefangen nehmen, bis man zerbricht.
      Das kann man niemanden wünschen.
      Es liest sich für mich, als ob @Emilia von einem Sadisten im BDSM-Kontext redet, einem mit stark ausgeprägter Neigung, also aus ihrer Sicht "richtigen" Sadisten, aber definitiv im BDSM-Kontext und mit Konsens. Definitiv nicht von einem Real-Sadisten.

      @Emilia Hier geht es um Real-Sadismus, vielleicht hast du das missverstanden?
      Einem Real-Sadisten ist es schnurps, was du zu lässt, im Gegenteil, dahinter wird es für ihn erst interessant. Und das möchtest du auch als maso nicht erleben, glaub mir.

      Wir haben zwei Leben. Das zweite beginnt, wenn du erkennst, dass du nur eins hast.
      ~ Mario de Andrade :coffee:

      kara schrieb:

      ...
      Eine denkbare Konstellation wäre beispielsweise, wenn ein Sadist, der tatsächliches Leid und Schmerz im Gegenüber anstrebt, um hochtourig zu fahren, auf eine Masochistin trifft, die sich nicht nur den körperlichen Schmerz fokussiert (auch Masochisten haben Schmerzgrenzen ;) ) , sondern auch die weitere, darüber hinausgehende Verzweiflung und Qual braucht, um Erfüllung zu finden; beispielsweise realisierbar im Grenzbereich.

      Genau diese Art Sadisten kenne ich und musste ich am eigenen Leib kennen lernen.
      Er zieht - wie es @kara beschreibt - seine Lust aus der Verzweiflung und Qual, z.B. aus einem von ihm bewusst und gewollt herbei geführten Absturz,OHNE aufgefangen zu werden und diese Lust erreicht er erst im Grenzbereich und darüber hinaus.

      Derartigen Sadisten ist es egal ob es dir gut geht, denn das ist es nicht was sie wollen, sondern das ganze Gegenteil. Natürlich beobachten sie dich und schauen ganz genau deine Regungen und Emotionen an aber nicht um sicher zu gehen ob es dir gut geht oder deine Grenze erreicht ist um abzubrechen, dich aufzufangen, denn erst dort beginnt für sie das richtige Spiel...


      @June auch im BDSM gibt es sie.
      Alles beginnt mit der Sehnsucht ...
      - Nelly Sachs -