Ist Vernunft die Sklavin der Leidenschaft?

@belloHorizonte : ..liegt der Humeschen These zugrunde, dass „die Vernunft die Sklavin der Leidenschaften ist...
Sie war eine politische Philosophin, die allerdings auch Theologie studiert hat.
@Munro Hannah Arendt hat in ihren Büchern immer wieder Bezug zu Kant und Hume genommen und in einem dieser Zusammenhänge eben auch diesen Satz zitiert. Ihre Bücher sind sehr kritisch und nah am Leben. Dieser eine Satz hat uns gestern beschäftigt.

Hannah Ahrendt war doch für Innueno lediglich der Anstoß für ihren Gedankengang. Das ist ja das Schöne aber auch teilweise Verwirrende an Philosophie, es gibt kein richtig oder falsch. Ich fühlte mich schon sehr von dem Titel angesprochen. Es waren ihre Gedanken und die hat sie mit ihren Worten ausgedrückt.. :)) Erstaunlich, gerade sind sich in diesem Punkt mein Bauchgefühl mit meinen Verstand einig, ; ))

Zudem werden die Termini Wahr und Unwahr bei der Überprüfung von Aussagen angewendet und sind Teil der Logik, welcher sich der Verstand als Instrument zur Beurteilung bedient.
Zur genaueren Einordnung, das Zitat ist aus A Treatise of Human Nature, Hume untersucht in diesem Teil, wie der Mensch zu Moralischen Urteilen kommt.
Für alles weitereplato.stanford.edu/entries/hume/#HumWor (Stanford Encyclopedia of Philosophy)

Zur Warnung Munros, es gilt vielmehr zu unterscheiden zwischen Begriff und Bedeutung. Ein und der selbe Begriff kann unterschiedliche Verwendunsweisen haben und daraus heraus eine andere Bedeutung haben. (Siehe Gottlob Frege; Funktion, Begriff, Bedeutung)

Du hast also den Faden verloren weil ... ?
War mein Beitrag zu lang, zu themenfremd? Klär mich auf!

Schreib doch zu dem Thema, wenn du dazu schreiben willst, von mir brauchst du dich gewiss nicht davon abhalten lassen.

Jassy schrieb:

sorry da bist du etwas falsch informiert bezüglich Hannah Arendt sie studiert Philosophie, protestantische Theologie und klassische Philologie, bei Martin Heidegger in Marburg, Edmund Husserl in Freiburg im Breisgau und Karl Jaspers in Heidelberg (1924 bis 1928)

Hi Jassy, ja ich wusste aus Wikipedia schon, dass H. Arendt als Nebenfach Theologie studiert hat. Ich habe nur noch nie gehört, dass sie sich Theologin nennt oder als solche bezeichnet wird.
Wiki definiert einen Theologen als:

Ein Theologe hat eine theologische Ausbildung bzw. ein theologisches Studium absolviert und / oder betreibt Theologie mit wissenschaftlichem Anspruch.

Zumindest zum zweiten Teil ist mir von H. Arendt nichts bekannt. Auch in dieser Liste de.wikipedia.org/wiki/Liste_von_Theologen
taucht sie nicht auf. Aber darüber mag ich mich auch nicht streiten, ich war nur verwundert.

@Innueno

Ich habe die Einleitung wohl etwas schlampig gelesen, du hast in der Tat nicht gsagt, dass der Satz von Arendt stammt, obwohl der unbedarfte Leser diesen Eindruck haben könnte.

Wie auch immer, ich hoffe es tut der Diskussion keinen Abbruch.

@belloHorizonte danke dir, meine Info habe ich nicht aus dem Netz gezogen und bitte nicht übel nehmen aber auf Wikipedia verlasse ich mich nicht auch wenn es eine gute Quelle ist, in manchen Bereichen fehlt nur die Ausführlichkeit zu dem Themen.

@belloHorizonte allet jut

Mickey Rough schrieb:

Die Leidenschaft ist die Sklavin der Vernunft!.................meine Meinung!

Sehr schön, das ging mir auch durch den Kopf.

Und Ja, auch mir spielt die Vernunft oft noch sehr stark zu, natürlich ist sie auch zu unserem Schutz da, aber manchmal versucht sie echt den Spaß zu vermiesen...manchmal hilft mir da sogar der Verstand darüber hinweg
Im Moment gelingt es mir immer häufiger in Situationen in denen ich es will, beide zu überlisten und einfach zu genießen. Wundervoll

@belloHorizonte So großen Einfluss auf mich, dass ich mich vom Schreiben zu einem Thema abhalten ließe hast Du nicht. Es war denn mehr der grippale Infekt in Verbindung mit der Richtung, die der Thread nahm. Der Anfang versprach leichte Unterhaltung, wie man sie auf dem Krankenlager mag, leider wurde dann doch kopfschmerzuntaugliche Schwere daraus.

von jemandem über PN bekommen und ich finde den Text so aussagekräftig, dass er einfach hier hingehört. Mich regt es zum weiteren nachdenken an. Habe mir die Genehmigung geholt - danke dafür!

"
Die Vernunft ergibt sich ja vor allem aus gelerntem, nach moralischen und gesellschaftlichen Regeln, die meist extern erfahren werden, sozusagen am Modell entstehen.
Das eigene Schlussfolgern kommt später hinzu, womit häufig auch ein Stück Ünbefangenheit veoren geht, was uns wiederum häufig daran hindert, Dinge zu tun, die nicht den Regeln entsprechen, die wir lernte, gezeigt wurden oder die wir uns gebildet haben.
Gehen wir nach den behavioristischen Theorien, dann kommt alles gelernte ja von außen, wobei man in den kognitiven/humanistischen Theorien heute ja durchaus weiß, dann auch einiges von innen heraus kommt.
Somit entsteht ein Wechselspiel, welches in einem wirkt von den gelehrten über die selbst erstellten Regeln, nach denen man entscheidet.

Um dieses Regelwerk zu durchbrechen, muss man immer ein Stück Neugier erhalten, Neugier ist genau das, was den Kindern hilft, weitere, neue Erfahrungen zu machen.
Hören wir auf, diese Neugierde am Leben zu erhalten, wird unser Lernprozess langsamer, was sehr schade ist, denn mit steigender Erfahrung sind wir in der Lage, unsere unsere Entscheidung auch nach pro/contra zu treffen und auch die Gefahr ob wir oder andere daran Schäden erleiden besser abschätzen, aber nicht aufgrund von Regeln, sondern aufgrund von Wissen.
Und Wissen Erlangen wir in erster Linie durch lernen und nicht durch vermeiden.

Diese Ketten gilt es zu sprengen, auch wenn sie auferlegt wurden, oder man dies auch selbst tat, es ist durchaus möglich diese Neugier zurück zu erlangen.

Ich persönlich finde es auch falsch Verantwortung als Vorwand zu verwenden, vorsichtiger zu sein. Jemand der grundsätzlich Verantwortung trägt und übernimmt, wird auch entsprechend allumfassend so handeln.
Hierzu ein Beispiel.
Mann fährt seit vielen Jahren Motorrad, wird jedoch Vater. Häufig wird er dazu gedrängt, dies zu beenden, weil er nun Verantwortung für seinen Nachwuchs hat.
Meines Erachtens Fach im Ansatz, denn wäre er verantwortunglos, wäre sicher schon lange etwas passiert.
Aufgrund dieser Einschränkung, welche von außen her gesetzt wurde, kann ein Verlangen entstehen, dessen Folgen sehr weitreichend wirken können, doch als Ursache meist nicht gesehen wird.
Natürlich mag das Risiko eines Motorradfahrer größer sein, doch mit Verantwortung und Erfahrungen, kann ein Risiko so weit minimiert werden, dass keine wirkliche Gefahr ausgeht.

Als Abschluss einen Satz, den ich seit Jahren immer denjenigen sage, die mich fragen, warum tust du das, oder hast du dies gemacht.
-- wenn ich mit 80 im Schaukelstuhl sitze, möchte ich sagen können, ich hab alles getan, was mir wichtig war, habe Erfahrungen gesammt und kann Geschichten erzählen. Wenn ich dann darüber nachdenken muss, was ich nicht getan habe oder darüber sprechen muss, was ich gern getan hätte es aber nicht getan habe, ist doch etwas grundlegend falsch gelaufen in meinem Leben...
Sind wir dann nicht eher Opfer unserer Fantasie? Eben weil wir uns etwas vorstellen und aufgrund dessen wir etwas nicht tun? Anstatt etwas zu erfahren und dann nach Wissen zu handeln?
Natürlich immer um das Wissen realistischer Risiken.
Auch hier das Beispiel, Züchtigung mit einem Rohrstock, die Gefahr zu hart damit bearbeitet zu werden ist ja groß, also langsames heran tasten."

Kann ich verstehen. Der Author hat es noch mal so richtig auf den Punkt gebracht. Dennoch wenn man Kinder hat, ist das immer noch eine andere Sache und da gibt es nicht nur schwarz oder weiss. Es wird immer die Wörter "Verantwortung, Vernunft" geben. Wäge ab und fühle selber vom Kopf und vom Bauch her, was für dich und deine Familie am besten ist, liebe Innueno.

Innueno schrieb:

Ist das nicht eher umgekehrt? Hemmt uns nicht oft der Verstand, etwas zu tun und umzusetzen?

Liebe Innueno,

eine sehr schöne Frage, die auch mich nachdenklich gemacht hat.

Ich bin eher eine, bei der es nicht umgekehrt ist, sondern genau so, wie Du es in der Thread-Überschrift geschrieben hast.
Seit meiner Kindheit bin ich extrem abenteuerlustig und experimentierfreudig, was mir in jungen Jahren so etwas wie VIP-Behandlung in unserer Notaufnahme beschert hat, so nach und nach . Irgendwie habe ich es immer geschafft, meine Vernunft zu knebeln und ruhig zu stellen :kaefig: und habe dann gemacht, was die Leidenschaft mir ins Ohr geflüstert hat .
Man muss aber wohl sagen, ich bin ein ziemlicher Glückspilz, außer harmlosen körperlichen Schäden ist mir nie ernsthaft etwas passiert und die Ärzte haben sich mit der Zeit auch nicht mehr gewundert, wenn ich mit gebrochen Fingern/Zehen/Armen/Rippen oder Gehirnerschütterungen ankam, sie haben dann nur noch gefragt: "Ach, Fräulein Swan, was haben wir denn diesmal angestellt?"
Dabei hatte mein Schutzengel gut zu tun, wenn ich zurückdenke waren auch sehr riskante Aktionen in meiner Jugend und jungen Erwachsenenzeit dabei, die mich schlichtweg mein Leben hätten kosten können. Von ungeschütztem Sex über abenteuerliche Fahrten zu Online-Bekanntschaften über hunderte Kilometer, bei denen tagelang keiner wusste, wo ich war.
Klar haben mich meine Eltern aufgeklärt und mir ein sehr sehr verantwortungsbewusstes Leben vorgelebt, aber wenn das "Teufelchen Leidenschaft" zu übermächtig wurde ... siehe oben .
Immer können einen die Eltern nicht im Auge behalten und irgendwann war das Teufelchen schlau genug, mir immer dann zuzuflüstern, wenn Mama und Papa außer Haus weilten .
Jetzt bin ich heute aber selbst Mama und muss meinem Küken beibringen, möglichst sicher und unfallfrei in ihr Leben zu starten.
Sie ist noch jung, 6 Jahre, und im Moment habe ich sie noch den Großteil ihrer Zeit "unter meinen Flügeln" und bin für sie verantwortlich. Und, was soll ich sagen, wir haben echt ziemlich viel Spaß zusammen, sie ist schon genauso mutig und offen wie ich damals. Wir haben schon Weinbergschnecken gezüchtet, halten 3 Mäuse zusammen mit 3 Katzen, klettern auf Berge und Bäume, reiten wilde Pferde -naja, sie eher noch zahme Ponys- fahren zuammen auf dem Quad durch die Gegend und entdecken gemeinsam noch mehr von der Welt.
Dabei halte ich mich streng an den Leitsatz, den schon Astrid Lindgren dem Vater iher "Ronja Räubertochter" mit auf den Weg gegeben hat, als er sie alleine in den Wald gehen ließ. Ich zitiere die Textstelle einfach mal, wird eben ein langer Beitrag:

Und damit hatte Ronja die Erlaubnis, frei herumzustreunen, wie sie wollte. Vorher aber ließ Mattis sie dies und jenes wissen.
"Hüte dich vor den Wilddruden und Graugnomen und den Borkaräubern", sager er.
"Woher soll ich wissen, wer die Wilddruden und die Graugnomen und die Borkarüber sind?" fragte Ronja.
"Das merkst du schon", antowortete Mattis.
""Na dann", sagte Ronja.
"Und dann hütest du dich davor, dich im Wald zu verirren", sagte Mattis.
"Was tu ich, wenn ich mich im Wald verirre?" fragte Ronja.
"Suchst dir den richtigen Pfad", antwortete Mattis.
"Na dann", sagte Ronja.
"Und dann hütest du dich davor, in den Fluss zu plumpsen", sagte Mattis.
"Und was tu ich, wenn ich in den Fluss plumpse?", fragte Ronja.
"Schwimmst", sagte Mattis.
"Na dann", sagte Ronja.
"Und dann hütest du dich davor, in den Höllenschlund zu fallen",
"Und was tue ich, wenn ich in den Höllenschlund falle?" fragte Ronja.
"Dann tust du gar nichts mehr", antwortete Mattis und stieß ein Gebrüll aus, als säße ihm alles Übel der Welt in der Brust.
"Na dann", sagte Ronja nachdem Mattis ausgebrüllt hatte. "Dann falle ich eben nicht in den Höllenschlund. Sonst noch was?"
"O ja", sagte Mattis. "Aber das merkst Du schon selber so allmählich. Geh jetzt!"
Und Ronja ging.

Daraufhin sprigt Ronja im Wald herum, klettert am Abgrund, springt über den Fluss und übt sich, sich vor den Dingen zu hüten, die ihr Vater ihr beigebracht hat. Aber nicht theoretisch sondern praktisch, ganz nah an der Gefahr.

Was will ich damit sagen? Genauso, wie meine Eltern mir damals, kann ich ihr tausend mal sagen, dass die Herdplatte heiß ist. Wenn sie nicht irgenwann mal erfahren ist, was Hitze bedeutet, wird sie das reichlich wenig kümmern.
Durch meine eigenen Erfahrungen kann ich ihr vielleicht noch ein paar mehr konkrete Ratschläge geben, wo sie sich hüten muss und wie sie am Besten wieder unbeschadet aus der Situation herauskommt.

So kommt man mit kindlicher Neugier auch gut durchs Erwachsenenleben, wie ich finde.
Ich höre nicht auf Alles und Jeden, dann wäre ich nur noch beschäftigt, mich vor irgendwas zu hüten. Wenn mich etwas interessiert, frage ich Personen oder Quellen, denen ich vertraue, ob und wovor ich mich hüten muss und dann lebe ich meine Leidenschaft aus.

Da in mein Leben aber inzwischen 2 ganz wichtige Personen mehr eingebunden sind, hüte ich mich eben ganz konkret davor, nicht mehr leichtsinnig eben dieses aufs Spiel zu setzen. Da muss meine Leidenschaft durch und wird notfalls geknebelt .

Außerdem sind zum Glück Beide, Verstand und Leidenschaft treu ergebene Sklaven meines meist sehr vernünftigen Herrn und wenn eine von beiden mal wieder Überhand nimmt oder Flausen im Kopf hat, weiß Er, mich wieder auf sichere Bahnen zu lenken, damit er mich noch ein Weilchen behält ...

So, was will ich Euch mit diesem morgendlichen doch sehr langen Gedankengang sagen?

Lasst Eurer Leidenschaft ein bisschen öfter mal den Vortritt, ihr werdet sehen es macht echt Spaß !
Und vor den ECHTEN Gefahren müss ihr eben üben, Euch zu hüten .

Eure

~~~Swan~~~