SM und Homosexualität werden immer gesellschaftsfähiger. Das folgt der allgemeinen Richtung des Fortschritts der letzten Jahrzehnte und ist daher nichts Neues: Die Definitionen des Normalen und des Gesunden fallen nicht erst seit heute oft ineinander. SM und Homosexualität waren in unserer Gesellschaft schon lange normal; die Frage ist dabei nur, wie groß wie Abweichung vom Ideal-Normalen sein darf. Wesentlich haben sowohl Sadomasochisten als auch Homosexuelle ihre Freiheit von Bevormundung diesem insgesamt ambivalenten Umstand zu verdanken, vermutlich auch, ohne dass sie selbst allzu viel dazu beigetragen hätten. SM und Homosexualität hindern niemanden daran, in unserer Gesellschaft zu funktionieren; wäre es anders, gäbe es diese Freiheit nicht. Siehe ADHS: In früheren Gesellschaften hätte der Betroffene seine Funktion weiterhin erfüllen können, heute versagt er und muss deswegen behandelt werden. Die zunehmende Gleichgültigkeit gegenüber SM und Homosexualität liegt nur in der Erkenntnis, dass er genauso krank oder gesund ist wie jeder normale Mensch, und dass er seine Funktion ebenso normal erfüllen kann wie diese.
Deswegen nenne ich diese Entwicklung nicht Fortschritt im eigentlichen Sinn, weil die Gründe für unsere neue Freiheit keine humanistisch-fortschrittlichen sind, sondern dem umfassenden Erhalt der gegenwärtigen Gesellschaftsordnung dienen - einschließlich der unfreiwilligen Unterdrückung in diesem Bereich. Ganz abgesehen von der Frage, wie fortschrittlich wir mit unserer neuen Freiheit umzugehen vermögen.
Deswegen nenne ich diese Entwicklung nicht Fortschritt im eigentlichen Sinn, weil die Gründe für unsere neue Freiheit keine humanistisch-fortschrittlichen sind, sondern dem umfassenden Erhalt der gegenwärtigen Gesellschaftsordnung dienen - einschließlich der unfreiwilligen Unterdrückung in diesem Bereich. Ganz abgesehen von der Frage, wie fortschrittlich wir mit unserer neuen Freiheit umzugehen vermögen.