offene Beziehung oder Polyamorie?

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      offene Beziehung oder Polyamorie?

      Hallo ihr Lieben!

      Bisher habe ich es immer so gesehen, dass ich eine offene Beziehung mit meinem Mann führe seitdem ich BDSM auslebe. Ich habe es innerhalb reinen Spielbeziehungen ausgelebt und da kam mir nie der Gedanke an Polyamorie. Klar entwickelt man Gefühle und Zuneigung für den Herrn aber bisher ging es bei mir nie über eine gewisse Grenze hinaus. Ich habe ihn gemocht, man hat sich auch so sehr gut verstanden und beim spielen hat alles sehr gut gepasst. Also hat sich eine Spielbeziehung ergeben.

      Seit ca eineinhalb Monaten habe ich allerdings einen neuen Herrn und da entwickelt sich alles ein bisschen anders - rasanter. Wir sehen uns öfter, die Gefühle gehen viel tiefer und man unternimmt auch so etwas zusammen - nicht nur das Ausleben des BDSM. Er ist ungebunden und er sagt mir, dass er schon sehr tiefe Gefühle entwickelt hat in der kurzen Zeit. Mir geht es da nicht anders. Aber es ist anders, auf einer anderen Ebene sozusagen.

      Meine Liebe zu meinem Mann hat sich aber nicht verändert. Ich liebe ihn immer noch genauso wie vor 2 Monaten oder einem Jahr.
      Irgendwie fühlt es sich für mich so an, als würden sich diese beiden Beziehungen ergänzen und zusammen das perfekte Gefühl für mich darstellen.

      Ist es möglich, dass sich das so ändert?
      Wie kann ich dieses Thema meinem Mann sehr schonend nahe bringen?
      Habt ihr ähnliche Erfahrungen schon mal gemacht?

      Lieben Gruß

      Re: offene Beziehung oder Polyamorie?

      Da muss ich passen, Spielbeziehungen waren für mich immer nur Affären wenn ich liiert war... zudem verliebe ich mich wenn dann in die Frau und eben nicht die Sklavin... aber vielleicht kennen andere die Situation besser, einfach ist sie sicher nicht.
      "Es ist gleich willkürlich, ob man den Leuten sagt: ihr sollt nicht frei, oder: ihr sollt und müsst gerade auf diese und keine andere Weise frei sein." Joseph von Eichendorff

      Re: offene Beziehung oder Polyamorie?

      Hallo,
      vielleicht kann ich helfen und mit meiner Erfahrung etwas Mut machen.
      Bei mir war es ebenfalls so. Mein Mann hat nichts mit BDSM zu tun und als ich meine Neigung entdeckt habe, durch eine affäre (die dann auch zu meinem Dom wurde und immer noch ist) habe ich es lange vor meinem Mann verheimlicht. Und bei der Anzahl von blauen Flecken, zog die Ausrede "ich bin die Treppen runtergefallen" irgendwann nicht mehr ;) Er hat es rausgefunden und es gab erstmals ein Zenova, aber ich konnte die "Affäre" nicht mehr beenden. Ich hing zu tief drinnen, vorallem mit meinen Gefühlen und auch meinem Herrn ging es nicht anders. Ich hatte darauf eine sehr sehr lange Aussprache mit meinem Mann und er meinte "OK versuchen wir es". Mittlerweile wohnt mein Herr mit mir und meiner Familie zusammen und mein Mann und mein Herr verstehen sich super und sind enge Freunde geworden. Es ist für uns mittlerweile "normal" auch wenn es nicht nach aussen posaunt wird... Ich liebe meinen Mann wie am ersten Tag und würde ihn für nichts mehr hergeben und ich liebe meinen Herrn und auch ihn würde ich nicht mehr hergeben.
      Ich denk es ist wichtig das die Fronten geklärt sind. Es ist eine Ergänzung zueinander auch wenn es Gegensätze sein mögen. Der eine gibt mir den einen Teil und der andere den anderen. Ich brauch beides....das bin ich
      Viele Grüße Larissa

      Re: offene Beziehung oder Polyamorie?

      Ich lebe mit meinem Mann in einer geöffneten Beziehung die sich auch sehr stark Richtung Polyamorie bewegt. Wobei es mir dabei schon schwer fällt ein so genau Trennung oder Abgrenzung zu finden. Wo fängt denn Polyamorie an? Wenn ich den anderen "danach" nicht sofort von der Bettkante schubbse- wenn ich ihm Freund in schwierigen Lebenslagen bin´oder erst wenn er bei uns zu Hause mit einzieht? Nun wir bewegen uns da irgendwo im Bereich des Mittleren.

      Es ist sehr, sehr schwer Dir irgendwelche Ratschläge zu geben. Ich kann Dir nur sagen ich kann Deine Verwirrung sehr gut nachspüren. Mir ist es ebenso gegangen und geht es zum Teil immer noch. Schon ganz zu Anfang des Experimentes öffnen der Ehe für andere sexuelle Erfahrungen haben sowohl mein Mann als auch ich sehr schnell festgestellt: wir können das einfach nicht- wir können nicht mit einem Menschen intim sein ohne in diesen zumindest Hals über Kopf verliebt zu sein. Das war einerseits eine Irgendwie erschreckende Feststellung (weil man dem Partner ja dann sehr viel mehr Freiheit als nur die sexuelle Freiheit zugestehen muss) anderseits auch wieder eine sehr beruhigende- denn um ehrlich zu sein- ich möchte gar nicht mit einem Mann verheiratet sein der das kann. Ich möchte mit einem Mann verheiratet sein der noch in der Lage ist sich richtig schwer zu verlieben- und ich nehme dafür in Kauf das ich dann eine Zeitlang etwas weniger Aufmerksamkeit bekomme bzw. um diese konkurieren muss. Glücklicherweise kam mein Mann in Bezug auf mich zu einer ähnlichen Erkenntniss auch wenn ihn die Eifersucht etwas mehr piekst als mich. Auf dieser Basis gründent sind wir halt alle Schwierigkeiten die damit einhergehen angegangen und tun das noch. Die Befindlichkeiten die da verletzt werden können sind so unausdenkbar zahlreich, dass ich es für ganz ganz wichtig ober eigentlich essentiell halte das beide Partein erst einmal klar für sich sagen können: ja ich kann mir vorstellen Liebe zu teilen- sonst wird man mit den Schwierigkeiten nicht fertig.

      Ich schreib jetzt hier mal lose auf was mir an Schwierigkeiten einfällt die uns begegenet sind und wie wir sie gelöst haben (*gg ich hoffe das ergibt zusammen dann irgendeinen Sinn) also:
      - Frisch verliebt würde man mit dem Angeschmachteten natürlich am liebsten jede freie Minute verbringen, Bäume ausreißen, in den Sonnenuntergang reiten und so halt. Selbst wenn der Partner grundsätzlich mit allem einverstanden ist, kann sich das ganz schön scheiße anfühlen- ich halte es dafür ganz wichtig hier bewusst Pausen einzulegen- sich ganz bewusst nur und ausschließlich um den einen Mann zu kümmern (um den eigenen) und dem anderen auch ganz klar zu sagen das zu dieser Zeit keine Anrufe; SMS, Emails oder was auch immer erwünscht sind. Das gibt dem in Deinem Fall ja auch ungebundenen Mann (der wahrscheinlich nach einer Vollwertigen Partnerin sucht) Zeit nachzufühlen ob er das denn überhaupt kann- ob er denn überhaupt akzeptieren kann das er zwar geliebt wird aber dennoch gewissermaßen die zweite Geige ist.

      - Jede Beziehung braucht ihre Zeit ganz für sich allein! Es kann schnell das Gefühl für Dich aufkommen das Du Dich am liebsten zerteilen würdest um überall den Platz einzunehmen den der jeweilige geliebte Mensch Dir zuweist. Das geht aber gar nicht- und so kann man sich zwischen zwei Menschen verdammt einsam fühlen. Wir haben für und festgelegt, dass jede Beziehung ihre Primezeiten hat- das meint das mein Herr mich nicht zu jeder Zeit zu Hause erreichen kann, weil werder ich mich ständig teilen möchte noch mein Mann mich ständig Teilen möchte. Gleichzeitig mein Mann mir aber einräumt mich nur in Notfällen anzurufen wenn ich mit meinem Herrn zusammen bin.

      - Es ist ein schmaler Grad zwischen Ehrlichkeit und sinnloser Verletzung. Bei einer solchen Beziehungsform ist es wichtig offen zu sein, über Gefühle und Befindlichkeiten zu sprechen. Gleichzeitig sollte aber jedes Paar für sich eine Art Privatssphäre haben. Ich würde es zB. als Loyalitätsbruch empfinden würde mein Mann sich bei seiner Geliebten über Streitigkeiten mit mir beschweren und ich würde andersrum so etwas nie tun.

      Überhaupt ist mir bei allem teilen sehr wichtig, dass mein empfinden von Loyalität nicht verletzt wird. Dies schließt irgendwie mit ein das Liebhaber oder Liebhaberinnen der Ehepartner und der Ehe grundsätzlich wohl gesonnen sind und sich diesem gegenüber loyal verhalten. Jeder Mensch hat mal schwache Momente und ich kann mich nur einem Herrn anvertrauen der kein Interesse daran hat mich von meinem Mann zu entfernen.

      Das sind nur so ein Paar Gedanken und ich fürchte sie zeigen schon wie schwierig alles sein kann und wieviel Freiheit im Denken und Fühlen nötig ist und letztlich wieviel Großmut allen Beteiligten dabei abverlangt wird.

      Und dennoch es lohnt sich...

      lg redcat

      Re: offene Beziehung oder Polyamorie?

      Liebe redcat und liebe Larissa,

      ich danke euch beiden sehr für euren ausführlichen Antworten. Ihr habt mir schon ein Stückchen weitergeholfen.
      Schön, dass es Gleichgesinnte gibt. Da fühlt man sich doch gleich nicht mehr so verzweifelt und ein bisschen allein :)

      Re: offene Beziehung oder Polyamorie?

      ja, die Erfahrung, dass es einem an Ende zerreißt, wie ein Stück Papier und man schlussendlich weder die Frau des einen noch die Sub des Anderen ist...
      Man ist sich selbst soweit entfernt, dass man anfängt seine Neigung zu hassen und das was man jeweils für beide Partner empfindet. Irgendwann ist man der Verzweiflung nahe und hat Angst davor , dass man sich doch eines Tages entscheiden muss. Und das eine Entscheidung kommen wird, ist so klar wie Kloßbrühe....

      Wenn man zwei Männer liebt bleibt man am Ende auf der Strecke... Emotional und ganz sicher als Frau..... Derartige tiefe Gefühle gehen weit über eine sagen wir mal " normale Spielbeziehung " hinaus und kann zu nichts Gutem führen.

      lg brie