Auferlegtes Schweigen

      Stille und Schweigen sind etwas Wundervolles! Für mich sind beide Begriffe zentrale Bestandteile einer Beziehung. Das liegt daran, dass Schweigen in meinem Denken und Fühlen nicht auf „sich nichts zu sagen haben“ verweist, sondern - im Gegenteil - die Momente der allertiefsten Übereinstimmung markiert, der größten Nähe und Intimität, des ganz und gar bei sich selbst und seinem Partner Seins.

      Ohne diese Phasen der Stille sind wir nicht wirklich wir selbst, sondern lediglich Getriebene, ohne Rast, ohne Muße, ohne die Fähigkeit zum Genuss, unreflektiert in unserem Denken und Handeln. Herz, Seele und Verstand verlangen geradezu nach solchen Inseln der Ruhe, nicht immer und nicht jederzeit, aber wenn, dann tun sie es deutlich und stark.

      Und das Schweigen spürt das offenbar, denn es kommt meist ganz von selbst zu uns – oder es überkommt uns – wenn wir es nötig haben, wenn wir seiner bedürfen. Ein wunderschönes Geschenk, zu unterschiedlichsten Zeiten, in unterschiedlichsten Situationen, auch – ja, gerade auch – in einer Session.

      Dort sind es die intensivsten Momente, das tatsächliche Loslassen des einen und das geradezu über-sinnliche Gerichtet-Sein des anderen Partners auf den Loslassenden, den Fliegenden, in denen Dom und Sub zwar hochintensiv miteinander kommunizieren, Worte dabei aber nur noch selten das Mittel der Wahl sind.

      Das alles geschieht im besten Fall ohne Plan, ohne Absprache, intuitiv aus sich selbst heraus, und es ist gerade diese Natürlichkeit, die dafür sorgt, dass es sich immer wieder gut und vollkommen richtig anfühlt.

      Verordnetes Schweigen demgegenüber? Nein, sorry, nichts für mich, nicht meine Welt. Schweigegebote – egal ob für den Verlauf einer Session oder sogar für einen längeren Zeitraum - sind für mich keine Übungen in Disziplin, sondern die schlichte Degradierung der Sub-Side vom Partner zum Objekt.

      Wer das braucht, um das vielbeschworene und umraunte Machtgefälle zwischen Dom und Sub noch um einen weiteren Tick steiler zu machen, nun… Ich wünsche mir stattdessen auch in der Session Augenhöhe – das ist kein Widerspruch in sich – und dafür ist verbale Kommunikation der Schlüssel. Führen und Folgen sind kommunikationsgeleitet, ebenso wie das Artikulieren von Wünschen und Vorstellungen, wie die Fürsorge zwischen Dom und Sub und das oft so vernachlässigte Feedback mit wieder klarem Kopf danach.

      Und außerdem: Was geschieht denn mit unserem Kopfkino, wenn Kommunikation zur angeordneten Einbahnstraße wird? Wo bleibt der Mindfuck - der für mich immer auch in der realen Session zentraler Kickpunkt bleibt - wenn der Dialog zwischen den Partnern bewusst gekappt wird?

      Nein, lasst uns lieber miteinander reden. Worte der Liebe, des Begehrens, unserer Erregung, des Schmerzes, der Lust… Schöne Worte, schmutzige, komische… Geflüstert, herausgeschrien, kommandiert oder einfach nur ganz ruhig gesprochen…

      Das Schweigen kommt ganz von selbst zu uns – wenn wir seiner bedürfen. Als Geschenk.
      Ich schweige viel, wenn ich beim Master bin. Und dieses freiwillige Schweigen finde ich auch sehr schön. Aber gleichzeitig ist Schweigen als Strafe für mich das Schlimmste. Lieber werde ich keusch gehalten, als nichts sagen zu dürfen. Gerade wenn ich die Strafe bekommen hab, hab ich das Gefühl ihm ganz viel sagen zu müssen und mich ohne Sprache gar nicht ausdrücken zu können.
      ... diesen eigentlich doch sehr schönen Thread mal wieder hervorkrame :)

      Hmm ... Ich finde, das hat schon was, den Partner für einen gewissen Zeitraum zum Schweigen zu verdammen oder dessen kommunikatorischen Spielraum auf wenige festgelegte Sätze einzudampfen. Ich meine schon, dass das auch die Selbstreflektion und Konzentration eminent erhöht.
      Gerade auch im öffentlichen Kontext hat das großen perfiden Reiz, finde ich :yes:

      Wobei ich dieses Mittel persönlich nicht überstrapazieren würde.
      Interessantes Thema!

      Sprechverbot im Alltag wäre schlecht oder nur mit sozial schädigenden Konsequenzen umsetzbar, wegen meiner Tochter, Kommunikation mit Lehrern, Eltern, ect. Auch im Job ist es nicht möglich, ein solches Verbot einzuhalten ohne sich ernsthaft zu schaden.

      An kindfreien Wochenenden, zum Stammi, auf Partys, auch unter Freunden ohne BDSM Hintergrund, stelle ich es mir schwierig aber durchaus anregend vor, nicht oder nur auf ausdrückliche Erlaubnis von ihm sprechen zu dürfen.
      Einerseits deshalb, weil ich denke, das ich viel mehr bei mir / uns wäre und andererseits auch, weil ich es als Demütigung / Erniedrigung empfinde, mich nicht äußern zu dürfen. Vorallem dann wenn ich angesprochen würde und er dann ganz klar sagt 'Sie darf nicht sprechen / antworten'.

      Seine15 schrieb:

      Auch im Job ist es nicht möglich, ein solches Verbot einzuhalten ohne sich ernsthaft zu schaden.
      Das wäre für mich selbstredend auch vollkommen tabu!

      Und um diesen Auszug nochmal aufzugreifen:

      hommedelettres schrieb:

      Und außerdem: Was geschieht denn mit unserem Kopfkino, wenn Kommunikation zur angeordneten Einbahnstraße wird? Wo bleibt der Mindfuck - der für mich immer auch in der realen Session zentraler Kickpunkt bleibt - wenn der Dialog zwischen den Partnern bewusst gekappt wird?
      Das kann ich so ganz und gar nicht teilen. Denn das würde ja gleichzeitig einem stummen Menschen kommunikatorische Kompetenz vollkommen absprechen. Und wer sich mal mit einem solchen Menschen "unterhalten" hat, der weiß, dass es weit mehr Möglichkeiten der Interaktion gibt als das gesprochene Wort. Nein! Es verändert und kanalisiert die Kommunikation, aber es kappt sie eben nicht!
      Interessantes Thema, danke dafür @Miss C

      Während einer Session besteht für mich grundsätzlich Sprechverbot, es sei denn mein Liebster erteilt mir die Erlaubnis.
      Im Alltag ist miteinander reden ein ganz wichtiger Bestandteil.
      Für mich ist Schweigen auch etwas schönes. Die nonverbale Kommunikation finde ich noch interssanter, weil man durch sie
      mehr von einem Menschen erfahren kann. Worte kann man sich zurecht legen, Mimik und Gestik eher weniger.
      Schweigen, zuhause, über einen festgelegten Zeitraum wäre für mich keine Strafe.
      ui tolles Thema :D

      Also in erster Linie sehe ich ein Langzeitsprechverbot als nicht machbar an. Wie hier bereits @Herr Basti und hommedelettres meinten, würde mir die Kommunikation dadurch fehlen.

      Andererseits würde ich mich bei einem kürzeren Zeitraum @Sir_MarcO anschließen.

      Es kann bestimmt sehr intensiv sein, sich auf andere Kommunikation als sprechen, konzentrieren zu müssen. Und für mich wäre es definitiv eine Herausforderung. Ich rede schon gerne, manchmal sogar mit mir selbst, wenn ich was nicht vergessen mag oder mich auf ein Gespräch vorbereiten will. Oder auch singen unter der Dusche X/
      Und wenn es dann noch vor Freunden wäre, würde mir auf jeden Fall was rausrutschen :D

      Es stimmt, sobald man nicht mehr reden darf, hat man plötzlich viel zu sagen,sehr faszinierend eigentlich :)

      In einer Session nicht zu reden hingegen würde mir sehr leicht fallen. Da Krieg ich meistens sowieso keine Worte zusammen. Hauptsache andere Geräusche sind ok :D

      Fazit:Sprechverbot als Strafe oder auch als Versuch, mehr in sich hinein zu schauen, wären definitiv Optionen. Ausprobiert hab ich es aber noch nie :)
      Fülle mir dein Denken
      Deinen Willen in mich ein
      Heute will ich mich dir schenken
      Will von Dir besessen sein

      *ASP - werben*
      Ich bräuchte Urlaub ohne Kinder um das mal testen zu können,...Die Erfahrung würde ich aber gerne mal machen. Ich denke es wäre reizvoll. .. Eine Freundin und ich haben das mal an einem Festival gemacht. Wer als erstes das Schweigen bricht.. Auf der Rückfahrt haben wir dann gleichzeitig angefangen.. Allerdings wurde es mir da ja nicht befohlen....

      Danke für das schöne Thema
      Ich denke, das einzige, dass mich bei der Stange halten würde, wäre der eiserne Wille, meinem Herrn gehorchen zu wollen.
      Ich bin auch ein sehr kommunikativer Mensch, aber wenn er mir Schweigen befiehlt, zB beim Sex (wo mir das für gewöhnlich fast unmölich ist) dann schaffe ich das auch...eben, weil ich gehorsam sein will.
      Wie lange ich allerdings schweigen könnte, weiß ich nicht....und ganz ehrlich.... das muss ich auch gar nicht unbedingt herausfinden....
      Schönes Thema :)

      Da ich auch interessiert an Petplay bin ist mir der Gedanke nicht fremd. Wenn man Geräusche nicht als Sprache wertet, dann finde ich das sehr spannend. Für mich bringt das mehr nähe, mehr Aufmerksamkeit von beiden Seiten. Man muss sich kennen um Bedürfnisse des anderen auch durch Gesten oder Geräusche verstehen zu können. Genau wie ich es auch mag Anweisungen durch Handzeichen zu bekommen. Also nonverbale Kommunikation nicht nur auf meiner Seite.

      Beruflich wäre das für mich unmöglich nicht reden zu dürfen. Das würde nicht umsetzbar sein. Aber so Phasenweise finde ich das sehr erholsam. Manchmal ist das für mich auch eher ein nicht reden müssen. Ich kann mir das auch unter Menschen vorstellen die Bescheid wissen oder nur mit meinem Partner über einen abgesprochenen Zeitraum. Danach hätte ich dann aber sicher einiges an redebedarf. Vielleicht auch in einer Art die mir erlaubt ab und zu eine Frage zu stellen. Oder wichtige Fragen zu notieren und sie ihm dann nach dem Zeitraum vorzulegen. Was ich mir gar nicht vorstellen kann ist keinen Muks von mir geben zu dürfen, also auch keine Geräusche mehr zu machen, dass würde ich nicht lange aushalten. Nur durch Mimik und Gestik und nicht mal auf sich aufmerksam machen können, fände ich sehr schwierig.

      Was auch eine interessante Option wäre, über verschiedene Themen nicht reden zu dürfen. Also wenn man z.B. immer Stress auf der Arbeit hat und sich nur noch mehr aufregt wenn man dann darüber redet, langsam dahin zu kommen, nicht mehr darüber reden zu dürfen und das damit dann einfach abzulegen. Es ist wohl so, dass man sich nur noch mehr stresst, wenn man dann noch lange über so Kleinigkeiten nachdenkt. Am Anfang müsste man das sicher erst abbauen und in das richtige Gefühl rein kommen, aber dann stelle ich mir das erholsam vor. Dann kann man sich auf wichtigere Dinge konzentrieren.

      Was mir auch schon passiert ist, dass mir ein Wort verboten worden ist. Das hat zwar ein bisschen gedauert, bis ich das aus meinen Sprachgebrauch raus hatte, schriftlich war das leichter als beim Sprechen, aber jetzt sage ich es immer noch nicht wieder. Ihm hatte das nicht gefallen, weil ich ihm dann nicht genug Aufmerksamkeit geschenkt habe und das eher flapsig rüber gekommen ist. Die Begründung konnte ich sehr gut nachvollziehen und es war nichts was mir fehlen würde oder grundlegend gewesen war. Das ist leicht zu ersetzen.

      Ich denke also da gibt es auch verschiedene Variationen und interessante Kombinationen. Wenn man das übergeordnet als Sprechverbot bezeichnet.
      mein herr hat das es vor kurzem entdeckt, dass er ja so mein plappermaul still legen kann - und ich natürlich das erst nicht hinbekommen habe, gabs auch strafen dafür. aber mittlerweile mache ich das schon besser - ich würde so gar "sagen" fast gut. das verbot ist bei uns eher wenn er konzentriert was noch für seine arbeit machen muss oooder wenn er etwas im tv sehen will - ungestört. wenn ich dann mit auf dem sofa bin, deutet er mir ab und zu mal an, dass ich mich um seinen schw.... kümmern sollte oder wir schmusen einfach nur so. wenn das spiel oder die sendung zu ende ist darf ich auch wieder reden. mein ziel ist es natürlich von mir aus besser zu erkennen, wann ich besser mein mund halten sollte, damit er nicht es verbieten muss und ich etwas vorausahne wie er es wohl möchte.
      Freut sich immer über liebe PM.s... :)
      Bis jetzt kenne ich das nur anhand eines aus dem Spiel heraus entstehenden "halt den Mund!", was sich dann nur auf die Situation/den Augenblick bezieht, bzw. wenn ich seine Fußbank etc war.

      Ich würde es prinzipiell als sehr reizvoll empfinden, für einen längeren Zeitraum schweigen zu müssen.
      Natürlich nicht so, dass es sich in mein berufliches oder soziales Leben hineinzieht, sondern nur zwischen mir und meinem Partner.
      Rollenspieltechnisch könnte ich mir auch vorstellen, das mit der Rolle einer schweigenden Dienerin/eines Hausmädchens etc. zu verbinden.

      Mich reizt daran zum einen der Zwang.
      Zum anderen würde ich dazu gezwungen werden, zur Ruhe zu kommen - was wieder eine wesentliche stärkere Konzentration auf mich, auf ihn und auf die Situation zur Folge hätte. Ich kann oft schlecht abschalten; das würde mich dazu zwingen bzw. dabei unterstützen.

      Doch, das könnte mir gefallen *Wunschzettel ergänz*
      Wahrscheinlichkeitsfaktor 1 zu 1. Wir haben Normalität erreicht, ich wiederhole, wir haben Normalität erreicht. Alles, womit Sie jetzt noch immer nicht fertig werden, ist folglich Ihr Problem.
      ______________________________________________________________________________________________________________
      Multiple exclamation marks,' he went on, shaking his head, 'are a sure sign of a diseased mind.'