BDSM-Beziehung mit Machtgefälle einfacher?

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      BDSM-Beziehung mit Machtgefälle einfacher?

      Hallo,

      ich hatte bisher zwei "normale" Beziehungen zu Männern in der Vergangenheit und irgendwie waren diese mit viel "Arbeit" verbunden.
      Gut, im Endeffekt lag wohl auch viel einfach daran, dass es eben nicht wirklich gepasst hatte zwischen uns.

      Ein deutliches Beispiel war für mich die Lust innerhalb der Beziehung. Ich bin ein sehr empfindlicher, emotionaler Mensch und wenn es Auseinandersetzungen oder Streit gab, dann war meine Lust auf Sex komplett ausgelöscht. Auch wenn ich selbst Probleme oder Stress hatte, sei es mit der Arbeit oder Sonstigem...dann konnte ich einfach nicht. Das führte wiederum zu weiteren Unstimmigkeiten und natürlich auch zur schlechten Laune der Männer.
      Ich mag keine Streitgespräche und habe so einige davon als äusserst anstrengend in Erinnerung.

      In meiner jetzigen D/s-Beziehung haben wir das Machtgefälle durchgehend. Damit meine ich nicht dass er ständig den strengen Dom raushängen lassen würde....irgendwie sind wir trotzdem auf Augenhöhe. Wir diskutieren auch (im Freundlichen) über alle möglichen Themen und wenn es um Entscheidungen geht hört er sich immer meine Seite und meinen Standpunkt an. Nur steht eben fest, dass er am Ende die Richtung angibt und er kann mich mit kleinen Gesten oder Worten sehr schnell dazu bringen das zu akzeptieren falls ich mal wieder zickig war.
      Das Thema Sex....auch jetzt gibt es noch Tage an denen ich einfach keine Lust verspüre....es steht aber fest dass er darauf keine Rücksicht nehmen muss (Krankheit o.Ä. steht natürlich ausser Frage) und genau das lässt meine Lust dann doch irgendwann wiederkommen.

      Ich empfinde diese Art der Beziehung nun als so viel "einfacher" und positiver und habe das Gefühl dass uns dieses Machtgefälle so Einiges an Beziehungsarbeit erspart. Vielleicht liegt es aber auch schlichtweg daran, dass wir wirklich zusammenpassen. :)

      Wäre schön ein paar Meinungen und Erfahrungen von Euch dazu zu bekommen.
      Ich finde so eine Beziehung nicht einfacher, denn man kommt in keinem Fall um äußerst ausgeprägte Beziehungsarbeit drumrum. Vielleicht ist solch eine Verbindung jedoch ehrlicher. Zumindest kann sie es sein. Es gibt kein Gerangel, sondern klare Grenzen und Zuständigkeiten. Wer sich seiner selbst sicher ist, der braucht seine Position nicht immer wieder vor sich und dem Parner bestätigt wissen und so bleibt Zeit für das Wichtige im Leben. Das kann zu einem Gefühl von "es ist einfacher" führen, weil man keine Kräft verschwendet auf Belange, die bei anderen Konstellationen doch immer auch ihre Daseinsberechtigung einfordern.

      Wenn bei so einer Beziehung Menschen aufeinander treffen, die aus den falschen Gründen in solch eine Verbindung gegangen sind kann das ganz anders aussehen. Manch einer sucht nur Versorgung, andere denken es ist Weltflucht möglich, wieder welche suchen ein Actiongame und sehen sich mit profanem Leben konfrontiert ... die werden es nicht als einfacher erleben, sondern zusätzlich zur Überforderung und fehlender Erfüllung auch mit Hinterfragung ihrer Person auf der Strecke bleiben.

      Was nicht passt - kann eben nicht passend gemacht werden. :)
      <<<Toleranz sollte nur eine vorübergehende Gesinnung sein: Sie muß zur Anerkennung führen. Dulden heißt beleidigen.>>>
      Johann Wolfgang von Goethe
      Ich denke, ob man eine Beziehung mit dauerhaftem Machtgefälle einfacher/stressfreier/befriedigender als andere Beziehungen findet, liegt daran, worauf man selbst steht. Für einen devoten Mann ist eine Beziehung mit einer dominaten Frau wohl meist "einfacher" als die Beziehung mit einer masochistischen Frau. ;)
      Ich glaube ich versteh was du meinst Malefica35
      Zumindest empfinde ich ähnlich. Aber ich muss auch me-la recht geben. Für mich ist es jetzt leichter mit einem Partner mit dem ich offen über alles sprechen kann, im zweifel klar ist wer die "Hosen an hat" und man so sein kann wie man ist.
      Nur muss man dafür eben auch wissen was man möchte und braucht. Jemand der eine gleichberechtigte Beziehung führen will, würde es wahrscheinlich als sehr anstrengend empfinden wenn sich der Freund versucht durchzusetzen oder eben die Richtung bestimmen will. Ich hoff du verstehst was ich sagen will.
      Aber ich finde es sehr schön wenn dir die Form der Beziehung so gut tut und drück die Daumen das es weiterhin so gut läuft.
      Eine Beziehung ist nur so einfach, wie die Leute, die sie führen. Da kanns von mir aus auch eine 24/7-TPE-Beziehung sein; Sobald einer der Beteiligten auf Zicke schaltet, wirds anstrengend.
      Warum zum Teufel sollten BDSM- oder DS-Beziehungen denn einfacher sein? Idealisierte Wunschvorstellung nennt man sowas. Und das ist eine Tatsache, die sich viele Anfänger und leider auch viele Alteingesessene gern einbilden. Ist aber totaler Unsinn und absolut realitätsfremd.
      Wer mit mir spielt, ist selber schuld.
      @nur d

      vielen Dank...Du hast das wirklich sehr treffend geschrieben. Das ist es wohl auch bei mir...es fühlt sich für mich einfacher und leichter an, und es ist ein Gefühl des Angekommen-seins.
      Der Alltag ist trotzdem da, natürlich....und er wird auch noch viel deutlicher kommen für uns als bisher.
      Vielleicht kommt es mir dann nur Alles so viel "einfacher" vor, weil es eben für uns Beide genau die passende Konstellation ist.
      Dass Du es in Deiner jetzigen Beziehung so empfindest, @Malefica35, mag durchaus daran liegen, dass Dein Partner in der Lage ist, achtsam mit Dir zu kommunizieren (Dir zuzuhören, auf Dich einzugehen, seine Sicht der Dinge zu erläutern etc.). Das ist eine schöne Gabe und Dir und Eurer Beziehung tut das gut

      Beziehungsarbeit ist in allen Beziehungen notwendig, egal ob im BDSM-Komtext oder nicht. Achtsame Kommunikation ist sicher kein Allheilmittel, aber es erleichtert die Beziehungsarbeit doch ungemein.

      LG Baribal
      Kann, muss aber nicht.

      Ich habe ziemlich genau dieselben Erfahrungen wie @Malefica35 gemacht. Meine ersten Beziehungen waren mit Vanillas und gingen nie lange gut, weil wir einfach von unserer Mentalität her zu unterschiedlich waren. Sie konnten mir nicht die Stirn bieten, was ich genutzt habe, um mich durchzusetzen und zu ständigen Spannungen geführt hat. Es hat immer etwas gefehlt, nur dass ich damals noch nicht genau wusste, was es ist.

      Die Beziehung mit meinem ersten dominanten Partner hat immerhin fast 11 Jahre gehalten. Er war immer da, hat mich geführt, beschützt, war mein Fels in der Brandung und wir waren einfach in den für mich essentiellen Dingen auf einer Wellenlänge. Ich brauche jemanden, der in der Beziehung die Hosen anhat und mir eine Richtung vorgibt bzw. mich führt.

      Zugleich denke ich aber auch, dass ich Glück hatte, weil unsere Vorstellungen von einer D/s-Beziehung kompatibel waren. Andernfalls hätte das auch zu vielen Konflikten führen können. Es kann einfacher sein, weil beide sehr konkrete Vorstellungen haben, die eine Richtung vorgeben, und die Bereitschaft haben, daran zu arbeiten und entsprechend zu kommunizieren. Wenn das gelingt - gut. Aber genau das sehe ich zugleich auch als Mehraufwand gegenüber Vanilla-Beziehungen. @nur d drückt das wie ich finde sehr treffend aus.

      In einer Beziehung egal welcher Art muss es einfach stimmen. Punkt. Kenne umgekehrt auch Vanilla-Beziehungen, wo beide Partner in perfekter Harmonie leben :D
      "Nein, ich bin nicht pervers. Die anderen sind einfach nur prüde." :ninja: