BDSM, ein trojanisches Pferd für Beziehungen zwischen Anfängern?

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      Ich hab nun mal schnell gegoogelt, wegen Trojanisches Pferd. Also meine Erinnerung an den Geschichtsunterricht hat sich bestätigt. Als die Griechen Troja nicht erobern konnten, hatten sie kurzerhand ein hölzernes Pferd , vollbepackt mit Soldaten im Feindesland eingesetzt.
      Aber was bitte, hat das mit BDSM zu tun? Meiner Meinung nach allenfalls der Ideenreichtum, und der ist ja nun wirklich präsent bei BDSM. Oder habe ich da was falsch verstanden?
      Man verzeihe mir meine unvermeidliche Aufmüpfigkeit.
      LG Emilia :pardon:
      Teufelchen im Blut, Engelchen im Herzen
      und ein bisschen Wahnsinn im Kopf 8)

      Emilia schrieb:

      Ich hab nun mal schnell gegoogelt, wegen Trojanisches Pferd. Also meine Erinnerung an den Geschichtsunterricht hat sich bestätigt. Als die Griechen Troja nicht erobern konnten, hatten sie kurzerhand ein hölzernes Pferd , vollbepackt mit Soldaten im Feindesland eingesetzt.
      Aber was bitte, hat das mit BDSM zu tun? Meiner Meinung nach allenfalls der Ideenreichtum, und der ist ja nun wirklich präsent bei BDSM. Oder habe ich da was falsch verstanden?
      Man verzeihe mir meine unvermeidliche Aufmüpfigkeit.
      LG Emilia


      Es ist eine Metapher ;)

      Für mich ist eine Beziehung ein geschützter Bereich von zwei Personen (Troja war durch die Mauer geschützt). Viele sehen BDSM wenn sie es gemeinsam entdecken als großes schönes Geschenk an (Trojaner zogen das Geschenk/Beutestück in die befestigte Stadt) und merken nicht (Finte Soldaten im Bauch), dass darin verpackt auch eine Menge Gefahren (Soldaten welche die Tore öffneten und dann strömten die Griechen hinein welche die berauschten Trojaner niedermetzelten) lauern.
      "Es ist gleich willkürlich, ob man den Leuten sagt: ihr sollt nicht frei, oder: ihr sollt und müsst gerade auf diese und keine andere Weise frei sein." Joseph von Eichendorff
      Das hölzerne Pferd war ein Geschenk, über das sich die Feinde zunächst sehr gefreut haben. Und es durch ihre Schutzmauern hindurch angenommen haben.

      Die Freude hat sich dann recht schnell gelegt, als der unliebsame Inhalt des "Geschenks" sich offenbarte. ;)

      Übersetzung: Zunächst ist die Freude groß, wenn ein Pärchen zusammen BDSM entdeckt. Es kann sich aber auch als sehr zerstörerisch für die Beziehung entpuppen.

      *gnarf* jetzt war er wieder schneller...
      Liebe Nachbarn, Freunde, Bekannte, Arbeitskollegen, Familie: Ich bin entsetzt, auf was für Seiten ihr euch rumtreibt! :frech:

      Lernen durch Schmerz ist nicht angenehm, aber unglaublich effektiv... :evilfire:
      Die Entdeckung von BDSM mag eine Gefahr für eine Beziehung sein, aber das ist doch per se nichts negatives? Ich denke, wenn in einer Partnerschaft fundamentale Dinge (und dazu zähle ich Sexualität und BDSM) nicht zusammenpassen, dann ist doch die Trennung etwas gutes, da man endlich aufhört ungesunde Kompromisse einzugehen.
      Meine letzte Beziehung ist an der Entdeckung von BDSM und an nicht komplimentären Neigungen zerbrochen, aber rückblickend gesehen, war es gut, dass es passiert ist. Ich habe mich gegen die bestehende Partnerschaft und für mein Glück entschieden. So war BDSM zwar das Ende für meine letzte Beziehung, aber es war auch meine persönliche Rettung. Ich wäre auf Dauer in der letzten Beziehung immer unglücklicher geworden, einfach weil mir etwas gefehlt hat.
      Aus meiner Sicht verhält sich das so:

      Wenn es in einer Beziehung Notwendigkeit wurde, den Partner vor Informationen oder Gelgenheiten abzuschirmen, um die Beziehung nicht zu gefährden, dann existiert gar keine Beziehung mehr, sondern nur noch Abhängigkeit.

      Und das hat nun gar nichts mit BDSM selbst zu tun, das bezieht sich auf alle Bereiche aus meiner Sicht - absolut uneingeschränkt.
      Sehr schöner Thread @Gentledom :) Ich finde es sehr interessant, die vielen Antworten zu lesen und finde mich in fast jeder ein kleines Stückchen wieder.

      Es hat eine Weile gedauert, meine Gedanken zu diesem Thema zu sortieren und ich hoffe, mein Beitrag liest sich nicht allzu chaotisch :D Da ich mich noch eher zu den Anfängern zähle, gehe ich nur auf den Teil ein, wo ich bereits Erfahrungen gemacht habe.

      Ich sehe es übrigens wie du, Gentledom, dass BDSM den Menschen in seiner Persönlichkeit nicht verändert. In seinem Auftreten und seinem Bewusstsein bzw. seiner Wahrnehmung schon, aber nicht in seinem Charakter. Aber es kann Seiten an einem hervorbringen, die vorher unterdrückt waren oder der man sich nicht bewusst war – und darunter durchaus auch negative. Einfach, weil Extreme dazu neigen, genau das beim Menschen hervorzuholen.

      Facettenreichtum
      Mein letzter Partner und ich waren beide Anfänger. Wir haben viel ausprobiert und festgestellt, dass unsere Vorlieben ziemlich ähnlich sind. Manches hat Überwindung gekostet, letztendlich jedoch zu unserer beider Erfüllung beigetragen. Mit der Zeit kamen bei mir jedoch Zweifel auf, ob unsere Vorstellungen einer D/s-Beziehung wirklich so kompatibel sind, wie ich anfangs dachte, und ob er überhaupt in der Lage ist, seine Vorstellungen konsequent in die Tat umzusetzen. Mir ist die tiefe, emotionale Verbundenheit, die eine solche Beziehung für mich im Idealfall haben kann und in unserem Fall auch hatte, sehr wichtig, um mich in meiner Beziehung und mit meinem Partner wohlzufühlen. Ist das nicht gegeben, wüsste ich
      nicht, ob ich trotz aller Liebe auf Dauer glücklich sein kann.
      Es gibt Dinge, die in einer Beziehung einfach stimmen müssen. Man kann über vieles reden oder akzeptieren, aber wenn es um grundsätzliche Themen geht, sollte man sich fragen, ob der Partner der richtige ist. Das gilt nicht nur für sexuelle Erfüllung (für mich ist D/s einfach das Lebensmodel, das ich leben möchte und brauche) - auch Heiraten, Haus und Kinder können zu essentiellen Themen werden, an denen eine Beziehung scheitert.

      Beziehungskitter
      Als Beziehungskitter sehe ich BDSM nicht. Sex kann niemals eine Beziehung kitten, es verdrängt allenfalls die eigentlichen Probleme, bis die erste Euphorie vorbei ist. Wenn etwas in einer Beziehung nicht stimmt, dann sollte man daran arbeiten. Und wenn man merkt, dass es keinen Sinn hat, sollte man die Beziehung beenden. Da hilft der beste Sex der Welt nicht.
      "Nein, ich bin nicht pervers. Die anderen sind einfach nur prüde." :ninja:
      Zu diesem Thema wollte ich unbedingt antworten, denn ich denke ... meine Frau und ich gehören in die Zielgruppe der Einsteiger und der Einstieg in das Thema BDSM ist rückblickend noch in Sichtweite.

      Facettenreichtum: Ja, unbestritten - es gibt zahlreiche neue Spielformen für uns. Und ich kann Deine Argumentation sehr gut nachvollziehen, dass bei völliger Freiheit sich die eigenen Vorlieben zwar den gemeinsamen Einstieg ermöglichen, sich im Verlauf der Zeit aber durchaus in unterschiedliche Richtungen entwickeln können. Und hier beginnt der Bereich, in ich durchaus anders darüber denke. Die Entscheidung darüber, wie weit man sich in seinen Bedürfnissen hingibt, liegt bei jedem selbst. Wenn den Sinn einer Beziehung auf diese Frage reduziert, ob ein bestimmtes Bedürfnis befriedigt werden kann oder nicht, dann entsteht hieraus ein handfestes Problem. Allgemein funktionieren Beziehungen aber nur mit Kompromissen - egal ob BDSM oder nicht. Wir sind seit über 10 Jahren zusammen, seit mehr als 8 Jahren verheiratet. Meine Frau ist mir ein Stück voraus und brauchte viel Mut sich überhaupt mir gegenüber zu öffnen. Sie konnte nicht damit rechnen, dass ich ihre Neigung verstehe. Schon gar nicht, dass ich ihr Gegenstück sein könnte. Wir hatten also viel Glück, dass es auch in dieser Konstellation "passt". Aber bei aller neu gewonnenen Freiheit für Sie und mich steht für uns beide die Unversehrtheit unserer Ehe weiterhin im Vordergrund. Wir genießen es, viele Tabus losgeworden zu sein. Aber wir sind auch weiterhin kompromissbereit. Ich sehe daher hier eher den grundsätzlichen Konflikt, sich in einer Beziehung voll und ganz selbstzuverwirklichen. Ist das das Ziel, ist die Auswahl potentieller Partner sicherlich massiv eingeschränkt.

      Beziehungskitter: Da stimme ich mit Dir voll überein. Sex ist eine Lösung. Für viele Dinge. Für eine Weile. Aber irgendwann ist eben Schluss und das eigentliche Problem ist eher größer als kleiner geworden.

      Rollenbild: Das kommt mir vertraut vor. Ich habe eine Weile gebraucht ehe ich meine Frau das erste Mal geschlagen habe. Ich habe gelernt ... es geht. Denn in der Regel geht es dabei nicht vordergründig um das Zufügen von Schmerzen. Ich gibt mir eine tiefe Befriedigung, wenn sie daraus Lust zieht und ich diese Lust wiederum kontrollieren kann. Mit Strafen, die eine härtere Gangart meinerseits erfordern, habe ich ein Problem, genau wie Du. Andererseits weiß ich, dass ich für eine härtere Gangart noch Luft nach oben habe bei meiner Frau. Momentan ist das Limit daher durch mich bestimmt und nicht durch sie. Das mag sich in Zukunft ändern. Aber welche Bedeutung dieser Umstand dann für mich hätte, kann ich nicht sagen. Klar habe ich genügend Kraft, ihr wirklich weh zu tun. Aber dafür messen wir beide dem Schmerz zu wenig Bedeutung in unserem BDSM zu. Verallgemeinern kann man das natürlich nicht.

      Promiskuität: Auch hier, ein klares "kann". Wir haben in unserer Vanilla-Zeit auch massenhaft geheime Fantasien angehäuft. Auch damals drehten sich die Gedanken um Dreier - bei uns beiden. Dennoch war es eine Fantasie, die zum Ausleben nie zur Diskussion stand. Wir wissen nun um unsere Fantasien und wir sind beide grundsätzlich soetwas nicht abgeneigt. Aber auch hier helfen Gespräche von Anfang an, um auch dafür die Spielregeln festzulegen. Und anschließend ist es wiederum die Frage, ob man die Verwirklichung der eigenen Fantasien oder die Stabilität der Beziehung an erste Stelle setzt. Diese Entscheidung kann einem niemand abnehmen und sie wird andererseits meines Erachtens auch nicht durch unsere Entscheidung bestimmt, BDSM zu leben. Klar werden die Berühungspunkte mit solchen Dingen größer. Aber da in gleichem Maße das Vertrauen zueinander wachsen sollten ist das nicht per Definition ein Fallstrick. Die Gefahr für einen Seitensprung besteht immer und überall.
      Ich muss das Thema nochmal hochholen, da es mich zur Zeit auch beschäftigt.
      Aus meiner Sicht ist das was Wahres dran, insbesondere für Anfänger.

      Am Anfang ist alles neu und spannend. Man probiert vieles aus und beide stellen fest was man mag und nicht mag. Irgendwann kommt dann der Punkt an dem man feststellt in welcher Richtung man sich wohlfühlt, das muss aber nicht bei beiden das gleiche sein. Und plötzlich steht da was im Raum. Jeder hat seine Sehnsüchte und Wünsche und Ungeduld schleicht sich ein da man ja gerne einiges ausprobieren und ausleben möchte. Dann kommt viel reden, lesen, nachdenken folgt dann. Gerade im normalen Alltagsleben, vielleicht noch mit Familie und kleinen Kindern, nicht unbedingt einfach. Manchmal wünscht man sich dann sicherlich man wäre nie so weit eingestiegen, aber zurück geht es ja auch nicht mehr.

      Aber zusammenfassend ist es positiv zu sehen und kann eine Chance und große Bereicherung für die Beziehung sein, gerade wenn man schon lange zusammen ist. Aber es ist mit Arbeit verbunden, da man sich doch intensiv mit dem Thema gemeinsam auseinandersetzen muss und das Thema ja wenn es dann einmal da ist auch laufend präsent ist.

      Vielleicht kann das der eine oder andere mit einer langen Beziehung bestätigen, das würde mich sehr beruhigen.

      Gruß Pavel
      Gruß Pavel

      create like a god - command like a king - work like a slave
      Also wir hatten ja auch schon eine lange Beziehung (über 20 Jahre) ehe das Thema BDSM dazu kam.
      In unserem Fall war BDSM allerdings wirklich die Lösung.

      Es war aber auch nicht eine neue schicke Spielart fürs Bett "Hey, hau mich mal, das wird ein Spaß." Sondern es entspricht unserer Beziehung und befreite sie endlich von den Geschlechtszuweisungen: Im BDSM ist Sub und Dom ersteinmal Geschlechtsneutral.

      Es ist ja sehr selten so, dass zwei Menschen die einfach Vanilla sind BDSM entdecken, ausprobieren und dann zu Dom/Sub mutieren und (wie von einer Droge) in die eine oder andere Richtung immer mehr wollen.
      Gewöhnlich sind diese Neigugen ja schon dan.
      Ich kann von mir sagen, dass mit der Pubertät die Fantasien angefangen haben und schon davor war ich als Kind ruhig und leicht zu führen, während mein Mann schon immer Führungspositionen angestrebt hat.
      Als Dom geht das ganz offen, und mit einer BDSMSzene (ich nenne es mal so, wer einen besseren Namen weiß möge ihn sagen) hat man auch eine Umgebung in der man angenehm offen darüber reden kann.
      Also insgesamt finde ich das gerade sehr entspannend.
      Und es löst auch Probleme, nämlich die, die entstehen wenn Leute sich ihrer Rolle nicht bewusst sind.

      Grüße

      Dina
      Tja ich denke schon eine ganze Zeit darüber nach und mir fallen dazu immer wieder die Worte der Standesbeamtin ein: Die Ehe ist wie ein Konto, Einzahlung und Abhebung.
      So haben wir bisher ohne BDSM gut gelebt und ich denke, hoffe, wünsche mir das es mit auch weiter so geht.
      Wir sind aus Liebe zusammen und bereit für einander da zu sein, warum sollten wir es dadurch schwerer haben. Nur weil die Liebe unter einer anderen Bezeichnung geführt werden kann.
      Die Entwicklung gehört zu uns und ich empfinde es als ein Glück auch dies mit meinem Partner zu durchleben. Ehrlich gesagt bin ich froh es nicht schon vor 20 Jahren gekannt zu haben denn wir haben es beide unabhängig von einander aber zusammen entdeckt. Ich denke einfach zur der Zeit wo mich der Jugendliche Leichtsinn beherrschte hätte ich dieses Vertrauen nicht erbringen können.

      Festlegen will ich mich aber nicht, denn ich habe in den letzten Monaten so viel gelernt wie:das Dinge die sonst im Normalfall gar nicht erst zur Diskussion stehen einfach nur Spass machen können.

      Haben es vielleicht die, die schon früh von ihrer Neigung wissen und sie ausleben schwerer den richtigen Partner zu finden?