Verantwortung beim Spiel mit einem Borderliner

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    Verantwortung beim Spiel mit einem Borderliner

    Anonyme Anfrage einer Person.

    Anmerkung Gentledom
    Ein recht sensibles Thema, seid bitte fair und akzeptiert die Meinungen auch wenn ihr evtl selbst betroffen seid und es ganz anders seht. Auch hoffe ich diese Krankheit erscheint hier nicht in einem falschen Licht.

    Allgemein hatten wir das Thema hier bereits: BDSM und Borderline

    Betroffenenbericht: gentledom.de/schlagwoerter/behinderung/borderline/

    So nun zu meinem Thema...



    Seit einiger Zeit zeigt eine junge attraktive Dame an mir virtuell sein sehr reges Interesse. Gestern schrieb sie mir, sie sei Borderliner. Ich schrieb daraufhin zurück, dass ich mit einer Borderlinerin nur unter sehr engen Voraussetzungen spielen würde.

    Ist die Krankheit "akut" und wurde nicht behandelt würde ich maximal mit jemandem spielen, wenn ich danach sehr viel Zeit für die Person habe und zudem es keine zu ausgeprägte Borderlinestörung ist. Das las sie natürlich nicht gerne. Ich führte nach einem Einwurf ihrerseits aus, dass ich bereits in einer normalen Spielbeziehung bei mir als Dom eine hohe Verantwortung sehe und würde ich mit einer Borderlinerin spielen, so wäre diese nochmals größer. Das würde also nur gehen wenn ich sehr viel Zeit danach für sie hätte und dies wäre ab einer gewissen Entfernung und zudem im Rahmen einer Spielbeziehung gar nicht möglich. Sie meinte daraufhin, dass das ja ihre Sorge wäre wie sie mit ihrer ersten BDSM Erfahrung umgehen würde und sie viele Freunde vor Ort hätten die ihr helfen könnten.

    Ich sehe mich da einfach als Dom der zudem noch mit einer kranken Person spielen würde in der Verantwortung aus der ich mich nicht einfach so rausstehlen kann nur weil sie meint, sie hätte Freunde vor Ort die ihr dann helfen könnten, wenn sie es überhaupt nach der ersten Session bräuchte.
    "Es ist gleich willkürlich, ob man den Leuten sagt: ihr sollt nicht frei, oder: ihr sollt und müsst gerade auf diese und keine andere Weise frei sein." Joseph von Eichendorff
    Borderline ist in der Tat ein sehr sensibeles und vor allem für mich persönlich immer ein sehr schwieriges Thema.
    Ich ganz persöhnlich (und das mag mir bitte keiner Böse nehmen) habe ganz unterschiedliche Erfahrungen damit gemacht, und bin für mich zu der Entscheidung gekommen das ich eine Session bei bekannter BorderlineStörung ablehene.
    Einfach weil ich der Meinung bin das ich eine solche enorme zusätzliche Verantwortung nicht tragen kann und will , zum anderen Frage ich mich immerwieder (und auch das möge mir bitte niemand quer nehmen) wie wirklich ist das BDSM denn und in wie weit ist es gerade bei Borderlinern nur Mittel zum Zweck.

    tut mir ja irgendwie Leid, und es mag auch Unfair anmuten aber ich trage in einer "normalen" Session schon eine sehr hohe Verantwortung für mich, mein Handeln und für die unversehrtheit und Sicherheit der Person in meinen Seilen. Ich hänge ein sehr großes Stück immer an den Rückmeldungen meines Gegenüber. Mir ist es (auch wenn es Feige anmuten mag) schlicht zu heiß.

    Lg
    Schallgewitter
    Generell sehe ich das wie der anonyme dom.

    Ich hab selbst negative tendenzen (kein diagnostiziertes borderline) und just wenn sub alle mauern des Selbstschutzes fallen lässt, wie es in einer session nunmal sein sollte, kann der geringste auslöser voll reinhauen.

    Ich denke wer psychisch angeschlagen ist sollte nur in einer -wie auch immer gearteten- Beziehung spielen, in der Dom dann auch auffangen kann. Ich empfinde die 2h anfahrt bei uns im falle des falles als absolutes maximum. Nötig war es allerdings noch nie, Ich kenne meine Mechanismen und grenzen, mein Dom auch.

    Klar kann ich sagen "is doch meine Angelegenheit und nicht sein Problem wenn ich abstürze" aber hallo?! Dom hat Verantwortungsgefühl und ein gewissen hoffe ich, auch wenn es sich 'nur' um eine lockere spielbeziehung handelt.
    Ein sehr schwieriges Thema, mit dem ich in der Vergangenheit und auch noch aktuell sehr viel zu tun habe.


    Ich habe bereits in einem anderen Thread eine sehr lange Meinung dazu geäußert:

    No-Go: Sub mit Borderline-Zügen?!


    Ich möchte jedoch auf diese Thematik etwas angepasster antworten und habe deshalb ein wenig unformuliert:


    Borderliner schaden sich nicht selbst allein, sondern zerstören in einem weitaus stärkerem Umfang ihre Mitmenschen. Ein Mensch aus meinem Bekanntenkreis hat offenbar diese Störung, auch wenn es nicht offiziell diagnostiziert ist. Jedoch traten und treten bei ihr sehr viele passende Symptome auf, die die Vermutung immer wieder zulassen, bzw. das so ziemlich die einzige Erklärung ist. Es ist nicht einfach nur eine sehr starke Belastung des Umfeldes, sondern vielmehr eine Überbelastung der sozialen Kontakte. Es treten einfach viele Schwierigkeiten auf. Es beginnt allein damit, dass man als Außenstehender nun mal nicht so leicht (falls überhaupt) erkennen kann, dass der Betroffene "krank" ist. Ganz plump ausgedrückt: Es ist ja keine Erkältung, wo jeder an der laufenden Nase eine mögliche Erkrankung vermuten und "mal eben" mit einem Taschentuch den Betroffenen helfen und unterstützen kann. Der Betroffene selbst wird es auch kaum erkennen können.

    Es vergeht einiges an Zeit, aber irgendwann wird es dem Umfeld auffallen, dass sich der Betroffene irgendwie anders verhält als der Rest. Er reagiert beispielsweise völlig anders bei zwischenmenschlichen Beziehungen und stößt damit unbewusst alle vor den Kopf und realisiert es nicht einmal. Oder er hat völlige Übersprunghandlungen, in denen mit ungewöhnlich starken emotionalen Reaktionen auf ein Konflikt geantwortet wird (z.B. Angriff nach vorn oder sofortiger Rückzug, Flucht). Genauso fällt der Betroffene auch durch sehr stark wechselnde Partner oder kurzweilige Beziehungen auf. Aber es dauert, bis man als Außenstehender zur Überlegung kommt, dass da etwas doch nicht stimmen kann. Es gibt einen Wechsel von einer Idealisierung und Entwertung, sprich in der einen Phase gehört man zum engsten Kreis des Menschen, ist der erste, der angerufen wird etc. In der anderen Phase wiederum "fällt man hinten runter". - Und das ist etwas, was ich als besonders schlimm erlebt habe. Man weiß nicht, wo man steht; man gerät selbst in Zweifel und steht mit einem großen Fragezeichen etwas hilflos in der Gegend rum und versteht die Welt nicht. Und wenn dann noch der Betroffene dann zwei, drei Tage später wieder ankommt, als wäre nichts gewesen und alles sei wie immer, da fragt man sich dann, ob man im falschen Film sitzen würde.

    Jemand mit einer BPS, die nicht annähernd im Griff oder in Behandlung ist, ist für sein soziales Umfeld eine ziemliche Belastung und auch eine Gefahr. Oft ist man versucht zu helfen und zu unterstützen, aber das wird einem kaum gelingen können. Man kann keine 24-Stundenbetreuung sein und noch weniger ein professionell ausgebildeter Therapeut oder Psychologe, der die Ursache der Störung finden, bzw. Wege zum Leben mit der Störung aufzeigen kann. Als Freund eines Betroffenen kann man dadurch sehr schnell in eine ausweglose Situation geraten. Und wenn man dann halt nicht nur befreundet ist, gerät man schnell in einen Strudel der Abhängigkeit von emotinalen Auf- und Abs, Kränkungen, Vernachlässigungen und mehr. Es ist ja nicht ausschließlich schlimm, sonst würde man ja auch schnell einen Schlussstrich ziehen können, aber wenn, dann richtig. - Und das zerlegt einen in tausende Fetzen, wenn es "gut läuft".

    Ich selbst habe mir die Pfoten an einem solchen Menschen verbrannt, denn man macht sich unfreiwilig zum Spielball des Betroffenen. Auch wenn ich da nicht einmal böse Absicht unterstellen würde, aber sie können nicht anders. Und das ist einfach unheimlich belastend, wenn man mal wieder nur Bahnhof versteht und sich nicht auch nur im Ansatz erklären kann, wie ein Mensch so mit einem anderen Menschen umgehen, bzw. ihn beispielsweise einfach fallen lassen kann.

    Von daher würde ich die Frage anders beantworten wollen. Es ist nicht Schutz des anderen, sondern Eigenschutz, wenn man Borderline als Tabu definiert. Ich wollte es selbst nicht glauben, musste mir dann aber später (zu recht) von anderen, die bereits Erfahrungen hatten, ein "Ich habe dich ja gewarnt." anhören. Darüber hinaus ist es generell eine Frage unabhängig vom BDSM, man muss sich selbst im Klaren sein, dass man sich auf einen zerstörerischen Menschen einlässt, bei dem selbst eine normale Freundschaft hoch belastend ist, wenn er seine BPS nicht im Griff hat.
    Bekennender Schwarzteefetischist. Wehe dem, der meinen Tee kalt werden lässt...
    Hallo,

    es gibt, aber viele verschiedene arten von Borderline klar ohne Therapie kann man da schlecht was machen außer das der Betroffener/in irgendwann selbst für sich selbst merken er braucht hilfe. Aber nicht jeder Borderliner fügt sich schmerzen zu es ist nur einer von 9 Punkten das er auf Selbstverletzen aus ist.
    Hauptsächlich hat ein Borderline, der keine Therapie gemacht hat Probleme mit dem Zwischenmenschlichen, also mit Gefühlen unter anderem Ängste von den anderen nicht akzeptiert zu werden.

    Ich kenne jetzt ein paar Subs, die an Borderline leiden, allerdings haben sie eine Therapie gemacht und wohnen mit ihren Dom zusammen bis auf eine. Alle führen ein Buch jeden Tag auch außerhalb des spieles wie es mit ihren Gefühlen aussieht! Allerdings muss sich auch Dom bewusst sein auf was er sich einlässt, denn es kann wirklich nicht einfach werden und man muss viel mit Ihnen reden und sobald einer von den Doms merkt es geht ihren Sub während des Spieles nicht gut wird abgeborchen und drüber gesprochen.

    Man muss eben davor sich klar sein was in dem anderen vor geht und warum er überhaupt Boderline hat! Aber deswegen haben sie doch auch ihre Bedürfnisse wie jeder andere auch!

    Liebe Grüße
    Schwarzeseele

    Gentledom schrieb:

    Sie meinte daraufhin, dass das ja ihre Sorge wäre wie sie mit ihrer ersten BDSM Erfahrung umgehen würde


    So differenziert man das alles betrachten kann in puncto Störungsspektrum, Selbsteinschätzung und Eigenverantwortung... was man nicht kennt, kann man nicht einschätzen. Insgesamt lese ich nicht jetzt auch nicht so viel Situations - oder Verantwortungsbewusstsein heraus, oder Akzeptanz für die Bedenken oder Grenzen des Partners, was in diesem Kontext auch nicht so ein super Zeichen wäre - aber es kann natürlich sein, dass es nur durch die verkürzte Darstellung so rüber kommt.

    Eine konkrete Frage konnte ich nicht rauslesen, aber ich finde der anonyme Poster sieht das sehr vernünftig.
    DISCLAIMER, da es um ein sehr sensibles Thema geht: Das was ich jetzt äußere ist meine Persönliche Meinung, die nichts mit der Lebensrealität irgendeiner anderen Person außer mir zu tun haben muss. Ich möchte niemanden verletzen und niemanden bevormunden. Falls irgendetwas unklar ist, fragt bitte nach, falls euch irgendetwas übel auFstößt bitte auch, ich habe es mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht so gemeint.

    Ich sehe eine Borderlinestörung im Zusammenhang BDSM (naja eigentlich auch ohne Zusammenhang zu BDSM) als sehr problematisch an. Wenn man sich die Diagnosekriterien mal ansieht, dann fallen einem dort so einige Punkte auf, die sich mit BDSM schlecht vertragen: Instabile, aber intensive zwischenmenschliche Beziehungen, die in die Extreme gehen, Instabilität in der Selbstwahrnehmung, Impulsivität in selbstschädigenden Bereichen, ...
    Vielleicht ist es möglich sich langsam an BDSM heranzutasten, wenn die Person währenddessen eine Therapie macht und durch diese inzwischen ein ausreichendes Maß an selbstreflektion an den Tag legt um Unterscheiden zu können wieviel ihrer Bedürnisse ein tatsächliches Bedürfnis sind und ab wo der Masochismus vielleicht nur die etwas verstecktere Form der Selbstschädigung wäre.
    Und, so hart das jetzt auch rüberkommen mag:

    Gentledom schrieb:

    Sie meinte daraufhin, dass das ja ihre Sorge wäre wie sie mit ihrer ersten BDSM Erfahrung umgehen würde und sie viele Freunde vor Ort hätten die ihr helfen könnten.

    Diese Äußerung klingt für mich persönlich nicht danach, als ob diese konkrete Person zur Zeit ausreichend reflektiert ist, um das einschätzen zu können. Diese Äußerung ist viel zu kurz gedacht. Es ist eben nicht nur ihre Sache, sondern auch die Sache ihres Gegenübers. Es ist sowohl die Sache ihres Doms, der ggf. etwas ausgelöst hat, was er nie auslösen wollte, als auch der Freunde (sofern sie sich in einer sehr verzweifelten Phase überhaupt tatsächlich an diese Wendet), die möglicherweise mit etwas konfrontiert werden, mit dem sie gar nicht umgehen können (die Behandlung von Borderlinern gehört nicht umsonst in die Hand von Fachkräften...).
    Meine persönliche Empfehlung an den Fragensteller wäre daher leider, schon aus reinem Selbstschutz: Finger weg, so schwer es auch fallen mag, zumindest für den akuten Moment.

    Ohne Berufung auf Diagnosekriterien von einem sehr viel persönlicheren Standpunkt:
    Ich war über eine längere Zeit sehr eng befreundet mit jemandem die unter Anderem die Diagnose Bordeline bekommen hat (zusätzlich zu, unter anderem, Depressionen) und ich kann Sagen: Der Umgang mit ihr war ziehmlich anstrengend. Es gab großartige Momente, in denen wir eine unglaubliche Menge Spaß hatten und es gab Momente, in denen man über eine Stunde lang mit ihr reden musste um herauszufinden warum sie einen gerade so angezickt hat. Es gab Momente in denen wir über Themen geredet haben über die wir beide vorher mit niemandem gesprochen hatten. Es gab Momente in denen ich dringend über etwas hätte reden wollen wegen dem es mir schlecht ging, in denen es aber unmöglich war über etwas anderes zu sprechen als ihre Probleme, über die wir schon einige dutzend Male gesprochen hatten (ein besonders Heftiger dieser Momente hat dann schließlich dazu geführt, dass ich den Kontakt zu ihr deutlich heruntergefahren habe). Wenn man wirklich mit ihr umgehen wollte musste man sich mehr oder weniger permanent an sie anpassen und die guten Momente mitnehmen, wo immer es möglich war.
    Das alles war komplett ohne sexuellen Bezug oder gar "extremere" Bereiche wie BDSM, sondern eine "normale" Freundschaft.
    Ich würde mich sehr darüber freuen, wenn der Fragesteller sich mit sich selbst darüber auseinandersetzt, ob er das zu Leisten sowohl bereit als auch fähig ist, Selbstüberschätzung ist etwas das einem im Umgang mit psychischen Problemen nicht nur als Betroffener der Probleme passiert.
    Auf besonderen Wunsch hin hat meine Signatur der Welt ab sofort folgendes mitzuteilen:
    Ich bin ein wandelndes Klischee.
    Ich bin jetzt lange um die Threads zum Thema Borderline herumgeschlichen und habe mich bislang nicht getraut zu antworten.

    Ich zeige selbst einige Symptome von Borderline. Es sind "zu wenig" für echte psychiatrische Diagnose, aber gewisse Anzeichen lassen sich nicht weg diskutieren.
    Extreme Verlustangst, tlw hochgradiges Risikoverhalten und sich häufig ändernde Intensität der Freundschaften. Letzteres ist echt mies und beschert mir oft ein sehr schlechtes Gewissen, aber wenn mir Freunde zu nahe kommen (sich sehr oft melden, etc) genieße ich das kurze Zeit, aber dann entwickelt sich eine extreme Abneigung und ich blocke komplett ab. Je nach dem wie sehr ich mich bedrängt fühle, beantworte ich keine Sms mehr, hebe das Telefon nicht ab, usw. Nach einiger Zeit, wenn ich in Ruhe gelassen werde, suche ich irgendwann schlliesslich wieder vorsichtigen Kontakt.
    Ich habe bislang noch keine Lösung für dieses Problem gefunden. In dieser Phase der Abneigung kann ich mich wirklich nicht melden, das ist ein Gefühl, das lässt sich nicht beschreiben. Ich habe schon versucht Leute zu warnen die mir zu nahe gekommen sind, aber das nimmt Niemand ernst (da ich in dieser Phase ja noch positiv auf Kontaktanfragen reagiere)... böde Sache.

    Und trotzdem bin ich in einer sehr intensiven, schönen und gut funktionierenden Spielbeziehung. Ich habe meinem Dom noch vor dem ersten Treffen alles gesagt, in der Befürchtung, er will mich daraufhin niemals real kennenlernen. Ich habe mich getäuscht und einen wundervollen Menschen kennengelernt, der mir zum ersten Mal in meinem Leben eine gewisse Sicherheit (besonders im Bezug auf meine Verlustängst) geben konnte, bei dem ich mich geborgen fühle und bei dem ich trotz intensivem Kontakt niemals diese Phase der Ablehnung durchlebt habe.
    Wir sind jetzt seit einem Jahr zusammen und es funktioniert wunderbar. Meine anderen Beziehungen (das waren "echte" Partnerschaften) haben zwischen 3 und 6 Monaten gedauert und bereits nach der Hälfte der Zeit hat es stets schon heftig gekriselt.
    Es kann funktionieren, allerdings braucht es schon eine gewisse Fähigkeit zur Selbstreflexion und zum Eingestehen der eigenen zwischenmenschlichen Schwächen, sowie einen sehr starken beständigen Partner.
    Wie gesagt, sind es bei mir aber nur bestimmte Auffälligkeiten und keine ausgeprägte Borderlinestörung. In meinem Bekanntenkreis gibt es eine junge Frau mit sehr starker Ausprägung dieses Krankheitsbildes und das, auch wenn es mit mir oftmals nicht einfach ist, ist nochmal ein ganz anderes Level.
    Ich kann nur raten sich gründlich zu informieren und sich bewusst zu sein, worauf man sich einlässt. Ganz ehrlich, ich kann Jeden verstehen der sagt, er traut sich keine (Spiel-)beziehung mit einem Borderliner zu, denn das ist schon in der Tat eine Herausforderung.

    DomP46 schrieb:

    Gentledom schrieb:




    mit jemandem spielen, wenn ich danach sehr viel Zeit für die Person habe


    Ich empfehle sich auch VOR dem Spiel viel Zeit zu nehmen.

    Gruß
    Peter


    Ich denke der anonyme Fragesteller hat das nicht ausgeschlossen ist sich aber seiner besonderen Verantwortung bewusst die besonders danach über das übliche Maß hinausgehen dürfte.
    "Es ist gleich willkürlich, ob man den Leuten sagt: ihr sollt nicht frei, oder: ihr sollt und müsst gerade auf diese und keine andere Weise frei sein." Joseph von Eichendorff
    Ich muss zugeben das Borderline im Bezug auf BDSM ein schwieriges Thema ist
    und ich auch die Bedenken in dem Zusammenhang verstehen kann.

    Jetzt mal zu meiner Persönlichen Meinung aus meiner Erfahrung heraus.
    Sicherlich neigen wir Manchmal zu Selbstüberschätzung und so ging es mir auch
    bei meinen ersten Kontakt im Bezug auf Borderline und BDSM . Ich selbst hatte schon
    eine Spielbeziehung, wie auch einer Liebesbeziehung in der wir BDSM ausgelebt haben.

    Zu meiner Erfahrung in der Spielbeziehung kann ich sagen das ich die erste Zeit
    nichts von der Krankheit wusste. Im normalen Umgang so wie auch in einer
    Session vielen mir zuerst nur Kleinigkeiten auf , die von mal zu mal schlimmer wurden.
    Das äußerte sich entweder in totaler Abwesenheit oder dem sofortigen Angriff nach
    von, so wohl Verbal als auch zum Teil mit Schlägen die gegen mich gerichtet waren.
    In beiden Fällen Reagierte ich mit sofortigem Abbruch und stellte sie zur Rede.
    Aus diesen Gesprächen heraus teilte sie mir dann mit das sie an Borderline leidet,
    zwar eine Therapie angefangen hatte, sie aber wieder abbrach weil sie damit nicht
    zu recht kam und auch keine weitere wolle.

    Ich entschloss mich dazu die Spielbeziehung aufrecht zu erhalten, und jetzt kommen
    wir zu dem Teil meiner Persönlichen Selbstüberschätzung . In den nächsten Wochen/
    Monaten wurde es mal besser oder auch Schlechter. Also eigentlich ein ständiges auf
    und ab. Dazu kamen extremes klammern ( aus Verlust Ängsten ) obwohl wir vorher
    natürlich darüber gesprochen haben das mir Kommunikation auch in einer
    Spielbeziehung wichtig ist aber es doch eine andere Art von Beziehung ist.
    So wie Lügen und oder Manipulierendes verhalten . Auf die weiteren Details gehe ich
    hier mal nicht weiter ein , das würde auch den Rahmen sprengen . In dem Fall hatte
    ich mich also Selbstüberschätzt , mir war und ist immer bewusst gewesen das ich
    als Dom, schon in einer "normalen" Session eine Menge Verantwortung habe
    aber in diesem Fall musste ich für mich erkenne das ich erstens kein Psychologe bin,
    und zweitens das sich durch nichts eine Therapie ersetzten lässt.

    Noch mal zum reinen Verständnis, ich beziehe das hier nur auf meine Persönlichen
    Erfahrungen. Kein Borderliner ist gleich und jeder verhält sich in solchen Situationen
    anders.


    Zu der Situation Liebesbeziehung/BDSM/Borderline , wieder rein aus meiner Persönlichen
    Erfahrung und deshalb auch so Geschildert .
    In der Zwischenzeit hatte ich mich ein wenig intensiver mit dem Thema befasst ,
    aus Interesse und weil mich die zuvor Geschilderte Situation nicht wirklich los gelassen
    hat. Ich war also wieder in einer Intensiveren Beziehung in der BDSM ausgelebt wurde
    zusammen mit einer Borderlinerin . Hier lief es aber Grundlegend anders. Wir kannten
    uns schon länger, ich wusste über ihre Erkrankung Bescheid , sie hatte eine Erfolgreiche
    Therapie hinter sich und wusste sich und ihre Krankheit anzunehmen.
    Hierzu fällt mir ein kleines Zitat von einer ganz besonderen Person ein, das bei mir hängen
    geblieben ist und wie ich finde auch der Wahrheit entspricht.
    " Borderline kann man nicht Heilen, man kann nur lernen damit richtig um zu gehen"

    Und genau das trifft es auf dem Punkt. Wenn der Borderliner gelernt hat mit seiner
    Krankheit Richtig umzugehen , ist Borderline und BDSM durchaus machbar.
    Das setzt natürlich auch voraus, auf meinem Fall bezogen das ich mich zu vor mit der
    Krankheit auseinander gesetzt habe .
    Nun liegt es ja bei jedem selber in wie weit er/sie sich überhaupt damit beschäftigen
    will , gerade da das Thema schon recht Zeitaufwändig sein kann. Für mich kann
    also Borderline und BDSM Funktionieren aber nur unter den genannten Voraussetzungen.
    Das zu gehören für mich absolute Ehrlichkeit was die Krankheit betrifft, eine Therapie
    zu mindestens Grundwissen zu dem Thema und ganz viel Kommunikation .
    Vielleicht vermögen meine Erklärungen für den einen oder anderen dieses Leiden ein wenig besser zu verstehen. (Ich sträube mich innerlich es als 'Krankheit' zu bezeichnen.)

    - Borderline beruht in den allermeisten Fällen auf traumatischen Erlebnissen in der Kindheit. (sexuelle Übergriffe, familiäre Gewalt, ...)
    - Die zuvor normale Psyche der betroffenen Kinder und Jugendlichen wird in ihrer Entwicklung empfindlich gestört. Mit einfachen Worten ausgedrückt wird das Grundvertrauen zu den engsten Bezugspersonen (i.d.R. also die Eltern) in ihren Grundfesten erschüttert. Der Urinstinkt Eltern einfach lieben zu müssen kollidiert mit den Traumata, die von Eltern oder Verwandten ausgehen. Menschen die diese Vorkommnisse oder Berichte der Kinder ignorieren, bagatellisieren oder gar als Lügengeschichten darstellen.
    - Durch dieses zerstörte Urvertrauen haben die Betroffenen auf ihrem weiteren Lebensweg Probleme damit Beziehungen aufrecht zu erhalten und / oder zu beenden. Sie wollen Liebe, lechzen sogar danach. Doch zugleich fürchten sie unbewusst erneute Verletzungen, wie sie es bereits seit ihrer Kindheit erlebten. Diese innere Zerrissenheit zwischen tiefem Bedürfnis kontra gefürchteter erneuter Traumata führt zu ihrem sogenannten Schwarz-Weiß-Denken. Partner / Freunde werden schnell idealisiert und auf ein Podest gestellt. Kommt es aber zu Problemen oder wird die Nähe zu eng (wer nah ist, kann am stärksten verletzen), stoßen Boderliner diese Menschen instinktiv weg und schlagen (meist verbal) stark verletzend um sich. Denn wen sie selbst zuerst wegstoßen, der vermag sie nicht mehr ganz so schwer zu verletzen.
    - Desweiteren wird durch das zerstörte Urvertrauen die Entwicklung eines normalen Selbstwertgefühls in Mitleidenschaft gezogen. Finden sie also Menschen die wirklich zu ihnen stehen, doch die Beziehungen zerbrechen, empfinden es Borderliner stets als Bestätigung, dass sie schon immer wussten "es" nicht wert gewesen zu sein.
    - Direkt durch die Traumata bedingt entstehen oft auch gestörte Körperwahrnehmungen. Essstörungen wie Magersucht, Bulimie oder Binge Eating können die Folge sein. Ob es wegen des Gefühls wenigstens diesen Teil ihres Lebens kontrollieren zu können, oder weil sie nicht attraktiv auf Männer wirken wollen, sei mal dahin gestellt. (Auf 3 weibliche Boderliner kommt ein männlicher Betroffener). Ebenso kann aber auch exzessiver Sport, Waschzwänge oder ein Hang zu Süchten auftreten.
    - Im Laufe der Jahre lernen Borderliner, dass bestimmte Reize wie Gerüche, Gegenstände (z.B. Gürtel), bestimmte Handlungen (z.B. wütende Stimmen) oder Situationen dazu führen, dass sie entweder "aus ihrem Körper heraus treten", also das Gefühl haben sich selbst und ihre Umgebung von außen zu beobachten, ohne emotional noch beteiligt zu sein. Oder aber sich direkt in frühere traumatische Erlebnisse zurückversetzt wiederzufinden, wodurch sie für Außenstehende unvermittelt in Panik verfallen, was oft mit maximalen Abwehrmaßnahmen einhergeht. Diese auslösenden Reize werden allgemein als Trigger bezeichnet. Und logischer Weise stolpern gerade junge Borderliner noch öfters über Trigger, die ihnen noch nicht bekannt sind, oder die sie schlicht bislang noch nicht zuzuordnen wussten. Sprich das sie zwar rückblickend erkennen, dass etwas sie getriggert haben muss, doch da dies auf einer zumeist unbewussten oder verdrängten Ebene passiert, erkennen sie manche Trigger nicht sofort.
    - Der menschliche Geist besitzt verschiedene Schutzmechanismen. Bei traumatischen Erlebnissen tritt öfters der Effekt der Verdrängung auf, völlig unabhängig vom Lebensalter. Manche Borderliner erinnern sich nicht einmal daran, dass es in ihrer Kindheit erschütternde Erlebnissen gab. Es kann aber später durchaus durch einschneidende Erlebnisse (andere stark belastende Situationen, Unfälle, aber z.B. auch Geburten) zum spontanen Aufblitzen von Erinnerungen kommen. Fragmentarische Bilder die die Betroffenen selbst oft in Zweifel ziehen. Was nicht verwundert, wenn man das mangelnde Selbstwertgefühl und die zuweilen jahrzehntelange Verdrängung bedenkt.
    - Viele, aber nicht alle (!), Boderliner zeigen SVV (Selbstverletzendes Verhalten). Und nicht jeder Mensch der "ritzt" ist automatisch ein Boderliner. In der Regel dient diese Handlung dazu entweder ihren Körper wieder zu spüren, da sich dieser unter Stress taub anfühlt (Form der Depersonalisierung). Oder aber um direkt Stress abzubauen, da sie die Selbstverletzung und der Anblick des eigenen Blutes wieder beruhigt. Manche umschreiben es auch mit: "wieder in die Realität zurückbringen".
    - Boderline wird oft auch mit BPS abgekürzt, was nichts anderes bedeutet als 'Borderline-Persönlichkeitsstörung'. Was man aber wissen sollte ist, dass eine Persönlichkeitsstörung eine Persönlichkeitsentwicklungsstörung ist. Diese Betroffenen wirken oftmals etwas unreifer und sprunghafter, als man im entsprechenden Alter erwarten würde. Schlicht weil die normale Entwicklung der Persönlichkeit in einem entscheidenden Abschnitt ihres Lebens massiv gestört wurde. Diese Entwicklung kann in großen Teilen nachgeholt werden, jedoch dauert das Erkämpfen viele Jahre und oftmals mehrerer Therapien. Ungleich länger als wenn sie es im Rahmen ihrer eigenen Jugend normal entwickelt hätten.
    - Während der Pubertät, in der das Gehirn einem Umbau unterliegt, können kurzzeitig durchaus Ansätze von boderlineähnlichen Wahrnehmungen oder Verhalten auftreten, ohne das tatsächlich 'Boderline' vorliegt. Schließlich ist dies eine Zeit, in der viele Jugendliche sich außerhalb der Gesellschaft fühlen, sich versuchen selbst zu finden / definieren. Sie fühlen sich unverstanden, rebellieren gegen für sie einengende Normen, reiben sich i.d.R. primär am Elternteil des gleichen Geschlechts, wollen Grenzen neu austesten, sind allgemein risikofreudiger.

    Letztlich muss man sich bewusst machen, dass es sich bei diesem seelischen Leiden (mMn passender als die Bezeichnung 'Krankheit') um einen Kaskadeneffekt handelt. Das zerstörte kindliche Urvertrauen, das aber eine unabdingbare Vorbedingung wäre, damit man auch später nahe stehenden Menschen tiefes Vertrauen entgegenbringen kann, zieht Schritt für Schritt weitere Risse in die seelische Entwicklung. Man vermag selbstverständlich solche Dinge wie Essstörungen, mangelnde Selbstwertgefühle, evtl. Suchtprobleme o.ä. im Einzelnen zu behandeln. Doch solange nicht an der Wurzel (dem Urvertrauen, nicht unbedingt den Traumata!) gearbeitet wird, können therapeutische Erfolge an den anderen 'Baustellen' stets nur von temporärem Erfolg sein.
    Der Sinn des Lebens besteht nicht darin ein erfolgreicher Mensch zu sein, sondern ein Wertvoller. (Albert Einstein)
    Für mich als Fachfrau, die eine bekannte Internetseite u.a. zu Borderline und auch zur Dialektisch Behavioralen Therapie betreibt, möchte ich folgedes zur Fragestellung schreiben. Grundsätzlich gibt es kein Richtig oder Falsch, weil BDSM ganz unterschiedlich gelebt werden kann. Zudem sind Borderline-Betroffene sehr unterschiedliche Menschen, die sich auf einem ganz eigenen Stand ihrer Entwicklung befinden.

    Allerdings ist meiner Ansicht für Borderline-Betroffene auch bei BDSM folgendes zu beachten:

    Auch als Sub ist es wichtig nicht alle Eigenverantwortung abzulegen, was auch die Auswahl eines Doms betrifft, den Umgang mit möglichen Triggern oder eigener plötzlich aufschießender innerer Hochspannung während einer Session. Borderline-Betroffene haben nachweislich auf alle Emotionen bezogen bis zu 10 mal so intensive Emotionen wie gesunde Menschen und sind sehr empfindsam. Das ist nicht nur negativ, macht ihnen das Leben aber das Leben insofern schwer, da sie auch eine Anlage zur emotionalen Instabilität haben und oft heftige Stimmungsschwankungen erleben.

    Es besteht ggf. das Risiko, gerade dann wenn Kopfkino (Fantasie ) und Realität nicht eindeutig getrennt werden können, das Kopfkino bedingungslos ausleben zu wollen und das kann u.U. sogar sehr gefährlich sein, also mit hohen körperlichen Risiken. Jetzt mögt ihr einwenden, dann ist es kein BDSM mehr in der Umsetzung. Aber wenn dafür, weil es jemand mit entsprechendem Verantwortungsgefühl nicht machen würde oder auch, weil es ihm einfach zu extrem ist und damit nicht erregend und gewünscht, jemand mit selbst einer anderen schweren Persönlichkeitsstörung unwissentlich ausgesucht wird, kann das dramatisch verlaufen. Das sehe ich aber nicht als zwangsläufig so für Borderline-Betroffene.

    Wichtig ist, spüren zu können, dass man bei sich ist und wie hoch gerade die eigene Anspannung ist. Nicht alle erfüllen alle Kriterien und haben nicht alle Symptome. Das finde ich ganz wichtig zu sagen. Es ist eben auch nicht jeder auf dem selben Stand der Entwicklung. Man kann aber sagen, dass Borderline-Betroffene eine sehr hohen Leidensdruck haben zu allererst, auch wenn ihre Mitmenschen es nicht unbedingt leicht haben, besonders die, die ihnen besonders nah stehen.

    Hilfreich ist es immer in ruhigen Momenten Vereinbarungen zu treffen. Das Safewort im BDSM ist ein Beispiel für eine Vereinbarung. Aber auch sonst kann es hilfreich sein, in ruhigen Momenten z..B. zu besprechen, was die oder der Betroffene machen wird und das so konkret wie möglich, wenn es plötzlich zu innerer Hochspannung kommt, die sich ggf. nicht nur durch Selbstverletzungen äußern muss, sondern auch intensive Wut und Reizbarkeit bedeuten kann. Dabei kann es um konkrete Skills gehen und dann keinesfalls (!) diskutieren zu wollen. Die oder der Betroffene gerät nicht aus Böswilligkeit außer sich, so unangenehm sie oder er sich verhalten mag. Das intensive Gefühl und die erlebte Hochspsnnung sind keine Absicht. In Krisen ist unbedingt abzuraten, die Borderline-Störung zu thematisieren.

    Grundsätzlich ist es in Beziehungen, in der Familie oder unter engen Freunden wichtig, gegenüber der oder dem Betroffenen in Ich-Botschaften zu sprechen, wie man sich fühlt bei bestimmten Verhaltensmustern. Das gilt auch ganz unabhängig von BDSM natürlich.

    Ich erkläre das hier deshalb so sachlich, weil ich auch grundsätzliche Vorurteile und Verallgemeinerungen abbauen möchte. <3
    @Persephone

    Sehr schöne und hilfreiche Erläuterungen deinerseits, Danke dafür. Einige Dinge davon habe ich so erleben "dürfen". Das schwierige für mich in den Situationen war ja immer der Konflikt mit meinem Kopf, den ich hatte.

    Man lässt sich einfach unheimlich viel bieten und akzeptiert es irgendwie, denn man denkt sich immer im Hinterkopf, dass dein gegenüber es einfach nicht besser ausdrücken, bzw. damit umgehen kann. Und man selbst geht einfach mit seinen Empfindungen unter, stellt diese zurück, denn auf eine einfühlsame Antwort brauchte ich fast nie zu hoffen. Im Gegenteil, wenn ich ganz großes "Glück" hatte, bekam man eine rein analytische, taktlose Reaktion oder offensichtliches Desinteresse. Und das verletzt, verstört und verärgert unheimlich. Aber dann immer wieder die Stimme im Hinterkopf: "Er weiß es nicht besser." - Nur irgendwann muss man doch mal platzen, klare Kante geben und sagen: "Du egoistischer (* hier persönlich bevorzugtes Schimpfwort einfügen) merkst du nicht, wie du auf mir rumtrampelst?"

    Und das belastet sehr, besonders wenn man wieder einmal stillschweigend die Verletzung akzeptiert hat. Wenn dann noch die Tiefphasen dazukommen, wo man sich dann noch besonders um den Menschen kümmern muss, dann wird daraus eine harte Aufgabe.

    Dennoch würde ich generell kein komplettes No-Go daraus machen, aber definitiv mehr auf mich achten, denn es ist da einfach etwas dabei bei mir kaputt gegangen. Es sind nun mal nicht die leichtesten Menschen und man hat, wenn man Pech hat, extrem viele unvorhergesehene Probleme, aber dennoch können sie sehr liebenswerte und auch liebevolle Menschen sein oder werden. Nur sie müssen definitiv das eigene Problem erkannt haben und Unterstützung von außen erhalten, denn alles andere wird früher oder später in einem zerstörerischen Chaos enden, wo mindestens ein gebrochener Mensch aus der Situation hervorgeht.
    Bekennender Schwarzteefetischist. Wehe dem, der meinen Tee kalt werden lässt...
    @Patrator
    Ich kann dich so gut verstehen und stimme dir voll und ganz zu.
    Ich habe genau die gleiche Situation und ja auch einem Dom tut so was dann mal weh.
    Mein "Problemkind" hat diese Situation leider nicht erkannt, allerdings ist es bei ihr auch nicht ganz so ausgeprägt.
    Trotzdem bin ich mir noch unsicher, wie das ganze Weitergehen soll, auch wenn ich durch meine Unterstützung durchaus
    schon einiges bei ihr bewirken konnte...
    Muss auch hier mal hinsenfen...

    Ich bin selbst diagnostizierter borderliner, wenn auch in einer eher harmlosen Ausprägung (finde ich :). Ich kann sehr gut erkennen, wenn mein Borderliner aus mir spricht (manchmal erst hinterher, aber immerhin ;).

    Prinzipiell würde ich eine Beziehung mit einem Borderliner, der weder einsichtig noch therapiertist, überhaupt gar keine feste Beziehung eingehen. Und schon gar nicht eine mit Machtgefälle... :)

    Ich selbst habe nie erlebt, dass mein borderliner während einer Session zuschlägt... und da bin ich verdammt glücklich drüber :)

    Liebe Grüße, krümel

    Adrian schrieb:

    Mein "Problemkind" hat diese Situation leider nicht erkannt, allerdings ist es bei ihr auch nicht ganz so ausgeprägt.
    Trotzdem bin ich mir noch unsicher, wie das ganze Weitergehen soll, auch wenn ich durch meine Unterstützung durchaus schon einiges bei ihr bewirken konnte...

    Wie @Persephone bereits richtig anmerkte, steckt man in der "Schublade" Boderline sehr unterschiedliche Menschen, in verschiedensten Stadien der Aufarbeitung, unterschiedlichen Schweregraden und Geschichten, sowie individuellen inneren Stärken. Auch wenn man als Partner seinem "Problemkind" helfend bei Seite stehen kann, so sollte man aufpassen nicht in die Therapeutenrolle zu rutschen. Persönlich ist mir das einmal passiert, was meiner damaligen Freundin bei bestimmten Problemen half, doch letzten Endes auf Kosten meiner Gefühle ging. Dadurch das ich viele Bereiche rationaler anging, lies dies meine Liebe mit der Zeit verdorren.
    Als Partner dieser Betroffenen bleibt es aber immens wichtig Halt zu geben. Ja, sie schlagen manchmal mit zutiefst verletzenden Worten um sich, entsprechend dem wütenden verzweifelten 'inneren Kind'. Gerade die ersten Male sind sehr schwer zu ertragen für den Partner. Doch zum einen wird es für die Partner irgendwann etwas einfacher in diesen Momenten sich innerlich zu wappnen, zum anderen erkennt man mit der Zeit die gängigen Muster die einer dräuende Eskalation vorausgehen. (Die sprichwörtliche Mücke zum Elefanten machen. Beispielsweise erwächst aus Diskussionen über kleine Versäumnisse des Haushalts innerhalb kürzester Zeit die angedrohte Beendigung der Beziehung.) Die Kenntnis dieser Abläufe hilft letztlich beiden, da es dem Borderliner bewusst macht, womit diese Eskalationsspiralen klassischer Weise beginnen, der Partner wiederum vermag frühzeitig darauf hinzuweisen. Somit können die Zwei mit der Zeit Gegenstrategien entwickeln (Vorzeichen erkennen und z.B. eine Stunde räumlich getrennt Auszeit voneinander nehmen durch Spaziergänge). Viele Borderliner berichten aber auch davon, dass es ihnen viel bedeutete, dass ihre Partner bei den ersten Streitereien durchhielten und sie sich dadurch aufgefangen fühlten, als sie langsam wieder zu sich fanden. Mich erinnert das entfernt an Eltern, die ihre um sich schlagenden verletzten Kinder umarmen, bis die Kleinen weinen und sich der liebevollen Umarmung hinzugeben vermögen.
    Der Sinn des Lebens besteht nicht darin ein erfolgreicher Mensch zu sein, sondern ein Wertvoller. (Albert Einstein)
    Ich, 20 bin mit Borderline diagnostiziert worden und gebe deshalb auch mal meinen Senf dazu. Mein Dom wusste von Anfang an von der Diagnose, genau so habe ich ihn versucht aufzuweisen welche "Nebenwirkungen" die Erkrankung mit sich bringt. Ich bin in Behandlung. Trotz allem kann es zu Aussetzer kommen. Das wichtigste für ihn ist EIGENSCHUTZ. Und dass er eine Liste hat, in welchen Fällen was zu tun ist, ab wann im schlimmsten Fall ein RTW notwendig ist. Solang er gewisse Einschränkungen akzeptiert, klappt es recht Problemlos. Ich persönlich halte Vorbereitung und Aufklärung für sehr sehr wichtig.
    Ich schleiche hier jetzt seit ein paar Tagen rum...

    Erstmal bitte bitte seit vorsichtig mit Aussagen wie "zwar nicht offiziell diagnostiziert aber ganz bestimmt so!"... So entstehen so viele Vorurteile und Aussagen in Internet die hart zu lesen sind, wenn man sich denn auf die Informationssuche macht.

    Ich habe die Diagnose auch und bin in Therapie und komme soweit gut klar. Man sollte bedenken, dass es neun Kriterien gibt von denen fünf erfüllt sein müssen. Ein Mathematiker mag hiermal die große Zahl an Varianten nenne, es so d viele. Und wenn dann noch das Spektrum sagen wir von 1 bis 10 dazu kommt, haben wir noch viel mehr Unterschiede.

    Wichtig ist hier erstmal: ist es erkannt, angenommen und in Behandlung?
    Ja? Dann stehen die Chancen gut, dass man zumindest reden kann.

    Dann wäre gut sich vorher über die Kernprobleme zu unterhalten und wie sich diese auf zum Beispiel ein Machtgefälle auswirken können.

    Als Beispiel bei mir: ich habe keine stabiles Identitätsgefühl, was bedeutet, dass ich zwischen verschiedenen Persönlichkeitsanteilen hin und her switched, wie es eben kommt.
    Manchmal bin ich "klein" und da hilft kein Befehl oder was auch immer, wenn ich Hunger hab, hab ich Hunger und werde nervig. Da muss Dom drauf vorbereitet sein und mit umgehen wissen.

    Ich habe Verlustängste und auch das man mich nicht mehr lieb hat. Also ist es wichtig, dass Dom mir zeigt er hat mich lieb, auch wenn ich Mal Mist mache. Strafen gehen bei mir überhaupt nicht, weil ich nicht unterscheiden kann, ob ich als Person bestraft werde oder ein bestimmtes Verhalten. Konsequenzen die eindeutig auf ein Verhalten bezogen sind, gehen, solange ich weiß der andere hat mich noch lieb.
    Ein konkretes Beispiel im Spiel wäre zum Beispiel: mit Augenbinde muss ich den anderen hören können, sonst kann ich Angst kriegen. Auch sowas wie "Setz dich in die Ecke und warte" kann sehr schief gehen, weil ich dann alleine mit meinen Gedanken bin und das kann eine Gedankenspirale los treten.

    Ich habe manchmal Probleme die Realität so wahr zu nehmen wie sie ist. Heißt konkret in Spiel: wenn ich das Gefühle habe Dom guckt "komisch" kann die Stimmung kippen. Hier hilft es kurz zu kommunizieren, dass ich gerade nen komisches Gefühl habe und von seiner Seite die Versicherung das alles gut ist.

    Ich erkenne meine eigenen Bedürfnisse und Grenzen erst wenn sie meilenweit überschritten sind. Heißt Dom muss mich durchaus an trinken und essen und schlafen erinnern oder auch ausloten ob etwas ok ist.

    Das alles ist immer von der so oft berufenen Tagesform abhängig. Und das kann verdammt schwanken und kompliziert werden.
    Da spielen so einfache Dinge wie eben essen, Schlaf und generelle Stimmung rein. Aber dann auch die sogenannten Anspannungszuständen.

    Ich bin soweit, dass ich wenn ich weiß ich laufe auf eine Krise zu eben nicht in ein Spiel gehe. Auch mein Dom weiß, wie das aussieht und das er da nix macht, selbst wenn ich um Schläge bettel.

    Auf der anderen Seite kann eine sanfte Führung helfen gar nicht erst in Krisen zu kommen, sei es weil Dom drauf achtet das ich schlafe, esse, trinke oder auch in einer Krise den Kopf behält und mich wieder in normale Bahnen bringt. Das ich was gutes für mich tue ("du gehst jetzt baden!" "Ab ins Bett!") Das hilft sehr, wenn ich Mal wieder zu "klein" bin, um mich selber zu kommen.

    Ich kann verstehen, wenn jemand sagt, dass er eine solche Verantwortung nicht tragen will. Es ist Arbeit, ja. Aber ich finde es schade, wenn es kategorisch abgelehnt wird. Zumal wenn man sich auf so Infos im Internet verlässt, welche vielleicht nur bedingt aussagekräftig sind.