BDSM und Psychotherapie

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    BDSM und Psychotherapie

    In letzter Zeit kamen hier im Forum immer häufiger Diskussionen über Psychotherapie im Zusammenhang mit BDSM auf. Es gibt eine amerikanische Studie, die sich mit den psychotherapeutischen Erfahrungen von Patienten mit BDSM Lebensstil auseinandersetzt.

    Im Bereich der psychischen Gesundheit ist die Identifizierung der

    angemessenen und unangemessenen therapeutischen Techniken bei der

    Therapie für Menschen mit alternativer Sexualität sehr aktuell. Wenn das

    Thema der alternativen Sexualität in Zusammenhang mit der Therapie

    aufkommt, können fehlerhafte Anwendung von diagnostischen Kriterien und

    ein Mangel an Vertrautheit mit alternativer Sexualität zusammenkommen

    und zu Störungen oder Fehlfunktionen in der therapeutischen Interaktion

    führen (Nichols, 2006). Da dem Bereich der psychischen Gesundheit

    konstant mehr Informationen über das gesamte Spektrum der menschlichen

    Sexualität zufließen, kann die Zunahme des Wissens zu genaueren

    Diagnosen und wirksameren Maßnahmen führen und auch das Problem

    öffentlicher Fehlvorstellungen über menschliches Verhalten und psychische

    Gesundheit angehen.

    Die klinische Praxis rund um alternative Sexualität und psychische

    Gesundheit wird durch die Schwierigkeiten behindert, Erkenntnisse von

    Forschung und Lehre in klinische Praxis umzusetzen. Insbesondere die

    Beurteilung der Ausdrucksformen alternativer Sexualität als pathologisch

    oder nicht pathologisch erfordert eine enge Verbindung zwischen

    Forschung, klinischer Praxis und beruflicher Aus- und Weiterbildung. Es

    gibt viele Faktoren, die für die Wissenschaft eine deutliche Behinderung

    darstellen im Hinblick auf die Frage, wie man sexuelle Forschung in die

    Praxis umsetzt und klinische Praxis in Forschung. Ein Faktor, den wir in

    dieser Studie untersuchen, ist die Erfahrung einer Stigmatisierung im

    therapeutischen Kontext.



    sm-outing.de/studie.pdf
    Sicherlich interessant für diejenigen, die eine klassische Psychotherapie machen und vor der Frage stehen, welche Konsequenzen es hat bezüglich BDSM mit offenen Karten zu spielen gegenüber dem Therapeuten.

    Persönlich schätze ich freudianische Psychotherapie allerdings als wirkungslos und in Hinsicht auf 'normale' Sexualität den Vorurteilen des 19. Jahrhunderts verhaftet ein (meines Wissens gibt es bis heute keinen wissenschaftlich unstrittigen Nachweis für die positive Wirkung einer abgeschlossenen Psychotherapie). Insofern ist die Meinung eines Freudianers zur Auswirkung von BDSM auf meine seelische Gesundheit für mich nicht relevant.

    Auch würde ich als BDSM Praktizierender keinen therapeutischen Rat bei überzeugten Anhängern sexualfeindlicher und intoleranter Religionen oder Sekten suchen aufgrund ihrer Vorurteile und Wertmaßstäbe.

    ~Gertner
    „Da es sehr förderlich für die Gesundheit ist, habe ich beschlossen, glücklich zu sein.“ (Voltaire)
    @Master Bruce ich habe in der Tat überlegt, ob ich dazu eine Frage in die Runde werfe. Die passendste wäre, wie Erfahrungen mit Therapeuten in diesem Zusammenhang sind, dann wäre der Thread sicherlich besser im Veri-Bereich aufgehoben.

    Dieser Thread ist eigentlich eine Bekräftigung Deiner These, dass bei schwerwiegenden psychischen Problemen nicht jeder "herumdoktern" sollte und dass es zusätzlich erhebliche Auswirkungen haben kann, ob man einen sachkundigen/unterstützenden Therapeuten im Hinblick auf BDSM an seiner Seite hat oder einen stigmatisierenden. Die Seite, die diese Studie veröffentlicht hat, gibt unter Anderem Adressen für professionelle Hilfen an.

    sm-outing.de/profi_hilfe.html

    Inwiefern diese aktuell sind , weiß ich allerdings nicht - es ist ein Angebot, das jeder Hilfesuchende für sich selbst beurteilen muss.

    @Gertner Deine Aussagen allgemein bezogen auf Psychotherapie finde ich auch stigmatisierend. Neben der analytischen Psychotherapie gibt es noch viele andere Formen. Ob eine positive Auswirkung erfolgt ist oder nicht, kann eigentlich nur der Patient selbst beurteilen. Welche der vielen verschiedenen Therapieformen eingesetzt wird, ist die eine Sache, die Sachkunde die andere. Sekten stehen sowieso außer Frage und sollten hier nicht diskutiert werden.
    Mir ist nicht klar wen ich deiner meinung nach stigmatisiere @anima. Die Therapeuten oder die Patienten?

    Ich habe die Studie, die du verlinkt hast nur überflogen, aber zum großen Teil ging es doch um die Bewertung seitens des Therapeuten, ob es sich um 'pathologische' (d. h. krankhafte) Sexualität seitens des Patienten handelt oder um 'normale'.

    Mir wäre das Risiko zu groß mich z. B. wegen einer depressiven Phase oder Klaustrophobie in die Hände von jemandem zu begeben, nach dessen Werten und Überzeugungen dominante Neigungen (z. B. Lust aus dem Schlagen von Frauen zu ziehen) vergleichbar mit z. B. pädophilen Neigungen sind und in letzter Konsequenz ähnlich therapiert werden müssen.

    Als Patient in Psychotherapie bist du ohnehin stigmatisiert - bei Versicherungen wirst du dann z. B. kaum noch eine Risikolebensversicherung oder Berufsunfähigkeits­versicherung abschließen können.

    ~Gertner
    „Da es sehr förderlich für die Gesundheit ist, habe ich beschlossen, glücklich zu sein.“ (Voltaire)
    Ich bin auch kein großer Freund vom Herrn Freud und seinen Ansichten, obwohl das hierzulande ja schon fast einer Gotteslästerung gleichkommt ;) - aber neben der Freud'schen Psychoanalyse gibt es auch viele andere, gleichwertige und ebenso bedeutende gedankliche Ansätze, die eine Idee davon haben wie die inneren Abläufe von Menschen so funktionieren könnten. Wie es ist weiß man nicht und was zu jemandem passt, kann nur der selbst entscheiden. Aber ich finde von Vorteil wäre es schon, wenn man bei der Auswahl eines Therapeuten ein bißchen darauf achtet, nach welcher gedanklichen Schule er oder sie arbeitet. Und ob vor allem ob es menschlich passt, denn das Wirkungsvollste an der ganzen Sache ist meiner Ansicht nach die therapeutische Beziehung in sich selbst.
    Hallo liebe interessierte Mitleser :)

    In dem Zusammenhang vielleicht ganz interessant, dass in Hamburg am UKE (im Institut für Sexualforschung und forensische Psychiatrie) unter anderem folgendes Gebiet erforscht wird:

    Sozialwissenschaftliche und sozialhistorische Forschungsansätze zur sexuellen Sozialisation sowie zum kulturellen Wandel sexueller Verhaltensweisen

    Nebenbei läuft eine groß angelegte Studie (von psychnet) zu Depressionen allgemein.

    Da ich zufällig Teilnehmerin der Studie und BDSM - thematisch betreut bin, habe ich auch Sorge gehabt, man könne meine Neigung weg therapieren wollen.

    Ich bin bisher aber tatsächlich nur auf Ärzte gestoßen, die es sich nicht gar so einfach machen (das ist jetzt meine völlig unprofessionelle Meinung :) )

    Ich fühle mich hier in Hamburg zum Glück in sehr guten Händen :)

    Grüße in die Runde,

    krümel
    Ich bin seit Jahren in Therapie. Psychotherapie. Und ja,es hat mir geholfen. Ich bin schwer Suizid gefährdet.
    Meine Therapeutin hat mir schon oft das Leben gerettet.
    Nun zum BDSM und Therapie.
    Ich habe lange gezögert ihr davon zu erzählen. Ich hatte ehrlich Angst, dass sie mich einweist, weil ich ja eine Bordeline Störung habe. Aber sie hat total super reagiert. Wir besprechen das jetzt auch. Und es hilft mir mich zu verstehen.
    Ob das allerdings für alle BDSMler gilt, vermag ich nicht zu sagen. Ich kann nur aus meinem Leben berichten.
    Ich bin mir sicher, dass zwischen Borderline und BDSM bei mir kein Zusammenhang besteht. Und so sieht meine Therapeutin das auch. Ich kann mich im BDSM finden. Wieder Leben schöpfen. Meine Therapeutin unterstützt mich dabei.
    Ich glaube, wenn Therapeuten sich am Leben beteiligen und evt weiter bilden, so wie meine es tut, kann Therapie und BDSM gut zusammen passen.
    Das Thema BDSM und Psychotherapie ist für mich ein nicht ganz kleines, weil ich a) auf dem Weg bin ärztliche Psychotherapeutin zu werden und b) selbst in Therapie war, nachdem ich eine sehr traumatische Trennung hinter mir hatte von einer Partnerschaft, in der SM eine große Rolle spielte. Meine Therapeutin war und ist tiefenpsychologisch orientiert, sagte mir in unseren ersten Gesprächen, dass sie kaum Erfahrung mit dem Thema habe, aber das es in erster Linie nicht zu der "Störung" gehörte, die wir beide miteinander zu bearbeiten haben. Der Gutachter sah das damals wohl ein wenig anders und wir haben beide herzlich über seine Beurteilung gelacht.
    Immer wieder kam das Thema zur Sprache und wir integrierten es in unsere Therapiestunden, aber es gab nie ein "das sollten Sie mal angehen" oder etwas ähnliches. Es gehörte eben zu mir und meiner Geschichte. Ich bin ihr immernoch sehr dankbar, dass sie trotz mangelnder Erfahrung so offen damit umgegeangen ist und auch nachgefragt hat, wenn ihr etwas diesbezüglich unverständlich war.

    In diesem Sinne: Ja, BDSM und Psychotherapie gehen gut zusammen und müssen es stellenweise auch.
    Hallo zusammen,

    das Thema BDSM und Psychotherapie beschäftigt mich aktuell auch sehr intensiv. Ich bin seit einiger Zeit bei einem niedergelassenen Sexualtherapeuten in Behandlung und habe mich entschlossen, meine BDSM-Fantasien in der Therapie gezielt anzusprechen und zu bearbeiten. Dafür gibt es zwei Gründe:

    - Wie bereits in meinem Vorstellungsthread erwähnt, habe ich bis heute Schwierigkeit, mich mit meinen BDSM-Neigungen (vor allem meiner devot-passiven Seite) anzunehmen und dazu zu stehen, weil sie nicht zu dem Normalitätsideal und insbesondere nicht zu den Männlichkeitsvorstellungen passen, mit denen ich groß geworden bin. Mein Ziel ist es, dass ich meine Sexualität frei von gesellschaftlichen Rollenklischees und Rollenerwartungen genießen und als etwas Schönes erleben kann.

    Der zweite Grund liegt darin, dass ich ganz deutlich spüre, dass meine BDSM-Fantasien in engem Zusammenhang stehen mit realen Erfahrungen mit Gewalt, Vernachlässigung, Macht und Ohnmacht, Strafe und Disziplin, die ich in meiner Kinder- und Jugendzeit erlebt habe - und unter denen ich zum Teil bis heute leide.

    Ich bewundere es, wie locker und selbstbewusst viele von euch mit ihrer BDSM-Seite umgehen können. (Zumindest wirkt es so, wenn man im Internet zu dem Thema querliest.) Ich selbst kann das noch nicht, weil das Thema BDSM viel zu eng mit belastenden Lebenserfahrungen (Gewalt und Vernachlässigung in der Kindheit) verbunden ist, die ich bis heute nicht vollständig aufarbeiten konnte.

    Meine BDSM-Sexualität ist für mich - davon bin ich überzeug - auch ein Ventil bzw. ein Verarbeitungsmittel, um diese unbewältigten Erfahrungen irgendwie den Griff zu bekommen. Mein Therapeut meint, dieser Zusammenhang (Sexualität als Mittel zur Bewältigung von biographischen Konflikten) sei nichts Ungewöhnliches, das ginge ganz vielen Menschen so. Ich sollte mir meine sexuellen Sehnsüchte und Phantasien nicht verbieten oder mich dafür verurteilen, denn wenn ich dieses Ventil nicht hätte, wäre ich an vielen meiner unbewältigten Erfahrungen wahrscheinlich längst zerbrochen.

    Das ist eine Sichtweise, die mir vom Verstand her sofort einleuchtet, aber sie auch innerlich anzunehmen, das fällt mir noch lange nicht so leicht, denn dieser untrennbare Zusammenhang zwischen sexueller Identität (als Erwachsener) und unbewältigten Kindheitserfahrungen steht bis heute permanent im Raum. Die interessante Frage wäre, ob ich, wenn ich irgendwann den Frieden mit meiner Vergangenheit finden sollte, auch entspannter und weniger schamhaft mit meiner Sexualität umgehen kann. Das kann mir das gut vorstellen und arbeite auf dieses Ziel hin.

    Wie ist das bei euch: Kennt ihr dieses Gefühl auch, dass BDSM-Sehnsüchte viel mit unbewältigten Gewalterfahrungen (auch mit belasteten Elternbeziehungen) zu tun haben? Oder ist die Frage nach den Ursachen zweitrangig für euch? Ist es wichtiger, seine Sexualität im Hier und Jetzt auszuleben und Spaß daran zu haben, völlig unabhängig davon, was früher war?

    Iich möchte in dieser Hinsicht einen gesunden Mittelweg für mich finden: Einerseits möchte ich den Frieden finden mit meiner Vergangenheit, anderseits möchte ich mich die BDSM-Sehnsüchte für mich annehmen und auch genießen können, ohne dass sie mich permanent belasten und bedrücken. Das ist der Grund, weshalb ich das Thema in der Therapie angesprochen habe und bearbeiten möchte. Hat jemand Erfahrungen auf einem Weg mit ähnlicher Zielsetzung?

    Ich bin jedenfalls froh, dass ich einen Therapeuten gefunden habe, der mit dem Thema offen und unbefangen umgeht. Seine Einstellung ist, dass einvernehmlich gelebte BDSM-Sexualität heute nicht mehr als krankhaft anzusehen ist. Insofern unterstützt mich der Therapeut auf dem Weg, den ich für mich selber gehen möchte: Einerseits die Vergangenheit aufzuarbeiten, wo das noch möglich ist und Entlastung bringt. Andererseits zu lernen, mich mit meiner BDSM-Sexualität anzunehmen und auch mal reale Erfahrungen damit zu sammeln, weil - das sehe ich persönlich genauso - Sexualität ein Thema ist, was sich niemals allein auf der theoretischen Ebene klären lässt, sondern nur, indem man sie lebt und sich in eine konkrete Beziehung begibt.

    Soweit meine Gedanken zum Thema BDSM und Psychotherapie, die ich dazu beitragen kann.
    Hallo, @Adrian_2015!
    Ich finde es toll, dass Du so offen und ehrlich mit uns Deine Probleme teilst.
    Und Du hast scheinbar einen wirklich tollen Therapeuten gefunden, der nicht versucht, Dir Deine BDSM-Neigung auszureden oder der ein Problem damit hat. Nach einigen anderen früheren Beiträgen hier im Forum soll es nämlich leider genug andere Therapeuten geben.
    Ich wünsche Dir viel Glück und Erfüllung auf Deinem weiteren Weg!
    Ich kann Dir nur folgendes sagen: Auch ich habe knapp 38 Jahre gebraucht, um vor mir zu akzeptieren, dass ich BDSM liebe. Es war geradezu befreiend, als ich mich dann hier anmeldete und meine ersten Erfahrungen dann waren so beglückend, dass ich in meinem Leben BDSM nie mehr missen möchte, :D .
    Dir wird es bestimmt nicht anders gehen!
    "Wir streben mehr danach, Schmerz zu vermeiden als Freude zu gewinnen" Sigmund Freud
    Hallo Adrian,

    erstmal "Herzlichen Glückwunsch" zu Deinem Therapeuten. Du scheinst ja jemanden gefunden zu haben, bei dem das Vertrauensverhältnis perfekt ist.

    Mangels eigener Kompetenz werde ich mich nicht zu Deinen Erfahrungen und Verbindungen zum heutigen BDSM äußern.

    Unabhängig von dem was Du aufarbeitest, möchte ich Dir jedoch einen weiteren Gedanken auf den Weg geben:

    "Egal warum und wieso sich etwas entwickelt hat: Es ist da, und wenn es gut tut sollte man es hegen und pflegen"
    Hallo und herzlich willkommen @Adrian_2015.
    Zu deinem Therapeuten und vor allem dazu, dass du den Schritt gewagt hast kann auch dir nur meinen Glückwunsch aussprechen!
    Tja, ob BDSM durch meine Kindheit beeinflusst wurde kann ich weder bestätigen noch verneinen, ich weiß es schlichtweg nicht.
    Mir wurde eingebleut vor älteren Respekt zu haben (obwohl mir früh klar war, dass Alter nicht mit Weisheit oder Einsicht einhergeht) und das man zu tun hat was die Eltern sagen,
    egal wie schwachsinnig es auch war.
    Selbstwertgefühl baut man da schwer auf.
    Allerdings hat sich das in den letzten Jahren gebessert und, da bin ich im Gegensatz zu dir auf der glücklichen Seite gelandet,
    hat mich die Erkenntnis, dass ich dominant und wohl auch sadistisch bin eher ein Gefühl von Freiheit gegeben statt mich einzuengen.
    Zum Thema Normen und "was ist normal" gibt es hier übrigens auch einen Thread, vielleicht ist der auch was für dich.

    Du schriebst in deiner Vorstellung, dass du in Punkto Partnerschaft auch unerfahren bist.
    Besteht hier auch eine Verbindung mit deiner Kindheit?
    Sollte die Frage zu persönlich sein, ignorier sie bitte einfach,ich war nur neugierig ;)
    Danke für eure Antworten. Es stimmt, mit meinem Therapeuten hatte ich großes Glück. Dazu muss ich sagen, dass ihn mir gezielt ausgesucht habe. Ich wusste, dass er auf Sexualtherapie spezialisiert ist und auf diesem Gebiet einen guten Ruf besitzt, genau so jemanden hatte ich gesucht. Zum Glück konnte er mir auch in annehmbarer Zeit einen Therapieplatz in Aussicht stellen, was ja auch nicht selbstversändlich ist.

    Was meine Kindheit angeht, so habe ich zumindest ein Staftrauma zurückbehalten, das sich in sexueller Hinsicht in einem Straffetischismus (so will ich das mal nennen) ausdrückt. Irgendwie ist mir das bis heute peinlich, weil ich fürchte, in der "Normalbevölkerung" (außerhalb von SM-Kreisen) würde ich damit auf wenig Verständis stoßen. Ich hoffe, hier in so einem Forum müssen einem auch solche Vorlieben nicht peinlich sein.

    Es hat mich schon gegenüber meinem Therapeuten riesige Überwindung gekostet, mal konkreten Fantasien und Sehnsüchte zu schildern. Ich war überrascht und unglaublich erleichtert, wie gelassen eher das aufgenommen hat. Er meine nur, er hätte von anderen Patienten schon viel, viel schlimmere Dinge gehört, die ich mir in meine schlimmsten Träumen wahrscheinlich nicht vorstellen könnte...

    Krat schrieb:


    Du schriebst in deiner Vorstellung, dass du in Punkto Partnerschaft auch unerfahren bist.
    Besteht hier auch eine Verbindung mit deiner Kindheit?
    Sollte die Frage zu persönlich sein, ignorier sie bitte einfach,ich war nur neugierig ;)


    Teils, teils. Das hat zum einen behinderungsbedingte Gründe, die es mir da schwer gemacht haben (über die ich öffentlich nicht sprechen möchte), es hat aber auch auch mit den Familienverhältnissen zu tun, unter denen ich aufgewachsen bin.
    Vorweg: ich bitte alle dies als rein persönliche Meinung und Erfahrung damit zu sehen und dass..wenn ich mich teilweise provokativ und ironisch äußere..dahinter nicht die Absicht steht jemanden anderen zu Nahe zu treten..ich schreibe nur über mein empfinden dazu und da ich selbst von jedem seine Erfahrung und Meinung dazu respektiere bitte ich um selbiges..
    Ich habe nur überflogen was geschrieben wurde und gehe damit auf niemanden Äußerung dazu ein..

    Ich für mich habe eine tiefe Abneigung zu dieser Thematik..aus dem einzigen Grund das ich ständig mit Vorurteilen zu tun habe und es leid bin mein (für mich inzwischen) "Mantra" aufzusagen-/schreiben um klar zu machen das was mich betrifft..Dom nicht Sorge tragen muss eine (wie ich erfahren hab) neue negative Erfahrung zu machen mit Sub in Verbindung mit psychologischen Problemen..denn meist wird über einen Kamm geworfen..
    Zum Verständnis mein "Mantra": Nein..ich bin niemals sexuell missbraucht wurden oder war Opfer von körperlicher Gewalt..und nein..weder bin ich ohne Vater noch mit physisch negativen Erfahrungen aufgewachsen..mein Vater ist und war der liebste Mensch der Welt.."
    ja und dennoch bin ich über die Hälfte meines Lebens in Therapie..dennoch hab ich alles für mich inzwischen reflektiert..nur reflektiertes Wissen zu/über sich zu haben und das Zusammenführen mit den tiefreichenden emotionalen Empfindungen ist eine Arbeit die niemand außer man selbst erarbeiten kann..Worte bringen nicht mehr weiter..ich bin seit 5Jahren (und weil ich die Jahre zuvor alle "Pseodoexperten" abgelehnt und mich nur noch auf die eingelassen hab die Wissen wovon sie reden und neben ihrem "angelerntem Wissen" zudem den Menschen individuell sehen..) ohne Therapie und kann einfach leben..wie es mich glücklich macht..
    Ich kann es nur einfach nicht mehr ab verallgemeinert zu werden deswegen..nein ich bin kein Opfer..nein ich arbeite durch bdsm nicht zurückliegende Erfahrungen auf..
    Hat bdsm mit Pschologie zu tun..? Natürlich..welches menschliche Verhalten abseits der vorgegebenen versteiften Norm hat das heutzutage nicht mehr?
    Ich weiß warum ich meine bdsm Neigung habe..bisher war auch niemand der Meinung es mir "austherapieren" zu wollen sondern hat mir geraten (weil wissend ich quäle mich nicht un-/bewusst damit absichtlich) alles so zu belassen wenn ich dadurch in jeglicher Hinsicht etwas positives daraus ziehe..
    So..die Luft musste mal raus ihr Lieben..ich mein sonst wäre es wirklich noch soweit gekommen (ernsthafte Überlegung) mein Mantra auf ein T-shirt zu drucken.. :rolleyes:
    Wie oben geschrieben..ignoriert es wenn euch etwas nicht passt..es ist rein mein empfinden und meine Erfahrung dazu und niemanden möchte ich damit zu Nahe treten..
    Einen schönen Abend euch allen
    - Ich kann jetzt auch nur vermuten was ich meine... -

    Nieke schrieb:


    Ich weiß warum ich meine bdsm Neigung habe..bisher war auch niemand der Meinung es mir "austherapieren" zu wollen sondern hat mir geraten (weil wissend ich quäle mich nicht un-/bewusst damit absichtlich) alles so zu belassen wenn ich dadurch in jeglicher Hinsicht etwas positives daraus ziehe..


    Hallo Nieke,

    für mich selbst weiß ich heute auch, woher meine BDSM-Sehnsüchte kommen; zumindest kann ich einige Faktoren sehr klar ausmachen, die den Weg in Richtung BDSM geebnet oder zumindest begünstigt haben.

    Diese Gründe sind aber (das sehe ich ähnlich wie du) viel komplexer, als viele Menschen denken, mit einfachen Erklärungsmodelllen aus der "Küchenpsychologie" hat das wenig zu tun. Insofern kann ich gut verstehen, dass dich die üblichen Vorurteile und der damit verbundene Rechtfertigungsdruck ärgern.

    Meine Überzeugung ist, dass jede Sexualität, die zwischen erwachsenen Menschen einvernehmlich ausgelebt wird, Respekt verdient - völlig unabhängig davon, woher sie kommt oder auch nicht. Psychologische Erkäungsmodelle sollen Menschen helfen und entlasten, z.B. von unnötigen Schuldgefühlen. Sie sollen nicht stigmatisieren oder ausgrenzen, auch wenn das in der Realität manchmal anders ausieht.

    burgbesitzer schrieb:

    Als ich meiner Psychologin von meinen sexuellen Vorlieben berichtete, lud sie mich zum Essen ein. Heute sind wir ein Paar und haben einen gemeinsamen Pornokeller, in dem wir all das tun, was mich einst so belastete!! 8o

    Klingt ja durchaus romantisch, aber ist das nicht ein grober Verstoß?
    Kann mir nur sehr schwer vorstellen, dass Therapeuten private Kontakte zu Patienten pflegen dürfen.

    Krat schrieb:

    burgbesitzer schrieb:

    Als ich meiner Psychologin von meinen sexuellen Vorlieben berichtete, lud sie mich zum Essen ein. Heute sind wir ein Paar und haben einen gemeinsamen Pornokeller, in dem wir all das tun, was mich einst so belastete!! 8o

    Klingt ja durchaus romantisch, aber ist das nicht ein grober Verstoß?
    Kann mir nur sehr schwer vorstellen, dass Therapeuten private Kontakte zu Patienten pflegen dürfen.


    Eh, hast Du den feinen Humor meines Postings nicht bemerkt? :P

    Davon abgesehen sind Therapeuten auch nur Menschen. Und sie dürfen durchaus private Kontakte zu ihren Patienten pflegen. Eine professionelle Therapie ist ab einer gewissen Gefühlstiefe natürlich nicht mehr möglich. Aber verboten ist es nicht! :)