Outing

      @Krabbe: ja, das weiß ich auch nicht, ich hab nur manchmal den Eindruck, da einige es ziemlich offen sehr vielen Menschen erzählen, dass manche den Eindruck haben, das müsse so sein. Ich wollte damit einfach nur nochmals unterstreichen, dass jeder selbst entscheiden soll, ob er sich outet oder eben nicht und dass das kein Muss ist. ;)
      Ich hätte mich im Leben nicht geoutet wenn es nicht durch einen unglücklichen Zufall passiert wäre... nun wissen Eltern, Schwester und Sohn bescheid, mein Partner ja sowieso weil wir uns über eine einschlägige (hach, schon wieder ein Wortspiel!) Plattform gekennengelernt haben.

      Meine Familie schweigt zu diesem Thema, und dafür bin ich ganz dankbar. Beim ursprünglichen Gespräch mit meinen Eltern zum Thema (musste ihnen meine Fetischklamotten erklären) hat mein Vater am Coolsten reagiert: 'Du stehst aber da nicht am Kreuz und lässt dich auspeitschen???'. Das war alles was er wissen wollte :) .

      Aber wie gesagt, ich würde im Traum nicht auf die Idee kommen mit meinen Neigungen hausieren zu gehen. Meine sexuellen Präferenzen und dunklen Neigungen gehen Unbefugte nix an, denn ich praktiziere SM weder wissenschaftlich noch als Weltanschauung ;) .
      Es war schon immer eine Eigenart des Menschengeschlechts, zwei Garnituren Moral auf Lager zu halten –
      die verborgene, wahre und die öffentlich vertretene, künstliche.
      (Mark Twain)
      Sich zu outen hat bringt sehr oft einen Nachgeschmack mit sich, der nicht unbedingt so sehr gesund sein muss. Natürlich weiß ein kleiner Teil meiner Freunde um meine bisexuelle Neigung und auch um BDSM. Beruflich ist es natürlich eine immense Gratwanderung weshalb ich mich dort nicht oute. Darin sehe ich auch keine Veranlassung
      Was mich jedoch zutiefst erschreckt, wenn sich zwei Menschen doch gefunden haben, warum muss es an dieser Stelle sehr deutliche Ansagen geben, diese Liebe geheim zu halten? Selbst als ich ein Verhältnis eingegangen bin wussten meine Freunde das. @Elenore deine Worte sind sehr weise und du machst hierbei so sehr deutlich, dass es um Menschen geht! Um die Achtung vor ihnen, ganz egal welche Wege sie einschlagen. Meinen Dank dafür!
      Nach dem Wochenende weiß ich nun auch, dass wir im Freundeskreis meines Partners längst geoutet sind (die Herrschaften gehen sehr locker mit dem Thema um) und dort eher als "Stino´s" gelten. :rofl:Wie unterschiedlich die Sichtweisen doch sind.
      Ich habe es nach und nach meinen engsten Freunden (3 Weiblich, einer männlich) erzählt. Es haben alle recht gut aufgefasst, eine Freundin möchte davon nichts wissen und die anderen sind ziemlich neugierig und interessieren sich dafür.
      Meinen Eltern wollte ich davon eigentlich nichts erzählen, aber als es dann zu dem Zeitpunkt kam das ich Ihn besuchen fahren wollte, musste ich es meiner Mutter erzählen da ich noch zu Hause wohne. Eine Ausrede kam für mich nicht in Frage weil es dafür keine gab, meiner Meinung nach. Ich habe mich dann mit ihr zusammengesetzt und ihr das erzählt. Anfangs war sie ziemlich geschockt und hat sich gefragt was sie falsch gemacht hat, aber mittlerweile kommt sie damit klar.
      Ein kleiner, elitärer Kreis weiß es von mir. Zwangs geoutet habe ich mich vor drei Wochen
      bei meiner Tochter. Sie entdeckte mein Halsband und fand es äußerst cool und hat es sich
      auch sofort um den Hals gemacht. Dann kam sie in die Küche und hat gefragt, ob sie sich
      das für den Abend ausleihen könnte. Ich musste mehrfach schlucken, wie sie vor mir stand
      mit dem Halsband. Für mich war es sehr geteiltes Gefühl. Ich habe ihr dann erzählt, dass
      ich devot bin und auch erklärt, was es an Symbolik damit auf sich hat. Meine 17 jährige
      Tochter hat mich angeguckt und gegrinst. Stille und dann hat sie mich in den Arm genommen
      und mir gesagt, sie hätte die tollste Mama der Welt. Ihr ist es egal, was ich privat machen
      würde. Sie ist dann zu ihrer Fete, mit dem Halsband.
      Ein Großteil meines Freundes und Bekanntenkreises weiß von meiner Neigung, da wir alle sehr offen miteinander umgehen und Themen zu Sex und Beziehungsmodellen einfach auch oft Thema sind. Ich geh da locker mit um und hab fast durchweg positive Erfahrungen damit gemacht, alle mit denen ich darüber gesprochen habe waren interessiert und kommen auch ab und zu und fragen nochmal das ein oder andere nach und ich finde es gut, dass ich mit meinen Freunden dann auch reden kann ohne aufpassen zu müssen was ich sage und wie ich mich ausdrücke, ist ein schönes Gefühl, man Selbst sein zu können.
      Also generell bin ich nicht der Ansicht, meine persönlichen Neigungen und die Art, meine Sexualität auszuleben, mit der Familie und Freunden teilen zu müssen.

      "Oma ich lass mir gern den Hintern versohlen und es mir richtig dreckig besorgen. Willst du noch Kuchen?" Nein danke :D

      Allerdings ist es einfach so, dass engere Freunde im Laufe der Zeit einfach einiges mitbekommen. Dass ich auch auf Frauen stehe, weiß eigentlich mein gesamtes Umfeld, meine Familie eingeschlossen. Daraus mache ich überhaupt kein Geheimnis, im Gegenteil. Das ergibt sich einfach beiläufig.

      Dass ich auf harten Sex stehe, vereinfacht ausgedrückt, und sich die Tür BDSM für mich vor gar nicht allzu langer Zeit erstmals real geöffnet hat, ist für mich wieder ne andere Schiene.

      Ich bin ein sehr dominanter, lauter, impulsiver Mensch, kein graues Mäuschen. Da können sich wohl die meisten denken, dass ich nicht auf Blümchensex stehe. Nur ordnen sie mich wohl gedanklich wohl anders rum ein. Mein Spitzname im alten Freundeskreis war mal ne Zeit lang Domina ;)
      An meinem Schlafzimmerschrank hängt auch dekorativ ne Peitsche. Mich hat allerdings noch niemand direkt drauf angesprochen, wer bei uns wen verkloppt :D

      Zum letzten Geburtstag hab ich übrigens als Gruppengeschenk von meiner alten Clique richtig massive Lederfesseln mit Ketten geschenkt bekommen ;) (wohl durch die Peitsche inspiriert) Die anderen Partygäste waren natürlich total baff und ich hab nur durch die Wohnung gebrüllt: Schatz wir haben neues Spielzeug gekriegt :D
      Also ich denke wir sind so halb geoutet.

      Es gab allerdings mal nen lauen Sommerabend mit meiner Schwester und ihrem Freund, da kamen wir auf das Thema SM und ich hab durchblicken lassen, dass ich da mit ein paar Schlaginstrumenten schon so meine Erfahrung hab, sie allerdings nicht ausgeteilt, sondern eingesteckt hab. Meine Schwester ist fast aus allen Wolken gefallen!
      Die mit dem Wolf tanzt....
      Ich hätte mir vor Zeiten auch nicht vorstellen können, meiner Familie in irgendeiner Form etwas von meiner Veranlagung zu erzählen. Nicht, weil ich sie für intolerant gehalten hätte, sondern weil ich (erstens) damals noch nicht so wirklich mit mir im Reinen war, wie ich das alles eigentlich *für mich* einordnen soll, und (zweitens) es nicht gewohnt war, mit anderen Leuten als meiner Frau über Dinge zu reden, die Sexualität einschließen.
      Im letzten Jahr war ich aber durch ein furchtbares Ereignis im Grunde *gezwungen*, zumindest meiner Familie reinen Wein einzuschenken. Da weiß man nun also Bescheid. Meine Mutter fragt immer wieder einmal nach, weil es sie einfach beschäftigt, und ich spreche dann auch ganz normal darüber. Natürlich plaudere ich noch immer nicht über intime Details, die wirklich nur meine Partnerin und mich etwas angehen, aber dadurch, dass ich meine "dunkle" Seite mittlerweile als "zu mir gehörig" eingeordnet habe und sie nicht mehr um jeden Preis verstecken zu müssen glaube, habe ich viel Freiheit gewonnen. Die Katze ist aus dem Sack. Und das ist gut so.
      Außerhalb meiner Familie und natürlich meiner Partnerin weiß nur meine beste Freundin Bescheid, die aber eh ein Typ ist, mit dem man über Gott und die Welt reden und Pferde stehlen kann und der keinen wegen seiner Neigung verurteilt.
      Ich dränge mich grundsätzlich niemandem auf, also auch nicht meine Neigung. Aber ich bin wirklich froh darüber, dass ich mich auch nicht mehr wie verrückt davor fürchte, dass irgendwer irgendetwas bemerken könnte.
      Bei uns weiß es niemand, weder Familie noch Freunde und so soll es auch bleiben.
      Unsere Sexualität geht niemanden etwas an, als wenn Vanilla erzählen würden, was sie im Einzelnen mögen. Doch wohl auch nicht.
      Also warum sollten wir was darüber erzählen? Es ist privat und so sollte es auch sein!
      Bei mir weiß es meine beste Freundin, weil sie als Cover fungiert und wir uns alles erzählen. Sie schwankt zwischen Faszination und Irritation, unterstützt mich aber total. Ansonsten weiß es niemand. Soll auch erstmal so bleiben.

      LG
      Rhia

      kleines-sub-Biest schrieb:

      Unsere Sexualität geht niemanden etwas an, als wenn Vanilla erzählen würden, was sie im Einzelnen mögen. Doch wohl auch nicht.
      Also warum sollten wir was darüber erzählen? Es ist privat und so sollte es auch sein!

      Ich fänd es auch recht befremdlich, wenn ich damit "hausieren" gehen sollte. Bei einem Vanilla stellt sich diese Frage komischerweise gar nicht.
      Macht man sich durch solche Gedankengänge nicht irgendwie selbst zum Perversen, zur Randgruppe?
      Ich mache keinen Hehl aus meiner Neigung, aber ich denke nicht das es meine Familie was angeht. Meine Freunde wissen zum teil von meiner Neigung und machen deswegen nun auch kein Fass auf. Grundsätzlich sehe ich es nicht ein Hinz und Kunz an meinem Sexualleben teilhaben zu lassen :P
      Norden, Süden, Krieg und Frieden, Chaos, Ordnung, Liebe, Hass
      Unwahrheiten, Ehrlichkeiten bringe ich in jede Stadt
      Trauer, Freude, Tod und Leben, will ich nehmen, will ich lassen
      wenn der Narr dann weiterzieht, wird man ihn lieben oder hassen
      ( R.I.P. Schelmish 15.12.2012 )
      Bei uns ist es so, das einige Bescheid wissen - wir aber auch nicht damit hausieren gehen. Selbst die größte Hete oder der hundsgewöhnliche Stino erzählt nicht offensiv, was so alles langweiliges unter der Decke im Dunkeln passiert. Wir verstecken uns aber auch nicht, wer fragt - kriegt Antwort. Erfahrungsgemäß fragt fast niemand ;).

      SchwarzSchmerz schrieb:

      der hundsgewöhnliche Stino erzählt nicht offensiv, was so alles langweiliges unter der Decke im Dunkeln passiert


      Ich glaube zwar nicht, dass es böse gemeint war, aber trotzdem von meiner Seite eine kleine Bitte:
      Ich (oder pauschalierend "wir") hoffe(n) bei einem Outing auf Akzeptanz und Respekt seitens der "Anderen". Grundvoraussetzung dafür ist meiner Meinung nach allerdings auch anderen sexuellen Orientierungen denselben Respekt entgegenzubringen, den man sich selbst erhofft. Das fängt schon bei der Sprache an...
      So wie im Zitat formuliert klingt es für mich sehr abwertend und klischeehaft. Wie schon erwähnt, ich maße mir nicht an zu behaupten, dass es auch so gemeint war aber... hmm... mir tuts einfach weh sowas zu lesen... :/

      Sex ohne BDSM-Elemente kann ebenso kreativ und erfüllend sein, kommt immer nur auf die Ausführenden drauf an ;)
      Und um nicht nur Off-topic von mir zu geben:

      Ich habe bislang 2 Freunden davon erzählt, mit denen ich schon immer sehr offen über Sexualität gesprochen habe. Einer hats problemlos aufgenommen, der Andere macht sich jetzt permanent Sorgen um mich.
      Darüber hinaus habe ich aber nicht vor mich weiter zu outen. Muss meine Tante/ Arbeitskollegin/ Grossmutter wirklich wissen, worauf ich so stehe? Was nützt es mir und besagter Tante/ Arbeitskollegin/ Grossmutter dieses Wissen zu teilen?
      Wozu meine intimsten Wünsche etc auf ein Banner schreiben und vor mir hertragen?
      Machen Vanillas schliesslich auch nicht. (Sollte ich mal Jemanden treffen der sich mit den Worten "Hallo, ich bin Paul und ich stehe auf Analsex" vorstellt, werde ichs mir vl nochmal überlegen ^^ )
      Natürlich ist das ganze ironisch - fließend Sarkasmus hatte ich in meiner Vorstellung erwähnt - aber gleichzeitig Vanillas als Begrifflichkeit selbst zu verwenden,wundert mich dann schon ein bißchen, denn diese Bezeichnung für Leute die keiner möglichen Diskriminierung ausgesetzten Randgruppe zu verwenden, ist ähnlich despektierlich.

      ich denke, das sowohl Heten, Stinos, Normalos und Vanillas mit den Begrifflichkeiten ganz gut leben können. Genau wie Sados, Masos, Domsen und Paypigs auch.
      Tut mir leid, wenn du dich angegriffen fühlst, ich habe nur versucht meine persönlichen Gefühle in eine kleine Bitte umzuformulieren und zu der steh ich...

      Bzgl "Vanilla": Ich verwende das Wort weil es mir von allen Möglichen am akzeptabelsten erscheint. Ich habe mich allerdings auch nicht an einem einzelnen Begriff "aufgehängt" den du verwendet hast, sondern an einem Satz, der - meines Erachtens - ein sehr negatives Bild zeichnet (Sarkasmus hin oder her).

      Was solls, ich bin ein harmoniebedürftiger Mensch und mag keine öffentlichen Off-Topic-Diskussionen... ich vertschüss mich aus dem Thread...

      Lg
      Hmmm...
      Outing....
      Warum ist es so das die Familien meistens außen vor sind?
      Ist bei mir nicht so.Meine Mutti ist meine beste Freundin und eine coole Socke obendrein.
      Sie war Bardame und Stangentänzerin in einem Bordell und erzählt mir immer viele Geschichten von ihren Erlebnissen.
      Sie weiß bescheid.Sie fragte sogar ob ich ihr Schatzie mal ausleihe zwecks Wohnung putzen...
      ;)
      Mit meinen früheren Männern war das lustig,denn die wünschten sich meistens einen Dreier mit mir und Mutti!
      Das ist aber etwas das ich nun echt nicht tun würde,was ich betreffenden Männern auch so schonend wie möglich beibrachte... :troesten:
      Meine Freunde wissen auch bescheid.Es gab nur wenige die nach der Offenbarung nix mehr von mir wissen wollten,aber auf die kann ich auch verzichten!

      LG
      Anne.
      Don´t worry,be happy

      M.Anne schrieb:

      Ist bei mir nicht so.Meine Mutti ist meine beste Freundin und eine coole Socke obendrein.
      Sie war Bardame und Stangentänzerin in einem Bordell und erzählt mir immer viele Geschichten von ihren Erlebnissen.


      Es ist sehr erfreulich wenn deine Mutter deine beste Freundin ist. Die Lockerheit mit der sie an die Sache geht hat aber wahrscheinlich eher mehr mit ihrer Lebensgeschichte und generellen Offenheit zu tun als mit der Tatsache, das sie deine Mutter ist. Ehrlich gesagt kann ich das Unwohlsein von der Gesellschaft an sich nicht im Geringsten verstehen. Es werden billige Shirts gekauft die von Kindern genäht werden, Fleisch gefressen was aus Massentierhaltung stammt, Urlaub gemacht im Paradies und die Sonnencremepackung am Strand ins Meer gefeuert - aber wenn mein Nachbar nachts laut beim vögeln schreit geht es mal gar nicht! Verquere Welt.

      Wenn ich mich allerdings in die Rolle eines Vaters versetze dem seine Kind mal eben entgegenflötet es stehe maximal darauf bis aufs Blut gepeitscht, von zig Leuten durchgerammelt und dann zitternd im Keller eingesperrt zu werden und das wäre auch gut so.....naja da kann ich gewisse allergische Reaktionen nachvollziehen. Selbstverständnlich weiss ich dass dies natürlich meist nicht zutrifft und auch wenn es zutrifft eine Entwicklungs- und Freiheitsfrage ist. Aber selbst ICH (mit meinem Neigungshintergrund und umfassender psychologischer Bildung) würde bei meinem Kind schon einen sehr intensiven Blick darauf werfen ob nicht eine versteckte Krankheit kompensiert wird. Das mag unfair sein, aber selbst mir würde dieser Gedanke kurz ins Hirn schliessen und ich müsste ihn für meinen Seelenfrieden überzeugend ausschliessen können.

      Wahrscheinlich geht das vielen Familien so und wahrscheinlich ist das unbewusste oder bewusste Wissen um diese Schwierigkeit der Grund der meist eher schweigsam sein lässt in diesem Umfeld.