Vicky Vanilla schrieb:

Mein Problem ist, dass ich für meinen Partner offensichtlich diesbezüglich unglaubwürdig wirke - er bescheinigte mir heute eine WAHRNEHMUNGSSTÖRUNG.

Das ist ja wohl der allergrößte Blödsinn, den ich seit langem gehört gelesen habe. Natürlich gibt es zwischen Menschen durchaus mal Kommunikationsprobleme, doch die sind zumeist beiderseitiger Natur. Da hilft nur reden, sich in Ruhe anzuhören, wie man jeweils auf den anderen wirkt. Durchaus auch mal abzuklopfen, weshalb bestimmte Verhaltensweisen, Worte oder Gestiken so auf den Partner wirken, was der Andere aber vielleicht gar nicht rüberbringen will. Das ist keine "WAHRNEHMUNGSSTÖRUNG"!
Doch selbst wenn man einen 'professionellen' Background hat, so darf man nicht vergessen, dass diese Menschen eben auch nur Menschen sind. Gerade in Beziehungen sind auch 'Professionelle' emotional so dicht dran, dass ihnen ihre ganze Berufserfahrung nicht unbedingt hilft. Wer machte nicht schon mal die Erfahrung, dass ein Außenstehender einen unerwarteten Ratschlag gab, und man sich selbst am liebsten vor den Kopf geschlagen hätte, nach dem Motto: "Das hätte ich auch selbst sehen müssen."

Was mir aber noch einfällt, ist dass ich eine Zeit lang ebenfalls mit Devot im Alltag meine Probleme hatte, da ich alles nur begrenzt auf die Spielzeit ansah. Auch wenn dein Partner grundsätzlich eine BDSM-Neigung verneint, doch womöglich kannst du es ihm anders ... 'verkaufen'.

Wenn du es ihm so erklärst, dass ihr natürlich selbstbewusste eigenständige Individuen in der Partnerschaft seit und auch bleiben werdet. Es für dich aber trotzdem ein gutes Gefühl gibt, wenn du ihm etwas Gutes tust. Das du dies oder das (Beispiele) gerne für ihn tust, einfach aus einem inneren Bedürfnis. Ich selbst hatte in früheren Jahren Probleme das manchmal von meinem Schatz anzunehmen, bis es in gemeinsamen Gesprächen endlich klar wurde, dass sie sich unglücklich fühlt, wenn sie mir nichts Wohltuendes angedeihen durfte. Zuvor dachte ich immer nur, dass ich dieses oder jenes eben selbst machen kann (Dinge holen, etc.), und es unpassend wäre das von ihr anzunehmen. Doch es entsprang nicht ihrer Höflichkeit, nur z.T. ihrer Zuneigung, aber eben auch ihrem Grundbedürfnis. Das mag so nicht gesellschaftlich 'normal' sein, doch das muss es in einer Liebesbeziehung auch nicht sein. Wenn du ihm klar machst, dass es dich glücklich macht, ihm uneigennützig etwas gutes zu tun. Oder du dich 'mehr Frau' fühlst (oder wie auch immer du es formulierst), wenn er gelegentlich mal die Führung übernimmt. Gleichberechtigung hin oder her, wir wollen unsere/n Partner/in doch glücklich machen. Selbst in einer Vanilla-Beziehung sollte das auf dem Level funktionieren.

D/s kann so sein, muss es aber oftmals nicht. Wie z.B. @Rozabel sehr schön beschrieb, gibt es nette Kleinigkeiten,die man einfach in den Alltag einfließen lassen kann. Meine Subbi reicht mir z.B. gerne mein Glas. Und selbstverständlich ist man im Familienalltag nicht ständig auf einem Dom-Sub Level, sondern in Abstufungen runter bis zu einem gestresstem problemabarbeitenden 'Team'. Ich habe keinen Grund sie anzuraunzen, wenn sie mir nicht ständig diese Kleinigkeiten gibt, sondern sie sind für mich eher ein Indikator, wie weit sie gerade bei mir und unserem 'Spiel' ist. Und selbst wenn sie mal eine Kleinigkeit, die mir aber wichtig ist, schlicht vergisst, werde ich nicht schroff. Ich schmunzel sie dann nur an, mit diesem Lächeln das ihr sagt: "Das merke ich mir." Wenn das nicht reicht, oder missverstanden wurde, mache ich einen für sie gut sichtbaren imaginären Strich in die Luft. À la ein fester Schlag beim nächsten Mal mehr. Ob ich das dann tatsächlich umsetze, steht auf einem anderen Blatt. Aber ihr Kopfkino werde ich in jedem Fall füttern.

Mir fiele aber noch ein anderer Ansatzpunkt ein, wie ihr mit deiner zuweilen widerspenstigen Art umgehen könntet. Zumal dein Thread-Titel "Fantasie versus Realität" dafür bereits indirekt die Vorlage gibt.
Submissive Kleinigkeiten einfließen lassen ist eine Möglichkeit. Das Gegenstück wäre über kurze Zeit ('Session') eine Auszeit von einem Teil deiner Alltags-Persönlichkeit - ein Rollenspiel. Ich weiß, das kann sich leider nicht jeder vorstellen, doch bei Urmel und mir funktionierte das (trotz einiger Vorbehalte + Unsicherheiten) unerwartet gut. Durchstöbere in deinem Fall mal deine Fantasien, was für Geschichten dich im D/s-Zusammenhang am meisten anturnen. Das mag z.B. so etwas wie die klassische Magd und ihr Herr sein. Oder ... (ich stoppe mal lieber, sonst läuft mein Kopfkino heiß. Blöd wenn man dann gerade alleine ist. )




Es ist völlig normal mit Abwehr zu reagieren, wenn du dich ungerecht behandelt fühlst. Erst recht wenn das auf "ruppige" Art passiert. Sorry, aber das ist simpelste menschliche Psychologie, wie es bereits jedes kleine Kind zeigt. Warum du so reagierst, dafür fallen mir verschiedene Möglichkeiten ein. Ob etwas davon zutrifft, vermagst nur du zu entscheiden.
- Du kannst einfach nicht gut damit umgehen, wenn dich jemand rüder angeht, selbst wenn es in einem so geschützten Rahmen wie einer ansonsten gut funktionierenden BDSM-Beziehung geschieht.
- Deine D/s Fantasien drehen sich evtl. auch schlicht um die freiwillige Hingabe. Zurechtweisungen widersprächen dann deinem inneren Gefühlsbild.
- Evtl. vermagst du dich doch nicht so ganz kopfmäßig abschalten, bzw. fallen zu lassen. Damit meine ich, dass da immer noch im Hinterkopf die eigenständige freiheitsliebende Frau steckt, die es einfach nicht zulassen kann, dass du deine Fantasien auslebst.
- Oder irgend etwas anderes.