Wann ist BDSM BDSM?

      Adrian_2015 schrieb:

      Selbst würde ich mich wahrscheinlich einfach als "Mann mit devot-masochistischer Neigung" bezeichnen oder als "Mann mit einer Vorliebe für dominante Frauen"

      Siehst du, dann ist doch alles gut! ^^
      Du stehst ja selbst noch am Anfang, da bin ich auch. Aber dir wird noch einiges unter kommen, wovon du noch nie etwas gehört hast und selbst nach kürzester Zeit, kommen neue Begriffe, die dann vielleicht doch auch für einen selbst relevant werden und man die Dinge, die man noch vor Kurzem für sich beansprucht hat, wieder revidieren und aus einem anderen Blickwinkel betrachten...
      Always be yourself, unless you can be a unicorn, then always be a unicorn...

      Adrian_2015 schrieb:

      Kann man sich überhaupt als "BDSMler", als "Dom" oder "Sub" bezeichnen, wenn man noch keine praktischen Erfahrungen damit hat? Oder sollte man dann eher sagen: "Ich habe intensive Fantasien, die in Richtung BDSM gehen und könnte mir gut vorstellen, dass ich daran gefallen finde"? (Ich bin mir zwar sicher, dass bei mir eine BDSM-Neigung vorliegt, aber ich denke mir, eine absolute Gewissheit kann man erst haben, wenn man es wenigstens einmal real ausprobiert hat.)

      Wie du nun selbst schon sagtest, Mann mit "devoter Neigung" kannst du auf jeden Fall sbereits sagen. Allerdings würde ich deinen letzten Satz nicht unbedingt unterstreichen. Wie viele haben beim ersten realen Ausleben einfach einen schlechten Start erwischt. Oder im Laufe der Zeit neue Seiten an sich entdeckt. (Sub später zu Switcher u.ä.)
      Der Sinn des Lebens besteht nicht darin ein erfolgreicher Mensch zu sein, sondern ein Wertvoller. (Albert Einstein)
      Hi,

      grade neulich hatte es das Thema auch im Chat, deswegen zerre ich es mal wieder nach oben.
      Mir fiel - gerade im Chatgespräch - auf, dass da sehr unterschiedliche Meinungen vorherrschen:
      Der eine Teil der Anwesenden war der Meinung, dass es schon "unbetiteltes BDSM" ist, wenn man diverse "Praktiken" ausübt, um sich daran zu "bereichern" - während der andere Teil meinte, dass man nichts machen kann was man nicht kennt und daher auch aktiv ausgeübte Praktiken "ohne es zu wissen" kein BDSM sein könnten.

      Darüber entbrannte dann eine kleine Diskussion, deren Ende ich leider nicht erlebt habe, weil ich ins Bett musste. :sleeping:

      @Dubs hat während der Diskussion allerdings einen sehr schönen Satz losgelassen, der mir im Kopf geblieben ist:
      "Ein kleines Kind pinkelt ja auch, ohne zu wissen, wie das heißt."

      Das bejahend finde ich, dass auch das Ausüben einer "BDSM-Praktik" seitens eines "Normalpaares" durchaus als "unbetiteltes BDSM" zählt. Der Grund dafür ist ja "bei den Perversen" wie auch "bei den Normalen" recht einig: Man zieht einen Lustgewinn daraus, und übt diese Praktik aus exakt diesem Grund (einmal oder vermehrt) aus. Dass bei "Normalpaaren" in aller Regel außerdem eine Einigkeit (ähnlich der Einvernehmlichkeit bei Dom und Sub) besteht, [dies und jenes] zu machen oder auszuprobieren, ist für Gewöhnlich auch als Voraussetzung zu sehen.
      Und spätestens, wenn dieses beispielhafte Paar, das ja bereits fleißig in der Ausübung ist ohne es zu wissen, eventuell irgendwann mal auf den Begriff stößt und ihn dann kennt, wird es ihn ja auch für sich benutzen, sagen: Ja, wir machen BDSM!.
      Aber alleine dieses "Begriff kennen" macht doch aus vorher "kein BDSM weil sie gar nicht wissen was sie da tun" nicht plötzlich "absolut akzeptiertes und "richtiges" BDSM"?
      (So ein Gesabbel, ich hoffe man kann mir folgen :S ...)

      Das wirft in mir die große Frage auf: Worin liegt für die "Verneiner" der große Unterschied zwischen "uns" und "ihnen"?


      Beim Lesen dieses Threads bin ich dann außerdem über diesen Beitrag gestolpert und musste ein wenig die Stirn runzeln:

      doublesided schrieb:

      Ich für meinen Teil würde einem spielerischen Umgang mit Handschellen erstmal noch keinen BDSM Bezug unterstellen.
      Jedoch würde ich einem spielerischen Umgang mit Handschellen aus Lust an Macht und Hilflosigkeit unbedingt einen BDSM Bezug unterstellen.

      Mir würde jetzt - außer beim Herumwitzeln zu Karneval oder so ;) - kein Grund für einen spielerischen Umgang mit Handschellen einfallen, der (auf "Bettebene") nicht aufgrund eines Lustgewinns durch die Gefühle von Macht und Hilflosigkeit animiert ist.
      Abgesehen von einem harten Materialfetisch, das ist dann natürlich nicht zwingend mit Macht/Hilflosigkeit begründet, aber da sind wir trotzdem schon wieder auf ähnlicher Schiene...

      Was für "nicht-Lustgewinn-Gründe" gibt's denn, um (im Bett) mit Handschellen/Fesseln herum zu spielen?
      Ehrliche Frage, mir fällt nichts ein. Zumindest nichts, was noch mit Einvernehmlichkeit zu tun hätte...

      :blah:
      -Pica
      Ein paar lockere Schrauben schaden nicht...
      Wenn eine Schraube locker ist, hat das Leben ein bisschen Spielraum! :thumbsup:

      Die Frage, wann BDSM eben BDSM ist oder zu sein hat, ist für mich in etwa mit der spannenden Frage vergleichbar, ab wann es hell ist ...
      Da kann sich doch jede(r) für sich individuell selbst verorten, wenn man das denn möchte. So nach dem Motto "Ich bin jetzt BDSMler"... Ich hab's woanders schon mal als "Definitionsfetischismus" bezeichnet, und ich finde schon, dass das eine gewisse Tendenz der Szene ist. Das war es aber merkwürdigerweise schon immer. Ich weiß allerdings nicht, weshalb man da unbedingt versuchen muss, sich zu definieren, die eigene Zugehörigkeit abzustempeln oder sich abzugrenzen.
      Ich finde, gerade dieser enorme Facettenreichtum dieses erotischen Genres macht doch auch den Reiz desselben aus. Das ist zumindest bei mir so :)
      Ach Definitionsstreitereien. Das ist schon in der Wissenschaft lustig genug wo es bis heute keine eindeutige Definition von Wissenschaft gibt - entweder ist alles Wissenschaft oder gar nix je nachdem wie man den Rahmen zieht und das ärgert gerade in den USA viele Leute wo im Prinzip jeder Okkult Fuzzi und Religionspseudo sich als seriösen Wissenschafter betiteln darf da es eben bis heute keine Definition dafür gibt.

      Die Frage die sich mir beim BDSM stellt ist aber anders als beim Wissenschaftsbegriff - BRAUCHT das jemand? Was bringt es streng zu definieren was BDSM ist und was nicht? Hat das irgendwelche Vorteile für irgendwen? Ich denke es würde sogar schaden. Die BDSMler werden noch mehr zu Aussenseitern und die Leute die zwar Spass an BDSM praktiken haben aber nicht Hardcore genug sind übernehmen sich dann um ins BDSM Label zu passen? Ist doch bescheuert.

      ICH finde, BDSM steht für Bondage & Discipline, Dominance & Submission sowie Sadism & Masochism. Das heisst, wenn wir genau sind ist jede Art davon bereits BDSM. Heisst ein Vanillapaar das gern Handschellen oder Seile benutzt macht Bondage und gehört damit eigentlich schon zum BDSM. Ein Klaps auf den Po der genossen wird ist schon SM und damit BDSM. Und wenn in der Beziehung ein Machtgefälle herrscht haben wir D/S.

      Das heisst aber wieder, fas wohl nahezu jeder Mensch mit einer Sexualität automatisch BDSM macht, denn das Machtgefälle gibts auch beim Vanillasex schon ganz natürlich weil einer der Partner zwangsläufig die passive Position einnimmt und sich damit unterordnet. Also macht jeder irgendwie BDSM.

      oder man nimmt die alternative und sagt, nur wer aller Spielarten auslebt macht BDSM. Sonst macht man ja eigentlich nur Bondage. oder nur SM oder nur DS aber nicht BDSM.

      Und wenn man den Rahmen so zieht, dass man nur BDSMler ist wenn mans "richtig" macht - nehmen wir als Maßstab mal professionelles Shibari für Bondage, Peische, Gerte und Flogger für S/M sowie 24/7 oder ähnliches für D/S würden Einige die sich als BDSMler sehen nicht mehr dazu gehören.

      Und deswegen finde ich das quatsch. Wer sich als BDSMler bezeichnet mag vermutlich den Lifestyle und / oder die Praktiken und fühlt sich gut damit. Passt doch.
      Label finde ich immer doof und ich hab auch schon von BDSM Paaren gehört die mit BDSM wieder aufgehört haben weil sie dachten um BDSM zu machen müssen sie dies oder jenes so und so machen und das gefiel ihnen dann nicht und habens wieder gelassen. Da war auch ein Paar das etwa gern D/S gemacht hat aber auf diversen Veranstaltungen gelernt hat, eine Sub muss dies und das machen und der Dom muss so und so machen und das hat ihnen nicht gefallen daher meinten sie D/S ist nix für sie. Und dann agbs erstmal ein paar Jahre Pause bevor sie ihr eigenes BDSM entwickelt haben.

      Die haben auch erzählt sie haben einmal einen Riesenaufschrei verursacht als der Dom seiner Sub einen Kaffee gemacht hat von wegen - ein Dom darf seiner Sub doch keinen kaffee machen, wenn muss sie ihm den Kaffee machen. Herrgott Leute sind manchmal blöd. Ich kenn das ja auch - Meine Sub ist ohne Kaffee n agressives Zombie. Wenn ich sie zu irgendwas gebrauchen will muss ich sie erst mal wach kriegen und damit sie wach wird gibts den Kaffee. Darf ich mich nicht kümmern? ^^

      Und ich denke das ist doch auch der Sinn der Sache - Spass haben. Miteinander. Mach dein BDSM so wie es dir und deinem Partner gefällt und das ist dann richtiges BDSM mir wurscht was Andere sagen, die brauchen ja ned mitspielen.
      Vielen Dank, @Arphen , für diese Flammende "Rede" für die Vielfältigkeit und Toleranz!
      :thumbup:

      Bin noch ganz geplättet!

      Ich kann den Wusch von einigen nach Definitionen nachvollziehen, leider wird dadurch meiner Meinung nach aber viel zu oft vereinfacht und kategorisiert, was eigentlich so bunt und individuell ist.
      Der Hintern darf nicht mehr nur leicht gerötet, sondern muss tagelang tiefdunkelblau sein und die Fesseln dürfen nicht nur nicht praktisch, sondern müssen kunstvoll verstrickt sein und stundenlange Spuren hinterlassen

      Die Psyche der/des Sub/s muss von Dom/me so kontrolliert werden, dass keinerlei Widerwort oder gar eigener Wille über die Lippen kommt.

      Erst wenn Sub dauerkniet und Dom/me ein reiner Diktator ist, dann ist´s BDSM.

      *Ironie aus*

      Für mich ist es BDSM sobald einer der vier Buchstaben Anwendung findet. Egal in welcher Intensität. Wie es jeder für sich selbst nennt, bleibt jedem selbst überlassen.
      Ich bin ja noch recht neu und musste mir vor einigen Wochen sagen lassen, das ich im BDSM Bereich vollkommen falsch wäre, weil ich tatsächlich mein eigenes Bild von dem habe, was ich leben möchte und dieses doch stellenweise etwas romantisches hat.

      Der Beitrag von @Arphen ist toll! Genau den hätte ich gern zitiert :)
      Leider fehlten mir die Worte...

      Für mich ist BDSM dann richtiges BDSM wenn es für den / die Menschen passt, der / die es Leben will...
      [list=1][/list]
      @Seine15
      Meiner Meinung nach komme solche Vorhaltungen von Menschen, die fantasielos und festgefahren sind. Warum sollten sich BDSM und Romantik gegenseitig auschließen? Ich sehe dafür kein enziges Argument.

      Ich habe zwar selbst noch keine praktische Erfahrungen, aber zumindest in der Fantasie geht das bei mir auch oft ineinander über - und da passen BDSM und Romantik gut zusammen und sind eine wunderschöne Ergänzung!
      Ich bin ehrlich ein wenig froh, dass dieses Thema hier mal angeschnitten wurde, denn erst vor kurzem hatte ich auch eine kleine Unterhaltung dazu und mein Gegenüber war der Meinung, dass die Spiele, die ich mit meinem Expartner praktizierte, ja per se überhaupt nichts mit BDSM gemein hätten (Fesseln, Wachs - Spiel zwischen leichtem Schmerz und Lust sowie div Spielzeuge).

      Um ehrlich zu sein, hat es mich dann auch total verunsichert, weil ich mir dadurch auch die Frage stellen musste, bist du devot oder nicht? Allerdings bin ich auch sehr froh, dass viele hier der Meinung sind, dass keine Definition nötig ist, dass es keine Checkliste geben muss, die abgehakt werden muss. :love:

      Ist es nicht so, dass es einfach eine Frage des Gefallens ist? Der Möglichkeit sich selbst ein wenig fallen zu lassen, dem Schmerz Raum für Lust und Liebe (im Besten falle :rot: ) zu geben? Es ist nur teilweise wirklich ernüchternd, sich auch noch beim Sex rechtfertigen zu müssen, warum man es denn nicht "richtig" praktiziert...
      BDSM ist wenn es Euch gefällt!

      Ich mag nun mal keine Schubladen. Dazu ist das Leben viel zu bunt! Außerdem, WER sagt wann was was ist? Und was ist wenn Blümchensex in eine Session übergeht oder umgekehrt?

      Viele Grüße
      Thunder

      Sirin schrieb:


      Um ehrlich zu sein, hat es mich dann auch total verunsichert,......

      Ist es nicht so, dass es einfach eine Frage des Gefallens ist? Der Möglichkeit sich selbst ein wenig fallen zu lassen, dem Schmerz Raum für Lust und Liebe (im Besten falle :rot: ) zu geben? Es ist nur teilweise wirklich ernüchternd, sich auch noch beim Sex rechtfertigen zu müssen, warum man es denn nicht "richtig" praktiziert...
      Ja stimmt für de Sex wird doch noch eine DIN Norm eingeführt werden ich will das dann kontrolieren ^^ sorry aber wenn mich was erschreckt versuch ich drüber zu lachen. Nichtmal der Intimbereich das Private entkommt der Reglementierungswut der Menschen , nun hab ich Angst.
      :facepalm:
      Wegbleiben ist Schutz. Wiederkommen tut weh. :dash:
      youtu.be/dcBmUxjKZgw auf ner einsamen Insel auf nen fernen Planeten wird es sich erweisen ob es mit uns geht :D

      Liesa schrieb:

      sorry aber wenn mich was erschreckt versuch ich drüber zu lachen. Nichtmal der Intimbereich das Private entkommt der Reglementierungswut der Menschen , nun hab ich Angst.
      Wir sind hier in Deutschland. Sei froh, dass du vor dem Sex nicht noch ein Formular ausfüllen musst und vor dem Schwanger werden beim Amt einen Antrag auf Fortpflanzung zu stellen hast XD
      Ich benutze diese vier Buchstaben eigentlich nur, weil mittlerweile fast jeder weiß, was sie bedeuten und ich nicht lang erklären muss, wie mein Partner und ich unsere Beziehung leben.
      Wenn jemand mehr wissen will, gehe ich ins Detail, aber als Oberbegriff langt es meist.

      Was "richtiges" BDSM ist?
      Das, was sich für einen richtig anfühlt.

      Mein Herr und ich sind mehr oder weniger hauptsächlich D/s-ler....zumindest sind wir nicht sadistisch/masochistisch (im eigentlichen Sinne). Dennoch geht es auch bei uns nicht ganz ohne Schläge/Schmerzen ab. Und wir sind auch nicht Rigger/Bunny, Fesseln, Ketten und Seile gehören für uns aber auch dazu.
      Ein reiner S/M-ler würde über unseren S/M-Anteil wohl nur müde lächeln, genau wie jemand, der hauptsächlich Bondage betreibt, unsere Seilspiele wohl eher dilettantisch fände.
      Aber deswegen ist keiner von allen mehr oder besserer BDSM-ler als der andere.

      Für mich ist der Ausdruck BDSM einfach nur ein Hilfsmittel um meine nicht unbedingt alltägliche Lebensführung ein wenig zu erklären. Es vereinfacht vieles.