Innerer Konflikt - switchen, gar nicht so einfach?

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      Innerer Konflikt - switchen, gar nicht so einfach?

      Hallo ihr lieben Mitforis,

      gestern in der Com wurde in der Shoutbox folgende Frage gestellt:

      Mich interessiert, wie es für Switcher möglich ist, den Konflikt zu umgehen, den ich als Sub möglicherweise empfinde, wenn ich versuche gegenüber meinem Partner die dominante Position einzunehmen.


      Ich finde die Frage äußerst spannend und mich würde eure Meinung dazu interessieren. Ich halte mich erst einmal heraus und schildere später meine Sichtweise ;) Natürlich dürfen auch Nicht-Switcher/innen antworten, bin gespannt was ihr dazu denkt.

      Vielen Dank @Lune, für das Thema ^^
      Freiheit bedeutet, dass man nicht unbedingt alles so machen muss wie andere Menschen. Astrid Lindgren
      Na, wenn man als Sub switcht ist es für mich nur ein Rollenspiel. Das ist genauso wie Cowboy und Indianer. Man schlüpft in eine Rolle. Wie in einer Vorführung. Verstehe nicht, wo da ein Konflikt entsteht.

      Man sollte es sehen, so wie es ist. Eben "nur" ein Rollenspiel.

      Wenn man jedoch die Neigung dazu hat und wirklich Lust dabei empfindet, muss man einfach lernen sich selbst auch so zu akzeptieren. Ich liebe es Schmerzen zuzufügen - bin ich deshalb ein schlechter Mensch? Nein, nur sadistischer. Genauso kann ich aber gut einstecken und auch das gefällt mir.
      Ich persönlich habe es nur einmal ausprobiert und muss ehrlich sagen, das es für mich absolut nichts ist... Ich kann nicht einfach so in diese Rolle schlüpfen und danach meinen Dom noch ernst nehmen. Ich weiß nicht wie ich es besser beschreiben kann.
      Natürlich mag ich es auch wenn ich der Lust mal den Ausdruck verleihen kann mit kratzen, beißen oder so, allerdings beschränkt sich das sehr stark und ich kann es an einer Hand abzählen..

      Die Frage kann ich ergo sehr gut nachvollziehen.
      Zum glück sind wir auf den gemeinsamen Nenner gekommen, das jeder bei seiner "Rolle" bleibt, da wir damit einfach wesentlich besser zurecht kommen.

      Allerdings ist es bei uns so, es wird sicherlich konstellationen geben wo es auch anders funktioniert :)
      Allein die Achtung voreinander , bestimmt den Umgang miteinander ..
      Achso, ich glaube, ich habe die Frage missverstanden.. :facepalm:

      Ich sag mal so, wenn man sub ist und keinerlei Interesse daran hat, es mal auszuprobieren auch nicht im Rahmen eines Rollenspiels, dann sollte man es echt lassen. Das bringt ja nix. Vor allem, weil es ja keinen Spaß bringt, sondern eher zu Frust geneigt ist.

      Also falls dieser Konflikt gemeint ist, dann mein persönlicher Rat:
      1. Gedanken darüber machen und nicht einfach pauschal ablehnen. (Der erste Impuls ist nicht immer der Richtige)
      2. Wenn man sich trotz Nachdenken immernoch unwohl fühlt und ein innerer Konflikt herrscht, dann sollte man es lassen.

      LG, May
      Ich habe da noch eine Verständnisfrage:
      Der oben in der Frage gemeinte "Konflikt" ist doch nur gegeben, wenn es um das Switchen mit ein und derselben Person geht, oder?
      Es gibt ja auch Switcher, die nur mit einer Person devot sind und nur bei einer anderen dann dominant. Bei denen Switchen nur mit verschiedenen Personen geht.
      Das war aber nicht gemeint, oder?
      "Wir streben mehr danach, Schmerz zu vermeiden als Freude zu gewinnen" Sigmund Freud
      @May, ich hatte nicht im geringsten das Gefühl, dass Deine Antwort am Thema vorbei ging:

      May schrieb:

      Na, wenn man als Sub switcht ist es für mich nur ein Rollenspiel.
      Genau eine solche Betrachtungsweise könnte evtl. helfen, mit o.g. 'Konflikt' umzugehen, die 'Standard'-Rollenverteilung einer Beziehung nicht emotional zu beschädigen, wie @Misses S es anreißt.
      Here comes a candle to light you to bed,
      Here comes a chopper to chop off your head.
      Das Mitglied das die Frage gestellt hat, hat sie - zumindest was mich betrifft - auch gleich beantwortet. Er oder sie schreibt

      Abigail schrieb:

      den ich als Sub möglicherweise empfinde
      Ich sehe mich nicht als Sub, daher habe ich keinen Konflikt. Ich spüre dann Konflikte wenn ich die Position die ich gerade einnehmen möchte innerlich doch nicht einnehmen will. Dann fühlt es sich "unrund" an. Aus einer Beziehung mit einem andauernden Machtgefälle heraus zu switchen, stelle ich mir jedoch auch schwierig(er) vor.
      Ist wohl an der Zeit, dass ich die Ursprünge meiner Neugierde etwas darlege :D

      Geschrieben war die Frage aus einem Experiment mit meinem Partner heraus.
      Ich selbst bin Sub, war aber neugierig auch einmal die andere Seite kennenzulernen.
      Gegenüber ihm war es nicht möglich eine dominante Position einzunehmen, wobei mir die Betrachtung von May als ein "Rollenspiel" tatsächlich geholfen hätte.
      In dem Moment war es allerdings schwer aus meiner Haut zu kommen, er ist und bleibt mein Partner, dem ich mich unterwerfe als Zeichen meiner Hingabe. Es brachte mich in einen Zwiespalt, wodurch wir beide aus dem Konzept gebracht wurden und abbrachen.

      Gegenüber anderen Männern früher hatte ich allerdings nie ein Problem die Leitung zu übernehmen :)
      Es ist also auch für mich ein Unterschied ob es in einer Partnerschaft oder einer Spielbeziehung stattfindet.
      Nun, ich denke es ist ein Unterschied, wie man den Partner sieht und welche Rollen man einander gengenüber einnimmt.

      In einer Beziehung mit DS-Komponente - was so wie ich es verstanden habe bei @Lune zutrifft - ist es sicher nicht einfach, das eigene Bild des Partners als Dom oder die Angst, das eigene Bild des Dom zu zerstören, auszublenden. Ich kenne auch ehrlich gesagt keine DS-Switcher Paare, die miteinander switchen. M.E. passen beide Konzepte auch nicht wirklich gut zusammen - wobei ich mich in DS allerdings nicht so auskenne. Ich kenne aus diesem Beriech eher so eine Art "Hierarchiekonstruktionen", wo der switcher des einen Dom und des anderen Sub ist. So etwas scheint auch recht beständig sein zu können, jedoch nicht wirklich meine Welt. DS im allgemeinen nicht, weswegen ich dazu auch nichts wirklich sinnvolles sagen kann. Ich kann die dort entstehenden "switcherprobleme" zwar geistig irgendwie nachvollziehen, mir aber nicht die gefühle dabei vorstellen, von daher bin ich hier für die Fragestellerin wohl keine große Hilfe, vieleicht aber für andere.

      Anders ist es denke ich nämlich im rein sadomasochistischen Bereich, in dem sich das Machtgefälle auf das jeweilige Spiel beschränkt. Darauf bezieht sich nun der Rest meines Beitrags. Hier ist es meines Erachtens zwischen Partnern mit authentischer sadistischer Ader, nicht wichtig - zumindest war es für mich das nie - wie man den Partner sonst sieht. Es kann auch hier sein, dass sich diese Beziehungen gerne in die eine oder andere Rollenverteilung hin entwickeln. Meist, weil ein Partner einfach deutlich stärker zur Initiative neigt und dadurch dann regelmäßig beim aktiven Part landet. Es kann jedoch auch sein, dass es zu sich abwechselnden Phasen kommt, in denen der jeweils aktivere Part sich an dem anderen vergreift. Wenn beide sehr aktiv sind, die Initiative ergreifen können, wenn ihnen danach ist und sich gleichzeitig gegenseitig gewähren lassen wenn der andere die Initiative ergreift, am besten sich dann auch von dem anderen zwingen lassen (kann grenzwertig sein, ich weiß....) kann das ganze wirklich richtig explosiv werden. Im Gegenzug, wenn beide eher passive Typen sind, kann so eine Switcherbeziehung auch gaaanz schnell einschlafen, wenn beide nebeneinander liegen und drauf warten, dass der andere die Initiative ergreift und den aktiven Part an sich reißt. Bis auf die letztgenannte Konstellation (hab ich noch nie selber erlebt) können alle meiner Erfahrung nach sehr erfüllend sein, und es kann sich im Laufe einer Beziehung auch entwickeln und variieren.

      Ich denke daher, auch im sadomasochistischen sind switcherkombinationen sicher nicht unkompliziert, haben aber durchaus das Potential, jede Menge zusätzliche Kicks und schöne Momente für beide in die Beziehung zu bringen. Gerade die wechselseitige Auseinandersetzung kann hier für ein sehr tiefes gegenseitiges Verständnis und Vertrauen sorgen. Man kennt die situation des anderen, verzeiht/verträgt kleine handwerkliche Fehler (die vlt. mal zu doll aua machen oder ein bisschen länger als geplant zu sehen sind) in der Session besser. Die einzige, aber unbedingt notwendige Bedingung, die sich dabei aus meiner Sicht stellt ist, dass bei beiden der aktive Part authentisch ist. Denn ein - ich nenne es mal so - "Gefälligkeitsswitchen" kein meines Erachtens nur zu einer Art "Wellnessbehandlung in schmerzhaft" führen, nicht zu einem wirklich intensiven SM-Erlebnis.

      Denn auch SM braucht während der Session ein Machtgefälle. Und das kann - wenn auch nur temporär begrenzt - sehr stark sein. Sogar nur in temporärer hinsicht begrenzt (ja, ich meine es wie es da steht, ja, ich hatte sowas schon und ja, auch hier kenne ich die medizinischen und juristischen Einwände - aber ich rede hier von tiefen Beziehungen mit sehr viel Vertrauen, da hat man sich of wirtschaftlich, juristisch und dank der Patientenverfügung oft auch schon ganz real in den BDSM-fernen Bereichen des Lebens dem anderen ausgeliefert.....). Und dieses Machtgefälle kann man meiner Erfahrung nach nicht aufbauen, wenn man es als eine Art "Rollenspiel" betreibt. Als aktiver Part muss ich den anderen fordern, an und über seine Grenzen treiben, das geht nicht, wenn man keinen authentischen Sadismus auslebt. Und authentischer Sadismus bedeutet letztendlich, dass ich dem anderen Schmerzen zufügen will. Wenn ihn das erregt, um so besser. Erregt hält er mehr aus, dann kann ich ihm mehr Schmerzen zufügen. Das ist die denke bei authentischen Sadismus. Nicht, dass ich dem Partner Schmerzen zufüge, damit ihn das erregt. Authentischer Sadismus ist fies. Böse. Dunkel. Ihn auszuleben ist den Blick in die finstersten Winkel der eigenen Seele zu richten. Und dem, was man dort sieht standzuhalten. Und das ist umso schwerer, wenn es nicht "nur" eine Spielbeziehung ist, sondern der Partner den man liebt. denn das macht es noch düsterer. Und verlockender.

      Wenn der Sadismus da ist, gibt es keinen Konflikt. Wenn er fehlt, gibt es keine Umgehung.