Seelische Probleme und wenig Selbstwertgefühl weil man Sadist ist.

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      Seelische Probleme und wenig Selbstwertgefühl weil man Sadist ist.

      Gibt es hier Leute die irgendwann psychische bzw. seelische Probleme hatten wegen der Tatsache dass sie Sadisten sind? Dies ist nämlich mein Problem. Ich bin zwar jemand dem es extrem unangenehm ist und der schnell wütend wird wenn ich irgendeine Instanz zu sehen bekomme in der Menschen außerhalb dem Kontext einer BDSM Szene Schmerzen zugefügt werden, aber die nackte Wahrheit ist das mich solche Dinge auch sexuell erregen, und zwar ein gewisses Grad mehr als wenn sie innerhalb einer BSDM Szene ausgespielt werden. Wenn ich mir bei YouTube sowas anschaue kann ich zwar einen sehr schnellen und sehr intensiven Orgasmus erleben, aber ich fühle mich für mehrere Stunden danach emotional dreckig, ängstlich und grundsätzlich schlecht, weil ich mit dieser Tatsache konfrontiert bin. Das wäre nicht das eigentliche Problem, ich kann mich dazu zwingen sowas nicht anzusehen. Das Problem ist das ich mittlerweile den dringenden Verdacht habe das dies mich davon abhält mich selbst wirklich als Mensch zu schätzen, oder mich anderen Menschen seelisch zu nähern. Ich habe wahrscheinlich immer den unbewussten Gedanken dass ich andere Menschen nicht verdiene und dass sie mich nicht verdienen, und dass ich ein Monster bin. Ich würde gerne wissen ob sowas in diesen Kreisen ein bekanntes Phänomen ist oder nicht, und was man dagegen tun kann.
      Hey @helix427,

      ich kannn das Phänomen, dass man durchaus Dinge sehr anregend findet, die man im BDSM-Kontext so nie ausleben würde, sehr gut nachvollziehen. Es geht mir in der Tat manchmal ähnlich. Ich habe damit aber kein Problem. Mein sexueller Sadismus ist ein Teil meiner Persönlichkleit - und bei weitem nicht der schlechteste. Den habe ich mir nicht ausgesucht, der ist einfach da. Ebenso wie ein pädophiler noch kein Kinderschänder ist ist ein sexueller Sadist kein folternder Serienkiller. Oder ein Vanilla kein Vergewaltiger. Alle Menschen haben - nicht nur in sexueller Hinsicht - Triebe, die sie besser nicht ausleben. Ob man als einzelner damit ein schätzenswerter Mensch oder ein Monster ist, das hängt davon ab, wie man mit diesen Trieben umgeht. Und Du scheinst ja sehr wohl die Grenze zwischen Gedanken und Taten ziehen zu können.

      Was man dagegen tun kann? Nun, jeder muss mit sich selber Frieden finden. Ich würde verzuchen, mir die obige Sichtweise (oder eine ähnliche) zu verinnerlichen. Wenn es nicht klappt und der Leidensdruck zunimmt, ists vieleicht ganz gut sich Hilfe zu suchen, allerdings würde ich mir dann wirklich einen Profi ranholen, der ein bisschen Bezug zu dem Thema hat.
      @helix427
      also zuerst kann ich meinem Vorposter in allen Punkten recht geben. Darüber hinaus sind mir bei Deinen Worten noch ein paar Dinge aufgefallen.

      - Du schreibst davon, dass es Dich als Betrachter einer non-con-situation (so interpretiere ich zumindest "wenn ich sowas auf Youtube anschaue....") erregt, und Du Dich deshalb schlecht fühlst, fragst aber in Deinem Eingangssatz danach ob es Probleme gibt wegen einer sadistischen Neigung. Etwas grob gesagt: Zugucken (bei was auch immer) und sich dabei einen runterholen ist kein Sadismus sondern Voyeurismus (mag kleinlich sein, aber es ist ein Unterschied).

      - Was Du da schilderst, könnte man als unbedarfter Leser durchaus als eine Form der Selbstkonditionierung interpretieren - um in Deiner beruflichen Fachsprache zu sprechen - Könntest Du Gefahr laufen, Dich selbst zu Deinem eigenen Pawlow´schen Experiment zu machen? Ich möchte Dir nix unterstellen und ich kenne Dich nicht - es ist nur eine vage Vermutung bzw. ein Schuß ins Blaue.

      - Dass man als Mensch, welcher grundsätzlich nach ethischen Prinzipien handelt, denkt und fühlt bisweilen mit seiner BDSM-Neigung kollidiert... das ist tatsächlich was, da muss jeder irgendwie durch - dem Einen fällts leichter, dem Anderen weniger - aber das Päckchen hat jeder zu stemmen, egal auf welcher Seite des Machtgefüges man sich befindet, und (fast) alle standen irgendwann an dem Punkt "Ich darf das nicht geil finden, aber ich finds trotzdem geil" - das ist Teil des Weges.
      Helix, das kann ich gut nachvollziehen, mir geht/ging es ebenso. Als Sadist hast du irgendwie zwei Maßstäbe im Kopf, den als soziales Wesen (das Mitgefühl empfindet, wenn es sieht, wie jemand Schmerz zugefügt wird) und den des Sadisten, der sich johlend und wiehernd daran aufgeilt.

      Es dauert eine ganze Zeit, bis man sich mit dieser 'bösen' Seite versöhnt. Und natürlich ist sie angstbesetzt. Ich hatte einen richtigen Horror davor, dass ich die Kontrolle verliere und das umsetzte, was in meinem Kopf herumgeistert. Als ich altersbedingt hormonell auf dem Höhepunkt war, genügte es, eine Inlinerin mit kurzen Hosen zu sehen, und schon hing sie in meinem Kopfkino mit den Rollen am Baum und bettelte um ihr Leben. So Zeugs halt. Den ganzen Tag ...

      Aber: Im SM-Bereich gibt es keine Täter und Opfer, es gibt nur Opfer. Finde heraus, warum du Sadist bist, und du wirst auf Menschen und Vorkommnisse stoßen, die dich dazu gemacht haben.
      Es gibt da interessante Ansätze, den Komplex der Dunkelangst beispielsweise.
      Oder die Beobachtung, dass Kinder, die geschlagen werden, eher Masochisten werden, Kinder, die bei Körperstrafen vorwiegend zusehen mussten, eher Sadisten werden.
      Oder, oder …

      Wichtig ist, dass du dich selbst objektiv beobachtest, also weder den schwarzen Prinzen noch den Mörder in dir suchst.
      Wie geht es dir beispielsweise ganz direkt, wenn du von einer realen Vergewaltigung hörst/siehst? Welche Distanz brauchst du, bis du sie sexualisieren kannst?
      Und Vergewaltigungs-Pornos … vergiss es. Die sind dazu gemacht, dass Leute wie du und ich sie lustvoll konsumieren können. Es werden dort extra kleine Merkmale in die Situation/das Verhalten der Opfer eingebaut, die uns die Schuldgefühle nehmen. Das ist der Job, glaub mir, ich schreibe selbst Bücher über so Zeugs :)

      Und wie schon geschrieben wurde: Was in deinem Kopf läuft ist zunächst deine Sache. Wichtig ist, was du tust. Daran solltest du gemessen werden.
      Und zum Schuldgefühl: Als reflektierender Sadist bist du allemal mehr wert als ein dummdoofer Wirtshausschläger …
      Oder die Vergewaltiger im Krieg, glaubst du, das waren alle Leute wie du und ich? Das waren brave Familienväter, die ausgetickt sind.
      Also alles in allem: Genieße und reflektiere dich. Letzteres bist du dir und der Gesellschaft schuldig. Ersteres auch :)

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von Gelig ()

      Gelig schrieb:

      Es werden dort extra kleine Merkmale in die Situation/das Verhalten der Opfer eingebaut, die uns die Schuldgefühle nehmen. Das ist der Job, glaub mir, ich schreibe selbst Bücher über so Zeugs
      ... Da sehe ich Unterschiede @Gelig. Ich kenne zumindestens einen Autor, der sich mit ähnlichen Schuldkomplexen beschäftigt, wie du sie beschreibst @helix427. Er tut das grundsätzlich in seinen Büchern (er ist selbst Sadist und lebt seit über 30 Jahren in einer entsprechenden Beziehung - er weiß also, worüber er schreibt). Aber ich habe für dich ein konkretes im Auge. Dieses hier. Normalerweise würde ich nicht unbedingt empfehlen, ein Buch zu lesen, um ein Problem zu lösen. Aber genau weil es darin um ähnliche Fragen geht, scheint es mir passend. Aber Vorsicht, harter Tobak.

      Und um noch mal auf obiges Zitat zurückzukommen - besagter Autor baut eben diese Verhaltensmuster der Opfer, die entsprechende Übergriffe "rechtfertigen" könnten, nicht ein. Das ist das Besondere an seinen Romanen. Deshalb fragt man sich als Leser auch immer wieder genau das, was du dich fragst, @helix427 - warum tut der das?

      helix427 schrieb:

      Ich habe wahrscheinlich immer den unbewussten Gedanken dass ich andere Menschen nicht verdiene und dass sie mich nicht verdienen, und dass ich ein Monster bin.



      wahre monster werden im allgemeinen nicht von bedenken, gewissen und dergleichen geplagt

      was das nicht verdienen betrifft:

      angesichts der eigenen abgründe wird oft der blick auf die der anderen verstellt und das löst selbstzweifel und ängste aus, halt dir vor augen: jeder hat so sein packerl explosionsstoff in sich (sprich das böse ist immer und überall auch im reinsten der reinen)

      wenn fantasien alleine zur tat führten, dann tät die welt sich schon lang nimmer drehn - nicht nur sadisten haben da ganz schlimme davon...
      Vielleicht bin ich jetzt die weibliche Kuriosität, aber ich kenne das ansatzweise.
      Normalerweise überwiegt aber der Horror einer non-con Situation. Etwas anderes wäre es beim von Vicky verlinkten Buch, denn da weiß ich, dass es Fiktion und dazu noch speziell SM ist. Bei realen Ereignissen, ob nun aus der Zeit der Hexenverfolgung oder Guantanamo, fühle ich mit den Opfern. Zwischendrin liegt Fiktion, auf der nicht SM steht ... Immerhin weiß ich, dass ich dergleichen nie tun würde. Und darauf kommt es an.
      Ich kann meine Vorschreiben nur bestätigen und hinzufügen, dass du IMHO nur dann deinen 'Wert' verlieren würdest, würdest deine Neigung in einem non-con Fall ausleben. Solange es Fiktion oder com ist, musst du dir wahrlich keine Vorwürfe machen. Wird der Leidensdruck es non-con zu brauchen zu groß, such dir unverzüglich professionelle Hilfe. Solange bist du 'safe' und alle anderen auch.
      We like to think we're the Roadrunner, but we're the Coyote.
      Ich bin der Ansicht, dass Du völlig normal bist. Zuerst einmal sei gesagt, dass auf Youtube ganz sicher kein Hardcore-SM, Vergewaltigungen etc. zugelassen werden. Und Dein Gehirn weiss das auch unterbewusst. Du kannst alle gängigen Sexportale anklicken. So gut und realistisch ein Video auch gemacht ist. Es ist Show...oft mit bezahlten Darstellern. Den richtig harten Stuff gibt es woanders...und ich glaube nicht, dass Du diese Seiten meinst.

      Ich selbst habe eine Switchermentalität. Und natürlich so dann und wann auch dementsprechende Fantasien. Diese sind grundsätzlich non-con. In meinen Fantasien geht es weniger um sexuelle Erregung, sondern um die Lust am Quälen. Dasselbe, nur anders aufgezogen, habe ich als devoter Part. Was ich nicht schon alles im Kopfkino gemacht habe....extremer Schmerz, widerliche Handlungen an mir usw.

      Man sollte als relativer SM-Neuling sich auch immer vor Augen halten, dass man wesentlich schneller zu schockieren ist als als fortgeschrittener SMer. Als SM neu für mich war, fand ich gewisse Praktiken sowas von schrecklich, brutal, menschenunwürdig. Ich hielt User, die es mochten, für total krank im Kopf. Jetzt, fünf Jahre später, muss ich lächeln, wenn ich mich daran erinnere. Weil ich es mittlerweile bin, die sozusagen total krank im Kopf ist...weil ich zumindest einen Teil der Praktiken, die ich damals als behandlungsbedürftig betrachtet habe, nun selbst praktiziere oder zumindest als relativ normal betrachte.

      Manche SMer spielen soft, andere relativ hart. Und für jeden Topf gibt es einen Deckel.