DS - das Spiel mit der "Hingabe"

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      Natürlich hast Du Recht @May. Eigentlich ist es widersprüchlich. Oder anders gesagt: Ganz ohne Bedingungen geht es halt nicht. Da müssen halt gewisse Grundbedingungen erfüllt sein, dann entsteht sowas wie ein "geschützter" Raum, in dem der Rest dann bedingungslos funktionieren kann.

      Das ist aber nur ein Denkmodell. Ich kann durchaus damit leben, wenn Du sagst, dass das Konstrkt der restlos bedingungslosen Hingabe ein Widerspruch in sich oder eine Illusion ist.

      LG Baribal
      Ich bin jetzt einmal ganz ketzerisch:

      Vollkommene Hingabe setze ich damit gleich sich aufzugeben. In diesem Sinne passt du Dudenerklärung der Opferung. Eine nur logische Schlussfolgerung wäre dann, wer sich vollkommen hingibt und damit aufgibt, hat nichts mehr zu geben und wird uninteressant. Und wer will das schon?

      Vollkommene Hingabe jedoch wird oft eingefordert, oft in Unkenntnis dessen, was das wirklich bedeutet.
      DENN: Wer definiert diese Vollkommenheit?
      Führt das nicht letztendlich dazu, dass der/die sich Hingebende an einen Punkt gelangt, an dem sie erkennen muss, dass das nicht zu leisten ist und dass sie demzufolge IHM nicht zu geben vermag, wonach er verlangt? Am Ende muss sie an diesem Perfektionsanspruch scheitern. Wie ungut.

      Für mich: Hingabe muss beiderseitig stattfinden, denn so, wie ich mich ihm gebe, muss auch er sich einbringen, sich geben. Es ist ein Ausgerichtetsein auf den Partner, emotional und im Geiste, was die Körperlichkeit dann beeinflusst. In einer D/s-Beziehung hat dies den positiven Effekt, dass mein Wunsch, ihm mit meinem ganzen Wesen zu dienen, befriedigt wird und damit ein Teil meiner in mir ruhenden Veranlagung Erfüllung findet. Nicht zu vergessen, dass der Hingabeanspruch sich ja stetig entwickelt, denn Beziehungsgefüge sind etwas Dynamisches. So muss der Anspruch wieder und wieder hinterfragt und neu definiert werden.
      Warum ich mich unterwerfe, obwohl ich sonst eine starke Frau bin? - Weil ich es kann!
      Hallo @May
      Hallo @all

      Auch für mich ein wirklich interessanter Thread. Ich für mich denke, dass mal abgesehen vom BDSM-Kontext Hingabe als solches in einer Liebesbeziehung durchaus üblich ist. Hingabe heißt für mich, mich ganz ihm hinzugeben. Mich dabei natürlich nicht aufzugeben. Im BDSM-Kontext heißt es für mich, mich ganz meinem Partner hinzugeben unter Einhaltung von Absprachen, Grenzen, Tabus... im weiteren dann jedoch völlige Hingabe. Hingeben kann ich mich aber nur dann, wenn ich grenzenloses Vertrauen habe, Da wäre wieder die Frage, ob Vertrauen und Hingabe dasselbe sind... Ich denke nicht, das eine schliesst das andere aber ein...

      Liebe Grüsse
      Miss C
      Ich verstehe viele Dinge bildlich. Hingabe und Vertrauen zueinander als Spiel oder Tanz um die Lust des anderen für meine eigene Lust.
      Beide sind wir gewissermaßen voneinander abhängig weil die Gestik und Mimik in unserer Interaktion uns jeweils kickt. Oft zur gleichen Zeit, bei bestimmten Gesten, aus völlig gegensätzlichen Perspektiven heraus...

      Für mich ist Hingabe Yin und Yang. Ich gebe mich ihm und seiner Lust hin und das verschafft mir Lust. Er gibt sich meiner Lust hin weil das ihm Lust verschafft. Hingabe als Tanz um die Lust des jeweils anderen die dann zur eigenen führt. Daher passt für mich da wieder das Bild des Yin und Yang wenn ich an Hingabe denke...

      May schrieb:

      DS – Das Spiel mit der „Hingabe“
      Ich glaube auch nicht, dass Hingabe eine Charaktereigenschaft ist (...)


      Es war einmal... ein Nicht-D/s Märchen.

      Ein Schreiner. Ein Meister gar.
      Der konnte Tische bauen wie keiner!
      Nur - tat er es auch?

      Die Nachfrage war immens. Geld verdienen ein leichtes...
      Alles, was er dafür tun müsste: Ganz viele Tische bauen.
      Hm... möglichst doch nicht die besten Hölzer verwenden.
      Und wenn er es "klassisch" macht - ganz ohne Schrauben, mit Zapfen...
      dann braucht das Zeit. Dann werden es nicht viele Tische.
      Und nicht viel Geld!
      Eigentlich könnte er noch 4 Leute brauchen. Und weil es "nur" Tische sind,
      brauchen die doch eigentlich gar nicht so viel können...
      Der eine die Beine, der andere die Streben, der dritte...
      Dann geht´s ganz fix, dann gibt´s "ganz viele".

      Oder er baut DEN Tisch. Er baut ihn wie keiner.
      Er legt all sein Können hinein, all sein Wissen und seine Leidenschaft.
      Geld? Wenn juckt´s?! Er tut das, was keiner kann, weil ER es kann.

      Mit Hingabe.

      Der eines Meisters.


      PS: Wir können Geben und Nehmen.
      Oder wir können Hin-GEBEN und An-NEHMEN.
      Doch was davon ist.... D/s?
      We hold these truths to be self-evident, that all men are created equal, that they are endowed, by their Creator, with certain unalienable Rights, that among these are Life, Liberty, and the pursuit of Happiness.
      <Unabhängigkeitserklärung der Vereinigten Staaten von Amerika>
      Habe gerade das Thema mal betrachtet, gerade weis ich nicht ob es korrekt ist zu sagen May hat recht. auf alle fälle denke ich das Sie die finger in eine wunde legt.
      Definitionen können wir nicht umdeuten wie es uns gefällt . passen verhalten und definition nicht zueinander dann ist es halt nicht so. mit der hingabe ist es genau wie mit dem ich will Sklave sein. vin beidem die Definition und dann will oder kann es kaum noch jemand. ich klaube das man das ganze mit " wahrhaftiger , konsequenter Leidenschaft", benennen könnte.all diese Begriffe und ihre Definitionen sind so glaube ich das was man dann " Eigendlich ( eigendlich ist eigendlich kein begriff)" als Hingabe begreifen Könnte.
      so seh ich das LG tom
      Lieber ehrliche Feinde als falsche Freunde.
      Moin,
      also auch wenn es vom Kontext her schon gesagt:
      Für mich gibt es definitiv keine Hingabe an jemand anderen.
      Man gibt sich selbst seinen Gefühlen und seinem Erleben hin und sonst auch nichts.
      Das was man in DS Beziehungen als Hingabe definiert ist eine Art des Vertrauens das
      man auch als Urvertrauen definieren könnte. Man will erleben wie das ist, dies zu haben aber man
      kann es auch jeder Zeit beenden. Das Wohlgefühl der Erinnerung, oder des Vermissens, macht Sub vielleicht zufrieden aber das ist eine eigene Grenzerfahrung.
      Auch wenn viele Menschen es denken, ein Hund wird einen nie lieben. Er sucht sich den maximalen Vorteil des Herrchens und hört weil er ihn akzeptiert hat und seine Vorteile und Stärke des Rudels nicht verlieren mag.
      Ein Alphatier kann sich nur als Alpha definieren, wenn es Beta gibt. Also auch hier Co-Abhängigkeit in gewisser Weise.
      Es ist schön das mit einem anderen Menschen zu erleben, aber es ist auch eine gewisse Beziehungsillusion.
      Da ich Illusionen liebe, lebe ich lieber als zu denken.
      Versuchungen sollte man nachgeben. Wer weiß, ob sie wiederkommen!
      Wenn ich von Hingabe im DS-Zusammenhang, dann opfere ich schon etwas von mir...

      Meine Zeit...
      Meine Grenzen. ..
      Meinen Widerstand. ...
      Meinen Körper....

      Nicht das ihr es falsch versteht,damit will ich mich sicher nicht in den Himmel heben... Das ist einfach nur ein Teil unseres Spiels,unserer Übereinkunft, der Vorstellung die wir teilen...

      Dennoch sehe ich die Hingabe auch auf Seiten meines Herrn.... Auch er gibt einiges von sich,opfert etwas...

      Seine Zeit....
      Seine Aufmerksamkeit. ..
      Sein Wissen...
      Seine Fantasien. ...
      usw.

      Ich glaube das Ding mit der Hingabe funktioniert nur gegenseitig. ...

      LG Moon
      Das ist ja schräg ... da hadere ich jahrelang mit den unmöglichen bis kranken Forderungen von manchen Doms an Devs - und dabei war womöglich eine ganz andere Art von Hingabe gefordert, als das, was ich darunter verstehe?

      Ich betrachte mich als hingebungsvoll. Es ist keine Charaktereigenschaft, sondern Segen und Fluch zugleich. Es ist etwas, das mir passiert und dann ist es genau so kompromiss- und erwartungslos wie das was @May geschrieben hat. Ich habe es zu vier völlig verschiedenen Gelegenheiten erfahren, aber es fühlt sich in einigen wesentlichen Grundzügen gleich an: es spült mich förmlich weg, mein Ego löst sich auf, kein Wollen mehr, es geschieht etwas "Höheres".

      1. Bei der Forschung. Das Umfeld kann nicht nüchterner sein. Ob Labor oder vor dem Computer. Aber wenn mich das Gefühl packt, etwas Großem auf der Spur zu sein, vergesse ich die grundlegenden menschlichen Bedürfnisse: kein Essen, kein Trinken, Klogang auf dem allerletzten Drücker. Dabei geht es nicht um Wissen, das die Menschheit retten wird. Geschweige denn etwas, was mir die Karriereleiter raufhelfen würde. Vielmehr unbezahlte Überstunden. Es ist der von @Nachtadel beschriebene Tisch.

      2. Musik und der Tanz. Früher bin ich auch semiprofessionell aufgetreten. Dabei hat mich kein Exhibitionismus getrieben. Und Geld lässt sich damit auch nicht verdienen. Ich musste viel mehr etwas von mir oder der Musik erzählen. Dafür musste ich mich emotional vor hunderten von Leuten nackig machen. Mut zur Hässlichkeit. Eine schwere Entscheidung, die ich vor dem Auftritt getroffen habe. Auf der Bühne dann vollkommen fremdgesteuert. Ich kann mich auch ohne Publikum vollständig der Musik hingeben, das ist dann aber risikolos und fühlt sich nicht als "Gabe" an.

      3. Der "Subspace" in Momenten der völligen Wehrlosigkeit und Angst. Dann setzt der tiefe Fall ein und "ich" bin weg. Nur noch Gefühl und den anderen nehmen lassen.

      4. Devotion aus Liebe. Diesen Punkt noch zu erfahren hatte ich für mich mit 40+ eigentlich abgeschrieben. Sie kam mit dem Vertrauen und Sich-fallen-lassen-Können in einer intensiven Liebesbeziehung. Hatte ich vorher auch schon erlebt, nur nicht so tief. Und dann ausgerechnet beim völlig Falschen - einem emotional instabilem Partner. Es war wahrscheinlich gerade seine Bedürftigkeit und Verzweiflung, die diese Saite ganz ungeahnt hat klingen lassen. Ich habe nicht nur nehmen lassen, sondern auch ganz ungewohnt angeboten. Und ich habe es gerne getan - von Herzen.
      Und als es hart auf hart kam, hat sich dann noch die hässliche und gänzlich unromantische Schwester der Hingabe kurz vorgestellt: Hörigkeit ...

      Ich kann da nur den Kopf schütteln, wenn Hingabe mal so eben von einem Wildfremden pauschal gefordert wird, weil es irgendeinem Rollenbild entsprechen würde. Oder ebenso pauschal einem Fremden angeboten wird. Es ist bei mir nämlich so, wie es @May postuliert hat: die Grenzen lösen sich einfach auf.