Schere im Kopf - oder: der Umgang mit den eigenen Konventionen

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      Hallo Andromeda,

      eins würde mich interessieren: Hast du dich mal mit bekennenden Feministinnen über deinen inneren Gewissenskonflikt ausgetauscht?

      Vielleicht sind ja deine Ängste vor Ablehnung ja auch unbegründet. Ich kann mir durchaus vorstellen, dass es Feministinnen gibt, die gegen einvernehmlichen BDSM-Sex (auch mit der Frau in der devoten Rolle) gar nichts einzuwenden haben, sondern nur gegen die wirkliche Unterdrückung von Frauen und Mäddchen im realen Leben - aber nicht dagegen, dass Frauen selbstbestimmt und aus freier Entscheidung ihre (devote) Sexualität ausleben. Alles andere wäre ja nur wieder eine neue Form von Unterdrückung und Bevormundung. ;)

      Wobei natürlich auch die gut gemeintesten Ideale in engstirnigen Fundamentalismus umschlagen können, das kenne ich aus anderen Bereichen (z.B. bestimmten Selbsthilfebewegungen) auch.
      Es ist jetzt vielleicht ein bißchen ot, aber doch verwandt:

      Ich kämpfe nicht mit meinem eigenen Emanzipationsanspruch, sondern mit meinem...ich weiss gar nicht wie ich es nennen soll,...Perversionsempfinden(?)

      Ich mag es nicht sehen. Ich finde es krank, falsch, abartig, was ich da tue, bzw mit mir tun lasse.
      Am Anfang ging es noch, dieses softe leichte saubere BDSM, Bondage mit Seidenschals, Spanking mit der Hand und ohne Spuren.
      Aber je heftiger es wurde, je heftiger wir wurden, desto weniger mochte ich es sehen.
      Seitdem erwartet mich mein Mann immer mit der Augenbinde in der Hand.
      So habe ich einen Reiz weniger, kann mich aufs Spüren konzentrieren und habe weniger zum denken.
      Denn ich denke ununterbrochen, wenn ich visuellen input habe.

      Am Anfang, als die Maske verrutschte und ich was durch den Spalt sehen konnte, habe ich sofort die Augen geschlossen. In meinem Kopf ratterte es sofort wieder los.
      Mittlerweile kann ich damit besser umgehen, bin fast neugierig.
      Also, noch nicht so neugierig, dass ich ohne Maske in eine Session gehen würde, aber es ist nicht mehr so schlimm. Und das kleine Blicke erhaschen hilft mir auch manchmal, mich zurecht zu finden, da mein Mann mit meiner Orientierungslosigkeit gerne spielt.


      Was ich eigentlich mit dem ganzen sagen wollte, ist, das es dir vielleicht auch helfen könnte, mit Maske zu spielen.
      Was man nicht sehen kann, kann man nur fühlen. Und es fühlt sich verdammt gut an.

      Sollte dich dagegen das DS-Spiel interessieren, dann hilft dir der Tipp mit der Maske natürlich deutlich weniger.
      Da hilft nur klitzekliene Babysteps und dann nur aufs Gefühl verlassen, nicht auf den Kopf
      Ich finde es spannend, wie viele von euch diesen Gedanken und die innere Zerrissenheit wegen der Emanzipation haben. Das war bzw. ist tatsächlich das Einzige worüber ich mir nie Gedanken gemacht habe...obwohl ich mir sonst eigentlich über alles den Kopf zerbreche.
      Wer hat die schöne Signatur? - ich glaube @MisterE : "Freiheit bedeutet, zu wählen wessen Sklave man sein will."
      Und ich finde das passt hier auch so gut. Denn das ist es doch was sich die Frauen erkämpft haben - Freiheit, zu tun was man als Frau auch immer tun will... :)

      Bärbel schrieb:

      Ich kämpfe nicht mit meinem eigenen Emanzipationsanspruch, sondern mit meinem...ich weiss gar nicht wie ich es nennen soll,...Perversionsempfinden


      Bei mir hat sich dieses "das geht doch nicht" , so wie bei Bärbel, auf andere Dinge bezogen, bzw. tut es teilweise noch. Das fing an mit Analsex und hörte auf beim Schlagen. Allerdings nicht genau so wie bei dir, @Bärbel, aber ähnlich.
      Dass ich vor meinem Mann auf die Knie sinke, war von der Grundidee her nie ein Problem (das ist ggf ein tagesform abhängiges Problem ;) )

      Das mit dem Sehen ist übrigens auch interessant... Vielleicht auch noch ein neuer Thread @Bärbel ? :gruebel:
      Always be yourself, unless you can be a unicorn, then always be a unicorn...
      @'Adrian_2015: Ja, das habe ich. Es ist die Feministin in mir, die sagt 'Spinnst du?!'
      Aber du hast recht, vermutlich frage ich drei andere und habe dann vier Meinungen dazu. Und auch mit dem Dogmatismus /Fundamentalismus stimme ich dir zu.

      @'Bärbel: Danke für deine Offenheit. Ich glaube, dass das Sehen nicht mein Problem ist. Ich weiß ja auch noch gar nicht, was genau meine Neigung ist. Aber ich werd´s halt ganz genau in kleinen Babyschritten ausprobieren.

      Die für mich wirklich interessante Erkenntis aus allen Gedanken hier und meinem "Weiterspinnen der Anregungen" ist folgende:
      Ich habe schon seit langem ungefähr die SSC-Regel (die ich da noch nicht kannte) auf meine Bewertung aller Sexualpraktiken und Lebensweisen angewendet habe, sprich: alles, was mündige Menschen freiwillig miteinander machen, um Spaß zu haben und glücklich zu sein, ist in Ordnung. Das schloß auch BDSM mit ein.
      Also die Erkenntnis: anderen gegenüber bin ich nicht dogmatisch, aber mir selbst gegenüber. Da muss ich noch weiter nachdenken, das könnte einiges klären.
      Dieses Problem kenne ich sehr gut.
      Ich befinde mich quasi mittendrin.

      Tageweise kann ich komplett genießen und mich fallen lassen. Je 'gewohnter' eine Situation ist, desto besser funktioniert das auch.
      An manchen Stellen, grad wenn es spannend wird und mein Dom mich an Stellen bringt, an denen ich mich 'überwinden' muss, setzt mein Kopf ein und schreit meinen Bauch und meine Emotionen an...

      "Warum zum Henker willst du das?"
      "Wie geht das zusammen, das du dich überwinden musst und es trotzdem oder wohlmöglich grad deswegen, willst?"
      "Wo ist sie geblieben, die Frau, die sich durchsetzt und sich nichts sagen lässt?"

      Manchmal komme ich gegen meinen Kopf an und freue mich darüber, für ihn (aber auch für mich) gewisse Grenzen erweitert zu haben. Manchmal schaffe ich es auch nicht. Das war am Anfang wirklich doof weil ich die Befürchtung hatte, ihm nicht zu reichen/nicht devot oder maso 'genug' zu sein.

      Inzwischen weiss ich, das einige Dinge eben Zeit brauchen und das ich mir diese Zeit geben MUSS, so wie mein Partner mir alle Zeit der Welt gibt, damit der Weg, den wir gemeinsam gehen wollen, für uns beide genussvoll und 'richtig' ist.
      Dieses Hin und Her zwischen Kopf & Bauch, bzw. Gefuehlen, kenn ich auch nur zu gut & noch immer habe ich an manchen Stellen 'Probleme' damit, meinem Kopf nen Knebel zu verpassen um das jeweils kommende vollstaendig geniessen zu koennen.

      Habe ich es aber fuer die jeweilige Situation einmal geschafft, haelt mein Kopf dauerhaft die Klappe zu dem Thema & laesst mich machen.

      Also einfach mal das Hirn & die rationalen Gedanken knebeln, dann klappt das schon. :)