Hallo,
die im Titel genannte Frage wurde im Zuge des scheinbar endlosen publizistischen Nachhalls von "Fifty..." von einer wohl nicht unbedeutenden Soziologin in den Raum gestellt. Das weder polemisch noch zynisch, sondern durchaus ernsthaft:
Da werden aus dem Mainstream heraus hochinteressante Gedanken formuliert, die aus der Szene sicher nicht mal die Tollkühnsten verlauten lassen würden (wenn doch wäre ein wohl meist berichtigter Elitarismus-Vorwurf nicht fern)! Das finde ich sehr bemerkenswert.
DS also "normaler", "natürlicher" und "funktionaler" als "Stino"? Das "richtigere" bzw. "höherentwickelte" Beziehungsmodell? "Stino" die wahre "Entartung", eine vergängliche Modeerscheinung bzw. "nur" notwendiges Entwicklungsstadium? Letztlich ist ein unfreiwilliges bzw. alternativloses und daher unreflektiertes starkes Machtgefälle in Beziehungen die kulturhistorische Regel. Sind in 50 oder 100 Jahren freiwillige DS-Modelle die schlicht besser funktionierende Regel in unser Mainstream-Kultur?
die im Titel genannte Frage wurde im Zuge des scheinbar endlosen publizistischen Nachhalls von "Fifty..." von einer wohl nicht unbedeutenden Soziologin in den Raum gestellt. Das weder polemisch noch zynisch, sondern durchaus ernsthaft:
- Die BDSM-Beziehung vereint per definitionem Schmerz und Genuss, weshalb sich in ihr die Widersprüche herkömmlicher Beziehungen, die beständig zwischen Schmerz und Genuss schwanken, auflösen.
- Eine der größten Herausforderungen, die moderne Beziehungen heute darstellen, ist die Aufgabe von Autonomie, weil dabei unser Selbstwertgefühl auf dem Spiel steht. Der Sadomaso-Vertrag ermöglicht das logisch und psychologisch eigentlich Unmögliche: Durch ihn gibt man freiwillig seinen freien Willen auf und ordnet sich jemand anderem unter.
- Das Gebot der Gleichheit, für das der Feminismus seit mehr als 40 Jahren eintritt, verlangt ständiges Aushandeln. Der SM-Vertrag zieht einen Strich unter den Dauerhandel, indem er karikaturenhaft überzogene Rollen und Verhältnisse in Kraft setzt. Tatsächlich macht BDSM Ungleichheit akzeptabel, weil sie einvernehmlich, vertraglich abgesichert und auf Genuss abzielend zustande gekommen ist.
- Nicht zuletzt ist eine Sadomaso-Beziehung nur zwischen zwei Menschen, die sich vollständig vertrauen, möglich. (Der Dominante hört sofort auf, dem Devoten Schmerz zuzufügen, wenn der oder die das Codewort sagt.) So gesehen ist BDSM die Ausformung des seltensten aller Güter - Vertrauen.
So werden unsere gewöhnlichen, heterosexuellen Beziehungen letztlich queer.
Quelle: [url]http://www.spiegel.de/kultur/literatur/eva-illouz-die-soziologin-analysiert-sado-maso-in-shades-of-grey-a-842741.html[/url]
Da werden aus dem Mainstream heraus hochinteressante Gedanken formuliert, die aus der Szene sicher nicht mal die Tollkühnsten verlauten lassen würden (wenn doch wäre ein wohl meist berichtigter Elitarismus-Vorwurf nicht fern)! Das finde ich sehr bemerkenswert.
DS also "normaler", "natürlicher" und "funktionaler" als "Stino"? Das "richtigere" bzw. "höherentwickelte" Beziehungsmodell? "Stino" die wahre "Entartung", eine vergängliche Modeerscheinung bzw. "nur" notwendiges Entwicklungsstadium? Letztlich ist ein unfreiwilliges bzw. alternativloses und daher unreflektiertes starkes Machtgefälle in Beziehungen die kulturhistorische Regel. Sind in 50 oder 100 Jahren freiwillige DS-Modelle die schlicht besser funktionierende Regel in unser Mainstream-Kultur?
Dieser Beitrag wurde bereits 3 mal editiert, zuletzt von Sir_Vant ()