Körperstrafe als Alternative vorstellbar?

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      Also aarg - schwieriges Thema:
      In mir sind da verschiedene Sichtweisen:
      Zunächst eigentlich bin ich gegen solche Körperstrafen, genau wegen dem was zB. @Feuerpferd geschrieben hat: Folter wurde in Bayern erst 1813 abgeschafft - das wieder einzuführen wäre eindeutig Rückschritt.

      Todesstrafe geht einfach gar nicht. Das Problem, dass ich hier sehe ist, dass die Todesstrafe einfach endgültig ist -und egal wie sicher ein Urteil scheint, auch bei Geständnis und was weiß ich was für 'Beweisen' - es kann immer ein Fehlurteil sein, denn wirklich WISSEN können es nur Täter und Opfer.

      Aber ich stimme @Rozabel zu, dass das hier insgesamt zu lasch gehandhabt wird, und teilweise auch total lächerlich ist! Auch was in Verhandlungen teilweise abgeht - das ist eine Frechheit (persönliche Erfahrung – leider ;( ) Und ja, ich wünsche dem Täter in diesem Fall die Pest an den Hals und Schlimmeres, denn ein Kind wurde getötet … Aber die Todesstrafe kommt eben aus oben genanntem Grund für mich trotzdem nicht in Frage. Aber ich bin auch der Meinung, dass solche ‚Menschen‘ ihre Rechte verwirkt haben (Recht auf Aussageverweigerung, Recht auf ‚menschenwürdiges‘ Leben – damit meine ich: kein Recht auf Fernseher in der Zelle, je nach Schwere der Tat, kein Recht auf sozialen Umgang- sog. Presshaft fände ich da schon angebracht) …

      Zur Option der Wahl: da sehe ich die Gefahr und das meine ich wirklich ernst: was, wenn eben jemand masochistisch ist? Der wählt die Körperstrafe und es wirkt eher wie eine Belohnung? Ähhm, nein.
      Always be yourself, unless you can be a unicorn, then always be a unicorn...
      @ctc
      Nun ja, wäre eine Möglichkeit, inhuman, wie du selbst schreibst, aber da frage ich mich, in welchem Jahrhundert lebe wir denn?
      Mal ganz davon abgesehen, wenn wir jetzt von Mord ausgehen, machen solche Strafen, das Mordopfer wieder lebendig? Nein, und warum sollte dann der Täter, ich sage jetzt mal etwas lapidar daher,
      damit belohnt werden, ins Jenseits befördert zu werden?
      Leid kann man auf vielerlei Art und Weise zufügen, und wenn es manchmal so geschieht, dass der Täter sein Leben lang mit der Reue oder seinen bösen Dämonen Leben muss.

      Dein Beispiel mit den Schwerverbrechern, alle auf einen Haufen, erinnert mich doch sehr an
      "Flucht aus Absolom". Und da hat diese Vorgehensweise auch nicht funktioniert.

      Ich denke, es ist wohl sonnenklar, dass die Menschheit noch lange nicht den richtigen Umgang mit Straftätern erlernt hat. Egal in welcher Nation. Ob das jemals passieren wird, ist auch fraglich, aber man kann zumindest weiter darauf zu arbeiten.
      Grüße

      Mrs. Mendor

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      Ich sage das, was ich denke, und nicht das was DU hören willst!
      (Verfasser unbekannt)

      ctc schrieb:

      Körperstrafen zur Abschreckung anderer sind einfach nur sinnlos. Und wenn in den letzten Jahren immer soviele "schwanz ab" nach Vergewaltigungen schreien frage ich mich immer: was hilft das dem Opfer(Es hilft dem Rechtsgefühl des tobenden Mobs...)? Pack das Opfer mit in den Gerichtssaal und gönnt ihm seine Genugtuung, dass Rechtssystem sollte sich nicht nach der vor Wut schreienden Masse richt
      Dazu ist mir gerade noch was eingefallen. Ich hab mal einen Bericht gelesen, in dem ein Opfer genau das als negativ ansah und zwar aus folgendem Grund: Wenn ein Kind, dem etwas angetan wurde, solche Äußerungen bei Erwachsenen hört, hat es mehr Hemmungen, sich anzuvertrauen, weil es eben Angst hat, vor der Brutalität, die durch seine Anklage ausgelöst wird - und es steckt wohl auch ein wenig das Problem dahinter, dass man selbst nach solch einer Äußerung dem Kind Angst einjagt, brutal wird in den Augen des Kindes. (Ich weiß nicht, ob ich das jetzt aussagekräftig genug nachformulieren konnte :/ )
      Always be yourself, unless you can be a unicorn, then always be a unicorn...
      Owei, owei was für ein Thema. ... 8|

      Lang lebe das Mittelalter. ... Wer sich nach körperliche Strafen als Rechtssystem sehnt, kann sich gerne an extremistische Gruppen wie IS und Co. halten. Die leben das auf pervertierteste und unmenschlichste Weise an uunschuldigen armen Seelen aus.

      Never. Selbst als Gedankenspiel dreht sich mir alles um. Total. Uahhh... Jeder Staat, der sich zum Täter macht, ist eine Schande. Die oberste Pflicht eines Rechtsstaates ist der Schutz der eigenen Bevölkerung und die Wahrung der Menschenrechte. Jeder Staat, der von dieser Prämisse abweicht, erfüllt in meinen Augen die Definition eines Unrechtsstaates.

      Es schütteln mich solche Gedanken extremst. Es widert mich an, um ehrlich zu sein. Verzeiht meine drastischen Worte, aber wünscht Euch nichts, was ihr real nie erleben wollt.
      Bekennender Schwarzteefetischist. Wehe dem, der meinen Tee kalt werden lässt...
      Jaaa ist ein ziemlich finsteres Thema...

      Und NEIN Einführung von Körperstrafen jeglicher Art sind auch für mich ein absolutes No-Go... Denn wer soll am Ende entscheiden, du bekommst das und du das??? Wer will sich das Recht anmaßen??? Wer verträgt wieviel??? Da bin in froh, dass es sowas hier in D nicht gibt... Auch wenn ich manche Strafen hier auch als bedenklich ansehe... Aber gut, dass wäre dann ein anderes Thema, über das man stundenlang debattieren könnte...
      Auf keinen Fall! Es gibt so unzähliges was dagegen spräche. Mein Kopf schwirrt bei einem solchen Thema.

      Wo hört Gerechtigkeit auf und fängt Recht an? Ich darf an "die Jury" erinnern. Schwarz-weiß-denken ist etwas, dass wir uns nicht leisten können und vor allem nicht sollten.

      Und grade als BDSMler sollte und klar sein, wie leicht eine Seele zerbrechen kann, wenn man sie falsch anpackt. Da kann sich ein "Täter" noch so sicher sein, dass er 10 Hiebe mit dem Rohrstock wegstecken kann. Wenn man es noch nie gespürt hat, kann man das einfach nicht beurteilen.

      Angenommen jemand hat sich fahrlässig Verhalten und einen größeren Sachschaden angerichtet, das Gericht verurteilt ihn zu einer hohen Geldstrafe oder einer körperlichen Züchtigung. Nun kann sich die Person die Geldstrafe nicht leisten ohne Jahrelang in den Schulden zu stecken und entscheidet sich für die Züchtigung. Hat diese Person es dann verdient an einem etwaigen Trauma zugrunde zugehen? Wäre das gerecht?

      MrGsKitty schrieb:

      Nun kann sich die Person die Geldstrafe nicht leisten ohne Jahrelang in den Schulden zu stecken und entscheidet sich für die Züchtigung. Hat diese Person es dann verdient an einem etwaigen Trauma zugrunde zugehen? Wäre das gerecht?
      Wenn du hier in D z.b. die Geldstrafe (trotz Ratenvereinbarung) nicht bezahlen kannst, gehst du du in den Bau und sitzt die (restlichen) Tagessätze ab und hat evtl. ein Trauma von klinperlen Schlüsseln, Einsteckgeräusche von Schlüssel ins Schloss, dass klackern von Riegeln, der besuch von gemeinschaftsduschen, uniformierte, Platzangst und so weiter und so fort.

      Wäre das gerecht?

      Oh, die Kostenfrage der Unterbringung pro Tag:

      Die durchschnittlichen Kosten des Haftvollzugs für einenGefangenen betrugen in Bayern 2012:
      a) Tages-Haftkosten: 77,02 EUR
      b) Baukostensatz: 11,42 EUR
      Insgesamt: 88,44 EUR

      Quelle
      Ich kann es menschlich bis zu einem bestimmten Grad nachvollziehen, wenn man sich Prügel für jemanden wünscht, der etwas außerordendlich Grausames und Verwerfliches getan hat, z.B. eine brutale Vergewaltigung oder einen bestialischen Mord. Befürworten tue ich es trotzdem nicht, aber ich kann es menschlich irgendwo verstehen in dem Sinne, dass man sich eine Art ausgleichende Gerechtigkeit wünscht.

      Was ich aber überhaupt nicht verstehen kann, ist die Befürwortung der Prüfgelstafe selbst bei geringfügigen Delikten (z.B. bei Graffiti wie in Singapur) oder - wie in dem fiktiven Beispiel von @MrGsKitty - einem fahrlässig herbeigführten Sachschaden, bei dem noch nicht mal böse Absicht dahintersteht. Das steht in absolut keinem Verhältnis zueinander, wenn man jemandem körperliches Leid zufügt, der selbst überhaupt keinem Menschen etwas getan hat, sondern lediglich einen Sachschaden zu verantworten hat. Allein der Gedanke ist mir in solchen Fällen völlig unverständlich.
      Nein. Die körperliche Integrität eines Menschen ist unantastbar. Niemand darf sie verletzen, weder eine Einzelperson noch ein Justizsystem bzw. eine Gesellschaft. Die einzige Ausnahme ist ein Einverständnis aus freien Stücken. Ein Abhängigkeitsverhältnis (wie das zwischen einem Strafäter und dem Justizsystem) oder eine Notlage schließt dies aus. Meiner Ansicht nach.
      Nur mal kurz zur Erinnerung: Das hier ist ein BDSM-Forum. Und so langsam ist dieser Thread hier alles, nur nicht das.

      Zumal ich mich ganz klar hier von dieser Diskussion in Verbindung mit BDSM distanziere.


      Außerdem sollte die eine oder andere Aussage hier vielleicht noch ein zweites Mal durchdacht werden, bevor sie geäußert worden wäre. Die eine oder andere Parole kann man auch an Laternen während Wahlkämpfen sehen... Und das finde ich sehr bedenklich.
      Bekennender Schwarzteefetischist. Wehe dem, der meinen Tee kalt werden lässt...
      O.o wo ein Thema doch hin ausarten kann, Wahnsinn aber absolut.

      Todesstrafe? Echt jetzt, bor Hilfe! Kann man mal ÜBER den Propaganda Tellerrand gucken? Wenn ich schon das olle totkloppe argument lese "wer ein leben nimmt bla bla bla" stellt sich mir ALLES hoch. Steht schon an anderen historischen Stellen: vergelte nicht gleiches mit gleichem!

      Ich werfe jetzt mal rotze Frech was zum Nachdenken in den Raum:

      Man sagt immer habt RESPEKT vor dem Leben. Leben ist das allerhöchste Gut.

      Wie kann denn bitte gesetzlich angeordneter Mord an einem Menschen den Respekt vor Leben untermauern?
      Ich mein zieht euch doch mal dieses Paradoxon rein
      Man tötet einen Menschen der einen anderen Menschen getötet hat, durch menschlich gefällte urteile, ausgeführt von Menschenhand nur um zu zeigen das das töten von einem Menschen durch einen Menschen nicht richtig ist.

      Das passt doch nicht! Sehe nur ich den Wiederspruch in der Sache?

      Ich habe zwar keine tolle Statistik oder irgendeinen super tollen schlauen link zur Hand, aber Prügelstrafen, Todesstrafen sind endgültig sie können nach vollstreckung nicht aufgehoben oder wieder gut gemacht werden selbst heite noch gibt es Menschen die das zu Unrecht erfahren und erleiden. Wie viele schmoren wohl unschuldig in Todeszellen? Hmm ich weiß es nicht, ich weiß nur tot ist tot und wenn hinterher rauskommt hups war der Falsche holt es denjenigen auch nicht ins Leben zurück!
      Wenn nach vollzogener Prügelstrafe rauskommt huch war der falsche kann man es nicht wieder ungeschehen machen!

      Denkt mal drüber nach

      Schallgewitter schrieb:

      Man sagt immer habt RESPEKT vor dem Leben. Leben ist das allerhöchste Gut.
      Du sprichst mir aus der Seele.



      Leider vergessen viele, wie froh sie sein können in einem Staat zu leben, in denen sie nicht von Verfolgung, Willkür, menschenverachtenden Strafen oder Folter bedroht sind. Es geht einfach einigen Menschen hier zu gut.


      PS: Ich habe mal das Ding hier gemeldet. Es macht mich zunehmend aggressiv.
      Bekennender Schwarzteefetischist. Wehe dem, der meinen Tee kalt werden lässt...
      Es geht doch um Körperstrafe als freiwillige Alternative, oder?
      Also man kann, wenn man es will, anstatt ins Gefängnis zu gehen, sich schlagen lassen.

      Wenn man da ablehnt, dann kann man auch die übliche Gefängnisstrafe nehmen.

      Da niemand gezwungen wird finde ich das erstmal nicht so unmenschlich.

      Allerdings hätte ich andere Bedenken: Soll im Gefängnis nicht auch so etwas wie Resozialisiserung oder zumindest Entwicklung stattfinden?
      Das gibt es bei einer Prügelstrafe nicht.

      Grüße

      Dina

      Herr Basti schrieb:

      Wäre es euch vorstellbar, objektiv gesehen, die Körperstrafe als Alternative ins Rechtssystem einzubringen?

      Nein.

      Herr Basti schrieb:


      Eines vorweg: ich weiss, dass dies nur ein Gedankenspiel ist, da Deutschland bzw. Europa die Menschenrechte anerkennen/umsetzen sowie die EU-Charta, wo dieses was ich hier als beschreibe, illegal ist.

      @Herr Basti,

      da Dir die Illegalität Deines Vorschlages bewußt ist und Dir das strafmildernd angerechnet wird, würde ich sagen 24 Stunden am Pranger sollten ausreichen. Melde Dich bei Deinem örtlichen Scharfrichter :lol:
      "Die Schwerkraft ist völlig überbewertet, man braucht sie garnicht, wie man ja wohl im Weltraum sieht"

      Peter Licht

      Herr Basti schrieb:

      MrGsKitty schrieb:

      Nun kann sich die Person die Geldstrafe nicht leisten ohne Jahrelang in den Schulden zu stecken und entscheidet sich für die Züchtigung. Hat diese Person es dann verdient an einem etwaigen Trauma zugrunde zugehen? Wäre das gerecht?
      Wenn du hier in D z.b. die Geldstrafe (trotz Ratenvereinbarung) nicht bezahlen kannst, gehst du du in den Bau und sitzt die (restlichen) Tagessätze ab und hat evtl. ein Trauma von klinperlen Schlüsseln, Einsteckgeräusche von Schlüssel ins Schloss, dass klackern von Riegeln, der besuch von gemeinschaftsduschen, uniformierte, Platzangst und so weiter und so fort.
      Wäre das gerecht?

      Oh, die Kostenfrage der Unterbringung pro Tag:

      Die durchschnittlichen Kosten des Haftvollzugs für einenGefangenen betrugen in Bayern 2012:
      a) Tages-Haftkosten: 77,02 EUR
      b) Baukostensatz: 11,42 EUR
      Insgesamt: 88,44 EUR

      Quelle
      Weißt du, warum die Kosten für die Unterbringung in einer Justizvollzugsanstalt so hoch sind? Weil es unter anderem psychologische Betreuung gibt, betreute Gesprächsgruppen, Resozialisierungsprogramme etc. außerdem muss jeder Insasse der in der Lage ist einer Arbeit nachgehen. Und wenn du die Kosten schon anführst, wer würde die medizinische Versorgung der Gepügelten übernehmen?

      Mein Vater ist justizvollzugsbeamter und betreut die Sicherungsverwahrten in Santa Fu. Neben den Sexualstraftätern, Mördern usw. ist auch ein Serienbrandstifter (psychopathische Pathologie) dort untergebracht. Bei seinen Taten ist nie ein Mensch zu Schaden gekommen und dennoch hat das Gericht die besondere Härte seiner Taten festgestellt und entschieden, dass dieser Mensch nicht ohne weiteres wieder auf die Menschheit losgelassen werden darf. Wie wäre es, wenn so jemand sich durch eine Prügelstrafe frei kaufen könnte?

      Nun ja aber ich denke an dieser Stelle könnten wir bereits feststellen, dass BDSMler nicht aufgeschlossener einer solchen Alternative gegenüber sind.

      Edit: was mir grad noch eingefallen ist. Durch eine Gefängnisstrafe soll ja auch nicht nur die Bestrafung erreicht werden. Das denken der Täter soll umstrukturiert werden. Sie sollen zukünftig von Straftaten absehen, weil sie gelernt haben, dass ihr handeln moralisch falsch war und nicht weil sie Angst vor der Strafe haben (davon, wie gut das umgesetzt wird, will ich hier nicht reden). Diese Möglichkeit gäbe es bei körperlichen Strafen auch nicht.

      Adrian_2015 schrieb:

      Was in Singapur und Malaysia passiert, ist für mich keine Körperstrafe mehr, sondern grausame Folter, über die man (meiner Meinung nach) nicht ernsthaft diskutieren kann.
      Hmm ... Auch wenn ich auch hier wieder alleine stehe mit meiner Meinung - doch, das ist absolut diskutabel! Ich kenne Singapur, und in keiner Stadt, zumal in einer internationalen Metropole, kann man sich auch im allerletzten Gässlein so sicher fühlen wie hier.
      Zu Bemerkungen wie "Rückfall in die Steinzeit" oder dergleichen sollte man wissen, dass Singapur zu den modernsten und blühendsten Städten dieser Welt gehört - mit tollem Bildungssystem.
      Natürlich befremdet die ein oder andere Sanktion, erscheint uns barbarisch und ist sicher auch diskutabel im Detail, aber vom Grundprinzip her halte ich sie für ein gutes, gewachsenes System.

      Und um den Bogen zur Ausgangsfrage zu finden: Ja, ich hielte das für keine sooo schlechte Idee. Alles darüber hinaus würde jetzt und hier zu politisch und zur ethischen Diskussion ohne Ende ...