Körperstrafe als Alternative vorstellbar?

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      Puh, also hier könnten einge Leute wohl als Drehbuchautoren für Gruselfilme engagiert werden. Denn deren Ansichten dienten ja nur zur Beantwortung der Frage nach einem gerechten Strafmaß. Was man da wohl noch alles herauskitzelte? :D

      Prügelstrafen? Ne. Aber nicht weil mancher womöglich maso sein könnte (Es soll ja auch Taschengeld-Dominas geben), sondern weil mir die Effizienz fehlt. Bei Geldstrafen hat wenigestens das Volk was davon. Bei Gefängnisstrafen die Bürger, die beschützt werden.
      Bei Prügelstrafen sehe ich keine solchen Vorteile.

      belloHorizonte schrieb:



      Bei Gefängnisstrafen die Bürger, die beschützt werden.
      Hauptsache die kommen danach nicht noch schlimmer wieder. Das ist ja auch der Grund warum man Jugendliche möglichst nicht ins Jugendgegängnis stecken will. Da treffen einige auf noch Kriminellere. Und werden schlimmere Täter.
      Die Normalität ist eine gepflasterte Straße - man kann gut darauf gehen, aber es wachsen keine Blumen auf ihr.
      (van Gogh)

      belloHorizonte schrieb:


      Prügelstrafen? Ne. Aber nicht weil mancher womöglich maso sein könnte (Es soll ja auch Taschengeld-Dominas geben), sondern weil mir die Effizienz fehlt. Bei Geldstrafen hat wenigestens das Volk was davon. Bei Gefängnisstrafen die Bürger, die beschützt werden.
      Bei Prügelstrafen sehe ich keine solchen Vorteile.

      Eine gewissen Abschreckungsefekt würden solche Strafen sicher haben, damit wird ja von den Befürwortern immer argumentiert. Aber wie schon geschrieben, der Zweck darf nicht die Mittel heiligen, schon gar nicht, wenn es auf Kosten der Menschenwürde geht.

      Außerdem glaube ich, dass man ein wenig mehr Abschreckung auch mit anderen, menschenrechskonformen Methoden erreichen kann. Zum Beispiel dadurch, dass man wieder für deutlich mehr Polizeipräsenz auf der Straße sorgt, anstatt die Strafverfolgungsbehörden durch Stellenabbau und Finanzkürzung immer weiter kaputt zu sparen.

      Ich wäre dafür, dass Polizei und Justiz endlich mal vernünftig ausgestattet werden (personell und finanziell), damit sie eine schnelle und wirksame Strafverfolgung gewährleisten können. Dazu bräuchte man noch nicht mal die Strafgesetze ändern. Eine schlagkräftige Polizei- und Justizarbeit erhöht das Entdeckungs- und Verurteilungsrisiko für Straftäter, das hätte bestimmt auch einen Abschreckungseffekt, den man nicht unterschätzen darf. Sicher, solche Maßnahmen kosten viel Geld, aber damit könnte man mit den bestehenden rechtlichen Möglichkeiten bestimmt eine Menge erreichen, was zu mehr Sicherheit und Kriminalitätsvorbeugung führt - ganz ohne Prügelstrafe und andere grausame Sanktionen.

      Favea schrieb:

      Das ist ja auch der Grund warum man Jugendliche möglichst nicht ins Jugendgefängnis stecken will.
      Manchmal bekommen junge Gewalttäter auch Boxtraining verordnet. Es geht in beiden Richtungen leider einiges schief.

      Adrian_2015 schrieb:

      Aber wie schon geschrieben, der Zweck darf nicht die Mittel heiligen, schon gar nicht, wenn es auf Kosten der Menschenwürde geht.

      Die Menschenwürde... Ich habe noch nie verstanden, warum es der Menschenwürde abträglich wäre, wenn eine Tracht Prügel verteilt werden würde. Kann man das irgendwo schlüssig nachlesen? Auf verfassungsrechtlicher Ebene wird mW die Objektformel herangezogen, um die Umrisse dieser Menschenwürde zu bestimmen. Da kommt dann so ein Preuße ins Spiel, der in seiner 'Grundlegung zur Metaphysik der Sitten' den Satz aufgestellt hat, dass der Mensch als Zweck an sich nie Mittel zum Zweck sein dürfe.

      belloHorizonte schrieb:

      Die Menschenwürde... Ich habe noch nie verstanden, warum es der Menschenwürde abträglich wäre, wenn eine Tracht Prügel verteilt werden würde.

      Dann informier dich doch mal, wie die Prügelstrafe in Statten wie Singapur oder Malaysia vollstreckt wird,mit welche unglaublicher Brutalität das einhergeht. Du findest dazu über Google genug Bilder und Videos die so schlimm sind, dass ich sie nicht verlinken mag. Dafür verlinke ich einen Kommentar, der vor einem halben Jahr inder WELT erschien und die Dinge sehr drastisch auf den Punkt bringt:

      "Stockhiebe" mit der Rattanrute haben nichts mit "den Hintern versohlen" zu tun und sind auch mit dem Wort "Prügelstrafe" unerträglich verharmlost. Diese Strafe ist eine staatlich zugefügte brutale Körperverletzung, die ein Leben lang Spuren hinterlässt.

      Da wird nicht jemand verhauen, sondern da wird jemandem mit professioneller Präzision das Gesäß zerfetzt. Wie tröstlich, dass die Nieren durch Polster geschützt werden und die Ärzte mit der antiseptischen Wundsalbe schon bereitstehen! Was sind das eigentlich für Ärzte?

      Der Begriff "staatliches Gewaltmonopol" bekommt eine unerträgliche Bedeutung, wenn er sich in dieser Szene verdichtet: Ein Mensch wird von Organen der Obrigkeit mit nacktem Gesäß, aber abgepolsterten Nieren, nach vorheriger Blutdruckmessung und mit einem Beißriemen zwischen den Zähnen auf ein Gestell geschnallt und empfängt die abgezählten Hiebe, die nicht nur rote Striemen hinterlassen, sondern gewaltige Hämatome."

      Quelle: welt.de/debatte/kolumnen/Fuhrs…sondern-reine-Folter.html

      Wer etwas ernsthaft gut findet oder befürwortet, oder so ein Folterszenario mit Begriffen wie "Tracht Prügel" verharmlost, dem ist meiner Meinung nach nicht mehr zu helfen. Wie der Artikel schon schreibt: Staatlich vollstreckte Prügelstrafen haben absolut gar nichts mit dem zu tun, was wir hierzulande unter "Popo versohlen" verstehen, das scheint einigen Leuten nicht klar zu sein.

      belloHorizonte schrieb:

      Manchmal bekommen junge Gewalttäter auch Boxtraining verordnet. Es geht in beiden Richtungen leider einiges schief.
      Aber das ist manchmal durchaus sinnvoll. Sie können sich auspowern und lernen aber zugleich nicht Gewalt anzuwenden nur weil die überlegen sind. Die Trainer sollen Respektpersonen sein, die ihnen beibringen eine vernünftigen Lebenssinn zu finden und ihre Gewalttätige Energie in Spott umzuwandeln. Ausserdem lernen die Jugendlichen sich in eine Hierarchie einzufügen an dessen Spitze der Trainer steht und sie selbst weit unten. Viele haben nämlich ein Problem mit Hierarchie. Sie wollen sich nichts sagen lassen, aber der Trainer ist überlegen und bekommt somit Respekt. Sie lernen anschließend auch vor anderen Respekt zu haben. Besonders auch im Job.
      Jedoch begreift leIdee nicht jeder der Jugendlichen diesen Sinn. Daher gibt es manchmal auch welche,die sich danach noch besser zum prügeln ausgebildet fühlen. Man kann nie sicher sein welche Methode bei einem Jugendlichen wirkt.
      Die Normalität ist eine gepflasterte Straße - man kann gut darauf gehen, aber es wachsen keine Blumen auf ihr.
      (van Gogh)

      Adrian_2015 schrieb:

      Dann informier dich doch mal, wie die Prügelstrafe in Statten wie Singapur oder Malaysia vollstreckt wird,mit welche unglaublicher Brutalität das einhergeht.
      Also verstößt Brutalität gegen die Menschenwürde? Kann man das irgendwo nachlesen?
      Ich meine das vollkommen ernst. Gibt es irgendwo eine Handlungsanweisung, anhand der ein jeder selbst zu diesem Schluss kommen kann?

      OT:

      Favea schrieb:

      Aber das ist manchmal durchaus sinnvoll. Sie können sich auspowern und lernen aber zugleich nicht Gewalt anzuwenden nur weil die überlegen sind

      Dass Sport positive Effekte hat, die über die körperliche Ertüchtigung hinausreichen, mag ich gar nicht abstreiten. Aber Boxen? Also in meiner Welt würde es so etwas NIE geben, angesichts der möglichen alternativen Sportarten, die bei gleichem Kostenfaktor ähnlich angemessene Ideale vermitteln würden.

      belloHorizonte schrieb:

      Also verstößt Brutalität gegen die Menschenwürde? Kann man das irgendwo nachlesen?


      Artikel 5 der Charta der Menschenrechte der UNO:

      "Niemand darf der Folter oder grausamer, unmenschlicher oder erniedrigender Behandlung oder Strafe unterworfen werden."
      "Wir streben mehr danach, Schmerz zu vermeiden als Freude zu gewinnen" Sigmund Freud

      belloHorizonte schrieb:

      Also verstößt Brutalität gegen die Menschenwürde? Kann man das irgendwo nachlesen?Ich meine das vollkommen ernst. Gibt es irgendwo eine Handlungsanweisung, anhand der ein jeder selbst zu diesem Schluss kommen kann?
      Es gibt sogar ein ganzes Konvolut an Handlungsanweisungen die Menschenwürde betreffend. Nennt sich: Der Humanismus.

      Falls Du jetzt die neueste Guantanamo-Hausordnung o. ä. anführen möchtest, verlinke ich dir mal den entsprechenden Wikipedia-Artikel zum Thema Humanismus.
      "Die Schwerkraft ist völlig überbewertet, man braucht sie garnicht, wie man ja wohl im Weltraum sieht"

      Peter Licht
      Danke für die Antworten.
      Ich wusste nicht, dass Menschenrechte und Menschenwürde deckungsgleich sind. Auch dass der Humanismus die Menschenwürde definieren soll , war mir neu. Ich kannte bisher nur die alte Version mit der Suche nach dem idealen Menschentum.
      OT:
      Das ist deine Ansicht. Ich finde sie logisch nicht stringent. Kann dir aber egal sein, denn es hat so oder so keine Konsequenzen. Für mich haben unterschiedliche Worte unterschiedliche Bedeutungen. Die Menschenwürde ist ein Begriff, den jeder kennt, aber kaum jemand versteht. Und daher kann man viel Schindluder damit treiben. Diese Würde ist ein Konzept, das grundsätzlich den besonderen Wert /Status des Menschen gegenüber dem Tier unterstreicht.

      Die Begabung zur Vernunft soll wohl den Unterschied machen. Daher unterstellte zb Kant dem Menschen, nicht nur Mittel fremder Zwecke sein zu können, sondern selbst einen Zweck darstellen zu können. Aber auch zwischen Menschen wurde lange eine Abstufung ihrer 'Würdefähigkeit' vorgenommen.

      Im Grunde verstößt man gegen die Menschenwürde, wenn man ihm etwas antut, dass einem vernunftbegabten Wesen nicht gerecht wird. Siehe Ojektformel. Also Dinge, die mit der Selbstbestimmung und Objektifizierung zu tun haben. Sklaverei fällt darunter.

      Körperliche Züchtigungen verletzt niemandes Menschenwürde. Falls du dieser Ansicht bist, musst du herleiten, weshalb es den Menschen zum Objekt machen würde, sollte er zur Bestrafung körperlich gezüchtigt werden. Also mir fehlt da die logische Verknüpfung.

      Mehr kann ich zu dem Thema auch nicht sagen.
      Tja, da sind wir einfach völlig anderer Ansicht, was "Menschenwürde" bedeutet, :pardon:

      Ich als Juristin gehe vom rechtstheoretischen Begriff aus. Das hat mit Deiner Definition nur begrenzt etwas zu tun.
      Ich habe iü nicht gesagt, dass Menschenwürde und Menschenrechte dasselbe sind.
      Menschenrechte sind für mich ein Teilbegriff der Menschenwürde. So wie zB ein Dach zu einem Haus gehört. Ohne Dach kein Haus.

      Menschenwürde umfasst auch Respekt vor dem Menschen. Körperliche Züchtigungen ohne BDSM-Bezug drücken für mich jedoch das Gegenteil von Respekt aus.Und verletzen damit die Menschenwürde. Das wirst Du wieder anders sehen, @belloHorizonte, ändert jedoch meine Meinung nicht, ;)

      Damit bin ich jetzt aber raus aus der OT- Diskussion.
      "Wir streben mehr danach, Schmerz zu vermeiden als Freude zu gewinnen" Sigmund Freud

      belloHorizonte schrieb:

      Körperliche Züchtigungen verletzt niemandes Menschenwürde.

      Das Problem ist, dass der Begriff "körperliche Züchtigung" ein sehr weites Feld umfasst, was damit gemeint sein kann. Mit körperlicher Züchtigung kann ein leichter Popo-Klaps gemeint sein, der kaum weht tut, aber auch richtig harte und brutale Rohrstockschläge, die schwere Verletzungen hinterlassen. Wenn es um die Frage geht, welche Form von Züchtigung mit der Menschenwürde vereinbar ist, dann würde ich differenzieren wollen.

      Ich persönlich würde leichte Züchtigung nicht zwangsläufig als Verstoß die Menschenwürde ansehen. Wenn ich mir z.B. vorstelle, dass ein Verbrecher sich die Hose stramm ziehen muss und den Hintern mit der flachen Hand versohlt bekommt, dann würde ich das (aus unterschiedlichen Gründen) zwar nicht befürworten, würde aber auch nicht sagen, dass das in jedem Fall menschenunwürdig sein muss. Ich glaube aber nicht, dass solche milden Züchtigungen auf erwachsene Menschen einen ernsthaften Abschreckungseffekt hätten, damit würde sich der Staat nur zum Affen machen. Deshalb würde auch nicht dafür plädieren, so etwas einzuführen, denn was soll das bringen? Da haben wir wirklich wichtigere Probleme in diesem Land.

      Was ich dagegen vollkommen inakzeptabel finde, sind Schläge mit gefährlichen Gegenständen (z.B. Rohrstöcke oder Peitschen), die ernsthafte Verletzungen oder gar bleibenden Narben hinterlassen können. Da ist für mich die Grenze zur Folter klar überschritten. Wenn überhaupt körperliche Züchtigung, dann höchstens in leichter und eher symbolischer Fom (Wobei hier dier Frage wäre: Was bringt das?), aber niemals in einer Weise, die bewusst brutal und abschreckend ist.
      @belloHorizonte Du kannst doch nicht ernsthaft glauben, dass ein Richter so eine sinnfremde Verbindung herleiten würde. Im Wikipedia-Artikel "Menschenwürde" werden zahllose Definitionsansätze je nach Kontext des Bundesverfassungsgerichtes genannt, die nicht die Objektifizierung als Definitionskern umfassen, sondern z.B. die Abgrenzung vom Tier oder das Bewusstsein. Ebenso könnte man argumentieren, dass ein körperlicher Eingriff die Selbstbestimmung des Menschen über sich selbst verletzt, wodurch er behandelt wird, wie etwas, dass keine Selbstbestimmung kennt, nämlich ein Objekt. Nach meinem Verständnis kann eine Definition, die pro und contra ausgelegt werden kann, grundsätzlich nicht stimmen.
      OT

      Es gibt User, die entscheiden sich selber zu "verschwinden" bzw. die nehmen sich Auszeit und andere, die werden verschwunden und das kann man nachlesen.

      @Félin @Mod2 @Mod3 kann das vielleicht jemand von euch verlinken, bitte, ich finde es gerade nicht mehr.
      Krönchen zurechtrücken ist für Mädchen. Eine Frau baut aus den Scherben eine Discokugel und tanzt ab. :dance: