Aktueller Artikel aus dem "Love Letter"

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      Aktueller Artikel aus dem "Love Letter"

      Diesen Artikel haben wir im aktuellen "Love Letter" (hat Ladyhawke abboniert) gelesen. Autorin Lucy Stern schreibt hier über ihren neuen Roman "Stracciatella Love". Ladyhawke und ich können uns sehr gut mit dieser Sichtweise identifizieren.....


      Vielleicht erinnert sich noch die eine oder andere Autorin an die Anfange ihrer Schreiberei. Man beginnt recht unbedarft, Charaktere zu entwerfen, zeichnet sie liebevoll und hat nicht im Hinterkopf, dass man eventuell irgendwann mit exakt diesen Nebendarstellern einen weiteren Roman schreiben könnte.

      Andernfalls hätte ich der Nebendarstellerin aus meinem Debütroman .Twin Love", die nun die Hauptdarstellerin in mei-nem neuen Zweiteiler "Stracciatella Love" ist, wohl kaum eine devote Ader verpasst. Oder vielleicht doch?

      Ich gebe zu, dass mich das Thema gereizt hat, seit ich das Erotikgenre für mich als Autorin entdeckt habe. Mich hat vor allem das unbedingte Vertrauen, das beide Partner ineinanderhaben müssen, neugierig gemacht. Nicht Aspekte wie Spanking oder Bondage machen für mich eine solche Partnerschaft aus Autorensicht interessant, sondern die emotionale Nähe.

      Doch so oder so: Aurora war geboren. Und zwar als Sub. Keine, die erst von einem charismatischen Dom in die Welt aus Schmerz und Unterwerfung eingeführt werden muss, sondern eine Frau, die schon lange weiß, wie ihr Liebesleben aussehen soll. Meine Protagonistin war also bereits grob in ihrem Charakter skizziert. Nur wie sollte der passende Mann dazu aussehen? Ich begann zu recherchieren und stieß sehr schnell auf die
      Aussage von Leserinnen, dass Doms viel zu sehr wie Halbgötter oder gar Superman dargestellt werden würden.

      Manche Leser rieben sich insbesondere an dem Fakt auf, dass der Dom in einer Session meist besser wusste, was seine Sub wollte, als diese selbst, und attestierten den dominanten Männern telepathische Kräfte. Ich finde nicht, dass es so einfach ist. Ein Dom ist kein Halbgott, nur weil er die Körpersprache seiner Devoten korrekt interpretiert, sie durch Provokationen, Fragen oder die Aussicht auf das Kommende aus dem Konzept bringt und sie dadurch sanft aber unnachgiebig zwingt, ihre Emotionen offenzulegen.

      Natürlich benötigt man viel Übung, um Gestik, Mimik, die Stimme und die Körpersprache eines Menschen korrekt zuinterpretieren, aber es dürfte auch seinen Grund haben, warum die meisten Doms nicht unter dreißig Jahre alt sind. Lebenserfahrung und eine ausgeprägte Beobachtungsgabe sind der Schlüssel zum Erfolg. Besitzt ein Dom beides, muss er kein Halbgott sein, um seine Rolle überzeugend auszufüllen. So formuliert, kann man einem solchen Mann ein gewissesTraumprinz-Potenzial nicht absprechen.

      Besonders den Aspekt von Vertrauen, Hingabe und dem aufmerksamen Beobachten des Partners finde ich als Frau äußerst romantisch. Wer wünscht sich nicht manchmal einen Mann mit einer starken Schulter, der einen auffangt und der das, was wir unter all den Masken, die wir tagsüber tragen, mit Respekt und Zuneigung behandelt? Vielleicht ist ein Dom in dieser Hinsicht doch eine moderne Form von Superman, denn
      auch,wenn er selbst auf dem Boden der Tatsachen bleibt, lässt er doch regelmäßig seine Sub fliegen. Er schenkt ihr einen Ausflug in ihr persönliches Paradies und fangt sie sicher auf, um ihr im Anschluss die Fürsorge angedeihen zu lassen, die ihr gebührt.

      Das klingt immerhin romantischer, als die Formel, auf die mandiese Beziehung gerne reduziert: Liebe mit Hiebe. Denn was ist stärker? Die sexuelle Neigung oder die tiefen Gefühle für den Partner? Zumindest meine Protagonisten müssen die Antwort auf diese Frage nicht lange suchen und sind auch durchaus in der Lage, als Vanilla-Paar miteinander zu leben, ganz ohne Schmerz und Unterwerfung.

      Und genau darum ging es mir in "Stracciatella Love": Eine glaubwürdige Liebesgeschichte mit gewissen Hürden und einer sexuellen Präferenz, die es dem Paar nicht unbedingt immer einfach macht. Denn so sehr diese Form von Lust derzeit auch bejubelt wird, so viele Vorbehalte existieren noch immer dagegen. Doch Liebe ist etwas Wunderschönes, egal, in welchem Gewand sie daher kommt.

      Wir Liebesroman-Autorinnen - egal ob erotisch angehaucht oder nicht - schreiben im Grunde die Märchen unserer Kindheit immer wieder neu. Der Prinz findet seine Prinzessin, umwirbt sie, gewinnt sie für sich und erschlägt im besten Fall auch noch den bösen Drachen. Natürlich ist der modeme Prinz nicht mehr auf einem weißen Pferd unterwegs und muss seine Angebetete nicht mehr aus hohen Türmen retten oder sie wachküssen. Auch der Drache kommt heute nicht mehr so schuppig und feuerspeiend daher, wie es noch in den alten Sagen der Fall war.

      Doch ein Mann, der um seine Angebetete kämpft, sie trotz seiner eigenen Vorliebe auf exakt die Weise körperlich wie geistig liebt, die sie braucht, und sie gegen Widrigkeiten von außenschützt, ist im Grunde äußerst romantisch, egal, wie man ihn dafür betitelt. Da kann er im Schlafzimmer auch gerne ihren Po in einem hübschen Rot färben. Zumindest für mich ist dieFrage Vanilla oder BDSM ab diesem Punkt egal. Es kann auch eine Mischung sein, oder wie in meinem Fall: Stracciatella.

      facebook.com/LucyStern
      Wenn ich auch nicht alles begreife, so hat doch alles einen Sinn....

      Dieser Beitrag wurde bereits 3 mal editiert, zuletzt von Mr.P ()