"Auf Augenhöhe" - gelebte Realität oder doch idealisierte Theorie?

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      "Auf Augenhöhe" - gelebte Realität oder doch idealisierte Theorie?

      Ich hatte vor geraumer Zeit auf Facebook diese Frage in den Raum gestellt, eventuell ergibt sich ja auch hier eine interessante Diskussion ...

      An die Paare, die ihr "im Alltag auf Augenhöhe" lebt: Wie ist diese "Floskel" bei euch umgesetzt? Kann es da tatsächlich ein Verhältnis 50-50 geben oder ist es doch eher ein 70-30 oder zumindest 55-45?
      Mir geht's hier mitnichten um Zahlen, mich würde lediglich interessieren, ob dieses Ideal für euch auch der gefühlten Realität standhält.
      Ich würde mich über weithin ehrliche Antworten und Beiträge freuen.

      Moena schrieb:

      Also bei uns findet es nicht mehr statt, Augenhöhe hieß es mal am Anfang, jetzt ist
      es gekippt auf 80/20 für den Dom. Es scheint demnach eine Floskel zu sein. Jedenfalls für mich.
      Ist es dann so, @Moena, dass du dieses "Kippen" des anfangs Vereinbarten bewusst zugelassen hast, oder hat sich dieses im Zuge eurer Beziehung und Entwicklung automatisch so ergeben - quasi im stillen Einverständnis?

      Übrigens Danke für deinen ersten Kommentar zum Thema! :)
      Bei uns ist es ähnlich wie bei @Moena, vielleicht ( noch) nicht ganz so von den Zahlen her aber von dem ursprünglichen Vorhaben.

      Um deinen zweiten Post gleich mit zu beantworten:
      Ja, ich habe es Stück für Stück bewusst zu gelassen aber ich denke auch, dass genau das dazu führt, dass sich vieles daraufhin automatisch so ergibt, es aufeinander aufbaut im stillen Einverständnis ;) .

      Revelation schrieb:

      Bei uns ist es wirklich 50/50. Liegt sicher daran, dass wir in verschiedenen Wohnungen leben und bdsm nicht in den Extremen ausleben.
      Ok, das mit den getrennten Wohnungen ... - ist ein Argument, klar :) Aber in der Zeit, in der ihr euch seht? Nicht dass ich deine "50/50" anzweifeln würde, @Revelation, aber ich halte das zumindest für eine seltene Ausnahme. Geben tut es natürlich alles, deshalb spiele ich auch dann und wann mal Lotto ;) ...

      Sir_MarcO schrieb:

      Revelation schrieb:

      Bei uns ist es wirklich 50/50. Liegt sicher daran, dass wir in verschiedenen Wohnungen leben und bdsm nicht in den Extremen ausleben.
      Ok, das mit den getrennten Wohnungen ... - ist ein Argument, klar :) Aber in der Zeit, in der ihr euch seht?
      Wie meinst du das genau? Sehen = spielen oder wirklich nur ein Treffen?

      Ich vermute, gerade bei Paaren, die eben nicht zusammen wohnen ist ein Austausch auf Augenhöhe (sofern es eben keine 24/7 Situation ist) ziemlich wichtig um Probleme oder Freuden der Zeit in der man sich nicht gesehen hat, auszutauschen.
      Sicher wird es Treffen geben, bei denen gleich gespielt wird, ein Austausch ist aber mMn unumgänglich wenn man am Leben des anderen nicht "live" beteiligt ist oder in permantentem Kontakt steht. Das gleitet dann für mich aber stark in Richtung 24/7 ab.

      Zu unserer Situation kann ich sagen, dass ein 50:50 Verhältnis sicher nicht mehr gegeben ist, dies verändert sich aber schleichend.
      "Es ist besser, gelegentlich betrogen zu werden, als niemandem mehr zu vertrauen.“ (Astrid Lindgren)
      Moin zusammen,

      also ich spreche jetzt nur für meine Dame und mich.

      Wir leben als gleichberechtigte Partner zusammen. Oder wie sie sagen würde "Der Dom hat die Hosen an, die Sub hat aber das Sagen."

      Nein, Scherz beiseite. Wir leben gleichberechtigt. Jeder respektierte den Anderen. Die Machtverteilung ist trotzdem nicht 50 : 50, es gibt Dinge da rede ich ihr nicht rein und andere da hab ich die entsprechende Richtlinienkompetenz.

      Dann gibt es das zusammensein im "normalen" Leben. Hier gibt es ein kleines Gefälle in der Hinsicht, dass sie sich gerne von mir führen lässt, die Verantwortung mal abgibt und ich beides gerne mache.

      Und bei uns funktioniert es :-)!

      Viele Grüße
      Thunder

      FraeuleinDS schrieb:

      Wie meinst du das genau? Sehen = spielen oder wirklich nur ein Treffen?
      Also meine Frage, falls das unvollständig erklärt war oder gar missverständlich, bezog sich schon auf Partner, die mehr oder minder permanent zusammen leben, also, um beim Thema zu bleiben, ihr Leben miteinander teilen. Und dort daselbst eben interessieren mich die alltäglichen Begebenheiten und ... vor allem Aufgaben.

      Gelingt es da dem Dom, jenen außen vor zu lassen, und kann oder will Sub überhaupt aus ihrer sub-Haut, auch wenn man sich auf "gleichberechtigt" verständigt hat? Wie entwickelt sich sowas bei euch im Laufe der Zeit?
      Ist nicht sogar ein gewisses forderndes und spannungsförderndes Gefälle gewünscht, auch wenn es nur sehr subtil vorhanden ist, aber jederzeit dominant werden kann?
      Also auf Augenhöhe zu leben ist für mich keine Theorie. Im Gegenteil, ich halte sie für weitestgehend problemlos machbar. Auch bei 24/7. Ironischerweise habe ich heute Nacht bereits an anderer Stelle etwas zu dem Thema Augenhöhe verfasst, was trotz oder gerade wegen der dortigen Grundlage "24/7" auch hier relativ gut passt:


      Patrator schrieb:

      Ich würde es für mich so beschreiben bzw. definieren. Beide Seiten wissen sehr genau um ihre Position, bzw. Machtverhältnisse. Das ist mir sehr wichtig. Daran wird auch nicht gerüttelt. Und dieses Verhältnis kann ich jederzeit einfordern. Aber dennoch heißt das nicht, dass ich nicht auf Augenhöhe den Alltag mit ihr bestreiten kann. Sich auf Augenhöhe unterhalten zum Beispiel. Das ist mir sehr wichtig, ähnlich verhält es sich auch bei Diskussionen über irgendwelche Alltagsthemen etc. Da unterhalte, bzw. interagiere ich mit einem gleichgestellten Menschen, dessen Meinung mir unheimlich wichtig ist und mindestens genauso viel wert wie meine Meinung ist. - Ist das noch 24/7? Meiner Meinung nach auf jeden Fall. - Warum? - Weil ich weiß, dass sobald ich auf meine Position beharren möchte, bzw. meinen Willen durchsetzen möchte, dies geschieht. Und das nicht, weil ich durchweg die andere klein halte, bzw. eine unterschiedliche Augenhöhe wahre, sondern weil ich im entscheidenden Moment die Rahmen enger mache, bzw. ganz klar Grenzen aufzeige und durchsetze.

      Ich denke in dem Zitat ist fast alles gesagt, was ich aus meiner Sicht diesem Thema hinzuzufügen habe. Von daher würde ich für meinen Teil sagen (oder eher behaupten, ich kann das ja in meiner Position schlechter beurteilen), dass ich 50/50 anstrebe, bzw. auch umsetze. Das Machtgefälle ist ja nicht weg, nur weil ich beispielsweise in der Frage des Kinobesuchs nachgebe(n muss). Das bricht mir zumindest keinen Zacken aus der Krone. Wenn ich mich durchsetzen will, dann mache ich das schon. Und solange, wie das nicht "notwendig" ist, warum nicht auf der gleichen Augenhöhe sein?

      Ich denke auch, dass das natürlich sehr abhängig von den jeweiligen Partnern sowie der jeweiligen Definition von D/S etc. Es ist meiner Meinung nach hingegen weniger abhängig davon, ob man direkt zusammenlebt oder eine Fernbeziehung führt. Je nach Intensität der Kommunikation und Stärke der Verbundenheit funktioniert ein starkes Machtgefälle auch auf Entfernung. Aber genauso gut auch die Augenhöhe. Und das finde ich schön und wichtig.

      Von daher sehe ich die Augenhöhe als wichtigen und schönen Bestandteil einer solchen Beziehung an.


      In dem Sinne einen lieben Gruß


      Patrator
      Bekennender Schwarzteefetischist. Wehe dem, der meinen Tee kalt werden lässt...

      Patrator schrieb:

      Wenn ich mich durchsetzen will, dann mache ich das schon. Und solange, wie das nicht "notwendig" ist, warum nicht auf der gleichen Augenhöhe sein?
      @Patrator Genau das aber meinte ich in dem Fall damit, dass dieses Gefälle stets besteht. Es muss und kann sich gar nicht ständig artikulieren. Aber es ist da. Wie bei dir, wenn du - nach Gutdünken oder wenn es dir geeignet erscheint - den Schalter umlegst :)
      Ansonsten gebe ich dir sehr gerne in vielem recht!
      Ich denke Augenhöhe ist mehr ein Ausdruck, der die Gleichberechtigung der Beteiligten ausdrückt den Punkt hinter das letzte Wort zu setzen, denn die Gewichtung von Standpunkten und Entscheidungsgewalt. Meiner Meinung nach ist immer einer defensiver
      als der andere, meistenteils wird das sogar wechseln und abhängig sein vom Themenbereich. Es liegt ja nicht jedem dasselbe in gleicher Weise am Herzen.

      Was meiner Meinung nach bei Diskussionen um Augenhöhe im Ds Bereich zu kurz kommt und zu kurzsichtig von Menschen, die nicht nah am Thema sind, betrachtet wird ist die Gleichwertigkeit im Unterschied zu Gleichberechtigung. Nicht dass Gleichwertigkeit in allen Verbindungen selbstverständlich wäre. Etwas, was ich persönlich schade finde, was aber zur selbstverliebten Menschheit, die oft nur das ICH im Zentrum betrachtet ganz gut passt. Diese Gleichwertigkeit führt zu einer Hamononisierung der Waage auf der Entscheidungen gertroffen werden. Die Bedürfnisse aller müssen einfließen, soll die Verbindung für alle Beteiligten erfüllend und glückliches Leben ermöglichen kann und darf nicht dauernd eine Schieflast bestehen.

      Augenhöhe ist für mich ein vermeintliches Ideal, welches meines Erachtens Theorie ist.
      <<<Toleranz sollte nur eine vorübergehende Gesinnung sein: Sie muß zur Anerkennung führen. Dulden heißt beleidigen.>>>
      Johann Wolfgang von Goethe

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von triangel ()

      Thunderbolt_II schrieb:

      Moin zusammen,

      also ich spreche jetzt nur für meine Dame und mich.

      Wir leben als gleichberechtigte Partner zusammen. Oder wie sie sagen würde "Der Dom hat die Hosen an, die Sub hat aber das Sagen."

      Nein, Scherz beiseite. Wir leben gleichberechtigt. Jeder respektierte den Anderen. Die Machtverteilung ist trotzdem nicht 50 : 50, es gibt Dinge da rede ich ihr nicht rein und andere da hab ich die entsprechende Richtlinienkompetenz.

      Dann gibt es das zusammensein im "normalen" Leben. Hier gibt es ein kleines Gefälle in der Hinsicht, dass sie sich gerne von mir führen lässt, die Verantwortung mal abgibt und ich beides gerne mache.

      Und bei uns funktioniert es :-)!

      Viele Grüße
      Thunder
      Danke für die Antwort... @Thunderbolt_II
      Und ja es funktioniert bei uns genauso und richtig gut... Kann dadurch unsere Liebe ganz genießen...

      Liebe Grüße

      Miss C
      Ehrlich gestanden bin ich mir nicht sicher ob meine persönliche Sicht des Themas wirklich unserer Beziehung gerecht wird. Ich gehe davon aus das es meine Partnerin anders als ich beurteilen würde.Schon gar nicht könnte ich es auch nur annähernd in Zahlen ausdrücken.

      Ich verkehre mit ihr nach meinem Empfinden im allgemeinen auf gleicher Augenhöhe. Es gibt Bereiche in denen ich es vermeide meine Sicht der Dinge einzubringen dort wo ich sie ganz bewusst nicht beeinflussen will.

      Das ist die eine Seite. Andererseits unterliegen wesentliche Bereiche, die Gestaltung unseres Zusammenlebens aber auch tief in den Alltag eingreifende Regeln und Anordnungen, in unserer Beziehung dem Machtgefälle. Dort gibt es keine Augenhöhe.

      Wie meine Sklavin die Augenhöhe in unserer Beziehung wahrnimmt darüber wird sie mir einen schriftlichen Bericht abliefern müssen.
      LG
      Max
      Meine Beiträge sind meine persönliche Meinung und stellen keine Verallgemeinerung dar.
      Jede Form des Bdsm ist richtig. Selbstverständlich hat die körperliche und seelische Unversehrtheit der Partnerin absoluten Vorrang. Wird falls nötig weiter ergänzt.
      Mich würde ja mal interessieren wie Augenhöhe überhaupt definiert ist, für jeden Einzelnen.
      In dem Moment wo ich frei bin in meinen Etscheidungen, zum Beispiel frei zu sagen ja oder nein, exestiert für mich eine Augenhöhe.
      Blöd zu beschreiben was ich meine, aber ich treffe doch in gewissem Maase die Entscheidung bewusst mir auch sagen zu lassen wo es lang geht.
      damit ist das für mich Augenhöhe
      das ich etwas freiwillig, gerne und bewusst tue , kein Zwang, kein Muss.
      jetzt kann das Argument kommen ne Sub muss nicht alles gerne machen, ja, mag sein aber diese Entscheidung hab ich dann auch ganz bewusst getroffen.

      Wirklich zu 100% die Augenhöhe verlassen bezeichne ich als Unterdrückung.

      Ich würde es als anmaasend empfinden wenn ein Mann meint in allem besser Bescheid zu wissen, in allem bestimmen zu wollen.
      damit würden wir dann tatsächlich Augenhähe verlieren, aber deswegen weil ich mich so einem Menschen überlegen fühlen würde, der sein Selbstvertrauen daraus zieht der Bestimmer zu sein.

      Augenhöhe bedeutet auch eine gewisse Achtung voreinander
      Servus bastet,

      es muss ja nicht heißen, dass nicht auch die Meinung, Erfahrung und der andere Denkansatz des anderen geschätzt und mit einbezogen wird, nicht? Ein Zacken sollte nicht gleich aus der Krone brechen, vielmehr macht es doch in de Gesamtheit stärker.
      Mit erscheint es klug nicht auf diese Chance zu verzichten. Allerdings werden das nicht diejenigen tun, die sich ihrer Position nicht sicher sind. ;)

      Gruß
      d
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      Johann Wolfgang von Goethe

      nur d schrieb:

      es muss ja nicht heißen, dass nicht auch die Meinung, Erfahrung und der andere Denkansatz des anderen geschätzt und mit einbezogen wird, nicht?
      und das bedeutet nach meiner definition eben auch Augenhöhe.

      Deswegen ja meine Frage was denn Augenhöhe für jeden einzelnen überhaupt bedeutet
      Siehst du, darum finde ich es immer so wichtig auch mal 'ne Defintion einfließen zu lassen so korinthenkackermäßig das auch oft empfunden wird. Meine Definition ist eine andere, steht ja oben. :)

      Es sagt halt eben nichts über Entscheidungsgewalt aus ob "Meinung, Erfahrung und der andere Denkansatz des anderen geschätzt und mit einbezogen" werden. In einer Verbindung ohne absolute Gleichberechtigung liegt halt einfach das letzte Wort immer bei einem. Ob die Meinung geringgeschätzt wird oder aber geachtet - das ist einfach ein anderer Schuh.
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