Normal oder schon eine DS Beziehung?

    Diese Seite verwendet Cookies. Durch die Nutzung unserer Seite erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Cookies setzen. Weitere Informationen

      Normal oder schon eine DS Beziehung?

      Ich lese auf Empfehlung von @Nachteule gerade „Pflaumenlila“, bis auf den Kitsch drumherum, eigentlich ganz nett, aber auch verwirrend. Viele Dinge die dort als DS Handlungen/Beziehung beschrieben werden, erachte ich als völlig normal, habe es in meiner letzten Beziehung so erlebt und mich gefreut, weil es genau das war, was ich in meiner Ehe so vermisst habe. Ich lasse den kompletten sexuellen Kontext außen vor und nehme nur die Beziehung im Alltag.

      Ist es nicht so, dass man sich in einer gut funktionierenden Beziehung umsorgt, umeinander bemüht und für den anderen da ist? Sollte es nicht eigentlich selbstverständlich sein, dass man dem Anderen zuhört und Tipps gibt wenn es beruflich zB.gerade nicht so toll läuft. Tipps sind keine Einmischung, sondern ein Zeichen, dass sich der Partner für mein Leben interessiert und will das es mir gut geht. Das ich mir Dinge, die mich gerade belasten von der Seele redenkann. Sich schick macht wenn man miteinander ausgeht, etwas anzieht was dem Anderen gefällt, einfach nur so um ihm eine Freude zu machen. Mein Exfreund ist selber Vater und ich habe es nicht als anmaßend empfunden wenn er mir bei Stress mit den Kindern seine Sichtweise mitgeteilt hat, er kannte sie ja, war Vertrauter und Freund, hatte aber trotzdem den Blick von Außen auf uns.

      Momentan führe ich keine Beziehung im klassischen Sinne, eine total lockere Spielbeziehung ist es aber auch nicht. Wir hängen irgendwo dazwischen. Wenn er wie letzte Woche, nach einer anstrengenden Geschäftsreise anstatt nach Hause zu fahren zu mir kommt, hat es für mich nichts mit devot/dominant zu tun wenn sein Kaffee dann fertig ist, das Badewasser läuft und ich ihm 30 MinutenRuhe gönne, einfach mal die Klappe halte und zuhöre auch wenn ich nur wenig von seinem beruflichen Zeug verstehe. Er hat stundenlang im Auto gesessen und sich eine Woche mit einem Kunden rumgeärgert, ist es nicht einfach logisch, dass seine Entspannung an diesem Abend im Vordergrund steht und ich auf ein reichhaltiges Animationsprogramm verzichte? Ich bin gerade etwas verwirrt, ist das Buch einfach übertrieben? Ist es nicht völlig normal und selbstverständlich das man selbst mal einen Schritt zurück geht wenn man jemanden mag und will das er sich wohl fühlt oder stecke ich viel tiefer in dieser ganzen Materie als ich es bisher gedacht habe? Ein Blick auf meinen Bekanntenkreis hilft mir gerade nicht, da leben viele Paare nur nebeneinander her, da gibt`s keinen netten und liebevolen Umgang, die sind nur noch zusammen, weil sie Angst vorm Allein sein haben. Das ist nicht das was meine Eltern mir z.B. vorgelebt haben. Also bleibt für mich die Frage was ist normal und was eine DS Beziehung oder zumnindest Anfänge davon.
      Bücher übertreiben immer, davon lebt die Unterhaltungsindustrie. Wenn die Charaktere im Buch nicht idealisieren, polarisieren und aussergewöhnlich sind, wills doch keiner lesen.
      Das Leben des Robocop ist halt interessanter als das Leben von Wachtmeister XY der den ganzen Tag Papierkram überarbeitet und sich am Arsch kratzt.
      Wie langweilig wäre Herr der Ringe wenn man statt den 9 Gefährten im Auenland geblieben wäre und die Geschichte des Tavernenbesitzers erzählt hätte dessen aufregendstes Erlebnis während des ganzen Rinkrieges war, dass sich eine total betrunkene Dame in seiner Taverne entkleidet hat.

      Und das gilt auch für Romane diverser Art - die Charaktere müsseb übertreiben und aussergewöhnlich sein, und nicht unbedingt im positiven Sinne.

      Kurzum - Bücher sind keine Realität. Und ich füchte in den meisten Beziehungen ist es alles Andere als Selbstverständlich, sich zu umsorgen, da zu sein und sich umeinander zu bemühen. Meist ist das ein Nebenher existieren und miteinander überleben wo dauernd eingemischt wird weils ja um Beide geht.
      Und nicht selten reden Paare gar nicht über Dinge die ihnen wirklich nahe gehen miteinander sondern mit Freunden. Das ist natürlich keine tolle Beziehung aber ich denke es ist der verbreitete Standard.
      Wie du sagst, Manche hält nur die Angst vor dem alleine sein oder wirtschaftliches Interesse zusammen und nicht gerade wenige bleiben nur wegen der gemeinsamen Kinder beieinander.

      Und auch beim verliebtesten Paar ebben die Gefühle mit der Zeit ab, das ist ganz normal - darum sagte ich woanders, das Wichtigste sind gemeinsame Ansichten, Überzeugungen und Pläne, denn der gemeinsame Geist hält und eint auch noch dann, wenn die Gefühle erlöschen - und das tun sie früher oder später, vielleicht nicht ganz aber deutlich gedimmt. Dann muss man sich anders zu schätzen und lieben gelernt haben auch wenn Schmetterlinge herzklopfen und Co weg sind.

      Was nun D/S und was normal ist, ist immer schwer zu sagen, schon allein weil es keine klare Definition von "normal" geben kann.

      ich finde aber in einer D/S Beziehung achtet man mehr als die meisten Vanillas darauf, sich umeinander zu kümmern, füreinander da zu sein und sich gegenseitig was Gutes zu tun weil es ja einfach eine Grundlage des D/S ist.
      Normal und selbstverständlich sind eine Frage des Betrachters. Ich kann es nur mit familie vergleichen aber ich hab auch schon mal als meine schwester eine lange woche hatte einfach auf der Arbeit ihren Wohnungsschlüssel mitgenommen und ihr was gekocht, auch ein paar mal, ein Gefallen, nett sein. Ich weis ich hab von ihr das selbe wenn es mir scheisse geht. Aufeinander achten ist einfach nur liebe. Kein Ds. Aber ich werd auch dafür oft genug schief angeschaut.

      Ich frag mich ob mich überhaupt interessiert wie andere das nennen. Ich tue was sich für mich richtig anfühlt und das heraus zu finden ist schon schwierig genug.

      Lg
      Mia
      Ohne das Buch zu kennen - ich glaube, das Stichwort, um das es hier in erster Linie geht, ist "Aufmerksamkeit".
      Grundsätzlich unterscheiden sich da vanilla- oder bdsm-Beziehung sicherlich nicht, weil es das Ideal einer Beziehung beschreibt, dass man dem Partner diese Aufmerksamkeit, Beachtung schenkt. Und wenn es nötig und opportun ist, eben auch mal die eigenen Belange und Bedürfnisse vollkommen hintan stellt.
      Was ich aber schon denke, ist, dass die Wahrscheinlichkeit, dass dieses dem Partner zugewandt-Sein auch aufrecht erhalten bleibt, in einer bdsm-Beziehung eine deutlich größere ist. Weil sie einfach auch immer wieder, sozusagen aktiv, gefordert wird. Wobei es freilich auch nicht ausgeschlossen ist, dass auch eine zuerst als D/s-Beziehung "ausgelobte" Verbindung schon nach kurzer Zeit wieder ähnlich mau dahindümpelt wie das nicht selten in üblichen Partnerschaften der Fall ist.
      Es setzt eben GEGENSEITIGES Engagement voraus. Für viele einfach zu viel Aufwand.
      Aufwand ist zwar provokant ausgedrückt @Sir_MarcO, aber beschreibt gut was ich meine. Wenn es beiden ein Bedürfnis ist, aufmerksam auf den anderen einzugehen, ihn zu unterstützen und seine Bedürfnisse zu erfüllen, dann ist es das non plus ultra. Dass diese art der Empathie in bdsm Beziehungen öfter vorkommt, ist doch wunderbar.
      Ist "einfach" Liebe denn nicht trotzdem immer die Grundlage, auch wenn daraus dann vllt. Ds wird im laufe der Zeit?

      Ich kenn nur Liebe für gute Freunden, Familie die am Herzen liegt. Aber ohne dieses Gefühl kann ich mir gar nicht vorstellen wie Ds gehen soll. Wenn ich den anderen nicht wertvoll finde und wirklich gern hab.

      Sry wenn die Frage den Thread entgleist.

      LG
      Mia
      Ich kenne den Roman auch, @Jescha - und deshalb möchte ich dir genau dazu etwas sagen, ohne auf die Frage einzugehen, inwieweit sich "normale" Beziehung (was ist normal?) und DS voneinander unterscheiden ..

      Ich habe "Pflaumenlila" komplett gelesen und würde das Buch jedem empfehlen, der mehr über DS-Beziehungen wissen will. Insofern kann ich die Empfehlung von @Nachteule gut nachvollziehen.

      Für mich ist diese Story die klassische Beschreibung der Entwicklung einer DS-Beziehung. Mit all ihren Höhen, Tiefen, Problemen, Konfrontationen, Schwierigkeiten. Natürlich sind die Protagonisten überzogen dargestellt. Wie @Arphen sagt, davon leben solche Geschichten. Kein Leser begeistert sich für Figuren, die Mittelmaß sind. Aber wie der Prozess der sich entwickelnden DS-Beziehung hier dargestellt wird, welche Fragen zwischen den beiden Figuren aufkommen, welche Probleme sie miteinander haben und wie sie letztlich damit umgehen - das finde ich gut nachempfunden. Streckenweise hatte ich das Gefühl, es ginge der Autorin genau darum, eine DS-Beziehung für den Leser verständlich darzustellen. Denn gerade DS ist oft so schwer greifbar.

      Das Buch ist ja relativ lang. Und dennoch riss für mich die Spannung nicht ab. Ich hatte ständig das Gefühl, die Figuren würden in eine Katastrophe hineinschliddern. Ich weiß nicht, ob du zuende gelesen hast. Deshalb will ich nicht spoilern. Aber ich finde, es lohnt sich, an der Geschichte dran zu bleiben. Man lernt eine Menge daraus.

      Ein Coach hat mir mal gesagt, Verwirrung sei ein wichtiger Zustand. Denn er bringe zum Ausdruck, dass sich etwas im Denken verändert. Und Veränderungen wären per se immer erst einmal gut, im Grunde also eine Entwicklung. Insofern wünsche ich dir, dass du deine Verwirrung als etwas Positives annehmen kannst. Sie wird dir in jedem Fall neue Perspektiven auf das Thema BDSM eröffnen.

      Liebe Grüße, Nora
      Ich weiß nicht, ob alle meine Meinung teilen, aber ich finde, dass es zu wirklicher, tiefer Liebe gehört, seine Wünsche und Bedürfnisse auch einmal zurückzustellen, wenn es dem anderen hilft. Liebe sollte nicht nur Verlangen sein, sondern vor allem auch das Bedürfnis, den anderen zu unterstützen.

      Viele Aspekte von D/s sind in meinen Augen auch ganz normale Bestandteile einer Beziehung: Fürsorglichkeit, gegenseitiger Respekt, der Wunsch, dem anderen Zufriedenheit und Geborgenheit zu geben. Sicher, das sind Ideale, die nicht immer vollkommene Umsetzung finden, aber der Grundgedanke sollte auch in jeder Vanilla-Beziehung vorhanden sein.

      Meiner Meinung nach unterscheidet sich D/s nun dadurch, dass eben diese Aspekte von besonderer Bedeutung sind. Hinter simplen Gesten, wie sie hier ja schon zahlreich genannt wurden, steckt nicht nur ein schlichter Wunsch ("Da freut er/sie sich sicher drüber!") sondern ein viel tieferes Gefühl, viel weitreichendere Hingabe. Damit will ich nicht sagen, dass Vanillas ihre Partner weniger achten, aber für D/sler kann dieser Aspekt eben stark genug sein, um eine Beziehung alleinig zu tragen, auch wenn keine partnerschaftliche Liebe im Spiel ist. Das natürlich auch beides auf einmal geht, muss ich sicher nicht erwähnen ;)
      Wir haben hier schon viel über den Begriff Liebe diskutiert und festgestellt, dass es eine allgemeingültige Definition dafür nicht gibt, gar nicht geben kann. Wir und unsere Erfahrungen, unsere Lebensweisen etc. sind alle viel zu verschieden. Für jeden steckt hinter Liebe etwas anderes.

      Ich glaube, ich finde es gerade ein wenig ungünstig, Parallelen zwischen einer Vanilla-Beziehung und einer D/S-Partnerschaft herzustellen. Es könnte zu schnell dazu führen, ungewollte und vielleicht ja auch unschöne Abhängigkeiten, die sich in einer Vanilla-Beziehung ergeben haben, mit einer D/S-Beziehung gleichzusetzen, nur weil da Abhängigkeiten in gewissem Maße normal und vielleicht sogar erstrebenswert sind. Ebenso wenig zielführend für die Diskussion erscheint es mir, das Positive - nämlich Verantwortung für den anderen, Respekt voreinander etc. - losgelöst vom Kontext als Element des D/S zu sehen. Überhaupt mischt sich das gerade zu sehr für mich. Natürlich sind die Grenzen bei Beziehungen fließend. Aber wir reden hier über BDSM. Und BDSM ist nun mal ein anderes Beziehungskonstrukt als Vanilla.

      Für mich ist klar: Liebe gibt es in beiden Konstellationen. Dass es D/S im Sinne unserer BDSM-Lesart auch in einer Vanilla-Beziehung gibt, nur weil man will, dass es dem anderen gut geht, dass er sich wohl fühlt und danach handelt, glaube ich nicht so ohne Weiteres.

      Ganz profan gesagt: Wenn ich meinem Vanilla-Partner ein Bad einlasse oder einen Kaffee vorbereite, hat das wirklich nichts mit D/S zu tun. Dazu gehört meiner Meinung nach sehr viel mehr als das.

      Vicky schrieb:

      Ganz profan gesagt: Wenn ich meinem Vanilla-Partner ein Bad einlasse oder einen Kaffee vorbereite, hat das wirklich nichts mit D/S zu tun. Dazu gehört meiner Meinung nach sehr viel mehr als das.
      Da bin ich ganz bei Dir.
      Einfach, weil das (jedenfalls in den meisten Vanilla-Beziehungen) Machtgefälle fehlt.
      "Wir streben mehr danach, Schmerz zu vermeiden als Freude zu gewinnen" Sigmund Freud
      mmh ... ich kann nicht sonderlich viel mitreden, aber das was nia gerade da sagt, dem kann ich nur zustimmen...

      so ganz unbescholten gehe ich in dieses thema ja auch nicht rein und hintergrundwissen hat sicher jeder irgendwie, denn in berührung kommt man ja allein über die medien schon zur genüge, doch das was "richtig" ist ist eine andere frage.

      seit ich mich nun mehr mit alledem beschäftige überlege ich sogar, ob meine erste, langjährige, beziehung nicht sogar schon züge von einer d/s-beziehung hatte, denn er war wirklich extrem dominant, aber alles lief eher über die psyche, er hat grundsätzlich gemacht was ER wollte, mich wenig mit einbezogen und war bei anderen anderer meinung als zu hause, ich habe ihn abgöttisch geliebt und sogar, als er mich noch ein jahr quasi vor seiner neuen vorgeführt hat, habe ich versucht ihm alles recht zu machen, zu kämpfen und und und ... es ist nie ausgesprochen worden, dass es solch eine beziehung sein könnte und wir beide sind/waren sicher nie im glauben gewesen, dass es so gewesen sein könnte, doch immer mehr komme ich auf den trichter, dass es genau das war und vielleicht sogar dieses "selbstgeißelnde" verhalten erklärt welches ich an den tag gelegt habe ... nach 13 jahren haben meine eltern die hände über dem kopf zusammen geschlagen und gesagt "na endlich!!!" mmh ... schon merkwürdig wie alles geht

      die beziehung danach war mir persönlich einfach zu lasch, zu lieb und zu artig ... weshalb ich nicht klargekommen bin ... tja und nun ... nun will ich es ausleben mit einem partner dem gegenüber ich meine gedanken offen äußern kann und wo alles irgendwie einen namen hat und sich von anfang an gleich ganz anders und viel besser anfühlt ... ich finde schon, dass gewisse dinge einfach normal sind, also liebe, hingebung und all dies für seinen partner, aber es nun noch mehr benennen zu können hat einen anderen touch...
      ___________________________________________________________________________________________________________________________________________


      «««««««« єяιηηєяє ∂ιcн, ∂αß αℓℓєѕ ηυя мєιηυηg ιѕт υη∂ ∂αß єѕ ιη ∂єιηєя мαcнт ѕтєнт zυ мєιηєη, ωαѕ ∂υ ωιℓℓѕт. »»»»»»»»


      ❀◕ ‿ ◕

      Vicky schrieb:


      Ganz profan gesagt: Wenn ich meinem Vanilla-Partner ein Bad einlasse oder einen Kaffee vorbereite, hat das wirklich nichts mit D/S zu tun. Dazu gehört meiner Meinung nach sehr viel mehr als das.
      Genau das meinte ich ja. Viele Dinge im Buch sind für mich lediglich nette Gesten und das fand ich irgendwie seltsam.

      Ich habe noch rund 100 Seiten vor mir, grundsätzlich gefällt mir das Buch sehr gut. Aber ich fürchte das es zum Schluß - wie immer - nochmal richtig kitschig wird. Können die nicht einfach nur ihren Spaß haben und sich mögen, miteinander wohl fühlen? Es muß doch nicht immer das totale Happy End mit Hochzeit und vielen netten Kinderchen sein. So ist das wahre Leben nämlich auch nicht ;)