Schmerzen und Nähe

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      Schmerzen und Nähe

      Vor einer Weile ist hier etwas passiert, das mich sehr aufgewühlt hat.
      Es war eine Art der Nähe zwischen uns, die ich unglaublich tief fand, die ich mir aber auch nicht erklären kann und mich frage, ob es vielleicht sonst jemand kann oder so etwas in der Art vielleicht wenigstens auch kennt?

      Er hat mich geschlagen mit dem Stock. Ich wünschte, ihr könntest das mal sehen, wie er es die letzte Zeit macht. Das ist so eine unglaublich intime Geste, dass ich fast vergessen könnte, wie unendlich weh das tut.
      Ich soll mich vor ihn stellen. Seitlich, so das ich mit dem Hintern auf seiner rechten Seite stehe, womit er ja schlägt als Rechtshänder. Seinen linken Arm legt er mir dann um die Brust vorne und hält mich fest, sein Bein schiebt er auch immer noch vor, so das ich nicht weg kann. Ich vergrabe meinen Mund zum schreien dann immer in seinem Arm. Manchmal streichelt er mir auch mit seiner linken Hand den Kopf. Das ist so eine innige Geste, eigentlich macht es das noch „schlimmer“. Es macht es erregender und irgendwie erniedrigender. Ich kann es auch nicht beschreiben.

      Kennst ihr den Film 1984? Wir haben den gerade vor zwei oder drei Wochen gesehen und ich sah ihn auch wirklich zum ersten Mal. Vielleicht kennt ihr aber das Buch von Georg Orwell? In dem Film gibt es eine- ich kann es nicht anders sagen – Folterszene. Zur Gehirnwäsche. Der Typ liegt auf einer Streckbank. Irgendwann macht sein Peiniger eine Pause, nimmt ihn in den Arm und tröstet ihn. Und er stößt ihn nicht weg, sondern genießt das und sucht diese Nähe um sich danach wieder ganz bereitwillig auf der Bank festbinden zu lassen. Diese Szene hat mich wahnsinnig geschockt, weil ich das verstehen aber so überhaupt nicht einordnen kann. Ich habe schon oft Szenen in Filmen gesehen, die ähnlich waren und die mich schon als Teenager berührt haben ohne das ich damit überhaupt irgendwas anfangen konnte.
      Jetzt kann ich es zumindest ein bisschen verstehen. Richtig noch nicht, weil es ja noch was anderes ist, wenn ich es freiwillig mache oder der Typ im Film gezwungenermaßen. Allerdings weiß ich halt aber auch, dass es eben nur ein Film ist. Vielleicht liegt es daran. Vielleicht sind diese Filmszenen mit dem Stockholm Symptom erklärbar? Keine Ahnung. Es geht mir auch gar nicht darum, die Filmszenen zu erklären. Mir ist halt nur schon sehr früh aufgefallen, dass solche Szenen irgendwas in mir auslösen, ohne das ich erklären könnte, was genau es ist. Und nun gibt es vergleichbares in meinem Leben.

      Aber diese Art der Nähe zwischen uns in diesem Moment ist unglaublich schwer zu beschreiben.
      Kennt ihr so etwas auch?
      Ich muss zugeben, viel Erfahrung habe ich hierbei nicht, aber ich erinnere mich an einmal in der Ausprobierphase wo es mir recht ähnlich ging.
      Ich empfinde es - so wie du es schreibst als unglaublich intim und stark.

      Die Hand die einen Schlägt, die einen evtl. Bestraft, zurechtweist - liebt man und man "genießt" dieses Spiel ...

      Schwer in Worte zu fassen irgendwie ;)
      „Der leere Wunsch, die Zeit zwischen dem Begehren und dem Erwerben des Begehrten vernichten zu können, ist Sehnsucht.“

      Immanuel Kant

      Hallo Helleschatten,
      dieses innige Gefühl kenne ich sehr gut.
      "Jeder Hieb ist ein Kuss von dir und mit jedem Kuss kommem wir uns näher"
      Wenn man die richtige Saite anspielt dann geht es auch für mich in dir Tiefe
      bis hin zu einem Rauschzustand und das Schöne daran ist,
      wenn man den Weg über eine Weile gemeinsam geht..genügen
      Kleinigkeiten und
      diese Gefühl ist wieder da und führt einen noch weiter in die Tiefe.

      Calistra
      Diese Nähe ist sehr wichtig für mich. Das, was du beschreibst, macht mein Herr auch manchmal. Das ist toll.

      Er checkt auch immer, ob es mir gut geht, streichelt mich.

      In wieweit das mit dem Film zu vergleichen ist, weiß ich nicht, da wir das ja wollen und es keine Folter sein soll.

      Ich fühle mich dadurch nicht gedemütigt. Ich kann mich leichter fallen lassen, weil ich weiß, er passt auf mich auf.

      Dazu muss man aber auch sagen, dass wir in einer festen Liebesbeziehung sind.

      LG Iroc

      Helleschatten schrieb:

      Glaubt ihr, dass das anders ist bei einer "Nur- Spielbeziehung"?
      Ohne pauschalisieren zu wollen: nein, das glaub ich nicht, da Nähe und Intensivität meiner Meinung nach nicht zwingend NUR von der Beziehungskonstellation abhängen. Das, was Du beschreibst hab ich als Sub auch so erlebt - mit Partner und mit 'Spiel'partner (wobei beide nicht identisch sind :D ).

      LG
      Ich kann das gut nachvollziehen!
      Ich brauche die haltende, liebevolle Berührung.
      In manchen Situationen sogar so sehr, daß ich ohne diese Schläge und die brennende Haut gar nicht so wirklich genießen kann.

      Vielleicht liegt es daran, das ich noch ganz am Anfang stehe und dadurch die Bestätigung ziehe, das 'es' erstens ok ist, das zu genießen und zweitens die Gewissheit, das es nicht im Gegensatz, sondern im Einklang mit Liebe und eben Zärtlichkeit steht...
      Ich denke nun schon eine Weile über den Eingangspost nach. Ich denke schon, dass es da einen unterbewussten "Mechanismus" gibt. keine Ahnung, ob dieser mit dem Stockholm-Syndrom irgendwie zusammenhängt. Vorstellen könnte ich es mir aber durchaus. Soweit ich weiß ist das Stockholm-Syndrom ja etwas, das auf eine Art Überlebensinstinkt zurückgeht. Kann gut sein, dass so etwas auch im SM-Kontext ausgelöst wird.
      Hey @Helleschatten ,

      Diese Nähe während des Schlagens kenne ich auch. Es sind wunderbare Momente, die wir auch als besonders innig empfinden, besonders wenn er mich dabei im Arm hält oder streichelt... Wunderbar :rolleyes: Jeder Schlag ist anders, trifft anders auf, wirkt anders... Dazu dieses Spiel zwischen Nähe und Distanz.

      Und Ja, das gibt's auch in einer Spielbeziehung! Zumindest in meiner... Warum denn auch nicht?
      Es ist nicht so, dass ich mich gut finde. Aber es könnte schlimmer sein. ( Karl Lagerfeld) 8)
      Sehr schön beschrieben @Helleschatten , auch wenn Du selbst annimmst, es gefühlt nicht richtig beschreiben zu können.
      Genau das ist es aber, was diese so unbeschreibliche Nähe ausmacht.

      Sie kann durchaus in einer, um mal Deine Worte zu verwenden, "Nur-Spielbeziehung" ;) durchaus entstehen und das sogar sehr intensiv und erfüllend. Ich weiß das, weil es mir schon einmal passiert ist und es hat meine "Flüge" während einer Session derart tiefgreifend werden lassen, dass ich das eine um das andere Mal nur sehr schwer den Rückweg ins Jetzt fand.
      Man möchte, dass dieses Gefühl nicht endet und sich darin räkeln, wie in einem heißen, wohl duftenden Bad und endlos genießen... :rolleyes: *sfz*

      Es ist ein Geschenk, dieses Nähe spüren zu können und deshalb lass es geschehen und genieße...