Vergewaltigt und doch wieder Spaß am BDSM

      Liebe @Val ich neige zum Verdrängen, Vergraben. Ich hatte in dieser und der nachfolgenden Zeit noch andere Baustellen in meinem Leben, da fiel das relativ leicht.

      Die Albträume und Durchschlafstörungen fingen erst vor einigen Monaten an, warum auch immer.
      Meinen Schatz kannte ich da noch nicht, hatte immer Beziehungen/Sex/Toyboys/BDSM und Vanilla- Geschichten laufen. Keine Ahnung was der Auslöser für das Wiederhochkommen dieses Erlebnisses ist.

      LG
      Amber
      Diese kleinen frechen Gedanken, die einem das Schmunzeln ins Gesicht treiben - unbezahlbar!
      Amber, stell dir mal eine grosse Schublade vor in die Du alles rein wirfst, was Du im Moment nicht gebrauchen kannst.

      Mit der Zeit geht diese Schublade schwerer und schwerer zu, bis sie irgendwann aufbricht und nicht mehr zu schließen ist.

      So ist das auch mit unserer Seele - wir vergraben meist die traumatischsten Erlebnisse unseres Seins ganz tief in uns, meist so tief, das wir selber nicht mal eben so mehr heran kommen.

      Aber irgendwann MUSS der ganze Mist raus - die Alpbtraeume sind ein Warnschuss Liebes!
      Du bist verdorben? ICH bin moralisch flexibel.... :P
      Man wird nicht drum rum kommen sich mit dem Erlebten auseinander zu setzen. Egal wie viel Zeit schon vergangen ist, es verfolgt einen immer weiter. Present wird es auch nach einer Therapie sein, aber auf eine andere Art und Weise.
      Ich wünsche dir viel Kraft Amber!
      Vielen Dank für eure Anteilnahme und allen Betroffenen wünsche ich auch alles Gute und mega viel Kraft zum Verarbeiten dieser Erlebnisse.

      Was mich - und das wurde mir während ich mir das Erlebte von der Seele schrieb erst wieder ins Bewusstsein gebrannt, erschreckte, war die Tatsache, dass ich erregt war und ich mich damals für meine Gefühle schämte.

      Nicht die Vergewaltigungen an sich, das war übel und wünsche ich keiner Frau und möchte das auch nie mehr erleben - sondern das Festhalten, sich nicht wehren können, fixiert und ausgeliefert sein.
      Dieses Widersprüchliche.

      Nun, im BDSM-Kontext und wie ich mittlerweile ticke, für mich aber logisch und nachvollziehbar.


      Diese kleinen frechen Gedanken, die einem das Schmunzeln ins Gesicht treiben - unbezahlbar!
      Ich konnte kaum schlafen diese Nacht. Wievielen Frauen und Männern schreckliche Dinge passieren, die nie passieren sollten - ich bin zutiefst erschüttert und würde jede und jeden einzelnen gerne sanft in die Arme nehmen und mit Herzensliebe trösten. :troesten:

      @Amber: Dass gefesselt und ausgeliefert zu sein für viele Frauen erregend ist, ist ja nicht neu. Nur sollte frau wählen dürfen, mit wem sie es macht.

      Männer kriegen einen Steifen und haben sogar einen Orgasmus bei einer Vergewaltigung - der Körper funktioniert offenbar einfach so. Es ist schrecklich, etwas schönes einfach genommen bzw. aufgezwungen zu bekommen. Dass der Körper einfach reagiert, hormongesteuert, ist unfair und furchtbar beschämend im Moment. Auf keinen Fall sollte sich jemand dann auch noch selbst bestrafen oder schlecht fühlen dafür.
      Das schreibt sich so leicht. Ich weiss, ist es nicht. :|

      Der Mensch überschreitet leider die Linie zur (bösartigen) Gewalt sehr schnell. Sogar in unserer so "zivilisierten" Welt. Wieso???
      Und was geht in Ländern vor, in denen der Glaube oder das Recht oder beides einer Frau oder einem Menschen generell den freien Willen abspricht? Ich wage nicht, darüber nachzudenken.
      Ich bin immer noch schockiert und traurig.
      [IMG:http://www.smilies.4-user.de/include/Tiere/smilie_tier_183.gif] Vernunft wird völlig überbewertet...
      Ich habe lange überlegt, ob ich dazu etwas schreibe.
      Ich habe mich viel mit dem Thema auseinander gesetzt und auch keine Probleme darüber zu reden. Allerdings habe ich schon öfter überlegt, ob es nicht besser gewesen wäre meinem Dom nicht davon zu erzählen.
      Ich hatte ja schon vorher zwei Spielbeziehungen, denen habe ich nichts erzählt und es lief sehr gut (die Trennungen hatten mit Problemen von außen zu tun, einmal die Ehefrau des Doms und einmal hat mein Mann Veto eingelegt).
      Meinen jetzigen Dom kenne ich ja schon 7 Jahre. Wir haben auch vor unserer BDSM-Beziehung eine innige Freundschaft geführt und er weiß einfach alles über mich.
      Ich habe einfach das Gefühl, das er wegen meiner Vergangenheit zuviel Rücksicht nimmt. Im SM-Bereich ist es einsame Spitze (wobei er da auch große Vorsicht walten lässt) aber ich stehe auch sehr auf Demütigungen/Erniedrigungen. Da traut er sich nicht so recht. Wir reden viel darüber, weil ich weiß ja wie es mich kickt....

      Meine Vergewaltigungen (im Alter von 7-16 J.) fanden durch Personen des direktem familiären Umfeldes statt. Ich wurde dabei nicht geschlagen, nicht fixiert. Es war sanft mit viel gestreichel. Evtl reagiere ich auf zuviel Streicheleien deswegen heute eher gereizt, aber beim Sex, Züchtigungen oder Erniedrigungen, denke ich keine Sekunde daran.
      Die Sachen (zb. Fingerschnippen, jemand fasst mir an die Nase bzw Gesicht, im dunkeln angefasst werden etc) die mich jahrelang getriggert und Flashbacks ausgelöst haben, sind über die Jahre immer weniger geworden bzw völlig verschwunden (heute ist es nur noch ein Geruch und da weiß ich noch nichtmal, ob der noch vorhanden ist, weil der letzte Flashback dadurch schon über 3 Jahre her ist).

      Mich nervt es einfach manchmal. Menschen aus meinem Umfeld machen sich mehr Gedanken als ich selber bzw scheinen sogar mehr darunter zu leiden. Ich verschwende selten einen Gedanken daran, da es vergangen ist. Heute weiß ich, wer ich bin, ich weiß was ich kann und fühle mich super. Ich bin kein hilfloses Kind mehr und wenn ich heute "hilflos" bin, dann weil ich mich freiwillig und gewollt in diese Situation begeben habe.

      Ich denke jede Erfahrung, ob nun eine gute oder schlechte, prägt einen und hinterlässt Spuren.
      Ich glaube nicht, das sich meine Neigung allein aus dieser Erfahrung entwickelt hat.

      Ich schließe mich der Meinung an, das man mit Erlebnissen bewußt umgehen sollte und nichts auf Dauer verdrängen sollte.
      Gerade so üble Erfahrungen wie Vergewaltigungen, wo ja nicht nur der Körper sondern viel mehr die Seele verletzt wird, muss aufgearbeitet werden.
      Hat man diesen schweren und vorallem anstrengenden Schritt hinter sich, lässt es sich auch mit solchen Erfahrungen gut bzw sogar sehr gut leben, wobei ich da nur aus meiner eigenen Erfahrung sprechen kann und es leider auch schon anders erlebt habe.
      Die Psyche ist einfach zu verschieden und jeder Mensch hat unterschiedliche Ressourcen.

      Ich fragte einmal eine befreundete Psychologin, wie es sein kann, das ich mein Leben so gut meistere und meiner Schwester, die dasselbe erlebt hat (sogar "weniger" bzw nicht in dem selben Ausmaß wie ich) so völlig zerstört ist (es endete dieses Jahr in ihrem Suizid).
      Ihre Antwort war, das ich vom Wesen einfach komplett anders bin. Ich bin extrovertiert und habe mein Vertrauen in die Menschen trotz allem nicht verloren. Zudem habe ich früh angefangen über meine Erlebnisse zu sprechen und habe mir Hilfe geholt.
      Ich habe mich komplett geweigert, dem Täter zuviel Raum und auch Gewalt über mich zu geben, indem ich in der Vergangenheit verweile und immer wieder denke "Warum ich?" oder die Schuld bei mir zu suchen, wie es meine Schwester getan hat.

      Ich bin auch nicht mehr wütend oder verspüre diesen unbändigen Hass gegenüber den Tätern. Das war auf Dauer auch einfach zu kraftraubend, da diese niemals eine gerechte Strafe bekommen. Und es würde ihnen auch wieder zuviel Raum in meinem Leben bzw meinen Gedanken geben. Zudem bin ich wirklich gerne ich und wer weiß, ob ich ohne diese Erlebnisse ebenso stark und sicher geworden wäre (das soll nicht heißen, das ich ihnen dankbar wäre). Ich wünsche niemanden diese Erfahrung und trotzdem kann ich dieser Erfahrung als Teil meiner Vergangenheit annehmen.

      Lieben Gruß
      @CrazyMary
      auch möchte mich für deinen Beitrag bedanken.
      Ja, er macht Mut und ich finde es wirklich gut, dass du noch mal betonst, wie nervig es sein kann, dass sich Mitmenschen sorgen und Mitleid haben, oder sogar selbst darunter leiden. Denn das hat mich jahrelang daran gehindert, mich normal und nicht absonderlich zu fühlen.
      Heute kann ich damit souverän umgehen, weil ich begriffen habe, wie hilflos meine Mitmenschen sich fühlten.
      Deshalb fällt es mir auch viel leichter, ihnen klar zu machen, dass ich kein "Opfer" bin, sondern durch meine Erfahrung viele Stärken gewonnen habe.
      *durchatme*

      Ich finde es erschreckend, über wie viel Leid in diesem Thread berichtet wird, und gleichzeitig ermutigend, über wie viel Kraft in diesem Thread berichtet wird.

      Den Thread habe ich nun recht spät entdeckt und durchgelesen; deswegen an dieser Stelle gesammelt meine Hochachtung an alle, die sich trauen hier über ihre Erfahrungen zu schreiben, und fühlt euch alle gedrückt (wenn ihr mögt^^)

      Ich finde es toll, wie viele hier Opfern beistehen und sie unterstützen; und finde es interessant, wie hierbei anscheinend häufig gerade eine D/s-Beziehung mit dem Opfer in der dominierten Position hilft/"genutzt wird" um bei der Aufarbeitung zu helfen. Diese tiefe Fürsorge ist denke ich die allerbeste Visitenkarte für einen D/s-Dom :love:

      Und da meine Mutter mich mit so viel Respekt und Emanzipation per Anschauungsunterricht großgezogen hat, daß ich vermute (oder hoffe?) sie würde mich einen Kopf kürzer machen wenn ich einer Frau einem anderen Menschen solcherlei antue habe ich noch "leichtes" Bauchgrummeln bei der Vorstellung, wie sie reagiert wenn sie meine Neigung bewußt wahrnimmt.. :whistling:
      (Na gut, meine Schwester mit dem Ring an der rechten Hand denke ich würde da durchaus genug Argumentationshilfe von der "anderen Seite" liefern..^^)

      lg,
      Sebastian
      @beloved Ja, richtig. Genau das ist es. Nicht jede/jeder hat nach einem solchen Erlebnis z.B. ein komplett zerstörtes Selbstbewusstsein oder kann kein richtiges Vertrauensverhältnis zu anderen Menschen aufbauen.
      Ich hatte einfach oft das Gefühl, das andere Menschen besser wissen, wie ich mich nun zu fühlen habe. Aber da ich mich nicht so gefühlt habe, wie es anscheinend zu erwarten ist, habe ich mich "unnormal" gefühlt.
      Dann kam sowas wie "Ach, das ist ein Verdrängungsmechanismus" . Nein, ist es nicht. Ich habe mich bewusst mit meiner Vergangenheit auseinander gesetzt, Bücher gelesen und mich auch in manchen Dingen wiedergefunden (allerdings finde ich zb auch in jeder Sternzeichenbeschreibung etwas, das auf mich zutrifft ;) ).
      Ich finde es toll, das du ebenfalls die Stärke erkennst, die du durch deine Erfahrungen gewonnen hast!!

      @stracciatella ich persönlich nutze unsere D/s- Beziehung nicht zur Aufarbeitung. Liegt evtl aber auch daran, das ich damit fertig war, bevor ich diese Art der Beziehung eingegangen bin......

      CrazyMary schrieb:

      ....Nicht jede/jeder hat nach einem solchen Erlebnis z.B. ein komplett zerstörtes Selbstbewusstsein oder kann kein richtiges Vertrauensverhältnis zu anderen Menschen aufbauen.
      Ich hatte einfach oft das Gefühl, das andere Menschen besser wissen, wie ich mich nun zu fühlen habe. Aber da ich mich nicht so gefühlt habe, wie es anscheinend zu erwarten ist, habe ich mich "unnormal" gefühlt.


      Das kommt mir sehr bekannt vor, vor allem da meine Mitmenschen mit vielen meiner Handlungsweisen - ich habe Asperga - sowieso nicht klar kommen.
      Du bist verdorben? ICH bin moralisch flexibel.... :P
      zuerst ein Danke an Fuchur, ich hatte ein Onkel der fast die gleichen Worte benutzte wie du. (vielleicht schreibe ich den Beitrag deswegen)

      Das erstemal war ich 5, wir sind in eine neue Gegend gezogen nach der Scheidung meiner Eltern. Es war ein alter Mann aus dem Nebenblock (ich weiß bis heute wie er aussieht) ich weiß nur er meine Mutter bemerkte meine Veränderungen und hakte nach, dann ging es ziemlich schnell, ich weiß noch wie ich auf dem Polizeiprasidium saß und mir unzählige Bilder anschauen musste, bis wir ihn gefunden hatten. Später stellte sich heraus das ich "Glück" hatte das er mich "nur" angefasst hatte, es waren mehre Kinder aus der Nachbarschaft.

      7 Jahre später, meine Mama hatte einen neuen Freund dieser zog auch bei uns ein. Nach einer Weile, immer wenn meine Mutter nicht da war versuchte er mich anzufassen. Ich weiß nur wie sehr ich ihn hasste, mich zurück zog. Irgendwann kam meine Mutter in mein Zimmer und redete mit mir und es brach alles aus mir heraus. Ich weiß noch wie sehr sie mich festhielt und sagte es wird alles gut. Sie schickte ihrem Bruder ein Telegram, der kam noch am gleichen Abend... ich weiß nicht was er mit "meinen Stiefvater" alles anstellte, ich habe dieses Schwein seid dem nie wieder gesehen.

      Erst viel später habe ich festgestellt, das nicht jede Mutter/Familie so gut reagiert und bin heute sehr dankbar dafür. Ich danke meiner Mutter das sie so eine starke Frau war, mögest du in Frieden ruhen. Sie wäre heute sehr stolz auf mich, ich bin dank der anschließenden Therapie, meines starken Charakters, vielleicht auch wegen meiner Extrovertiertheit eine starke selbstbewußte Frau. So schnell kann mich eigentlich nichts umhauen.

      Ich danke auch Onkel R. dafür das du im richtigen Moment da warst.

      Ich glaube nicht das meine Neigung etwas mit dem erlebten aus meiner Kindheit zu tun hat, ich habe alles aufgearbeitet und wenn doch, dann ist es eben so. Ich bin so wie ich bin. Dieses Kapitel habe ich in eine (imaginäre) Keksdose verpackt und die steht auf dem Regal meines Lebens neben den anderen, es gehört zu mir, ein Teil von mir, aber es bestimmt nicht mein Leben.

      Liebe Grüße Amanda
      "... der Mensch spielt nur, wo er in voller Bedeutung des Worts Mensch ist,und
      e r i s t n u r d a g a n z M e n s c h, w o e r s p i e l t"

      (Friedrich Schiller)
      Ich weis gar nicht was ich schreiben soll, angesichts der Beschreibungen der Geschehnisse und den grausigen Details. Ich bin schockiert und fassungslos, was manche Menschen einem anderen an tun können und bewundere euren Mut und auch die Kraft dies hier allen mitzuteilen. Aber auch eure Zuversicht in die Zukunft . Was mich sehr betroffen gemacht hat, waren die Schilderungen zum Missbrauch im Familienkreis und ablehenden Haltung der Vertrauenspersonen (Eltern, usw.) Ich glaube euch jedes Wort, doch es ist für mich nicht begreiflich wie man so handeln kann.
      In der Vergangenheit musste ich bereits 2 Frauen vor solchen Ä***** schützen, was mir eine gebrochene Nase eingebrockt hat. Aber das war es wert und ich werde auch in Zukunft nicht wegsehen und aktiv einschreiten.

      Dass ihr den Tätern teilweise sogar vergeben könnt, zeugt von einer Stärke, die ich, sollte es meiner Freundin oder meinem Kind jemals so etwas geschehen sicher nicht habe werde. Mein Hass wäre grenzenlos in so einem Fall .

      Ich wünsche den Betroffenen viel Erfolg auf ihrem Weg.

      LG Fhard76