Gibt es unter euch praktizierende Christen?

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    newbarbie schrieb:

    heute dieses Zitat gefunden ich denke das passt:

    Meine Religion:
    Das Leben fängt an und hört auf. Dazwischen sollten wir jedem mit möglichst viel Freundlichkeit und Liebe begegnen. Ende.
    In wie fern passt das Zitat zu der Fragestelltung, ob Christ-Sein und BDSM zusammen passen? ;)

    Ich bin praktizierender Christ und habe mit meinen BDSM Neigungen überhaupt keine Probleme. Ich gehe regelmäßig in die (Frei-)Kirche, engagiere mich auch dort. Ich weiß, dass Gott mich geschaffen hat, wie ich bin, vor allem, dass er mich liebt, auch wenn ich Fehler mache.

    Das Ds sehr biblisch ausgelebt werden kann, wurde ja schon erwähnt. Im dritten Kapitel des aller ersten Buches der Bibel steht schon: "Dein Wille solldeinem Manne unterworfen sein, und er soll dein Herr sein.". Naja, was soll man dazu noch sagen. 8o

    Die einzige Einschränkung im BDSM Kontext sehe ich persönlich in der Partnerwahl. Meiner Ansicht nach steht Gott nicht auf Herumvögelei, also heute die, morgen die. Sondern Sex ist immer auch an Gefühle und Partnerschaft gebunden. Für mich persönlich kein Problem, weil ich eh ein Bindungsmensch bin.

    Aber wenn man es geil findet, sich auspeitschen zu lassen? Dann wären ja Sportarten wie Boxen auch "unchristlich". :) Am Ende kriegt man da auch auf die Nase ...

    Ich denke, wenn ich mit meiner BDSM Beziehung verantwortungsvoll umgehe und wir etwas tun, was wir beide wollen, was sollte Gott dagegen haben? Wenn sich jemand abends auf allen vieren an der Leine herumführen und den Po versohlen lässt, weil er dann über Tag besser seine 20 Angestellten managen kann, ist doch alles chicko.

    Grüße, maeDie
    Ich möchte vorweg sagen, dass ich mit dem Folgenden niemanden angreifen möchte und keine Grundsatzdiskussion vom Stapel reißen will. Unter keinen Umständen. Und auch keine theologische Diskussion.


    Absolut wichtig ist, dass jeder persönlich seinen Glauben und BDSM zusammen bekommen kann.
    Ich persönlich finde es aber erschreckend, zu lesen, wie viele Christen ihr BDSM mit Stellen wie Epheser5,22 ("Ihr Frauen ordnet euch euren Männern unter, so wie ihr euch dem Herrn unterordnet." HFA2002) o.Ä. rechtfertigen.

    Damit wird in meinen Augen jede andere Konstellation als Male-Dom und Fem-Sub ausgeschlossen.
    Außerdem wird die Bibel da wörtlich genommen, anstatt zu interpretieren.
    Jeder/-m ist es in meinen Augen selbst überlassen, die Bibel zu verstehen und zu lesen, aber muss das nicht Konsequent getan werde? Wenn ich eine Stelle wörtlich nehme, muss ich dann nicht alle wörtlich verstehen? Wenn ich eine Stelle interpretiere- muss ich dann nicht alles interpretieren?
    Also: Wer von Euch steinigt noch?

    Ich finde, wenn man Bibelstellen wie Epheser 5,22 nimmt und es einem reicht, sie zu lesen und sie so annimmt- dann macht man es sich zu leicht.
    Das ist für mich Fundamentalismus.

    Wenn betrachtet wird, in welchem Kontext und warum welche Bibelstellen entstanden sind, muss eigentlich immer vieles anders verstanden werden.

    Ich werde hier exemplarisch eine Bibelstelle nach meinem Glauben und meinem Wissensstand auseinandernehmen.
    Ich möchte noch einmal betonen: Ich habe die Weisheit nicht mit Löffeln gefressen und beanspruche das auch nicht. Ich möchte nur einmal aufzeigen, wie leicht und wie schnell, eine Bibelstelle etwas ganz anderes heißen kann und andere Bedeutung annimmt. Das hier ist mein persönlicher Glauben, deshalb bitte ich Euch von Grundsatzdiskussionen Abstand zu nehmen (egal ob persönlicher oder theologischer Art). Das hier soll ein Beispiel sein, nicht mehr und nicht weniger.


    Der Epheserbrief ist vermutlich nicht von Paulus geschrieben worden (er unterscheidet sich in Theologie und Stil, von anderen Paulusbriefen etc.), außerdem ist der Empfänger nicht klar (auf alten Schriften fehlt die Angabe "Ephesus"- vermutlich wurde diese nachträglich hinzugefügt) und er ist circa 80-90.nChr. geschrieben worden (Darauf deutet die bereits bestehende Gemeindestruktur hin).

    Der Brief richtet sich also in einer ganze anderen Zeit und an eine andere Gemeinde (Bzw. vermutlich mehrere, da diese Brief damals "rumgereicht" werden konnten, vermutlich in KleinAsien) mit andern Problemen.

    In den Stelle rund um Epheser 5,22 geht es um den Umgang der Menschen miteinander. Am Anfang des Kapitels geht es auch noch nicht um Partnerschaft oder Familie, sondern einfach um den Umgang der Menschn miteinander.
    Also einander unterordnen? Ja, die Meinung des anderen höher schätzen als die eigene. Nicht auf Rechthaberei bestehen, sondern sich um Einheit bemühen, indem man versucht, den anderen zu verstehen.

    Dann kommt auch schon 5,22: Die Frau soll sich dem Mann unterordnen.
    ABER: Reißen wir die Bibelstelle einmal nicht komplett aus dem Kontext: In 5,23, also dem nächsten Vers, wird der Vergleich mit Christus gezogen.
    Also ist erstmal Christus im Spiel. Er ist für beide, Frau und Mann, oberste Instanz. Sein Führungsstil ist kein tyrannischer. Im Gegenteil: Er liebt. Er hat sich soweit untergeordnet, unter Gottes Wünsche, dass er für uns gestorben ist.
    Gehen wir zurück zum Vergleich: Der Mann soll sich so um seine Frau kümmern und sie lieben, wie Christus das für seine Gemeinde tat. Und das alles unter Gottes Wünschen

    Und plötzlich haben wir einen ganz anderen Sinn dieser Bibelstelle:
    Diese Bibelstelle zeigt einen Möglichkeit der Einheit auf: Gegenseitiges Unterordnen.
    Die Frau soll sich also um ihren Mann kümmern, auf ihn eingehen. Der Mann soll sich um seine Frau kümmern, auf sie eingehen (Wie Christus es für seine Gemeinde tat- im Auftrag Gottes).
    Damit ist es ein ausgeglichenes Verhältnis von Mann und Frau.

    Diese Bibelstelle kann also einfach auch als Ermutigung verstanden werden. Für das gute Zusammenleben von Mann und Frau. Und eben gegen egoistisches Beharren, gegen Verantwortungslosigkeit und für gegenseitige Achtung und Liebe, für Hingabe gegenüber dem Partner.

    Und das ist in meinen Augen etwas ganz anderes als "Frau gehorcht dem Mann". Das hier ist etwas Gegenseitiges, eine Art Anleitung für eine gute Partnerschaft im Sinne Gottes. Das gilt meines Erachtens für alle Partnerschaften. Egal ob Vanille oder BDSM'ler, Homo- oder Heterosexuelle oder alle anderen.

    Und dann einmal zurück zur Ausgangsfrage des Threads:
    Ich kann BDSM und meinen Glauben miteinander verbinden.
    Und auch meine gesamte Sexualität. Ich bin lesbisch.
    Ich glaube einfach relativ modern, ich lege viel wert darauf alles auszulegen und nachzulesen. Ich lese gerne Schriften von Theologen und versuche bestmöglich zu verstehen. Für mich ist das in der Bibel eben immer im Kontext der damaligen Umstände zu verstehen.
    Und dann komme ich eben u.U. zu Ergebnissen, wie in diesem Beispiel.

    Ich glaube, dass ich als devot veranlagte Lesbe einfach gut so bin, wie ich bin. Ich sehe mich als von Gott geschaffen und gewollt. Damit ist meine Sexualität ein Teil von mir. Egal, ob ich den homosexuellen oder den devoten Aspekt betrachte. Ich sehe da kein großes Problem. Wenn ich mich selbst lieben soll- wie kann ich dann grundlegend falsch sein? Ich sehe durchaus ein, dass es DInge gibt, wie z.B. schlechte Angewohnheiten, Einstellungen etc. die ich ändern kann, aber für mich ist meine Sexualität gegeben und grundlegend für mein Leben (sie war z.B. ausschlaggebend für die Wahl meines Studiums), sodass ich nicht glaube, dass etwas so Grundlegendes geändert werden kann. Wie auch? Ich habe mich nicht dazu entschlossen lesbisch zu sein. Ich habe mich verliebt. Ganz einfach. Genauso ist es doch mit BDSM. Oder hat sich irgendjemand von Euch dazu entschlossen devot/dominant zu sein?

    Aber das ist auch nur meine Meinung.

    igel.
    "It doesn't matter what you've heard,
    'impossible' is not a word!

    It is just a reason - for someone not to try."
    - Kutless, What faith can do
    @igel
    Sehr schöne und detaillierte Betrachtung .
    Vielen Dank dafür .
    Und ich schließe mich an - das eine schließt das andere nicht aus , sondern ergänzt .
    Christ zu sein bedeutet Respekt für sein gegenüber zu haben . Für mich eine göttliche Vorgabe - keine Kirchliche .

    ----Einen Menschen zu lieben , heißt ihn so zu sehen wie Gott ihn gemeint hat .-----

    Mit allen Ecken und Kanten , unabhängig von kirchlichen ( von Menschen ) geschaffenen Dogmen .
    Angenommen zu werden mit allen positiven und negativen Haltungen und Mustern , die als defizitär betrachtet werden , ist doch die eigentlich christliche Botschaft .
    Deshalb bleibe ich in meinen Werten der christlichen Botschaft zugehörig .
    Unabhängig von Kategorien und Vorgaben .
    Wir leben alle unter dem selben Himmel , aber nicht mit dem gleichen Horizont
    @igel da hast du auf jeden Fall recht. Ich möchte auf keinen Fall eine theologische Diskussion führen im Bezug auf Homosexualität welcher Art auch immer und der Bibel. Ob ich die Bibel immer richtig verstehe - keine Ahnung. Ich weiß was mein Herz sagt. Viele Jahre habe ich auch mit sehr fundamentalistischen Kreisen unter den Christen gelebt. Ich habe mich freigestrampelt weil ich es selbst aus verschiedenen Gründen nicht mehr aushielt so meinen Glauben zu leben. Gott liebt jeden einzelnen von uns und mir steht es nicht zu die Lebensweise oder den Glauben anderer zu bewerten/ beurteilen. Die Unterordnung Mann/ Frau habe ich auch angeführt. Ohne Bibelstelle zu nennen weil ich sie nicht im Kopf grad hatte - hätte aber sonst auch Epheser genannt. Aber - eben genau aus dem Grunde wie du es beschrieben hast. Weil es eben keine ich sag mal negative Unterordnung ist. Sondern eine wunderschöne in sich stimmige, durchdachte und keineswegs abwertende. Es ist aber so das da eben Mann/ Frau steht. Deshalb kann man dennoch die Bibelstelle anführen - ohne das es ein Angriff auf deine Lebensform, deine Sexualität sein muss. Ich denke der Schwerpunkt liegt tatsächlich auf der Unterordnung und der Führung und dem Rahmen in dem das stattfindet. Z.b das der der führt eben nicht nur führt sondern sich ebenfalls unterordnet. In dem Fall Christus :) :blumen: